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| Tourendetails Clariden 3267m (Überschreitung), Bocktschingel 3068m, Tüfelsjoch 2919m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 12.03.2015 |
Region | |
Kartennummer | 246 S Klausenpass, 1193 Tödi |
Link zum Kartendienst | |
Anforderung | S, I 3.3 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 22.7km
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Höhenmeter | 2600m 2600m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Clariden 3267m (Überschreitung), Bocktschingel 3068m, Tüfelsjoch 2919m, mit Reinoud
(Clariden N-Wand und Iswändli - unterwegs zum Chammlijoch)
//Motivation
Heute sollte es wieder einmal Richtung Clariden gehen. Für Reinoud, der bis dato gerade einmal eine Handvoll Skitouren absolviert hatte, würde es bestimmt ein eindrückliches, alpines Bergerlebnis werden. In der Hoffnung auf Pulverschnee wollten wir den Clariden überschreiten, um anschliessend über's Tüfelsjoch in die schattigen Nordhänge der Tüfelsstöck zu gelangen.
//Tour
Kurz vor 07:00 Uhr sind wir in Urnerboden 1370m gestartet. Die Temperaturen lagen leicht im frostigen Bereich, vom Nordwind war momentan noch nichts zu spüren. Der Aufstieg bis zum Klausenpass war mehr Pflicht als Kür, aber immerhin brauchten wir keine Lawinenzüge zu überqueren und kamen auch gut ohne Harscheisen durch. Nachdem wir auf der Höhe des Tierälpligrates endlich an die Sonne gelangten, legten wir eine erste, kurze Pause ein.
Unterdessen war der Nordwind sicht- und spürbar geworden, die Temperaturen fielen in den Keller und liessen die Finger gefrieren. Als wir die winddichte Extraschicht montiert hatten und den Anstieg fortsetzten, fühlte es sich schon bald wieder besser an. Die exponierte Crux beim Iswändli war harmlos da komplett abgeblasen, trotzdem war ein Anstieg mit montierten Harscheisen ratsam. In der Folge spazierten wir über den Gletscher bis an den Fuss des Clariden Vorgipfels Pkt. 3191m.
(Kletterei am Clariden Westgrat - Schlüsselstelle und grossartige Ambiance)
Als wir die Steigeisen montiert und die Ski aufgebunden hatten, machten wir uns an den Fussaufstieg. Noch immer waren wir alleine am Berg, was in Anbetracht der Popularität des Claridens durchaus erstaunlich war. Dank gutem Trittschnee war der Vorgipfel schnell erreicht, und nun konnten wir sie spüren, die grossartige Ambiance! Vor uns stellte sich der Clariden Gipfelaufbau in den Weg, zur Linken bekamen wir Einblick in die Nordwand, und zur Rechten lag der unberührte Hüfifirn mit Piz Cambrialas, Gross Düssi und Gross Schärhorn. Nach wenigen Schritten gelangten wir hinab in die Scharte, und nun folgte die ausgesetzte Kletterei auf den Hauptgipfel. Die Ketten lagen komplett frei und die Felsen waren grösstenteils trocken, somit war es ein Leichtes auch diese Hürde problemlos zu meistern. Schon bald waren die Schwierigkeiten geschafft, und wir durften die letzten Meter über den Westgrat bis zum Gipfel geniessen.
(Auf dem Gipfel - Die sanfte Clariden Ostflanke)
Während wir in den letzten Minuten vom Wind verschont wurden, war es hier auf dem Gipfel wieder unangenehm zugig, an eine längere Gipfelrast war folglich nicht zu denken. Nachdem wir das Panorama aufgesogen hatten, machten wir uns bereit für die Abfahrt. Über die im Vergleich zum Clariden Westgrat und Nordwand geradezu sanft anmutende Ostflanke glitten wir hinab auf den weiten Claridenfirn, dahinter thronten der mächtige Bifertenstock und der kolossale Tödi.
Gemütlich fuhren wir stromabwärts, bis wir zu den vom Gemsfairen herkommenden Aufstiegsspuren Richtung Tüfelsjoch Pkt. 2919m gelangten. Eine Gruppe war bereits im Begriff Richtung Bocktschingel 3068m anzusteigen, wir wollten die Gunst der Stunde resp. die vorhandene Spur ebenfalls nutzen, um diesem Gipfel einen Blitzbesuch abzustatten. Unterdessen war es warm und windstill, die Extraschichten konnten wir wieder im Rucksack verstauen. Dank der guten Spur kamen wir schnell voran und erreichten nach nicht einmal 20 Minuten bereits den letzten, steilen Aufschwung zu Pkt. 3068m. Mit aufgebundenen Ski stiegen wir in bestem Trittschnee steil hinauf zum Wintergipfel, die Steigeisen blieben dabei im Sack.
(Bocktschingel 3038m NE-Flanke - Abfahrt auf den Claridenfirn)
Die Abfahrt vom Wintergipfel war auf den ersten Metern gehörig steil. Während die einen mit soliden Kickturns in die Tiefe stachen, bevorzugten es die anderen einfach abzurutschen... Danach genossen wir besten Presspulver in der NE-Flanke, und anstatt die Fahrt zu unterbrechen und den Weg des geringsten Widerstandes Richtung Tüfeljoch zu wählen, fuhren wir erneut hinab auf den Claridenfirn.
Nach einer kleinen Stärkung folgte der letzte Anstieg hinauf auf's Joch. Eine Kette sowie solide Eisentritte sorgten unterdessen für eine sichere und entspannte Überwindung der kleinen Felsstufe. So könnten die Bergführer ihre Kunden gefahrlos den Berg hinauf- und wieder hinabbringen. Auf der Nordseite stiegen wir anschliessend über den ebenfalls gesicherten Steig zum namenlosen Gletscher hinab. Im Gegensatz zur ersten Einrichtung machte diese durchaus Sinn, da der Abstieg im brüchigen Fels durchaus heikel war und in früheren Jahren oftmals ein Abseilmanöver mit sich zog. Heute brauchten wir nicht einmal Steigeisen zu montieren.
Nun folgte eine hammermässige Abfahrt in gut gesetztem Pulver, entlang der Tüfelstöck und Speichstock, hinab zum Tüfels Fridhof und Gemsfairenhüttli Pkt. 1951m. Auf 2km Distanz werden hier gut 900 Höhenmeter vernichtet, der Wahnsinn! Danach galt es entlang des Sommerweges hart nach Westen zu traversieren, leider kamen wir nicht umhin kräftigen Stockeinsatz zu geben. Doch schliesslich gelangten wir über Chlustrittli und Vorder Chlus hinab nach Jägerbalm. Auf der Passstrasse gelangten wir in wenigen Minuten zurück zum Ausgangspunkt.
//Fazit:
Clariden - again and again! Und auch dieses Mal musste ich konstatieren, dass es einfach ein toller Berg ist, welcher das Herz eines jeden Skitourengehers höher schlagen lässt. Die alpin angehauchte Überschreitung vermittelt jeweils eine tolle Ambiance, und die Abfahrt vom Tüfelsjoch bietet bei entsprechenden Verhältnissen höchsten Abfahrtsgenuss! Die 5 Sterne waren heute leicht zu vergeben: Das Wetter war top, die Ambiance super, die Tour ausgiebig, die Kletterei abwechslungsreich und der Schnee pulvrig!
(Tüfelsjoch Pkt. 2919m - Abfahrtsgenuss pur!)
//Facts:
- Route: Urnerboden - Vorfrutter Hüttli - Klausenpass - Iswändli - Chammlijoch - Clariden Vorgipfel - Clariden - Claridenfirn - Bocktschingel - Claridenfirn - Tüfelsjoch - Tüfels Fridhof - Gemsfairenhüttli - Chlustrittli - Jägerbalm - Urnerboden.
- Distanz: 22.7km
- Höhenmeter: 2600m
- Ausrüstung: Harscheisen, Steigeisen, Pickel
- Verpflegung: 0.7l Iso, Banane, 2 Powerbars, Snickers.
//Die Zeiten:
- Start Urnerboden 1370m um 06:54 Uhr
- Pause Nähe Tierälpligrat 2520m um 08:53 Uhr.
- Start Nähe Tierälpligrat 2520m um 09:03 Uhr.
- Ankunft Vorgipfel 3130m um 10:20 Uhr.
- Start Vorgipfel 3130m um 10:33 Uhr.
- Ankunft Clariden 3267m um 11:11 Uhr.
- Start Clariden 3267m um 11:24 Uhr.
- Ankunft Claridenfirn 2810m um 11:37 Uhr.
- Start Claridenfirn 2810m um 11:47 Uhr.
- Ankunft Bocktschingel 3068m um 12:11 Uhr.
- Start Bocktschingel 3038m um 12:30 Uhr.
- Ankunft Claridenfirn 2740m um 12:40 Uhr.
- Start Claridenfirn 2740m um 12:44 Uhr.
- Ankunft Tüfelsjoch 2919m um 13:02 Uhr.
- Start Tüfeljoch 2919m um 13:22 Uhr.
- Ankunft Urnerboden 1370m um 14:15 Uhr.
- Total ohne Pausen: 6:03'30
- Total mit Pausen: 7:19'55
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Die Clariden-Überschreitung ist Genusstour für lauftüchtige Tourengänger. Da die Schlüsselstellen jeweils mit Ketten/Fixseilen versehen sind, eignet sich die Tour auch gut für halbwegs erfahrene Solisten. Steigeisen und Pickel gehören trotzdem mit ins Gepäck.
Weitere Berichte vom Clariden findet man hier: klick!
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