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 | Tourendetails Wendenhorn 3023m SE-Grat |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Exponierte Gratkletterei |
Datum | 11.07.2015 |
Region | |
Kletterführer | Hochtouren Topoführer Urner, Glarner, Tessiner Alpen, Topo Wendenhorn SE-Grat, SAC Urner Alpen 3, 1211 Meiental |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit |
Anforderung | T5
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Zu- oder Abstieg | Teilweise Fussabstieg, aber auch abseilen und abklettern |
Kondition | A |
Höhenmeter | 500m
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Exposition | SE |
Meereshöhe | 2500 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Sonne |  |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Wendenhorn 3023m SE-Grat 5a, 4c obl., 18Sl (**), mit Dani
(Wendenhorn 3023m - die höchste Erhebung des Fünffingerstöckgruppe)
//Motivation
Seit der Sanierung im Sommer 2011 kann der Wendenhorn Südostgrat auch von halbwegs gestandenen Alpinisten angegangen werden, ohne sich dabei gleich in die Hosen zu machen. Der alpine Charakter wurde allerdings beibehalten, und es gilt noch immer viel Eigeninitiative zu zeigen bezüglich Absicherung und Routenfindung. Im oberen Gratteil werden die Türme nun direkt überklettert anstatt links umgangen (siehe SAC Urner Alpen 3), was die Route noch um einen Zacken schwieriger macht.
(Wendenhorn SE-Grat)
//Tour
Anfahrt früh morgens nach Sustenbrüggli Pkt. 1907m und direkter Anstieg über steile Grasplanggen Richtung Wendenhorn SE-Grat. Obschon weglos konnte man sich hier kaum verirren. Nachdem wir eine Geröllrinne emporgestiegen waren gelangten wir auf Altschneefelder, nun war es nicht mehr weit bis zum Vorbau/Wandfuss. Die Randspalte liess sich problemlos passieren. Dauer für den Zustieg ungeführ 1h.
Die ersten Bohrhaken waren schnell ausfindig gemacht, und so konnten wir schon bald loslegen mit der Kletterei. Für mich war es ein veritabler Kaltstart, da ich seit vielen Monaten nicht mehr geklettert bin. Ich hatte dann auch meine liebe Mühe das Vertrauen in die Sohlenreibung zu finden. Glücklicherweise steckten genügend Bohrhaken, und so konnte ich die erste Seillänge trotzdem sauber nach Hause bringen. Unterwegs liessen sich noch zwei Cams Grösse 0.4 und 1 versenken. Die Seillänge mass volle 50 Meter.
Die zweite Seillänge ging im selben Stil weiter wie die Erste, doch nun war Dani an der Reihe respektive am scharfen Ende, und ich konnte der Kletterei entspannter entgegensehen. Nach der 3. Seillänge (kurz) galt es einige Meter in den Sattel abzusteigen, bevor wir an den eigentlichen SE-Grat gelangten. Nach einer kleinen Pause kletterten wir weiter. Die Ambiance war grossartig, wir vergassen die Zeit, genossen den Moment und den warmen Fels.
(Schöne und luftige Gratkletterei)
Die Kletterei war nie sonderlich schwierig, doch galt es trotzdem noch den einen oder anderen Turm zu erklettern, die Schwierigkeiten lagen dort ungefähr bei 4c-5a. Weiter oben hatten wir das Seil verkürzt, um den Rest am laufenden Seil zu klettern. Ab und zu konnte ein Bohrhaken geklippt werden, auf Zwischensicherungen hatten wir meist verzichtet. Ab und zu liess sich eine Schlinge legen. Nach beinahe 5h anregender Kletterei erreichten wir den schönen Gipfel, nun genossen wir die super Ambiance und die Aussicht, u.a. auf den Wendengletscher und die imposante Titlis Südwand (Topos z.B. hier und da).
(Typisches Gelände am Wendenhorn SE-Grat)
Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns an den Abstieg. Dieser würde einige Zeit in Anspruch nehmen. Bei einem Wetterumschwung problematisch, doch heute hatten wir keine Eile, da wir von einer stabilen Hochdrucklage und trockener Luft profitierten.
Der erste Absteilstand mit Kette war schnell lokalisiert, vom Gipfel musste dazu einige Meter durch eine Rinne abgestiegen werden. Nachdem wir 1x25m abgeseilt hatten, folgten wir dem Couloir vorsichtig bis hinunter zu Scharte (T6, II). Es befand sich viel loses Material im Couloir und der Abstieg glich einem Eiertanz, den besten respektive einfachsten Durchgang zwischen den Felsen hindurch fanden wir oftmals auch erst im zweiten oder dritten Anlauf. Von der Scharte wechselten wir auf die NE-Seite (Wegspuren) wo wir ca. 20m unterhalb sofort den nächsten, solide eingerichteten Absteilstand vorfanden. Nun hatten wir 3x20m über das Schrofengelände abgeseilt, bis wir markant flacheres Gelände erreichten, und das Seil vorerst verstauen konnten. Steinmänner und Wegspuren leiteten uns in der Folge nach unten (T4-T5, tendenziell linkshaltend), bis wir zuletzt noch 1x10m über eine Felsstufe auf den Gletscher abseilten.
Nachdem wir trotz etwaiger Vorbehalte die Steigeisen montiert hatten, surften wir gelenkschonend den aufgeweichten Chli Sustlifirn hinunter. Der Gletscher war aktuell noch gut eingeschneit, und Spalten nur im obersten Abschnitt andeutungsweise sichtbar. Auf ca. 2480m konnten wir die Steigeisen abschnallen, und durch die Geröllrinne Richtung Finrplangg absteigen. Dort erleichterten weitere Schneefelder den Abstieg, und so gelangten wir problemlos und schnell, das Boulder-Testpiece Propellerhead 7C+ (ab 2:38) links liegen lassend, zurück zum Sustenbrüggli.
//Fazit:
Schöne, alpine Klettertour auf einen tollen 3000er Gipfel! Trotz der moderaten Schwierigkeiten darf die Tour nicht unterschätzt werden. Mit 18 Seillängen, alpinem Zu- und Abstieg und komplexer Wegfindung muss man sich schon ranhalten. Für den Abstieg nach Sustenbrüggli benötigten wir beinahe 2.5 Stunden, und wir waren zügig unterwegs. Die Abseilerei hatte perfekt geklappt, und wir konnten vorwiegend auf Altschneefeldern abrutschen.
Für den Abstieg über den Chli Sustlifirn waren Steigeisen sehr angenehm. Natürlich hatte ich diese nicht an klobige und schwere Bergschuhe montiert, sondern an die leichten DYNAFIT FELINE X7 Alpine Running (and Scrambling) Schuhe. Demzufolge brauchte ich keine schweren Schuhe durch die Route tragen. Bei zunehmender Ausaperung ist allerdings die normale Hochtourenausrüstung mitzuführen (Bergschuhe, Steigeisen, Pickel).
(Verwackelte Standwaage auf dem Gipfel des Wendenhorns 3023m)
//Die Zeiten
Start Sustenbrüggli Pkt. 1907m um 06:35 Uhr.
Ankunft Wandfuss Wendenhorn SE-Grat ca. 2520m um 07:35 Uhr.
Start Wandfuss Wendenhorn SE-Grat ca. 2520m um 07:51 Uhr.
Ankunft Wendenhorn 3023m um 12:44 Uhr.
Start Wendenhorn 3023m um 13:13 Uhr.
Ankunft Berschrund Chli Sustlifirn ca. 2760m um 14:30 Uhr.
Start Bergschrund Chli Sustlifirn ca. 2760m um 14:35 Uhr.
Ankunft Sustenbrüggli Pkt. 1907m um 15:30 Uhr.
Bemerkungen:
Von den 18 Seillängen konnten nur ungefähr ein Drittel mit schöner Kletterei überzeugen, die restlichen Seillängen hatten mich nicht wirklich vom Hocker gehauen. Vergleichbare Touren wie der Salbit S-Grat, Gross Bielenhorn SE-Grat oder auch der Bergseeschijen S-Grat hatten mir deutlich besser gefallen. Die Ambiance dagegen war grossartig, und es ging deutlich ruhiger zu am Berg als bei den anderen genannten Routen.
Der Einstieg wird im Juli schon sehr früh von der Sonne beschienen, bei warmen Temperaturen könnte man bereits um 07:00 Uhr in die Route einsteigen ohne kalte Finger zu bekommen.
Material: 50m Einfachseil (besser 60m), 10 Express, Kleines Set Friends (Cam. C4 Gr. 0.4-1), Bandschlingen. Steigeisen und Pickel für den Abstieg über den Chli Sustlifirn (je nach Ausaperung).
(Sustlihütte, Wendenhorn und (Chli) Sustlifirn anno 1915)
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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