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 | Tourendetails Flüela Quintett (Baslersch Chopf 2629m, Sentisch Horn 2827m, Jörihorn 2845m, Flüela Wisshorn 3085m, Gorihorn 2986m) |
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Tourenart | Skitour (Speed) |
Datum | 07.02.2015 |
Region | |
Kartennummer | 248 S Prättigau, SAC Skitouren Graubünden Süd |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS, I |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 28.2km
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Höhenmeter | 3700m 3700m |
Lawinenbulletin | erheblich (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Flüela Quintett (Baslersch Chopf 2629m, Sentisch Horn 2827m, Jörihorn 2845m, Flüela Wisshorn 3085m, Gorihorn 2986m) mit Pascal
(Flüela Wisshorn 3085m - Ankunft am Sentisch Horn 2827m)
//Motivation
Lang und schnell sollte sie sein die heutige Tour. Die Lawinensituation war allerdings immer noch heikel und liess uns schlussendlich ins Flüelatal ausweichen. Wir mussten immerhin, dass Baslersch Chopf und Sentisch Horn in den letzten Tagen gemacht wurden, und auch das Jörihorn sollte bereits eine Spur aufweisen. Alles andere wollten wir noch offen halten, vielleicht würde noch der eine oder andere Gipfel dazukommen. Mögliche Ziele hatte es ja genug in der Gegend.
//Tour
Während das Thermometer im tiefer gelegenen Landwassertal noch frostige -16° Grad anzeigte, waren es beim Ausgangspunkt in Tschuggen Pkt. 1938m bloss noch -10° Grad. Allerdings wehte ein frisches Lüftchen, was den Start nicht gerade angenehm machte.
Wir folgten einer verblasenen Spur Richtung Baslersch Chopf 2629m, und bevor wir uns richtig aufgewärmt hatten, standen wir bereits auf der Schneekuppe 2605m (Wintergipfel), wo die Spur der Vorgänger geendet hatte. Auch wir wollten uns damit begnügen, denn der Übergang zum Hauptgipfel war recht eingeblasen und hatte uns nicht sonderlich inspiriert.
Nach einer kurzen und ruppigen Abfahrt ins Tälli 2330m hatten wir erneut angefellt, um den Spuren Richtung Sentisch Horn 2827m zu folgen. Auf den letzten Metern war etwas Vorsicht geboten, da die Hänge links und rechts der Aufstiegsroute gut mit Triebschnee gefüllt waren. In unserem Korridor waren wir allerdings sicher. Wenig später erreichten wir den Gipfel, wo wir eine kurze Pause einlegten, und die Sonne und das wunderbare Panorama genossen.
Im Frühjahr könnte man bei sicheren (Firn)Verhältnissen vom Sentisch Horn direkt über die steile SW-Flanke ins Dischmatal abfahren. Wir aber wollten zurück ins Flüelatal. Es folgte eine rassige Abfahrt hinab zum Bardillen Boden 2100m bei der Flüelapassstrasse. Der Schnee war stark vom Wind bearbeitet und die Schneeverhältnisse dementsprechend schlecht bis miserabel; gut hatten wir uns für die Rennausrüstung entschieden, denn skifahrerisch wäre heute nichts zu holen gewesen.
Während Pascal die Pace vorgab, hatte ich unterwegs zum Jörihorn 2845m erstmals eine kleine Baisse. Nachdem ich in einem Flachstück ein Gel reinzudrücken vermochte, fühlte ich mich sofort besser und konnte die Geschwindigkeit in der Folge problemlos aufrecht erhalten. Vom Skidepot erreichten wir in wenigen Schritten den Gipfel(Grat).
(Sicht Richtung Gorihorn 2986m - Schoggibueben auf dem Jörihorn 2845m)
Im Aufstieg zum Jörihorn hatten wir bereits gesehen, dass einige Tourengänger im Begriff waren eine Spur Richtung Flüela Wisshorn 3085m anzulegen. Unterdessen hatten sie die Winterlücke Pkt. 2787m erreicht und querten den Jörigletscher zur Einsattelung südlich von Pkt. 2941m. Diese Gelegenheit wollten wir beim Schopf packen, denn bis wir beim Skidepot wären würden sie sicherlich den Gipfel erreicht haben.
Nachdem wir durch das Müllersch Tälli hinabgecruised waren, gelangten wir auf 2400m auf die Aufstiegsspur Richtung Flüela Wisshorn, an welche wir uns in der Folge dranhängen wollten. Mit gefüllten Speichern fellten wir hinauf zur Winterlücke und weiter zum Skidepot am Fusse des Flüela Wisshorn 3085m NE-Grates. Obwohl wir bereits mehr als 2500hm in den Beinen hatten fühlten sich diese immer noch gut an.
Im Gegensatz zum letzten Mal sah der NE-Grat momentan sehr felsig aus; an eine Skiabfahrt vom Gipfel war dabei nicht zu denken. Während es zuvor im Aufstieg windstill war und die Sonne sogar einzuheizen wusste, mussten wir uns nun gut einpacken um dem stürmischen Wind zu trotzen. Dann begannen wir zu attackieren. Pascal eilte voraus und ich heftete mich an seine Fersen. In nur 18 Minuten erreichten wir den Hauptgipfel, die letzten Meter führten über einen exponierten Grat. Unsere Vorgänger, welche wir kurz zuvor gekreuzt hatten, begnügten sich mit dem Vorgipfel. Sie waren mit Steigeisen und Pickel ausgerüstet. Was durchaus Sinn machte, denn die N-Flanke war abschüssig steil und im oberen Abschnitt hart bis eisig. Unsere Turnschuhe waren nicht wirklich angemessen; im Aufstieg okay aber im Abstieg?
(Flüela Wisshorn 3085m NE-Grat - heute eine alpine Geschichte)
Nachdem wir dem Hochgefühl für einige Minuten Platz eingeräumt hatten, hiess es nun vollste Konzentration und den Fokus nicht verlieren. Denn entweder drohte Rutschgefahr im haltlosen Griessschnee, oder dann mussten im Hartschnee Tritte geschlagen werden. Beides war ungemütlich und wir kamen nur schrittweise voran. Langsam tasteten wir uns abwärts, bis wir schliesslich das Schlimmste überstanden hatten und wieder sicheren Boden unter den Füssen spürten. Die restlichen Meter zum Skidepot hinab legten wir im Laufschritt zurück, trotzdem brauchten wir im Abstieg beinahe doppelt so lange wie im Aufstieg!
Nach einem kleinen Carbo-Reload machten wir uns an die Abfahrt ins Flüelatal. Als Nächstes stand das Gorihorn 2986m auf dem Plan. Falls uns die Füsse noch tragen würden. Auch Richtung Gorihorn hatten wir im Vorfeld bereits eine Aufstiegsspur ausfindig gemacht, welch ein Glück wir doch hatten! Die Abfahrt war erneut durchwachsen; der Schnee wies auch hier vorwiegend einen Deckel auf, nur ab und zu liessen sich einige schöne Schwünge im Pulver drehen. Schnell erreichten wir die Passstrasse und fuhren auf dieser hinab nach Wägerhus, wo wir ein weiteres Mal die Felle montierten.
(Ausrutschen verboten am Flüela Wisshorn 3085m - Abfahrt zur Passstrasse, Sentisch Horn 2827m im Hintergrund)
Die ersten Metern waren erwartungsgemäss zäh, es war schwierig die Motivation zu behalten. Doch irgendwie fand ich zurück in den Trott, ich nahm es Schritt für Schritt. Und als wir die 3000hm Grenze durchbrachen begann ich innerlich zu jubeln. Nun stellte ich mir vor, dass wir auf den Mont Blanc steigen wollten, und dass wir es schon beinahe geschafft hätten. Wir folgten der Aufstiegsspur durch's Tschuggentälli und ostwärts Richtung Gorihorn.
Unter dem steilen Gipfelhang war dann Schluss mit Spur, die Vorgänger hatten hier alle gekehrt. Wir wollten es wenigstens versuchen, da wir den Hang als einigermassen sicher einschätzten. Nach einigen Spitzkehren montierten wir die Skis auf den Rucksack, und stiegen die letzten Meter zu Fuss auf den Grat. Nun fehlten noch 50hm zum Gipfel, und auch hier hatten wir aus sicherheitsrelevanten Gründen den Fussaufstieg vorgezogen. Nach wenigen Minuten erreichten wir die Gipfelabdachung des Gorihorns und den Steinmann. Es war geschafft: Innerhalb von sechs Stunden hatten wir fünf Gipfel bestiegen, zwei davon mit alpinem Charakter, ein unglaubliches Gefühl!
Obwohl wir noch kurz ans Pischahorn 2980m gedacht hatten, liessen wir es nun gut sein und machten uns auf den Weg ins Tal. Die Abfahrt war einmal mehr vom Übelsten, doch dies war uns mehr oder weniger gleich, denn heute gelangen uns fünf auf einen Streich.
//Fazit:
Taktisch hatten wir alles richtig gemacht heute; das Spuren vorwiegend den anderen überlassen und anschliessend das Feld von hinten aufgerollt. Dass es sogar mit dem Flüela Wisshorn 3085m geklappt hatte war natürlich Extraklasse - so konnten wir dem lang und schnell noch ein alpin hinzufügen.
Die Begehung ohne Steigeisen war allerdings schon grenzwertig, vor allem der Abstieg war stellenweise heikel bis haarig. Ein Ausrutscher hätte nicht gestoppt werden können. Bis zum Vorgipfel war gespurt, für den Übergang zum Hauptgipfel hatten wir die Ehre die erste Spur in den Schnee zu legen.
(Alpiner Anstieg aufs Gorihorn 2986m - mit 3700hm in den Beinen - and still alive!)
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//Facts:
- Route: Tschuggen - Baslersch Chopf - Tälli - Sentisch Horn - Bardillen Boden (Flüelapassstrasse) - Jörihorn - Müllersch Tälli - Flüela Wisshorn - Wägerhus (Flüelapassstrasse) - Gorihorn - Tschuggen.
- Distanz: 28.2km
- Höhenmeter: 3700m
- Schnittpuls: 120bpm
- Maxpuls: 148bpm
- Ausrüstung: Ersatzfelle
- Verpflegung: 3 Gels, 3 Powerbars, 1l Iso
//Die Zeiten:
- Start PP Tschuggen Pkt. 1938m um 08:28 Uhr.
- Ankunft Baslersch Chopf 2629m um 09:26 Uhr.
- Start Baslersch Chopf 2629m um 09:31 Uhr
- Ankunft Tälli 2330m um 09:36 Uhr
- Start Tälli 2330m um 09:38 Uhr
- Ankunft Sentisch Horn 2827m um 10:18 Uhr.
- Start Sentisch Horn 2827m um 10:26 Uhr.
- Ankunft Bardillen Boden 2100m (Flüelapassstrasse) um 10:37 Uhr.
- Start Bardillen Boden 2100m (Flüelapassstrasse) um 10:41 Uhr.
- Ankunft Jörihorn 2845m um 11:37 Uhr.
- Start Jörihorn 2845m um 11:41 Uhr.
- Ankunft Müllersch Tälli 2400m um 11:50 Uhr.
- Start Müllersch Tälli 2400m um 11:55 Uhr.
- Ankunft Skidepot Flüela Wisshorn NE-Grat ca. 2920m um 12:36 Uhr.
- Start Skidepot Flüela Wisshorn NE-Grat ca. 2920m um 12:41 Uhr.
- Ankunft Flüela Wisshorn 3085m um 12:59 Uhr.
- Start Flüela Wisshorn 3085m um 13:03 Uhr.
- Ankunft Skidepot Flüela Wisshorn NE-Grat ca. 2920m um 13:31 Uhr.
- Start Skidepot Flüela Wisshorn NE-Grat ca. 2920m um 13:36 Uhr.
- Ankunft Wägerhus 1990m um 13:53 Uhr.
- Start Wägerhus 1990m um 13:58 Uhr.
- Ankunft Gorihorn 2986m um 15:30 Uhr.
- Start Gorihorn 2986m um 15:40 Uhr.
- Ankunft PP Tschuggen Pkt. 1938m um 16:04 Uhr.
--> Total ohne Pausen: 6:42'00
--> Total mit Pausen: 7:34'00
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Es sind nun bereits wieder einige Jahre vergangen seit meinem letzten Besuch des Flüela Wisshorns 3085m. Damals im Frühling und als Teil der lohnenden Wäschchuchi-Rundtour. Hier geht's zum Bericht: klick!
Grundsätzlich wäre es möglich, noch das Flüela Schwarzhorn und auch das Pischahorn einzubauen, dann würde man bestimmt die 5000hm Schwelle knacken - ein verwegener Gedanke....
Im Frühjahr kann bei sicheren (Firn)Verhältnissen vom Sentisch Horn über die SW-Flanke ins Dischmatal abgefahren werden.
Bulletin: Erheblich für Trieb- und Altschnee ab 2000m für alle Expositionen.
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