Skyrun Alphubel 4206m via SE-Grat (Eisnase), mit Roger
(Alphubel 4206m - Eisnase)
//Motivation
Es war noch nicht lange her seit meinem letzten 4000er Skyrun auf das Lagginhorn, und nun ergab sich die Gelegenheit um nachzudoppeln. Dieses Mal war Roger mit von der Partie. Gemeinsam wollten wir den Alphubel 4206m über die Eisnase in Angriff nehmen, mit Start bei der Kirche in Täsch 1450m. Während ich bei den anderen Skyruns bis anhin auf einen Pickel verzichtet hatte, gehörte für die Eisnase ein Pickel mit ins Gepäck.
//Trail
Nach einer unruhigen Nacht auf dem Camping Alphubel Täsch sind wir kurz nach halb acht Richtung Alphubel aufgebrochen. Die Temperaturen im schattigen Täsch lagen wohl nur knapp über dem Gefrierpunkt; wir waren froh, als der Körper, im steilen Anstieg zur Täschkapelle, schon bald die Betriebstemperatur erreichte. Da es heute generell nicht allzu warm würde und auch windig, hatten wir uns nebst der gängigen Skyrunning Ausrüstung für die Mitnahme warmer Überhosen entschieden. Glücklicherweise bietet mein Lieblings-Laufrucksack genügend Platz für derlei sperrige Dinge. Und er hat sogar eine luxuriöse Pickelhalterung!
Wir folgten dem schönen Wanderweg hinauf zur Täschalp 2205m und weiter zur Täschhütte 2701m, wo uns erstmals die Sonne ins Gesicht lachte und etwas Wärme spendierte. Nach einem kurzen Verpflegungsstop folgten wir dem Wegweiser und Wegspuren hinauf zum Alphubelgletscher/see. Auf ca. 3350m erreichten wir die Gletscherzunge und montierten sogleich die Microcrampons.
(Anstieg Richtung Alphubeljoch 3771m)
Weiter ging es über den aperen Gletscher Richtung Alphubeljoch 3771m. Trotz zunehmender Höhe kamen wir rasch vorwärts, und entgegen unserer Befürchtungen war es immer noch angenehm warm und der Wind war kaum spürbar. Die Ambiance war genial, die Sicht reichte vom Monte Rosa Massiv über das Matterhorn bis zum Weisshorn.
Im Alphubeljoch frischte der Wind dann doch auf und zwang uns Handschuhe und eine zusätzliche Wärmeschicht anzuziehen. Es war aber weit weniger schlimm als erwaret. Wir folgten dem schmalen, aber gut gangbaren SE-Grat bis zur Felszone und Eisnase. Die Stöcke hatten wir unterdessen gegen den Pickel getauscht.
(Auf dem SE-Grat, Eisnase voraus)
Nun wurde das Gelände zunehmend steiler und ausgesetzt. Ab hier war stürzen definitiv verboten! Der Schnee war griffig, und es waren (abwärtsgerichtete) Stufen vorhanden, so konnten wir mit der nötigen Vorsicht gut emporklettern. Doch just an der steilsten Stelle (45 Grad) erfuhren wir einen jähen Dämpfer. Die griffige Spur war unterbrochen von einer 2 Meter hohen Blankeispassage. Darüber war die Spur wieder ok. Während sich diese Stelle mit Steigeisen, auf den Frontzacken, problemlos meistern liesse, waren wir mit unseren Schneeketten am Anschlag und wurden zur Improvisation gezwungen.
Umkehren/Absteigen war eine schlechte Option, denn dies wäre bei derart harten Bedingungen ebenso heikel gewesen. Viel lieber wollte ich versuchen mit dem Pickel einige Tritte zu schlagen/hacken, um so die Stelle überwinden zu können. Der Plan war schliesslich aufgegangen, und so setzten wir wenig später den Aufstieg fort. Bald legte sich das Gelände zurück und wir konnten auf die Gipfelabdachung aussteigen. Nach einem zügigen Schlussspurt erreichten wir den Kulminationspunkt!
(Auf dem Gipfel des Alphubel 4206m)
Nun genossen wir das grandiose Panorama, der Blick schweifte hinüber zur Mischabelkette; Andreas Steindl hatte hier vor genau einem Jahr zu seinem unglaublichen Rekordlauf angesetzt: klick! Dies wäre dann die Champions League, wir dagegen spielten lediglich in der Challenge League.
Allzu lange hielten wir uns trotzdem nicht auf dem Gipfel auf, stattdessen wollten wir den Abstieg über die E-Flanke, zurück zum Alphubeljoch, möglichst schnell hinter uns bringen. Die grösste Gefahr drohte dort von den Seracs, da wir unter diesen hindurch queren mussten. Spalten waren dagegen nur vereinzelt und gut sichtbar. Nach wenigen Minuten waren wir bereits zurück beim Joch, das ging nun erstaunlich locker vom Hocker.
Beschwingt/Beschwipst rannten wir den Alphubelgletscher hinunter zur Gletscherzunge, wo wir uns endlich der warmen Sachen entledigten. Weiter ging's über Chummibodmen hinab zur Täschhütte. Da wir den Schwung nicht bremsen wollten, liessen wir diese rechts liegen, und rannten sogleich weiter hinab zur Täschalp. Die Trails wurden nun immer flowiger, und so konnten wir gar nicht anders als noch einmal richtig auf die Tube zu drücken. Es blieben noch die unzähligen/schwindelerregenden Kehren am Täschberg, und dann erreichten wir nach 2h07min das Dorfzentrum von Täsch, wo wir als erstes unsere Beine im eiskalten Dorfbrunnen kühlten, was für eine Wohltat!
(Kneippen im Dorfbrunnen)
//Fazit/Empfehlung:
Dies war nun bereits der 4. Skyrun auf einen 4000er, und auch dieses Mal mit dem Prädikat Weltklasse! Ideen für weitere Runs sind bereits vorhanden, mal schauen was noch geht diesen Sommer...
Der Alphubel ab Täsch bietet sich bestens an als Skyrun; die Besteigung ist bei guten Verhältnissen technisch einfach, und der Anstieg über die Eisnase birgt auch kaum objektive Gefahren. Im Spätsommer allerdings muss das Augenmerk auf die zunehmende Ausaperung gerichtet werden, dann gehören nebst dem Pickel auch leichte Steigeisen mit ins Gepäck.
//Zwischenzeiten:
- Start Kirche Täsch Pkt. 1450m um 07:34 Uhr.
- Zwischenzeit Täschhütte 2701m um 08:51 Uhr.
- Ankunft Alphubel 4206m um 11:04 Uhr.
--> 3:30'00, 2800hm, 12km, Schnittpuls 128bpm, VAM 800Vm/h
- Start Alphubel 4206m um 11:11 Uhr.
- Ankunft Täsch 1450m um 13:19 Uhr.
--> 2:07'40
- Total ohne Pausen: 5:38
- Total mit Pausen: 5:45
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können als GPX Datei oder als KML Datei heruntergeladen werden.
Bemerkungen :
Für die Eisnase gehört ein Pickel mit ins Gepäck. Die steilste Stelle im stürzen verboten Gelände misst gegen 45 Grad. Im Spätsommer/Herbst, bei zunehmender Ausaperung, gehören leichte Steigeisen mit ins Gepäck. Bei Blankeis ist dann Schrauben/Seil Sicherung angebracht.
Bei harten bis eisigen Verhältnissen am SE-Grat empfiehlt es sich über die E-Flanke abzusteigen, auch wenn der Feegletscher als ziemlich spaltig gilt. Im oberen Bereich sind die Spalten weniger zahlreich, die grössere Gefahr geht von den Seracs aus. Für eine Skyrunner aber kein Thema, da man diese Zone sowieso schnell passiert hat...