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![](getartbild.php?art_id=107&spezial=1&gross=1) | Tourendetails Druesberg 2281m Südkante, Forstberg 2215m, Hinter Heubrig |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 04.07.2017 |
Region | |
Kartennummer | 1152 Ibergeregg, 1172 Muotathal, Clubführer Zentralschweizer Voralpen |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Weglos |
Absicherung | ![](getthumbs.php?absicherung_id=4) |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 12.2km
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Höhenmeter | 1480m 1480m |
Exposition | S |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Druesberg 2281m Südkante, Forstberg 2215m, Hinter Heubrig, mit Dani
(Druesberg 2281m Südkante im Profil)
//Motivation
Eine weitere Episode im Rahmen des Zyschtig Clubs. Während sich die aus dem Fernsehen bekannte Reihe mit literarischen Leckerbissen auseinandersetzte, wollten wir uns einmal mehr mit steilen Grasflanken und luftiger Freikletterei beschäftigen.
(Einige griffarme Kletterstellen zu Beginn stellten die Psyche auf die Probe)
//Tour
Anreise nach der Arbeit ins Muotathal. Bei Fruttli Pkt. 1190m parkierten wir unser Auto und brachen auf ins unbekannte after-work Abenteuer.
Bis zur Alp Ahöreli Pkt. 1459m war der Weg mehr oder weniger gegeben, obschon dieser nicht wirklich sichbar war und wir mehrere Weidezäune überklettern mussten. Nun konnten wir den Einstieg zur Südkante sehen, und nach wenigen Minuten standen wir auch bereits am Einstieg.
Bereits auf den ersten Klettermetern galt es vollste Konzentration zu halten und fokussiert zu bleiben, denn nach wenigen, griffigen Kletterzügen gelangten wir auch bereits zur Crux: es galt das Wändchen über eine griffarme Plattenstelle zu verlassen. Dies war recht unangenehm und deutlich ernsthafter als wir es erwartet hatten.
Glücklicherweise war es die erste und gleichzeitig letzte, richtig schwierige Stelle, die restliche Kletterei bewegte sich mehr oder weniger in der Komfortzone, nur eine kurze Wandstelle verlangte noch einmal etwas Krafteinsatz. Bald gelangten wir zum 2. Standplatz bei den markanten Felsen (gemäss diesem ausführlichen Tourenbeschrieb), und konnten die Rinne nun rechts über Steilgras verlassen.
(Steilgras in extremis)
Normalerweise bekundete ich im Steilgras wenig Probleme, doch dieses Steilgras war eben extrem steil, feucht und schrofendurchsetzt. Beide vermissten wir den Pickel, aber immerhin konnte ich noch auf die Microcrampons zurückgreifen, damit liess sich das steile Gelände bereits viel komfortabler überwinden.
Mehr oder weniger in der Falllinie hielten wir auf die markante Tannengruppe zu, doch es dauerte eine ganze Weile bis wir diesen sicheren Hafen (zumindest vorübergehend) erreichten. Auf den letzten Metern zu den oberen Tannen konnten wir Spuren von geländegängigen Paarhufern folgen. Die Gamelle mit dem Routenbuch wurde sofort ausfindig gemacht, sie hing an einem Baum, doch Lust uns darin zu verewigen verspürten wir gerade keine, es war uns offensichtlich noch etwas flau im Magen.
(Steilgras Impressionen)
Immerhin sah die folgende Rasenflanke wieder gutmütiger aus, ein aufrechter Gang war allerdings auch hier Fehlanzeige, stattdessen mussten wir uns auf allen vieren fortbewegen. Der Ausstieg in der Mulde rechts des markanten Felsturmes war wieder felsdurchsetzt und verlangte erneut einen sicheren Tritt. Nun gelangten wir auf die eigentliche Südkante und konnten in den restlichen Verlauf der Route einsehen. Die Stimmung hob sich zusätzlich als uns die Sonne endlich ins Gesicht lachte.
Der folgende Grasgrat wurde von zwei Felsaufschwüngen unterbrochen. Den ersten Aufschwung umgingen wir rechts, indem wir ca. 20m nach rechts querten, und in einfachem I-IIer Gelände zurück auf den Grat kletterten. Den zweiten, senkrechten Aufschwung wollten wir direkt überklettern, auch wenn eine Umgehung (weit) links herum wohl möglich gewesen wäre. Die Kletterei beschränkte sich auf wenige, griffige Kletterzüge, es steckten auch einige Bohrhaken, einzig der Ausstieg war etwas brüchig und verlangte eine behutsame Auswahl der Griffe. Zuletzt halfen Grasbüschel um über den Absatz hinwegzukommen.
(Den 2. Aufschwung hatten wir direkt überklettert || Ausstieg im Steilgras)
Die Schlüsselstellen hatten wir nun geschafft, nun war der Weg praktisch frei bis zum Gipfel, denn der letzte Teil der Route war mir bereits bekannt. Bald gelangten wir auf das Druesbergband, welches von Pkt. 2139m der Chläbdächer zur Südkante hinüberführte. Über Schrofen gelangten wir zuerst links, dann rechtshaltend hinauf zum Felsriegel mit Fixseil, welcher sich auch ohne diesem probaten Hilfsmittel überwinden liess. Anschliessend stiegen wir entlang der steilen, gut gestuften Graskante dem Gipfel entgegen. Vom Ausstieg fehlten noch wenige Schritte bis zum Kreuz.
(Druesberg 2281m Gipfelimpressionen)
Da wir trotz einiger Schwierigkeiten lediglich zwei Stunden brauchten bis auf den Gipfel, und somit noch gut im Zeitplan lagen, gönnten wir uns erstmal eine kleine Pause um uns zu stärken. Dann rannten wir auf dem Wanderweg hinab zu Pkt. 2109m, und folgten dem blau-weiss markierten Wanderweg hinauf zum Gipfel des Forstbergs 2215m. Hier genossen wir die Aussicht nur kurz, denn obschon wir noch zwei Stunden Tageslicht hätten, was ausreichend sein sollte für den Abstieg, wollten wir möglichst etwas Reserven behalten, für den Fall der Fälle...
Der Abstieg vom Forstberg 2215m Richtung Gross Stärnen 1968m war dann gar nicht mal ohne. Stellenweise ziemlich exponiert und mit Drahtseilen gesichert musste man die Nordflanken des Tischs Pkt. 2033m absteigen respektive queren. Erst danach wurde das Gelände flowiger um in den Laufschritt überzugehen. Auf dem Gross Stärnen genossen wir die herrliche Abendstimmung und kontrastreichen Voralpen Impressionen.
(Unterwegs zum Gross Sternen - Herrliche Rück- und Ausblicke)
Doch nun galt es den Fokus nicht zu verlieren und den Einstieg zum Tritt zu finden. Das gelang uns leider nicht auf Anhieb: bei einem ersten Bänkli, noch vor dem Chli Stärnen Pkt. 1855m, stiegen wir die Südflanke hinab und suchten nach Wegspuren und Fixseilen. Nach Minuten des Umherirrens und der Ungewissheit stiegen wir schliesslich zurück auf den Grat, das konnte es nicht sein! Nachdem wir den Hikr-Bericht von Cornel konsultierten, stellten wir fest, dass wir den Einstieg einige hundert Meter zu früh gesucht hatten. Der korrekte Einstieg zum Tritt befand sich westlich des Chli Stärnen, beim Bänkli mit Mülltonne (klick!).
Und siehe da, als wir einige Meter abgestiegen waren, konnten wir bereits das Drahtseil ausmachen und bald auch blaue Markierungen und weitere Fixseile, welche uns sicher den Bachlauf hinabbringen würden. Die Seile waren glücklicherweise alle noch intakt. Darauf sollte man sich aber nicht verlassen, denn die Rinne ist ziemlich dem Steinschlag ausgesetzt. Nachdem wir ein exponiertes Band nach links gequert hatten, gelangten wir in offenes Gelände, nun brauchten wir nur noch zu den Heubrighüttli absteigen, dann hatten wir es fast geschafft.
Es blieb somit noch der vermeintlich einfache Abstieg durch die Heubrigsflue. Leider hatten wir den neu erstellten Sprengweg nicht gefunden, und stattdessen den alten Abstieg gewählt. Dieser auf der Karte eingezeichnete Weg war praktisch inexistent, zum Glück hatten wir Handy Empfang und konnten uns mit der locate me Funktion der Swiss Map Mobile App mehrmals versichern, dass wir halbwegs richtig waren. Überall nur hohes Gras, steil abfallende Schrofen und Felswände, und das Licht begann zu schwinden. Als wir zu einem Wasserfall gelangten mit einer steil abfallenden Runse, dachten wir nun sei Ende Gelände für uns. Doch nachdem wir erneut den Tourenbericht gezückt hatten, wo von einer kleinen Ebene die Rede war, stiegen wir zu dieser hinab und konnten tatsächlich einige ausgefranste Drahtseile erblicken. Nie und nimmer hätten wir diese gefunden! Im Halbdunkel sind wir somit die steile, feuchte und brüchige Runse abgestiegen, an stellenweise defekten Drahtseilen, das war eine haarige Angelegenheit, aber es blieb uns nichts anderes übrig! Just nachdem wir die Bäume erreicht und die Schwierigkeiten endlich hinter uns hatten, wurde es dunkel, ab jetzt mussten wir auf die Stirnlampmen zurückgreifen.
Der restliche Abstieg nach Horgrasen war dann praktisch ein Kinderspiel, obschon wir den Weg wieder verloren hatten und uns durchs Buschwerk zu kämpfen hatten. Was für eine Erleichterung, als wir bei den Hütten Pkt. 1122m eintrafen, und fortan der Alpstrasse und dem Wanderweg zurück nach Fruttli folgen konnten. Endlich das Hirn abschalten. Dieser No-brainer zollte seinen Tribut, als Dani kurz vor dem Ziel noch seinen Fuss vertreten hatte. Ein etwas unschöner Abschluss nach einer grossartigen Bergfahrt!
//Fazit
Die Begehung der Druesberg Südkante ist ein grandioses Voralpen Abenteuer und kann bestimmt auch mit grossen, alpinen Bergfahrten mithalten. Eine seilfreie Begehung sei nur wirklich versierten Alpinisten empfohlen. Ansonsten gehören Seil, Steigeisen und Pickel mit ins Gepäck.
Den Abstieg über die Heubrigsflue hatten wir definitiv unterschätzt, aber auch weil wir den Einstieg zum neuen Sprengweg nicht gefunden hatten. Wir hatten uns im Vorfeld zu wenig informiert, dies war ein dummer Fehler!
(Abentliche Heubrig Impressionen)
//Facts:
- Route: Fruttli - Südkante - Druesberg - Forstberg - Gross Stärnen - Chli Stärnen - Tritt - Hinter Heubrig - Schafmatt - Klosterweid - Fruttli.
- Distanz: 12.2km
- Höhenmeter: 1480m
- Maxpuls: 151bpm
- Schnittpuls: 108bpm
- Verpflegung: 2 Energieriegel, 1.3l Iso
- Ausrüstung: Leichte Bergschuhe, Microcrampons, Trailrunning Rucksack, Helm, Smartphone inkl. Swiss Map Mobile App
//Die Schwierigkeiten an der Druesberg 2281m Südkante:
- Kletterstellen in der Bachrunse II-III, Bohrhaken und Standplätze vorhanden.
- Schrofendurchsetztes Steilgras nach der Rinne, Steigeisen/Microcrampons und Pickel von Vorteil (T6, I).
- Felsdurchsetztes Steilgras hinauf zum markanten Turm (T6, I).
- Kletterstelle am 2. Felsaufschwung mit einer IIIer Stelle, Bohrhaken vorhanden.
- Kurze Kletterstelle (III) im Schlussanstieg (mit Kette versichert).
- Steilgras vor dem Ausstieg (T6).
//Die Schwierigkeiten am Hinter Heubrig:
- Wegfindung!
- Durchgehend abschüssiges Gelände!
//Die Zeiten:
- Start Fruttli 1190m Pkt. 515m um 17:31 Uhr.
- Ankunft Druesberg 2281m um 19:28 Uhr.
- Start Druesberg 2281m um 19:36 Uhr.
- Ankunft Forstberg 2215m um 19:52 Uhr.
- Start Forstberg 2215m um 19:54 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Stärnen 1968m um 20:16 Uhr.
- Ankunft Fruttli 1190m um 22:32 Uhr.
- Total ohne Pausen: 4:51
- Total mit Pausen: 5:01
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Im Bereich der Heibrighüttli gibt es seit einigen Jahren einen neuen, vor Steinschlag sicheren und mit Fixseilen versehenen Sprengweg (siehe Kartenausschnitt), welcher einen sicher durch die Heubrigsflue hinableitet. Leider hatten wir diesen Weg nicht gefunden und stattdessen den alten, haarigen Abstieg gewählt. Eine Beschreibung von unten kommend findet man hier: klick! Gleichzeitig eröffnet sich damit ein neues Projekt, nämlich die Besteigung des Forstbergs via Mürla Loch :-)
Danke Cornel Suter für den ausführlichen Tourenbeschrieb (ohne diesen wären wir im Abstieg aufgeschmissen gewesen): klick!
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
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