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 | Tourendetails Chüeplanggenstock (Winterberg) 3208m SW-Flanke |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 30.03.2017 |
Region | |
Kartennummer | 255 S Sustenpass, 1211 Meiental, SAC Clubführer Urner Alpen 2 |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | SS-, I 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 20.6km
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Höhenmeter | 1800m 2000m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Fleckistock SW-Flanke |
Beschreibung | Chüeplanggenstock (Winterberg) 3208m SW-Flanke, mit Dan & Josh
(Chüeplanggenstock aka Winterberg 3208m SW-Flanke, Sicht vom Flachensteinfirn)
//Motivation
Geht man auf Touren westlich der Voralpreuss (Sustenhorn 3503m, Voralphorn 3203m), dann hat man beste Sicht auf die steilen SW-Flanken und Couloirs von Fleckistock 3417m, Rohrspitzli 3220m, Salbitschijen 2986m und eben dem Chüeplanggenstock 3208m, auch Winterberg genannt. Während man im Sommer besser über die diversen Grate ansteigt und die steinschlägigen Couloirs meidet, sind diese im Winter die gangbarsten Gipfelanstiege, und bieten bei entsprechendem Schneeverhältnissen trotz der Steilheit genussvolles Skivergnügen.
Mit dem Fleckistock 3417m SW-Couloir hatte es damals im ersten Anlauf geklappt, der Chüeplanggenstock 3208m zeigte sich dagegen etwas hartnäckiger. Vorletzten Winter mussten wir am Einstieg des Couloirs auf 2590m die Segel streichen, da unverhofft dunkle Quellwolken reinzogen und der Schnee so nicht auffirnen konnte. Damals wäre es vielleicht sogar eine Erstbefahrung gewesen, heute wussten wir, dass zumindest eine Person vor zwei Wochen eine erfolgreiche Abfahrt verbuchen konnte. Immerhin erfuhren wir so, dass die Schneelage zwar dünn, die Verhältnisse im Couloir aber trotzdem sehr gut seien. Also nichts wie los!
Einziges Problem war noch der Zustieg zur Voralphütte 2126m: Die Strasse im Göscheneralptal war bereits schwarz geräumt, die Barriere aber noch unten und die Strasse noch nicht zugänglich für Touristen. Also entweder die Bikes mitnehmen bis zur Voralpkurve, oder jemanden kennen der uns bis dort hochchauffierte. Normalerweise gefiele mir die erste Variante besser, aber wenn wir schon die Möglichkeit eines Taxis hatten, wollten wir uns für einmal nicht lumpen lassen.
(Anstieg von der Voralphütte 2126m Richtung Flüestafel)
//Tour
Nachdem wir also mit dem PW bis zur Voralpkurve Pkt. 1402m hochgebracht wurden (merci Dan an dieser Stelle!), sind wir um 07:00 Richtung Voralphütte 2126m gestartet. Zuerst noch mit Turnschuhen bis zur Schneegrenze auf 1630m, dann konnten wir endlich die Ski anschnallen. Es folgte der schattige Anstieg durch's Voralptal, dieser zog sich wie immer recht in die Länge. Wir waren froh, als wir endlich bei der Hütte eintrafen und an einem sonnigen Plätzchen eine gemütliche Pause einschalten konnten.
(Anstieg im Chüeplanggenstock 3208m SW-Couloir auf den Frontzacken - das Couloir ist stellenweise bis zu 40m breit)
Nun folgte das steile Hüttencouloir. Aus Erfahrung wussten wir, dass es sich nicht lohnte, mühsam mit Ski und Harscheisen anzusteigen, um letztendlich doch auf Bootpack umzustellen. Stattdessen banden wir die Ski bereits vorneweg auf den Sack, montierten die Steigeisen, und stiegen auf den Frontzacken hinauf nach Flüestafel. Das Chüeplanggenstock SW-Couloir bereits in Sicht, marschierten wir gleich weiter zum Einstieg auf ca. 2590m.
Die Engstelle war rasch passiert, und nun öffnete sich das Couloir und offenbarte den Blick Richtung Gipfel. Der Weg war allerdings noch weit, nun galt es einen möglichst ökonomischen Steigmodus zu finden. Mit den Stöcken als Schubmittel kamen wir zügig voran, früher hätten wir in diesem Gelände wohl mindestens einen Pickel zur Hand genommen, was sicher auch nicht verkehrt wäre. Doch wir fühlten uns wohl, und kletterten auf den Frontzacken dem Himmel entgegen. Ab und zu eine kurze Verschnaufpause und die Aussicht geniessen, dann wieder zurück in den Tunnel und Schritte zählen.
Nach beinahe 600 Höhenmetern erreichten wir das Skidepot auf 3180m, nicht ganz auf dem Gipfel, dieser befand sich noch einige Meter südöstlich. Um den höchsten Punkt zu erreichen, stiegen wir einige Meter zurück und querten eine Rinne, bevor wir der zweiten Rinne nach oben folgten und direkt auf dem Gipfel aussteigen konnten, es war perfekt aufgegangen! Während dieser Berg im Sommer ab und zu Besuch erfährt, waren Winterbegehungen bisher wohl überhaupt nur wenige zu verzeichnen. Mal abgesehen von den Locals; die Steingeissen hatten den Berg für sich in Anspruch genommen, schon die ganze Zeit konnten wir sie beobachten, wie sie flink über unseren Köpfen hinweg querten.
(Auf dem Gipfel des Chüeplanggenstocks 3208m, im Hintergrund der höchste Urner)
Zeitlich lagen wir voll im Plan, doch wir mussten aufpassen den richtigen Moment für die Abfahrt nicht zu verpassen. Somit viel die Pause eher kurz aus, bevor wir mit der nötigen Vorsicht zurück zum Skidepot zurück kletterten. Der Sonne hatte den Schnee unterdessen umgewandelt, und wir konnten uns für die Abfahrt bereit machen.
Im Aufstieg waren wir beeindruckt ab der Steilheit der SW-Flanke. Es waren homogene 45°, im Gipfelbereich gar etwas steiler. Ausrutschen im harten Schnee wäre da eher ungünstig. Doch nun, als der Schnee prima aufgesulzt hatte, war es beinahe ein Kinderspiel, seine Kurven in den Schnee zu zeichnen und in die Tiefe zu stechen. Am sonnenexponierten, rechten Rand im Sinne der Abfahrt war das Fahrvergnügen am schönsten: der Schnee war weich wie ein Sorbet und ohne störender Lawinenböller.
(Plaisir im Chüeplanggenstock 3208m SW-Couloir - Josh, Dan und Chris in Action)
Einzig das Exit Couloir war leider noch etwas hart, trotzdem liess es sich problemlos passieren, und schon bald konnten wir mit grösseren Radien nach Flüestafel hinabfahren. Es blieb noch das Hüttencouloir, dieses hatte unterdessen ebenfalls schön aufgefirnt und war super zu fahren. Bei der Voralphütte 2126m nahm der Spass leider sein Ende, doch bevor wir uns auf den Weg ins Tal machten, wechselten wir mit dem Hüttenwart ein paar freundliche Worte, denn es war seinen Augen nicht entgangen, wie wir das SW-Couloir den Chüeplanggenstocks hinuntergefahren sind.
Die restliche Abfahrt war wenig erbaulich. Immerhin konnten wir bis Sand 1560m mit Ski abfahren, anschliessend war Ski tragen angesagt. In weiser Voraussicht hatten wir zuvor die Turnschuhe deponiert, und Dank der vielen Glückshormone fiel es uns nicht schwer, den restlichen Abstieg nach Abfrutt Pkt. 1168m unter die Füsse zu nehmen. Bei einem kühlen Bier konnten wir schliesslich auf die gelungene Befahrung des Chüeplanggenstock SW-Couloirs anstossen, das war ein schöne Geschichte!
//Fazit:
Nun hatte es also geklappt mit dem Chüeplanggenstock SW-Couloir! Es ist vergleichbar mit dem Fleckistock 3417m SW-Couloir in Sachen Exposition und Schwierigkeit. Will man hier Skifahren, muss man sich seiner Sache durchaus sicher sein, allerdings würde ich die Abfahrt noch nicht als extrem einstufen, perfekte Aufsulzung vorausgesetzt. Bei Hartschnee schaute es wiederum ganz anders aus.
(Das SW-Couloir in seiner ganzen Pracht - Spaziergang nach Göschenen)
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//Facts Chüeplanggenstock 3298m SW-Couloir:
Einstieg auf 2590m, Ausstieg auf 3180m. Wandhöhe: 600m, durchgehend 45° steil. Einfache Blockkletterei auf den Gipfel, etwas brüchig. Skischwierigkeit 4.3, vergleichbar mit der Fleckistock 3417m SW-Flanke. Abfahrt nicht vor 12:00-12:30 Uhr Sommerzeit oder 11:00-11:30 Uhr Winterzeit in Angriff nehmen.
//Facts Allgemein:
- Route: Voralpkurve - Voralphütte - Flüestafel - SW-Couloir - Chüeplanggenstock 3208m - SW-Couloir - Flüestafel - Voralphütte - Voralpkurve - Abfrutt.
- Distanz: 20.6km
- Höhenmeter: 1800m (ab Voralpkurve Pkt. 1402m)
- Schnittpuls: 96bpm
- Maxpuls: 143bpm
- Verpflegung: 1.2l Iso, 0.5l Cola, 2 Powerbars, 1 Tafel Schokolade.
- Ausrüstung: Steigeisen, Pickel (wir sind ohne Pickel aufgestiegen).
//Die Zeiten:
- Start Voralpkurve Pkt. 1402m um 06:58 Uhr.
- Ankunft Voralphütte 2126m um 08:57 Uhr.
- Start Voralphütte 2126m um 09:18 Uhr.
- Ankunft Chüeplanggenstock Skidepot 3180m um 11:31 Uhr.
- Start Chüeplanggenstock Skidepot 3180m um 11:40 Uhr.
- Ankunft Chüeplanggenstock Hauptgipfel 3208m um 11:47 Uhr.
- Start Chüeplanggenstock Hauptgipfel 3208m um 11:57 Uhr.
- Ankunft Chüeplanggenstock Skidepot 3180m um 12:04 Uhr.
- Start Chüeplanggenstock Skidepot 3180m um 12:13 Uhr.
- Ankunft Voralphütte 2126m um 12:55 Uhr.
- Start Voralphütte 2126m um 13:20 Uhr.
- Ankunft Voralptal Sand 1560m um 13:51 Uhr.
- Start Voralptal Sand 1560m um 14:05 Uhr.
- Ankunft Abfrutt Pkt. 1168m 14:56 Uhr.
--> Total ohne Pausen: 6:41:52
--> Total mit Pausen: 7:57:00
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Mit dem Chüeplanggenstock (Winterberg) konnte ich eine weitere Lücke schliessen in der Kette östlich der Voralpreuss. Nun fehlt mir nur noch das Griessenhorn, mal schauen ob es damit noch klappt.
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