Beschreibung | Pigne de la Lé 3396m SE-Couloir
(Das Tor zum Glacier de Zinal - Das Pigne de la Lé 3396m SE-Couloir bereits sichtbar)
//Motivation
Seit dem Artikel in die Alpen 02/14 hegte ich den Wunsch, diese steile Skitour selbst einmal anzugehen. In meiner Kindheit verbrachte ich viele Wochen respektive Monate in Zinal, allerdings vorwiegend im Skigebiet und nicht auf den angrenzenden Gipfeln, es war somit an der Zeit zumindest einige schwarze Flecken auf der Landkarte aufzudecken.
//Tour
Ein nach NE ausgerichtetes Couloir bedeutet im Frühling jeweils früh aufzustehen, damit man den Hang noch möglichst vor der Lawine befahren kann. Da ich am Vortag mit den Turnschuhen bereits bis zur Brücke über die Navisence gelaufen war (Wegweiser Grand Mountet, ca. 1910m), konnte ich mich bereits auf den langen Zustieg zum Glacier de Zinal einstellen.
Im Dunkeln schritt ich über das Plat de la Lé und erreichte bei Tageslicht besagte Brücke. Hier produzierte ich einen kleinen Verhauer, da ich mich vom Wegweiser zur Cab. du Grand Mountet verleiten liess und über die Brücke schritt. Wenig später bemerkte ich das Malheur, da es sich dabei eindeutig um den Sommerweg handeln musste, welcher unter der NW-Flanke des Besso querte und zur direkt zur Hütte führte. Im Winter dagegen bleibt man rechts des Baches und steigt weiter im Talboden auf.
Somit zurück über die Brücke und weiter Richtung Glacier de Zinal. Nachdem das coupierte Gelände überwunden war, verschaffte auf ca. 2200m das imposante Gletschertor Zutritt in die Welt der Fels- und Eisgiganten. Bis ca. 2350m folgte ich der Spur Richtung Cab. du Grand Mountet, am Ende der Moräne schwenkte ich dann nach rechts, um in NE-Richtung über einen sehr steilen Hang (>40° Grad) gegen das bereits sichtbare SE-Couloir der Pigne de la Lé anzusteigen.
In weiser Voraussicht hatte ich zuvor die Harscheisen montiert, und auch damit war der Anstieg grenzwertig, die Spitzkehren mussten sitzen. Zudem galt es den Bergschrund (oder sonstigen Anriss) an geeigneter Stelle zu überwinden, ein kleiner Adrenalinschub zur frühen Stunde. Danach konnte ich problemlos über Plan des Lettres bis zum Ausläufer des SE-Couloirs ansteigen.
Dort säumten riesige Lawinenkegel den Einstieg, von weitem hatte dies nicht sehr erbaulich ausgesehen. Von nahem betrachtet war es aber halb so wild, das Couloir selber war schön ausgeräumt und bot genügend Platz um genusvoll Ski zu fahren. Falls es denn auffirnte. Denn bis jetzt hatte sich die Sonne Zeit gelassen, und der Himmel war bereits mit Schleierwolken überzogen, ich stellte mich bereits darauf ein im hartgefrorenem Schnee abzufahren.
Eingangs Couloir, auf ca. 3050m, war dann fertig mit Skianstieg, ich montierte die Steigeisen, und hatte den Anstieg mit aufgebundenen Ski fortgesetzt. Der Hang war nicht extrem steil, so konnte ich vorerst auf den Pickel verzichten. Die Schneedecke war bestens durchgefroren, dementsprechend zügig kam ich voran. Trotzdem war es anstrengend und ich kam gehörig ins schnaufen, die Pausen nutzte ich dann jeweils um einige stimmungsvolle Fotos zu schiessen, denn die Ambiance im Couloir, hoch über dem Glacier de Zinal, war grossartig.
(Couloir Impressionen - hoch über dem Glacier de Zinal)
Nach etwas mehr als einer halben Stunde konnte ich auf den Grat aussteigen und in wenigen Schritten den Gipfelsteinmann erreichen, es war vollbracht! Zumindest die Hälfte, denn bekannterweise ist bei Steilabfahrten der Gipfelerfolg lediglich die halbe Miete. Nun hatte ich aber erst einmal eine ausgiebige Pause eingelegt und die grandiose Aussicht auf die couronne Impériale genossen, auch das Matterhorn war von diesem Aussichtspunkt schön zu sehen.
Dann machte ich mich bereit für die Abfahrt. Der Himmel war milchig und die Sonne zu schwach um den Schnee in absehbarer Zeit aufzufirnen, nun war Survival Skiing angesagt! Die direkte Einfahrt vom Gipfel war steil und die Kickturns mussten sitzen, doch ich war von Beginn an im Element und ohne Zweifel. Anschliessend verlor das Gelände den extremen Touch, und ich konnte es einen Tick ruhiger angehen lassen. Der Abfahrtsgenuss hielt sich wie erwartet in Grenzen, es war allerdings nicht ganz so schlimm wie erwartet. Bei Plan des Lettres war der Schnee dann sogar leicht angetaut, von Firnverhältnissen leider trotzdem noch weit entfernt.
Über den letzten Steilhang gelangte ich hinab ins Gletscherbecken, um in der Folge talauswärts zu cruisen. Das coupierte Gelände wie auch die Gegenanstiege vor Vichiesso verlangten noch einmal tüchtigen Stockeinsatz, da der Schnee aber noch hart war ging das ganze verhältnismässig ring von der Hand. Ein positiver Nebeneffekt. Mit viel Schwung gelangte ich kräfteschonend über die Ebene Plat de la Lé, danach im Skating-Stil entlang der Navisence zurück zum Ausgangspunkt. Nach einem Tenuwechsel gings nahtlos zum Alpinskifahren mit den Kids...
//Fazit:
Grundsätzlich war es eine tolle und eindrückliche Geschichte, leider hatte ich mir den falschen Tag ausgesucht mit nur wenig Sonne - entgegen dem Wetterbericht, der für heute grand beau versprochen hatte. Nun ja, immerhin wusste ich nun Bescheid, und würde die Tour bei nächster Gelegenheit wiederholen können.
(Die letzten Meter zum Gipfel - grandiose Aussicht)
// Facts Pigne de la Lé 3396m SE-Couloir
Höhe: 400m, durchgehend 40-45° steil, sehr schöne Ambiance. Skischwierigkeit 4.3/E2.
//Facts:
- Route: Zinal Brücke Pkt. 1653m - Plat de la Lé - Le Vichiesso - Glacier de Zinal - Plan de Lettres - SE-Couloir - Pigne de la Lé - retour dito.
- Distanz: 22.7km
- Höhenmeter: 1830m
- Ausrüstung: Harscheisen, Steigeisen, Pickel
- Verpflegung: 1l Iso, 1 Powerbar, 1 Gel, 1 Banane
- Topo aus Die Alpen 02/14: klick!
//Die Zeiten:
- Start Zinal Pkt. 1653m um 05:47 Uhr.
- Pause Glacier de Zinal 2420m um 07:32 Uhr.
- Start Glacier de Zinal 2420m um 07:37 Uhr.
- Pause Pigne de la Lé SE-Couloir 3050m um 08:40 Uhr.
- Start Pigne de la Lé SE-Couloir 3050m um 08:48 Uhr.
- Ankunft Pigne de la Lé 3397m um 09:25 Uhr.
- Start Pigne de la Lé 3397m um 09:48 Uhr.
- Ankunft Zinal Pkt. 1653m um 10:50 Uhr.
- Total ohne Pausen: 4:27'00
- Total mit Pausen: 5:03'00
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Das Pigne de la Lé SE-Couloir wird bereits sehr früh von der Sonne beschienen und verlangt dementsprechend einen zeitigen Aufbruch.
Weitere Skitouren rund um Zinal:
- Sasseneiere WSW-Couloir, oder Sasseneire, Diablon, Sex de Marinda Kombi (Start in Zinal/Grimentz oder von der Bergstation Corne de Sorebois)
- Pigne de la Lé SE-Couloir
- Garde de Bordon: Aufstieg aus dem Skigebiet Zinal (aus der Zone Freeride), dann Abfahrt entweder über die NE-Flanke und zurück ins Skigebiet, oder durch die Südflanke und zum Lac de Moiry, Gegenanstieg von der Staumauer Pkt. 2250m zum Col de Sorebois (nur im Frühling resp. bei umgewandeltem Schnee).
- Petit Tour du Ciel (Trifthorn 3728m, L'Épaule du Rothorn 4016m, Blanc de Moming 3649m)
- Weisshorn Pkt. 3576m (Fuss der Arête Young)
- Bishorn
- Tête de Milon NW-Flanke
- Bella Tola, Le Toûno, Turtmannspitze Kombi
- Les Diablons Pkt. 3609m SE-Flanke? War perfekt eingeschneit im April 2018!
- Pointe d'Arpitetta 3132m, Westflanke oder Nordflanke?
- Pigne de la Lé 3395m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
- Col du Pigne de la Lé Pkt. 3137m Nordabfahrt
- Dent des Rosses 3612m
- Pointes du Mourti 3563m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
Plans de randonnées: Winter und Sommer
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