|
|
 | Tourendetails Zinal Freeride - Garde de Bordon 3310m NE-Flanke |
|
Tourenart | Skitour |
Datum | 15.04.2015 |
Region | |
Kartennummer | 1327 Evolène |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS, I 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | C |
Höhenmeter | 550m 1150m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | NE |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Zinal Freeride - Garde de Bordon 3310m NE-Flanke
(Garde de Bordon 3310m NE-Flanke - Sicht von der Corne de Sorebois)
//Motivation
Die Garde de Bordon 3310m ist ein formschöner Grenzgipfel zwischen dem Val de Zinal und dem Val de Moiry. Aus dem Skigebiet Zinal blickt man jeweils auf ihre eindrücklich steile NE-Flanke. Auch wenn ich in meiner Jugendzeit unzählige Stunden im Skigebiet verbracht hatte, und auch oftmals in der Freeride Zone Gardes de Bordon unterwegs war, hatte ich nie daran gedacht, jemals über diese steile Flanke runterzufahren.
Dies änderte sich nun, als ich am NW-Grat Aufstiegsspuren, und in der NE-Flanke Abfahrtsspuren ausmachen konnte. Diese Chance konnte ich mir fast nicht entgehen lassen! Denn die Crux war nicht unbedingt die Befahrung der Flanke selber, sondern der nicht einsehbare, darunter liegende Felsriegel; ein Durchkommen verlangte Ortskenntnisse die ich nicht hatte, aber so brauchte ich bloss den Spuren zu folgen um ebenfalls sicher ans Ziel resp. zurück ins Skigebiet zu gelangen.
Trotzdem wollte ich mich noch nicht festlegen, sondern einfach mal die Lage checken. Es gab auch noch die Option, über die weitaus harmlosere Südflanke ins Val de Moiry abzufahren, und vom Stausee wieder auf den Col de Sorebois aufzusteigen. Und falls alle Stricke rissen, konnte ich auch über den Grat zurücksteigen.
(Fixseil am NW-Grat)
//Tour
Nach einem ausgiebigen und gemütlichen Zmorge liess ich mich mit den Bergbahnen bis zur Combe Durand Bergstation 2820m hochchauffieren. Es war ein komisches Gefühl, denn für gewöhnlich können mir die Anstiege nicht lange genug sein. Die Combe Durand Bergstation 2820m dient sowohl als Ausgangspunkt fürs Variantenfahren in der Freeriden, oder eben für den alpinistischen Zugang zur Garde de Bordon.
Schnell hatte ich die Felle montiert und war anschliessend zur Erkundungsmission aufgebrochen. Die Aufstiegsspur führte mich zuerst quer durch die Freeride Zone, um in der Folge steil auf den NW-Grat aufzusteigen. Die letzten Meter auf den Grat mit geschulterten Ski. Obwohl ich mich immer noch nahe beim Skigebiet befand, fühlte ich mich bereits sehr klein und in eine andere Welt versetzt, nun war ich auf mich alleine gestellt.
Mit aufgebundenen Ski folgte ich den Trittspuren über den Grat hinüber zum felsigen Vorbau nordwestlich von Pkt. 3139m. Die Spur querte unter den schattigen Felsen hindurch bis zu einem versteckten Couloir. In bestem Trittschnee gewann ich rasch an Höhe und gelangte zu einem Fixseil, welches mich sicher über die nächste Steilstufe führte und zurück auf den Grat beförderte. Es war viel einfacher als gedacht.
Nun hatte man bereits freie Sicht zur Garde de Bordon 3310, auch wenn noch ein gutes Stück Weg dazwischen lag. Während meine Vorgänger zu Fuss weiterschritten, war es für mich bequemer, dank meines DYNAFIT CHO OYU Rucksacks, mit seiner speziellen und sehr praktischen Skihalterung für ein schnelles Befestigen und Entnehmen der Skis, noch einmal die Skis zu montieren anstatt diese zu tragen.
Als ich den letzten Gipfelaufschwung erreichte, waren die Skis schnell wieder am Rucksack befestigt, und ich konnte den Fussaufstieg fortsetzen. Hart am Grat haltend gelangte ich zu einer weiteren Felsstufe, welche in leichter Kletterei bezwungen wurde. Nach der Umgehung einer letzten, kleinen Felsstufe waren dann alle Hürden gefallen, und ich erreichte schon bald den Gipfelsteinmann.
(Auf dem Gipfel Grande Panorama)
Jetzt galt es eine Entscheidung zu treffen. Adrenalingeladen über die pulvrige NE-Flanke abfahren, oder genüsslich im Frühlingsschnee die unberührte S-Flanke hinabcruisen nach Comba Rossa und weiter zum Moiry Stausee. Ich verspürte grosse Lust auf die Südflanke, andererseits konnte ich mir die Chance fast nicht entgehen lassen, den Spuren durch die NE-Flanke zu folgen, so eine Gelegenheit gab es nicht alle Tage! Für die NE-Flanke sprach auch die Tatsache, dass ich schneller zurück im Skigebiet sein würde, um anschliessend mit den Kids die Pisten unsicher zu machen.
Und so fiel die Wahl auf die NE-Flanke. Nachdem Schuhe und Bindung festgezurrt und die Schalter (im Kopf) umgelegt waren, begab ich mich wenige Meter unter dem Gipfel an die Abbruchkante. Der Tiefblick war genial und die Einfahrt steil, allerdings nur auf den ersten Metern, danach wurde es bereits flacher. Ich war startklar. Und ab ging die Post! Die ersten Kickturns zwischen den Felsen hindurch mussten sitzen, und sie taten es. Anschliessend öffneten sich die Hänge, und ich konnte in bestem Presspulver und Skigelände meine Radien ziehen.
Auf ca. 3000m führten die Spuren nach links (im Sinne der Abfahrt), um den nächsten Felsriegel zu überwinden. Wie erhofft brauchte ich bloss den Spuren zu folgen, um nach etwas Zickzack den geeigneten Durchgang zu den darunter liegenden Hängen zu finden. Unterdessen hatte der Pulver weichem Frühlingsschnee Platz gemacht, und so konnte ich genüsslich talwärts cruisen. Auf ca. 2600m querte ich die Hänge hart Norden, um zurück ins Skigebiet und zur Talstation des Chiesso Skilifts zu gelangen.
Während ich es mir nun auf dem Chiesso Sessellift gemütlich machte und bergwärts fuhr, konnte ich erneut die Spuren in der NE-Flanke begutachten, das war ein wilder Ritt! Nebst den zwei vorhandenen Spuren hatte ich links davon meine eigene gesetzt, kaum zu glauben! Als ich anschliessend Yanik davon erzählte und ihm stolz die Spuren zeigte, nahm er kaum Notiz davon, dies überstieg (noch) seine Vorstellungskraft, und das war gut so.
//Fazit:
Die Garde de Bordon 3310m hatte ich im Vorfeld gar nicht auf dem Radar - als ich dann am Vortag die Spuren in der NE-Flanke ausmachen konnte war es um mich geschehen, so schnell kann es gehen! Ohne diese Spuren hätte ich mich mit Sicherheit nicht an die Abfahrt getraut, da der untere Felsriegel vom Skigebiet nicht einsehbar war und man ortskundig sein musste um dort sicher durchzukommen.
Die Verhältnisse im Aufstieg und bei der Abfahrt waren nahezu perfekt! Dank Trittschnee am NW-Grat konnte ich auf Steigeisen und Pickel verzichten, und in weniger als einer Stunde den Gipfel erreichen. Der gut gesetzte Pulver in der steilen NE-Flanke bescherte mir nebst dem Adrenalinschub höchsten Abfahrtsgenuss.
(Super Schneeverhältnisse in der Garde de Bordon NE-Flanke)
// Facts Garde de Bordon 3310m NE-Flanke
Höhe: 500m, anfangs 45° steil, mittig 35°, Ausfahrt felsdurchsetzt. Ortskenntnisse sollten vorhanden sein zwecks Überwindung des Felsriegels auf ca. 2900m. Skischwierigkeit 4.3/E2.
//Facts:
- Route: Combe Durand Bergstation 2820m - Garde de Bordon NW-Grat - Garde de Bordon 3310m - Garde de Bordon NE-Flanke - Zone Freeride - Chiesso Talstation 2200m.
- Distanz: 6km
- Höhenmeter: 550m
- Maxpuls: 152bpm
- Ausrüstung: Harscheisen, ev. Steigeisen
- Pistenplan Zinal-Grimentz zum herunterladen: klick!
- Freeride Zone Gardes de Bordon: klick!
//Die Zeiten:
- Start Combe Durand Bergstation 2820m um 09:41 Uhr.
- Ankunft Garde de Bordon 3310m um 10:37 Uhr.
- Start Garde de Bordon 3310m um 10:47 Uhr.
- Ankunft Chiesso Talstation 2200m um 11:05 Uhr.
- Total ohne Pausen: 1:13'45
- Total mit Pausen: 1:23'40
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Weitere Skitouren rund um Zinal:
- Sasseneiere WSW-Couloir, oder Sasseneire, Diablon, Sex de Marinda Kombi (Start in Zinal/Grimentz oder von der Bergstation Corne de Sorebois)
- Pigne de la Lé SE-Couloir
- Garde de Bordon: Aufstieg aus dem Skigebiet Zinal (aus der Zone Freeride), dann Abfahrt entweder über die NE-Flanke und zurück ins Skigebiet, oder durch die Südflanke und zum Lac de Moiry, Gegenanstieg vom Staudamm Pkt. 2250m zum Col de Sorebois (nur im Frühling resp. bei umgewandeltem Schnee).
- Petit Tour du Ciel (Trifthorn 3728m, L'Épaule du Rothorn 4016m, Blanc de Moming 3649m)
- Weisshorn Pkt. 3576m (Fuss der Arête Young)
- Bishorn
- Tête de Milon NW-Flanke
- Bella Tola, Le Toûno, Turtmannspitze Kombi
- Les Diablons Pkt. 3609m SE-Flanke? War perfekt eingeschneit im April 2018!
- Pointe d'Arpitetta 3132m, Westflanke oder Nordflanke?
- Pigne de la Lé 3395m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
- Col du Pigne de la Lé Pkt. 3137m Nordabfahrt
- Dent des Rosses 3612m
- Pointes du Mourti 3563m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
Plans de randonnées: Winter und Sommer
 |
|
|
|
|