|
|
 | Tourendetails Chilchberge (Chli Chilchberg 2268m, Gross Chilchberg 2424m), Höch Turm 2665m, Flätstock 2401m, Ortstock 2717m |
|
Tourenart | Alpine Running |
Datum | 20.06.2017 |
Region | |
Kartennummer | SAC Alpinführer Glarner Alpen, 1172 Muotathal, 1173 Linthal |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 28.5km
|
Höhenmeter | 2530m 2530m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Chilchberge (Chli Chilchberg 2268m, Gross Chilchberg 2424m), Höch Turm 2665m, Flätstock 2401m, Ortstock 2717m, mit Dani
//Motivation
Nachdem wir uns gegen den Kurztrip ins Wallis entschieden hatten, wollten wir im nahen Muotathal auf Entdeckungsreise gehen. Die steilen Gipfel rund um den Glattalpsee würden uns genügend Herausforderung bieten, vor allem die Chilchberge mit ihren steilen Grasplanggen waren durchaus Respekt einflössend. Da wir mit Turnschuhen unterwegs zu sein gedachten, nahmen wir sicherheitshalber die Microcrampons mit ins Gepäck.
(Chris auf dem Verbindungsgrat zwischen Chli und Gross Chilchberg || Gross Chilchberg 2424m Südflanke)
//Trail
Start in Sahli Pkt. 1146m unter einem bedecktem Himmel, vorläufig war nichts mit Grand Beau wie prognostiziert. Doch solange es nicht regnete sollte es uns recht sein. Auf dem Wanderweg gelangten wir zügig zur Glattalphütte SAC, und setzten den Anstieg weglos fort hinauf zum Grossbodenkreuz 2072m. Dies war der Ausgangspunkt der langen Gratüberschreitung.
Das erste Ziel, der Chli Chilchberg 2268m, war nur schemenhaft zu erkennen, obschon vorgelagert versteckte er sich im Schatten des Grossen Chilchbergs. Der Höch Turm wurde indes von den Quellwolken verschluckt. Wir folgten einer deutlichen Wegspur über den Glattalpfirst, bis wir den Chli Chilchberg endlich zu Gesicht bekamen. Von weitem sah die SW-Flanke steil und abweisend aus, von nahem dann die Entwarnung: es gab eine logische Linie um diese Stufe zu überwinden, und wir meinten sogar Trittspuren zu erkennen. Das Gras war zwar feucht aber griffig, und so gelangten wir mühelos auf den Gipfel.
Nun folgten wir dem schmalen und ausgesetzten Grat Richtung Gross Chilchberg 2424m; der Anblick der steilen und exponierten SW-Flanke liess uns erst einmal leer Schlucken. Da sollten wir hochkraxeln? Das Band liess sich gut erkennen, welches uns unter den Felsen hindurch in die Mitte der Flanke leitete, um anschliessend in der Vertikalen zu Pkt. 2409m hinauf zu gelangen. Aus der Ferne betrachtet sah es sehr, sehr wild aus... Doch wir liessen uns erst einmal nicht verrückt machen und setzten den Anstieg fort bis zum Beginn des Bandes. Nun sah die Welt wieder anders aus: Das Band schien gut gangbar (Wildwechsel), und so entschieden wir uns einen Versuch zu starten.
(Luftige Steilgraskletterei in der Gross Chilchberg Südflanke || Auf dem Gipfel des Gross Chilchberg 2424m)
Allerdings montierten wir noch rasch die Microcrampons, denn das Gras war immer noch feucht, und wir wollten nichts riskieren. Nun querten wir das Band eine ganze Weile, bis wir eine mögliche Linie Richtung Gipfel ausmachten. Dann stiegen wir hoch. Das Gras war gut gestuft und die Felsen fest. Beinahe vergnügt kraxelten wir empor, doch ehe wir uns versahen, befanden wir uns in blödem, brüchigem Schrofengelände, und sofort wurde die Angelegenheit wieder ernst. Es war nun auch nicht ganz klar wo wir am besten durchkommen würden. Wir entschieden uns für eine Richtung und stiegen vorsichtig weiter, und prompt fanden wir ein Band, welches uns schräg rechts hoch auf die Gipfelabdachung bringen würde. Das Gras war hier auch wieder schön griffig, und so standen wir schon bald am Ausstieg und konnten den saugenden Tiefblick geniessen. Nach wenigen Schritten über den Südgrat erreichten wir das Gipfelkreuz.
(Tolle Sicht vom Gross Chilchberg zum Östlichen Chilchberg || Schutthalde beim Gendarmen)
Der Abstieg vom Gross Chilchberg hinab in die Scharte war vermeintlich locker, der Grat breit und ohne Hindernisse. Als wir den markanten Gendarmen zu Gesicht bekamen wurde das Gelände dann trotzdem wieder ernsthafter: Der schuttige Boden war locker und die Hänge steil, ein vorsichtiger Abstieg war angebracht. Nach dem Gendarmen wurde es dann endlich besser, und wir gelangten in wenigen Schritten hinab in die Lücke. Der folgende Anstieg zum Östlichen Chilchberg 2426m war rasch hinter uns gebracht, und so konnten wir die komplette Überschreitung der Chilchberge als vollen Erfolg verbuchen.
Die Wolken hatten den Höch Turm 2665m unterdessen freigegeben, und so nahmen wir das nächste Ziel ins Visier. Wir folgten dem schönen Grat und querten einige Schneefelder, bis wir unter die Westflanke des Höch Turms anstiegen. Wir passierten die Rinne mit dem ominösen Verbotsschild, bevor wir über ein steiles (aber weiches) Schneefeld bequem den Einstieg der zweiten/mittleren Rinne erreichten. Wir folgten der Rinne in leichter Kletterei bis an den Westgrat, und genossen in der Folge einige schöne und luftige Klettermeter am scharfen Grat. Das Gestein war meist fest und die Schwierigkeiten beschränkten sich auf ein paar Stellen im 2. bis unteren 3. Grad. Schon bald erreichten wir den schönen Gipfel mit Kreuz.
(Rückblick zum Gross Chilchberg || Blick voraus zum Höch Turm 2665m)
Nach einer etwas ausgedehnteren Pause machten wir uns trotzdem bald mal an den Abstieg, die Quellwolken schienen sich langsam zu verdichten, und wir wollten hier oben keinesfalls in ein Gewitter geraten. Nachdem wir die ersten Meter abgeklettert waren, versuchten wir über die vermeintlich gut gangbare, dritte Rinne (von oben gesehen die erste Rinne rechts) abzusteigen. Vorsichtig passierten wir einige Schneefelder, doch die folgende, vom Schmelzwasser nasse Plattenstelle war uns dann zu heikel. Somit stiegen wir zurück auf dem Westgrat, und folgten schliesslich der Aufstiegsroute zurück zum Wandfuss. Das ging schliesslich besser als erwartet. Nun querten wir einige Schnee- und Geröllfelder, bis wir an den Fuss des Nordgrates gelangten.
(Höch Turm 2665m || Westgrat)
Der schnellste Abstieg zur Furggele erfolgte in einer Rinne und über Platten direkt unter der Höch Turm Ostwand (siehe Bericht), doch die Sache war uns wieder nicht geheuer. Altschneefelder drohten auf den Platten abzugleiten, da wollten wir nichts riskieren. Somit mussten wir wohl oder übel in den sauren Apfel beissen, und den Umweg über den Flätstock 2401m in Kauf nehmen. Immerhin noch ein weiterer Gipfel im Palmares. Wegloser Abstieg nach Erigsmatt, dann auf dem rot-weiss markierten Wanderweg Richtung Euloch. Es folgte der Anstieg zur Furggele Pkt. 2394m. Grösstenteils noch im Schnee, und zuletzt gehörig steil, wir waren froh auf die Microcrampons zurückzugreifen.
(Sicht vom Flätstock 2401m zum Höch Turm 2665m || Gegenanstieg zur Furggele 2394m)
Nachdem wir das Pièce de résistance geschafft hatten, war es schliesslich nicht mehr weit bis zum Ortstock 2717m. Wir folgten dem rot-weiss markierten Wanderweg hinauf zum Gipfel und Kreuz. Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns schon bald wieder auf die Socken. Rasch stiegen wir hinab zur Furggele, und konnten in der Folge einige Altschneefelder Richtung Glattalp hinuntersurfen. Am Glattalpseebach konnten wir uns mit frischem Quellwasser versorgen. Während wir am Glattalpsee entlang liefen, kam uns die Idee, dass man sogar das gesamte Hufeisen machten könnte. Angefangen bei den Chilchbergen bis zum Ortstock, und über die Jegerstöck und Läckistock zurück zur Glattalp. Kondition und Technik musste man natürlich mitbringen... Wir hatten für heute jedenfalls genug, und nahmen noch den restlichen Abstieg nach Sahli unter die Füsse. Die Einkehr in der Bergwirtschaft Sahli Alp hatten wir uns redlich verdient.
(Der Homie am faxen || Ortstock 2717m)
//Fazit
Wieder einmal war uns eine tolle Trailrunning Runde gelungen. Und das Wetter hatte und schlussendlich in die Karten gespielt. Dank der Quellbewölkung war es nie zu heiss und wir kamen ohne trockener Kehlen durch. Es ist schon erstaunlich wie weit man kommt mit Turnschuhen und einem kleinen Rucksack.
Die Überschreitung der Chilchberge ist ein anspruchsvolles Unterfangen, vor allem wenn das Gras noch nass ist. Wir waren froh zumindest die Crampons dabeigehabt zu haben. Ein Pickel würde zusätzliche Sicherheit verleihen. Der Höch Turm, auch als Matterhorn der Zentralschweiz bekannt, bot am Westgrat einige schöne Kletterstellen. Im Vorfeld hatten wir uns dessen Begehung etwas schwieriger und anhaltender vorgestellt, dabei war die Sache schlussendlich halb so wild. Da bei den Platten nördlich des Höch Turms noch Schnee lang, konnten wir nicht direkt zur Furggele absteigen (Foto), sondern mussten den Umweg via Flätstock in Kauf nehmen, um anschliessend noch auf den Ortstock zu steigen. So wurde die Runde schliesslich ziemlich ausgedehnt, und brachte uns nicht nur psychisch sondern auch physisch an die Grenzen.
(Sicht vom Ortstock 2717m zu den Chilchbergen und Höch Turm 2665m || Dasselbe von unten)
//Facts:
- Route: Sahli - In den Chrümpfen - Glattalphütte - Grossbodenkreuz - Glattalpfirst - Chli Chilchberg - Gross Chilchberg - Östlicher Chilchberg - Höch Turm - Flätstock - Erigsmatt - Euloch - Furggele - Ortstock - Glattalpseebach - Seeboden - Seeloch - Restaurant Glattalp - In den Chrümpfen - Sahli.
- Distanz: 28.5km
- Höhenmeter: 2530m
- Maxpuls: 132bpm
- Schnittpuls: 104bpm
- Verpflegung: 3 Energieriegel, 1 Gel, 0.6l Iso (Softflasks), 1.5l Wasser (Camelbak), Quellwasser.
- Ausrüstung: Laufrucksack (DYNAFIT VERTICAL 4), gut profilierte und stabile Alpine Running Schuhe (DYNAFIT ALPINE PRO), leichte, wasserdichte Windjacke DYNAFIT ULTRA LIGHT 3L JACKE, Microcrampons, Mobiltelefon.
- Terrain: 50% weglos, 40% Trails (Berg- und Wanderwege), 10% Forststrassen.
//Die Schwierigkeiten:
- Chli Chilchberg SW-Flanke T6-, griffiges Steilgras.
- Chli Chilchberg Ostgrat T5-T6, luftiger Grat, expo.
- Gross Chilchberg Südflanke T6, schrofendurchsetztes Steilgras, expo.
- Gross Chilchberg Ostgrat/Flanke T5-T6, schuttige Flanke.
- Höch Turm Westgrat T5, II-III, einige Kletterstellen an griffigem und zumeist festem Fels, expo.
- Flätstock weglos T4
- Ortstock T3+
//Die Zeiten:
- Start Sahli Pkt. 1146m um 06:30 Uhr.
- Durchgangszeit Glattalphütte Pkt. 1895m um 07:25 Uhr.
- Durchgangszeit Chli Chilchberg 2268m um 08:25 Uhr.
- Durchgangszeit Gross Chilchberg 2424m um 09:05 Uhr.
- Durchgangszeit Östlicher Chilchberg 2426m um 09:20 Uhr.
- Ankunft Höch Turm 2665m um 10:05 Uhr.
- Start Höch Turm 2665m um 10:13 Uhr.
- Durchgangszeit Flätstock 2401m um 11:07 Uhr.
- Durchgangszeit Furggele Pkt. 2394m um 12:17 Uhr.
- Ankunft Ortstock 2717m um 12:42 Uhr.
- Start Ortstock 2717m um 12:49 Uhr.
- Durchgangszeit Berggasthaus Glattalp Pkt. 1856m um 13:48 Uhr.
- Ankunft Sahli Pkt. 1146m um 14:23 Uhr.
- Total ohne Pausen: 7:18'37
- Total mit Pausen: 7:53'00
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Im Einzugsgebiet des Glattalpseebachs kann man sich mit frischem Quellwasser versorgen.
Luftseilbahn Sahli-Glattalp (Betriebszeiten und Webcam): klick!
Berggasthaus Glattalp: klick!
Idee der ultimativen Glattalp (Tor)tour: Start in Sahli Pkt. 1146m. Via Chilchberge und Höch Turm zum Ortstock (mit der direkten Abstiegsvariante zur Furggele), dann weiter über Schijen, Salitritt zum Signalstock (und ev. können sogar noch der Rot Nossen, Läckistock und Mären drangehängt werden). Abstiegsvarianten via Rot Chälen oder Inner Brüelchälen zur Glattalp, oder via Firner Loch und Bockalpeli direkt nach Sahli. Berichte zu den Gipfeln südlich des Glattalpsees hier, da und dort!
 |
|
|
|
|