Beschreibung | Sierre-Zinal 2017 - La course des cinq 4000
(Sierre-Zinal, © copyright Adriana Claude 2008)
//Motivation
Der Mensch hat bekannterweise kein Schmerzgedächtnis, und so verwundert es nicht, dass man sich wiederholt und bewusst gewissen schmerzhaften Torturen unterzieht. Was mich betrifft, ich wollte erneut die Herausforderung Sierre-Zinal annehmen. Obschon ich mir jeweils geschworen hatte, dass es das nun gewesen sei, dass ich mich nicht noch einmal diesen Strapazen unterziehen wollte, um von Krämpfen geschüttelt ins Ziel einzulaufen.
Nun also doch ein neuer Anlauf, mit dem selben Ziel notabene, die 3:15er Marke zu knacken. Letztes Jahr war ich daran ziemlich deutlich gescheiert, da die Beine im letzten Abschnitt zu streiken begannen. Vielleicht würde ich es dieses Jahr richten können. Der Formstand stimmte grundsätzlich, ich hatte diesen Sommer schon einige gute und schnelle Rennen absolviert. Allerdings auch wieder viele Nebenprojekte realisiert, welche einem harten Ausdauerrennen nicht wirklich dienlich waren. Es würde sich zeigen wie weit mich die (unverkrampften) Beine dieses Mal tragen würden.
(Schnee im Sommer, 1 Tag vor dem Rennen)
//Race
Nachdem wir bereits zwei Tage im voraus nach Zinal angereist waren und beinahe eingeschneit wurden, hatten sich die Verhältnisse exakt zum Tag X markant gebessert, und so stand einem Rennen bei optimalen Voraussetzungen nichts mehr im Wege.
Wie immer musste man sich schon früh hinter die Startlinie begeben (15-20min vor dem Start), wollte man einen möglichst guten Platz ergattern um anschliessend nicht in den Flaschenhals zu geraten. Während wir Läufer also dastanden und unsere Körper wieder auskühlten, konnten sich die geladenen Pro Läufer bis zum Startschuss warm halten (um eingeladen zu werden muss man den Kurs unter 3h laufen).
Während ich mit Kaltstarts vor allem im Winter Mühe bekundete, kam ich dieses Mal ganz gut zurecht und fand sogleich meinen Rhythmus. Im langen Anstieg nach Chandolin versuchte ich möglichst konstant zu bleiben und nicht gleich alle Körner zu verschiessen. Bei Ponchette hatte ich ein super Gefühl und war 5min unter der veranschlagten Zeit, doch diesen Vorsprung hatte ich bis Chandolin beinahe wieder verspielt. Ich fühlte ich mich ziemlich schlecht und wusste nicht ob ich überhaupt noch ins Ziel kommen würde. Zum Glück stand dort meine Familie, welche mir den nötigen Push verlieh um dranzubleiben und weiterzumachen.
(Sierre-Zinal 2017 - Chandolin 2000m)
Der Abschnitt bis Tignousa war in der Folge ziemlich harzig, ich musste etwas Tempo rausnehmen wenn ich bis zum Schluss überleben wollte. Es ging wohl vielen so, den überholt wurde ich nur von wenigen, während ich selber ebenfalls einige Läufer einsammeln durfte. Im Anstieg zum Hotel Weisshorn hatte ich mich an eine Gruppe drangehängt und auf die Zähne gebissen, ich war erstaunt wie gut das schlussendlich ging.
Nun kam der Abschnitt, bei welchem ich bisher, in Folge von Krampferscheinungen, jeweils hatte abreissen lassen müssen. Doch Krämpfe blieben dieses Mal aus. Nicht einmal Anzeichen von Verkrampfungen waren zu spüren. Und so konnte ich weiterhin auf's Tempo drücken und schliesslich den finalen Downhill in Angriff nehmen. Erst beim Zieleinlauf (auf der Strasse) streikten die Waden, allerdings hatte ich nun den Sohnemann an meiner Seite, und konnte mit ihm gemeinsam über die Ziellinie schreiten - ein wunderbares Gefühl!
(Unterwegs || Foto © Gerard Berthoud)
//Fazit:
Sierre-Zinal wird zu Recht als einer der schönsten (und härtesten) Bergläufe Europas bezeichnet! Im Angesicht der fünf majestätischen 4000er (Zinalrothorn, Ober Gabelhorn, Matterhorn, Dent d'Hérens, Dent Blanche) zu laufen ist wirklich einzigartig und sucht seinesgleichen! Das Rennen wurde nun bereits zum 44. Mal ausgetragen, und war wie immer Top organisiert. Es ist mit Sicherheit der Berglauf, welcher die grösste Dichte an Spitzenathlethen aufweist; der Blick auf die Rangliste wird diese Aussage bestätigen.
Das Rennen stellt nicht nur hohe Anforderungen an die Ausdauer, sondern auch muskulär und koordinativ wird einem hier so einiges abverlangt. Um sauber durchzukommen muss man sich das Rennen gut einteilen, und auch das Foodmanagement sollte wohl überlegt sein. Salzsupplemente sind für mich überlebenswichtig!
Die 3:15 hatte ich zwar wieder verfehlt; allerdings fehlten nun bloss noch 5 Minuten, und ich war immerhin 6 Minuten schneller als letztes Jahr (der solide Downhill hatte den Unterschied gemacht)! Vielleicht finde ich die Motivation dieses Ziel ein weiteres Mal ins Visier zu nehmen? Im Wissen was dies bedeutet kann ich mich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht darauf festlegen, nun ist erst einmal physische und mentale Erholung angesagt.
(Glücklich im Ziel, Kopf und Beinmassage à discrétion)
//Facts:
- Streckeninfos: klick!
- Distanz: 31km
- Höhenmeter Aufstieg: 2200m
- Höhenmeter Abstieg: 1020m
- Terrain: 95% Trails (Berg- und Wanderwege), 5% Asphalt
- Zeit: 3:20'39
- Schnittpuls: 155bpm
- Maxpuls: 169bpm
- Verpflegung vor dem Start: 1 Sponser Amino Shot, 1 Sponser Liquid Energy Plus Gel.
- Verpflegung während dem Rennen: 1 Sponser BCAA Gel, 2 Sponser Liquid Energy Plus Gels, 2 Salzkapseln, Wasser, Iso, Cola (jeweils 1-2 Becher pro Verpflegungsposten). Siehe auch Verpflegungsplan
- Ranking: 117/1040 (Overall men), 18/269 (Vétérans I)
- Ranglisten: klick!
- Interviews: klick
Impressionen vom Lauf:
(Der Puls mehr oder weniger konstant)
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte von Sierre-Zinal können als GPX oder als KML Datei heruntergeladen werden.
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Bemerkungen:
Obwohl der Lauf nur 31km lang ist, darf man ihn trotzdem nicht unterschätzen: Man befindet sich über weite Strecken über 2000m und kann sich dementsprechend schlecht erholen, und die Trails sind vor allem im letzten Abschnitt ziemlich technisch (Steine und Wurzeln, coupiertes Gelände), so muss man ständig dabei sein und kann nie richtig laufen lassen.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |