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 | Tourendetails Salbit - Takala & Südgrat |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Datum | 03.08.2015 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz Plaisir Ost / Salbit erleben! |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Sehr stark frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Teilweise Fussabstieg, aber auch abseilen und abklettern |
Kondition | A |
Höhenmeter | 800m
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Exposition | S-SE |
Meereshöhe | 2430 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Sonne |  |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Salbit - Takala 5b+ (2 p.a.), 5a obl., 8 Sl. (***) & Südgrat 6a (1 p.a), 5a+ obl., ca 15 Sl. (****) & Gipfelnadel 4b (****), mit Patrick
(Der Tag erwacht im Salbit)
//Motivation
Noch vor einigen Wochen wäre mir nicht im Traum eingefallen an den Salbit klettern zu gehen. Denn ich hatte die letzten Monate nichts anderes gemacht als die Beinmuskulatur zu fördern und die Arme mehr oder weniger verkümmern zu lassen. Bei meinem letzten Exkurs zum Lochberg hatte ich trotzdem wieder etwas vertrauen gefunden in meine Kletterfähigkeiten und in die Sohlenreibung, und so rückte die Südgratbegehung am Salbit in den Bereich des Möglichen.
//Tour
Da wir mit einem langen Tag rechneten waren wir gewohnt zeitig am Start. Im Morgengrauen wanderten wir hinauf zur Salbithütte 2105m, und deponierten bei Salbitenstafel ca. 2080m das unnötige Material. Nach einer kurzen Pause setzten wir den Aufstieg fort bis an den Wandfuss der Südgrat-Türme und zum Einstieg der Takala (ca. 2430m, weiss angeschrieben). Wir wähnten uns alleine im Gebiet, von anderen Kletterern oder Südgrat-Aspiranten war weit und breit keine Spur - und dies zur Ferienzeit, an einem Prachtstag wie heute - uns sollte es recht sein... Wenig später sind wir in die Route eingestiegen.
(Takala - Patrick in der 2. Seillänge)
//Takala
Die Takala führt in acht Seillängen auf den sogenannten Südgrat Zahn 2728m. Die ersten vier Seillängen sind eher reibungslastig und von plattiger Natur. Danach gilt es ein Grasband zu queren (ca. 100m Gehgelände) um an den hinteren Wandteil zu gelangen. Ein weisser Punkt markiert die Fortsetzung der Takala (ca. 30m rechts davon befindet sich der Zahnscharteneinstieg). Nun folgt der 2. Abschnitt, dieser ist deutlich steiler und bietet vor allem in den letzten beiden Seillängen herrliche Kletterei an Rissen und Schuppen. Die Route ist gut mit Bohrhaken ausgerüstet, mit Friends und Schlingen kann im oberen Teil zusätzlich abgesichert werden. Der Einstieg wird schon sehr früh von der Sonne beschienen, im Hochsommer kann man problemlos noch vor 07:00 Uhr an den Start gehen.
1. Seillänge 4c+: Hübsche Plattenkletterei, bereits auf den ersten Metern will sauber hingestanden werden.
>> Kostete mich einiges an Überwindung...
2. Seillänge 4c+: Schöne und sehr homogene Reibungskletterei.
3. Seillänge 5c (5a 1 p.a.): Athletischer Start (Crux), anschliessend Plattenkletterei, mit einer exponierten Querung nach rechts.
>> Nicht nach links leiten lassen, sondern hart nach rechts halten über die Platten, Bohrhaken weisen den Weg.
4. Seillänge 5c (5a 1 p.a.): Sehr schöne Reibungskletterei an gut strukturiertem Fels, die Crux, eine griffarme Stelle über einen Bauch, folgt kurz vor dem Stand.
>> Die Crux ist auch A0 nicht ganz ohne...
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Gehgelände ca. 100m über das Grasband bis an den hinteren Wandteil.
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5. Seillänge 4c: Schöne, eher kurze Seillänge an Rissen und Schuppen.
6. Seillänge 4c: Schöne Kletterei an gut strukturiertem Fels.
7. Seillänge 5b+: Sehr schöne Piaz- und Verschneidungskletterei, mit einer coolen Linksquerung an Untergriffen um aus der Verschneidung zu gelangen.
8. Seillänge 5b+: Geniale Seillänge an griffigen Rissen und Schuppen. Ausstieg direkt auf den Zahn.
>> Lange Seillänge 50m.
Schon vorher hatten wir laute Stimmen über uns vernommen und die gespannten Seile gesehen, doch als wir nun auf dem Zahn ausstiegen, konnten wir das ganze Ausmass des Schlamassels in Augenschein nehmen. Wir waren alles andere als alleine, praktisch in jeder Seillänge tummelten sich Kletterer, an den Ständen hingen sie manchmal zu viert. Und sie schrien sich die Parolen entgegen, vornehmlich auf italienisch, irgendwie kam mir das bekannt vor (klick) Tja, das konnte heiter werden...
(Szene am Südgrat - 3 ausgefahrene Doppelseile... || Salbit Westgrat)
//Südgrat
Der Südgrat Anstieg auf den Salbitschijen 2986m ist der Klassiker im Gebiet! Er gilt als einer der schönsten Gratanstiege der Alpen, und dies zurecht! Dementsprechend stark frequentiert ist die Route, Parallelklettern und ein damit verbundenes Seilwirrwarr ist hier keine Seltenheit. Die Route führt in ca. 15 Seillängen an die weltberühmte Gipfelnadel.
--/Elefantenbauch und Südgrat-Crux
Nachdem wir vom Zahn 1x abgeseilt hatten, galt es die vorhergehenden Seilschaften möglichst schnell hinter uns zu lassen. Wir nahmen es daher in Kauf parallel zu klettern. Beim Elefantenbauch mussten wir etwas anstehen, da dieser mit einer kniffligen Einzelstelle aufwartete und die meisten Kletterer überforderte. In der 4c Seillänge nach dem Elefantenbauch wurde es etwas ungemütlich, als drei Doppelseile ausgefahren waren, und ich die Friend Placements schon alle besetzt vorgefunden hatte. Ich schaffte es trotzdem noch den einen oder anderen Klemmer zu versorgen, und erreichte den bereits gut besetzten Hängestand. In der Folge liessen sie uns passieren (hätten sie schon vorher tun können), und jetzt konnten wir die Kletterei so richtig geniessen. Es folgte eine weitere schöne Seillänge, bevor wir bereits zur Crux des Südgrates gelangten. Ich kletterte ohne Probleme bis zur Kante, die exponierte Piazstelle an zunehmend schmierigem Fels musste ich dann allerdings wieder A0 überwinden. Ich werde wohl nie fähig sein diese Stelle frei zu klettern, der rettende Griff ist für mich unerreichbar weit oben. Anschliessend luftig aber griffig bis zum Stand.
--/Plattenturm bis Zwillingsturm
Nun kletterten wir in zwei tollen Seillängen auf den Plattenturm, einzig auf die Wegfindung galt es acht zu geben (vor zwei Jahren leisteten wir uns hier einen Verhauer). Nachdem wir 1x in die Scharte abgeseilt hatten, folgte eine weitere, geniale Seillänge bis auf den Zwillingsturm.
--/Schlusswand
Als wir vom Zwillingsturm 1x50m abgeseilt hatten, querten wir seilfrei bis zur Schlusswand. Nach einer kleinen Pause hatten wir die letzten 3 Seillängen in Angriff genommen.
1. Seillänge 3c: Easy Piaz und kurze Plattenstelle, kann links umgangen werden.
2. Seillänge 5a: Anhaltende Riss und Piazkletterei, mit einer anspruchsvollen Einzelstelle an leicht rutschigem Fels.
>> Im Nachstieg komfortabel durchgemoved.
>> Die Seillänge ist im SALBIT erleben! Topo mit 4c bewertet, im neusten Schweiz plaisir OST 2015 immerhin mit 5a! Wir hatten sie allerdings als mindestens so schwer empfunden wie die Abschlussseillänge der Takala, und die war mit 5b+ bewertet...
3. Seillänge 4c: Traumhafte Kletterei an Rissen und Schuppen, ein toller Abschluss einer grandiosen Bergfahrt!
>> Auch hier würde ich eher 5a/b vergeben und nicht 4c, im SALBIT erleben! noch 4b.
--/Gipfelnadel
Nach diesen herrlichen Klettermetern folgten wir den roten Markierungen bis an den Fuss der Gipfelnadel. Diese zu erklettern gehörte nun einfach dazu bei jedem Salbitbesuch, auch wenn wir beide schon entliche Male dort oben standen. Die brutal schmerzenden Füsse mussten sich ebenfalls noch gedulden bis sie endlich befreit würden. Ohne anzustehen konnten wir sofort loslegen mit der Kür.
1. Seillänge 4b: Super exponierte Kletterei auf die berühmte und fotogene Gipfelnadel. Die dürftige Absicherung sorgte für einen letzten Nervenkitzel.
>> Und hoch das Bein... ;-)
>> Pflichtbesuch! Dafür resultieren meist tolle Fotos als Andenken!
(Chris in der Südgrat-Crux - Blick Richtung Zwillingsturm und Schlusswand)
Nun waren wir froh uns endlich der engen Kletterfinken entledigen zu können, und es war auch an der Zeit das Weite zu suchen, denn wir hatten noch einen langen Abstieg vor uns. Den roten Markierungen folgend stiegen wir vorsichtig hinab zum verkümmerten Salbitgletscher (T5-T6), bevor wir dem Bach folgend steil nach Salbitenstafel gelangten. Schnee war keiner mehr vorhanden, so konnten wir problemlos den Bach überqueren.
Nach einer gemütlichen Pause beim Rucksackdepot marschierten wir schwer bepackt zur Salbithütte 2105m, wo wir uns noch einmal mit frischem Brunnenwasser versorgten, bevor wir hinunter ins Tal marschierten. Mit leicht schwammigen Knien erreichten wir nach beinahe 13 Stunden wieder den Ausgangspunkt bei Ulmi Pkt. 1195m.
//Fazit:
Anstatt einer Hochtour hatten wir uns spontan zu dieser Aktion entschlossen, und wir wurden mit toller Kletterei und bleibenden Eindrücken belohnt! Der Salbit Südgrat ist und bleibt einer der schönsten Gratanstiege in den Schweizer Alpen, ich war bestimmt nicht zum letzten Mal hier unterwegs. Und vielleicht klappt es ja auch einmal ohne überforderter Italiener (oder Tessiner) am Berg zu sein ;-)
(Typische Siegerposen auf der Gipfelnadel)
//Die Zeiten
Start in Ulmi Pkt. 1195m um 05:45 Uhr.
Ankunft Wandfuss/Einstieg Takala 2430m um 07:55 Uhr.
Start Takala um 08:10 Uhr.
Ankunft Salbitschijen Gipfelnadel 2986m um 15:35 Uhr.
Start Salbitschijen 2986m um 15:57 Uhr.
Ankunft Salbitenstafel 2080m (Depot) um 17:07 Uhr.
Start Salbitenstafel 2080m um 17:27 Uhr.
Ankunft Ulmi Pkt. 1195m um 18:35 Uhr.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Tbc...
(Salbit Südgrat-Türme in der Übersicht - und in voller Auflösung!)
Material: 12 Express, einen kleiner Satz Friends (Cam Gr. 0.3-1), Bandschlingen, 2x50m Halbseile.
Für Normalsterbliche ist für die Kombination Takala-Südgrat-Gipfelnadel mit einer Kletterzeit zwischen 7-10h zu rechnen, ohne Takala zwischen 5-7h.
Notausstieg am Zwillingsturm: Über die Abseilpiste Bärner Blitz zwischen Licht und Schatten und Jimmy gelangt man in 7*50m rasch hinunter an den Wandfuss. Hier das Topo der Abseilpiste.
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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Begehung | = Onsight = Rotpunkt = Flash = Durchstieg = Toprope = Projekt |
Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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