|
|
 | Tourendetails Rädertenstock 2294m, Mutteristock 2294m, Torberg 2103m, Ochsenchopf 2179m |
|
Tourenart | Alpine Running |
Datum | 07.08.2017 |
Region | |
Kartennummer | SAC Alpinführer Glarner Alpen, 1153 Klöntal |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, IV |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 14.1km
|
Höhenmeter | 1850m 1850m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Rädertenstock 2294m, Mutteristock 2294m, Torberg 2103m, Ochsenchopf 2179m, mit Jakob
(Rädertenstock 2294m und Mutteristock 2294m, Bild aufgenommen am 26.07.2018)
//Motivation
Und noch eine After-work session, für einmal an einem Montag. Um nicht schon wieder an unserem Lieblinsspielplatz unterwegs zu sein, wählten wir dieses Mal einige Gipfel im Wägital, welche nicht weniger interessant sein würden.
Am Redertenstock 2294m (oder eben neu: Rädertenstock) und Mutteristock 2294m war ich (im Sommer) seit der Wägital Rundtour nicht mehr unterwegs, und so konnte ich es kaum erwarten an die frühere Wirkungsstätte zurückzukehren. Ich kannte schon einige Auf- und Abstiegsvarianten, doch es gab noch weitere, welche wir, je nach Lust und Laune (resp. je nach mentaler Verfassung) ausprobieren könnten...
(Jakob am Rädertenstock 2294m Ostgrat)
//Tour
Start am hinteren Ende des Wägitalersees. Anstieg direkt durch den steilen Schlunenwald hinauf zur Rinderweid. Mit Kuhscheisse an den Füssen liefen wir an der Lufthütte Pkt. 1431m vorbei und dem Rädertengrat Pkt. 2213m entgegen. Im Winter gibt es hier stets eine breit ausgetretene Spur, im Sommer dagegen findet man lustigerweise keine menschlichen Begehungsspuren. Die Richtung war allerdings gegeben und so war es kein Problem ans Ziel zu navigieren. Kurz vor dem Wintergipfel Pkt. 2213m überraschten wir eine Schafherde, doch ausser lautem Geblöke und noch mehr Scheisse hatten sie nicht viel zu bieten.
Nun endlich wurde es interessanter. Da ich bisher immer direkt über das schräge Band in der Nordflanke auf den Gipfel geklettert war (siehe Rädertenstock 2294m Varianten weiter unten), wollten wir es heute einmal über den Ostgrat versuchen. Dazu folgten wir dem Grat über gut gestuftes Gras bis zu den ersten Felsen. Linkerhand erblickten wir die markante, gelbe Wand. Die zugänglichste Variante wäre unter diesen Felsen hindurchzuqueren und durch die erste Rinne auf den Grat zu klettern. Wir hielten dagegen am Grat fest und überkletterten einige Felsen bis zu einer Scharte. Nun führte uns ein exponiertes Band in der Nordflanke leicht abwärts in eine feuchte Rinne. Nun in der Rinne ca. 15m beinahe senkrecht zurück auf den Grat klettern. Einige Griffe und Tritte waren feucht und verlangten behutsames klettern. Steigeisen Kratzspuren zeugten von Winterbegehungen. Auf dem Grat wurde es wieder einfacher, und so gelangten wir kurze Zeit später zum Gipfelkreuz (neueren Datums). Trotz der schweisstreibenden Wärme benötigten wir vom See bis zum Gipfel lediglich 90 Minuten, nicht schlecht Herr Specht!
(Anstieg durch die Mutteristock NE-Wand, mit Direktausstieg beim Gipfelkreuz)
Der naheliegendste Abstieg wäre direkt über den Westgrat. An diesen hatte ich zwar eher schlechte Erinnerungen, doch Jakob hatte mich unterdessen beschwichtigt dass es gar nicht so schlimm sei. Trotzdem wollten wir was Neues probieren, nämlich den Abstieg durch die Südflanke mit anschliessender Querung in den Sattel zwischen Räderten- und Mutteristock. Das Band, welches uns in den Sattel bringen würde, war vom Gipfel leider nicht einzusehen, somit mussten wir einfach mal etwas die steile Flanke absteigen und ausprobieren. Das Gras war glücklicherweise gut gestuft, und so war es trotz beachtlicher Exposition kein Himmelfahrtskommando. Als wir nach ca. 20m etwas nach rechts querten zu einem grasigen Sporn, konnten wir tatsächlich in das Band einsehen, und es sah in der Tat gut gangbar aus! Folglich erreichten wir schnell das Band, welchem wir bis ans Ende folgten, um anschliessend einige (brüchige!) Felsen zu überklettern und in den Sattel zu gelangen. Dies war wirklich eine sehr elegante Abstiegssariante.
Als Aufstiegsvariante auf den Mutteristock 2294m hatte ich zuhause die Direktvariante über den NE-Grat angedacht. Doch als ich nun so direkt unter der ausgesetzten Kante stand verliess mich plötzlich der Mut und das gute Gefühl - heute passte es irgendwie nicht. Ich wollte mich stattdessen mit einer der mir bereits bekannten und entspannteren Couloir Varianten begnügen. Jakob war mit der Planänderung glücklicherweise einverstanden. Wir kletterten somit über einige Platten hinab in den Kessel, querten das Schneefeld und begannen mit dem Anstieg durch die NE-Flanke. Doch noch bevor wir über Schutt und Schrofen zum linken Couloir gelangten, zog es uns linkerhand direkt in die Gipfelfalllinie. Dazu konnten wir vorerst bequem einem schrofendurchsetzten Grasband folgen. Bald darauf gelangten wir zum Point of no return, ab hier folgte richtige Kletterei. Es galt einige Züge im unteren 4. Grad zu meistern, der Fels war zum Glück meistens fest. Jakob übernahm die Vorhut und fand eine gute Linie um diese senkrechte Passage zu überwinden. Bald konnten wir entlang einem schmalen Band etwas nach rechts klettern, die Griffe und Tritte waren hier zahlreich, allerdings galt es diese vor der Belastung stets zu prüfen. Danach überwanden wir eine letzte Stufe, bevor wir über schrofendurchsetztes Steilgras auf den Gipfel aussteigen konnten, und das unmittelbar vor dem Kreuz, schon verrückt! Der Anstieg war letztendlich wohl nicht viel einfacher als direkt über die Kante, doch durch den spontan gefällten Entscheid war der Kopf frei um ohne Druck durch die Wand zu moven.
(Der erste Aufschwung am Ochsenchopf 2179m NE-Grat || Jakob geniesst die letzten Sonnenstrahlen am Ochsenchopf NE-Grat)
Aufgrund der tollen Abendstimmung, und weil wir noch genügend Zeit und Energie hatten, wollten wir noch den Ochsenchopf 2179m mitnehmen. Dazu folgten wir, nach einem Abstecher zu Pkt. 2288m, dem Wanderweg hinab zur Torberglücke Pkt. 2142m. Ab hier folgten wir direkt der Gratkante, passierten den Torberg 2103m, und standen schon bald beim ersten Aufschwung Pkt. 2064m am Ochsenchopf Nordostgrat. Aus Erfahrung wussten wir, dass dieser abweisende und sehr exponiert daherkommende Felszahn viel zugänglicher war als man vorerst meinte. Das schrofendurchsetzte Gras war gut gestuft, und dank ausgetretener Wildwechsel wähnte man sich beinahe auf einem Plaisir-Wanderweg. Aber vielleicht war unsere Empfindung nach der Besteigung des Räderten- und Mutteristocks etwas beeinflusst. Erstaunlich wie man sich an solches Gelände gewöhnen konnte. Die Schafe machten es uns vor, diese waren im Begriff zu Gämsen zu mutieren.
Der zweite und dritte Aufschwung waren ebenso schnell passiert, und so erreichten wir nach 45 Minuten bereits den Gipfel des Ochsenchopfs 2179m. Nun liessen wir die Zeit still stehen und genossen die schöne Bergwelt bei genialen Lichtverhältnissen, es war das Paradies auf Erden. Der Abstieg über die SW-Flanke war bald vollzogen, es gab eine gute Wegspur, und die schrofendurchsetzte Rinne war kein grosses Hindernis. Noch bevor wir zu Durchgäng Pkt. 1781m gelangten, hielten wir uns nach NE, um leicht ansteigend auf direktestem Weg zu den offiziellen Wanderwegen zu gelangen. Das Karstgelände verlangte hier vorsichtiges gehen. Im schwindenden Licht konnten wir schliesslich dem Wanderweg nach Mutteri folgen, bei der Rinderweid wurde es schliesslich dunkel. Im Schein der Stirnlampen liefen wir durch den Wald zurück zum Ausgangspunkt.
//Fazit
Es war eine perfekte Feierabendrunde die alles mit sich brachte: Schöne Trails, fordernde Kletterei, ausgesetzte Grate und einsame Gipfel.
(Rückblick zum Ochsenchopf 2179m NE-Grat und Torberg || Tolle Abendstimmung auf dem Gipfel)
--
Die Schwierigkeiten:
- Rädertenstock 2294m Ostgrat, T6, III
- Rädertenstock 2294m S-Flanke T6, II
- Mutteristock 2294m NE-Wand, T6, IV-
- Torberg 2103m Überschreitung, T5
- Ochsenchopf 2179m NE-Grat, T6, I-II
--
//Facts:
- Route: Hinterbruch - Schwantli - Chruter - Schlunenwald - Rinderweid - Lufthütte - Matt - Rädertengrat Pkt. 2213m - Rädertenstock - Mutteristock - Torberglücke - Torberg - Chammli - Ochsenchopf - Mutteri - Lufthütte - Rinderweid - Schlunenwald - Schwantli - Hinterbruch.
- Distanz: 14.1km
- Höhenmeter: 1850m
- Maxpuls: 146bpm
- Schnittpuls: 113bpm
- Verpflegung: 2 Energieriegel, 1l Iso, 0.25l Wasser.
- Ausrüstung: Laufrucksack (DYNAFIT VERTICAL 4), gut profilierte Trailrunning Schuhe, Windjacke, Smartphone inkl. Swiss Map Mobile App, Stirnlampe.
- Terrain: 60% Trails (Berg- und Wanderwege), 40% weglos.
//Die Zeiten:
- Start in Hinterbruch 918m um 17:18 Uhr.
- Zwischenzeit Redertenstock 2294m um 18:50 Uhr.
- Ankunft Mutteristock 2294m um 19:21 Uhr.
- Start Mutteristock 2294m um 19:23 Uhr.
- Ankunft Ochsenchopf 2179m um 20:10 Uhr.
- Start Ochsenchopf 2179m um 20:20 Uhr.
- Ankunft Hinterbruch 918m um 21:52 Uhr.
- Total mit Pausen: 4:34
--
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Rädertenstock 2294m Varianten:
- Anstieg durch das schräge Band in der N-Flanke, T6, II: In schrofendurchsetztem Gelände hinauf bis zum Querband. Anschliessend folgen einige einfache Kletterstellen an meist solidem Fels, dann in gut gestuftem Steilgras hinauf zum Grat, expo. Kann auch gut im Abstieg gemacht werden. Der Routenverlauf ist auch auf diesem Foto ersichtlich.
- Anstieg über den Ostgrat, T6, III: In gut gestuftem Gras bis zu den Felsen. Die ersten Türme werden direkt überklettert. Dann in der Nordflanke einem leicht abwärts verlaufenden, exponierten Band folgen bis in eine feuchte Rinne. In der Rinne zurück zum Grat klettern (III), danach einfachere Kletterei bis zum Gipfel. Seilfrei im Abstieg nicht zu empfehlen.
- Anstieg über den Ostgrat und Südflanke, T5, I-II: Einfachster Anstieg auf den Rädertenstock. Zuerst in gut gestuftem Gras dem Ostgrat folgend bis zu den ersten Felsen. Nun unter der gelben Wand hindurchqueren bis zur ersten Rinne, in dieser hochklettern zurück auf den Grat und weiter bis zum Kreuz. Der Routenverlauf ist auch auf diesem Foto ersichtlich.
- Abstieg über den Westgrat, T6 (oder WS), II: Vom Kreuz dem Grat nach Westen folgend, dann abklettern über einige Stufen. Es sind mehrere Varianten möglich und es stecken einige Haken, der Fels ist jeweils auf seine Festigkeit zu prüfen! Kann auch im Aufstieg gemacht werden. Der Routenverlauf ist auch auf diesem Foto ersichtlich.
- Durch die S-Flanke und Band zur Lücke zwischen Rädertenstock und Mutteristock, T6, II expo. Abstieg direkt beim Kreuz durch die Südflanke in gut gestuftem Gras. Etwas rechtshaltend gelangt man an das Band, welches die Südflanke quert und einen elegant in den Sattel führt. Zuletzt warten einige Kletterzüge an zT. brüchigem Fels. Vor allem im Abstieg interessant, wenn man im Anschluss auf den Mutteristock klettern möchte (siehe Infos zu den Mutteristock Varianten). Grundsätzlich kann man diese Variante aber auch als Anstieg wählen. Der Routenverlauf ist auch auf diesem Foto ersichtlich.
Mutteristock 2294m Varianten:
- Durch das rechte Couloir in der NE-Wand, T5, III: Zuerst über Schutt und gut gestuftes, schrofendurchsetztes Gras, dann einzelne gutgriffige Felsen überkletternd, bis man in die schluchtartige Felsrinne gelangt, welche man in anregender Kletterei bis auf den Grat hinauf verfolgt (Plattenstelle III). Anschliessend wird noch ein griffiger Absatz überklettert, bevor man nach wenigen Metern über Karstgelände das Gipfelkreuz erreicht. Der Routenverlauf ist auch auf diesem Foto ersichtlich.
- Durch das linke Couloir in der NE-Wand, T5, III: Zuerst über Schutt und gut gestuftes, schrofendurchsetztes Gras bis zur Rinne. Die folgenden Kletterstellen sind kurz und der Fels solide. Im Gegensatz zum rechten Couloir gibt es hier keine heikle Plattenstelle.
- Durch die NE-Wand mit Ausstieg direkt beim Kreuz, T6, IV-: Ca. 50m links der linken Couloirvariante. Zuerst einfache Kletterstellen, dann bei einer soliden Schuppe einige Meter beinahe senkrechte Wandkletterei, bis man etwas leichter aber sehr exponiert nach rechts queren kann. Anschliessend noch einmal einige Meter senkrecht nach oben, bevor man im Steilgras linkshaltend auf den Grat aussteigen kann, nur wenige Meter vom Kreuz entfernt!
- Direkt über den Ostgrat, T6 (WS), IV. Exponierte, aber meist griffige Kletterstellen. Fels auf seine Festigkeit prüfen.
Routenübersicht Mutteristock 2294m NE-Wand:
Bemerkungen:
Als wir vom Ochsenchopf abgestiegen waren und zurück nach Norden querten, hatten wir festgestellt, dass man grundsätzlich auch direkt über dessen Nordabdachung absteigen könnte (von oben gesehen leicht rechtshaltend), und sich so den Umweg über Durchgäng sparen würde. Das Gelände ist aber wohl meistens feucht und mit gewisser Vorsicht zu begehen.
Disclaimer:
Dies ist ein persönlicher Erfahrungsbericht und soll nicht zur Nachahmung veranlassen!
 |
|
|
|
|