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 | Tourendetails Gridone 2188m Überschreitung (Pizzo Leone 1659m, Cresta dei Lenzuoli) |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 28.10.2017 |
Region | |
Kartennummer | 1312 Locarno, 1332 Brissago |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Bergweg |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 32km
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Höhenmeter | 2790m 2790m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gridone 2188m Überschreitung (von Ascona nach Cannobio, inkl. Pizzo Leone 1659m, Cresta dei Lenzuoli und Monte Faierone 1715m)
(Anstieg zur Corona di Pinz und Alpe di Naccio)
//Motivation
Just vor einem Jahr war ich am Gridone 2188m und auch am Pizzo Leone 1659m unterwegs (klick und klack), und hatte in der Folge den Lenzuoli-Grat in meine Projektliste aufgenommen. Mit dem Abstieg vom Gridone nach Cannobio würde sich eine ausgedehnte und sehr aussichtsreiche Gratüberschreitung ergeben, welche ich heute mit Max in Angriff nehmen wollte.
(Kurz vor und auf dem Pizzo Leone 1659m)
//Tour
Start früh morgens direkt von unserer Bleibe in Moscia Pkt. 211m. Auf der Quartierstrasse hinauf zum Parco Parsifal (Monte Vérita), wo ich mich mit Max verabredet hatte. Gemeinsam liefen wir nun bergwärts, an Balladrum vorbei, der Corona dei Pinz 1294m entgegen. Der starke Nordföhn der letzten Tage hatte stellenweise für meterhohe Laubverfrachtungen gesorgt, diese luftigen Laubtaschen nennt man entsprechend Tessiner Pow :) Schon bald erreichten wir den Gratausläufer und genossen wie immer den super Tiefblick auf den Lago Maggiore und die Isole di Brissago.
(Unterwegs am Lenzuoli-Grat, im Anstieg zum Pizzo Ometto und Pkt. 1878m)
Für eine Pause war es noch zu früh, und so liessen wir den Gipfel der Corona di Pinz 1294m links liegen, und liefen gleich weiter zur Alpe di Naccio Pkt. 1499m. Wie vorhergesehen waren die Wasserleitungen bereits trocken gelegt, wir mussten somit gut haushalten mit unseren Wasservorräten, zur Not musste es sogar bis Cannobio reichen. Vom Kreuz Pkt. 1499m war es nicht mehr weit bis zum Gipfel des Pizzo Leone 1659m.
Bis hier war es sozusagen der Warm-up gewesen, nun ging es endlich zur Sache - die Cresta dei Lenzuoli wartete! Nach einer kurzen Pause liefen wir hinab nach Canva Pkt. 1570m, und folgten anschliessend mehr oder weniger dem Grat bis zum Pizzo Ometto 1846m. Zu unserem Erstaunen fanden wir zu Beginn sogar eine Wegspur mit blauen Markierungen; und anstatt dem Instinkt zu vertrauen und auf dem Grat zu bleiben folgten wir dieser Wegspur. Erst als diese die Flanke zu queren begann wurden wir langsam misstrauisch, und in der Folge galt es den Fehler zu korrigieren. Fluchend kämpften wir uns durch dicht und hochgewachsene Alpenrosen zurück auf den Grat. Dank kurzer Hosen bekamen wir ein nettes Gratis Pealing. Polo Hofer war bestimmt nie am Lenzuoligrat unterwegs, denn sonst hätte er diesem Gestrüpp keine einzige Note gewidmet...
(Anstieg zum Pizzo Fedora 1907m || Sicht vom Gridone 2188m auf den Lenzuoli Grat)
Nach dem Pizzo Ometto hielten wir uns mehr oder weniger direkt am Grat und fanden einige interessante Kletterstellen. Kurz vor dem Pizzo Fedora 1907m mussten wir einige Platten abklettern, was uns aber keinerlei Mühe bereitete. Daraufhin folgten wir einem horizontalen Band, bis wir wieder zurück auf den Grat steigen konnten und bald den Pizzo Fedora erreichten. Nun hielten wir uns direkt auf der immer schmaler werdenden Gratschneide, um so vermeintlich direkt den Pizzo dei Laghetti zu erreichen. Als der Grat nach hinten abzubrechen begann und der Fels nicht mehr sehr vertrauenwürdig aussah, wurde es uns schliesslich zu heikel, und wir begannen die Stelle grossräumig (westseitig) zu umgehen. Dies war auch nicht ganz ohne; zuerst galt es heikles Schrofengelände abzusteigen, dann mussten wir uns durch dichtes Unterholz schlagen, bis wir auf ca. 1800m wieder in offenes Gelände gelangten. Dies war nun wohl ein klassischer Verhauer, doch wo hätte die eigentliche Route durchgeführt? Immerhin, im Anstieg zur Scharte trafen wir bald auf einen markierten Weg, der uns rasch zurück auf den Grat brachte. Der Anstieg zum Mottone 1966m war bloss noch Formsache.
(Blick nach Italien, Richtung Cruit und Monte Faierone || Downhill nach Cannobio)
Vom Mottone 1966m bis Fumadiga 2010m verlangten einige Stellen noch einmal etwas Vorsicht, doch waren nun deutliche Wegspuren vorhanden und wir kamen nicht mehr von der Route ab. Auch die nervigen Alpenrosen hatten endlich sanfteren Grashängen Platz gemacht. Nun war der Weg frei um auf den Gridone 2188m zu stürmen. Ziemlich ausser Atem erreichten wir den Gipfel, aber dies hatte gut getan: endlich wieder richtiges Trailrunning und kein Bushwalking mehr!
Vom Gridone genossen wir die fantastische Aussicht, auf den Lago Maggiore und natürlich den Lenzuoli Grat, und wir waren nicht unglücklich, dass dieser Abschnitt nun bereits hinter uns lag. Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns auf Richtung Cannobio. Bereits nach wenigen Minuten, hinter den Ruinen bei Pkt. 2138m, begegneten wir einem überaus freundlichen Paar, welches uns prompt an ihrer Vesper teilhaben liess. Dabei verkosteten wir uns mit diversen biologischen Köstlichkeiten aus der Region, definitiv die bessere Wahl als Energierigel und Gels. Träge wie wir nunmehr waren fiel es uns schwer Abschied zu nehmen, doch der Weg war noch weit bis nach Cannobio.
(Fantastischer Downhill nach Cannobio || Gierige Berggeissen)
Nach dem Cruit 2085m folgte der erste, längere Downhill hinab zum Passo Percadugine Pkt. 1646m, dabei wurden wir von gierigen Berggeissen verfolgt, die sich an unseren salzigen Beinen laben wollten. Selber verspürten wir unterdessen grossen Durst und die Wasservorräte gingen langsam zu neige, doch wir hatten grosses Glück, als wir direkt beim Pass ein angelegtes Wasserdepot des Mozzafiato Skyraces aufspürten. Wir bedienten uns zweier Flaschen mit kühlem, prickelndem Mineralwasser und konnten so unseren Durst löschen.
Es folgten der schöne Anstieg zum Monte Faierone 1706, und tolle Flowtrails hinab nach Scierz Pkt. 1235m. In der Folge hätten wir schon bald den Abstieg nach Cannobio in Angriff nehmen können, doch wir wollten auch noch den letzten Gipfel einsammeln, den Monte Giove 1298m. Und dies war eine gute Entscheidung, denn wir genossen hier eine tolle Aussicht auf den See, und konnten den gesamten Grat zurückverfolgen bis nach Ascona, wo wir Stunden zuvor gestartet waren. Nun verblieben noch die restlichen 1000 Höhenmeter Abstieg, ziemlich steil und direkt, was dann doch etwas weiche Knie zur Folge hatte. Verschwitzt und verdreckt erreichten wir den Hafen in Cannobio, wo uns meine Familie in Empfang nahm und 1. Hilfe leistete. Die 2. Hilfe kam dann in Form eines Gelatos aus der Eisdiele und einem leckeren Espresso, viva Italia!
//Fazit|Empfehlung
Tolle Gratüberschreitung von See zu See mit grandioser Aussicht. Der Lenzuoli-Grat bildet dabei das Herzstück der Tour. Anregende Kletterstellen im Wechsel mit viel buschigem Gestrüpp (Alpenrosen), was den positiven Gesamteindruck leider etwas schmälerte. Da waren mir die Voralpen-Kraxeltouren deutlich lieber. Die Flowtrails vom Gridone bis nach Cannobio waren dann dafür umso schöner! Alles in allem ist die Tour somit mehr als lohnend, und jedem geländegängigen Ausdauerpiraten wärmstens zu empfehlen.
(Ascona - Brissago - Cannobio, alles oben durch || der Monte Giove macht das Dutzend voll)
//Facts:
- Route: Moscia - Monte Vérità - Balladrum Pkt. 401m - Prato Cortella - Pkt. 738m - Pkt. 901m - Corona di Pinz Pkt. 1294m - Alpe di Naccio Pkt. 1395m - Pkt. 1499m - Pkt. 1596m - Pizzo Leone 1659m - Canva - Pizzo Ometto - Pkt. 1878m - Pizzo Fedora - Mottone - Fumadiga - Bocchetta di Valle - Gridone - Cruit - Passo Percadugine - Punta Fronzina - Monte Faierone - Scierz - Rombiago - Monte Giove - Monti Marcalone - Socragno - Sant' Agata - Campeglio - Cannobio.
- Distanz: 32km
- Höhenmeter: 2800m
- Terrain: 60% Trails (Berg- und Wanderwege), 10% Asphalt, 20% weglos.
- Maxpuls: 147bpm
- Schnittpuls: 115bpm
- Verpflegung: 1 Gel, 2 Energieriegel, 1.5l Iso, 0.5l Wasser.
//Ausrüstung:
- Trailrunning Rucksack mit 3x0.5l Softbottles
- Gut profilierte Trailrunning Schuhe Dynafit Alpine Pro
- Kurzarm T-Shirt, Armlinge, Headband
- Kurze Hosen
- Ultraleichte 3-Lagen Wetterschutz Jacke Dynafit Ultra Light 3L Jacke.
- Smartphone mit Swiss Map Mobile App
- Pulsuhr mit GPS Funktion
- Bargeld, Ausweis
//Zwischenzeiten:
- Start in Moscia Pkt. 211m um 08:35 Uhr.
- Zwischenzeit Corona di Pinz 1294m um 09:58 Uhr.
- Zwischenzeit Pizzo Leone 1659m um 10:42 Uhr.
- Zwischenzeit Pizzo Ometto 1846m um 11:04 Uhr.
- Zwischenzeit Fumadiga 2010m um 12:41 Uhr.
- Ankunft Gridone 2186m um 13:05 Uhr.
- Start Gridone 2186m um 13:20 Uhr.
- Zwischenzeit Monte Faierone 1715m um 14:35 Uhr.
- Zwischenzeit Monte Giove 1298m um 15:08 Uhr.
- Ankunft Cannobio 197m (Hafen) um 16:10 Uhr.
- Total ohne Pausen: 6:30 Std.
- Total mit Pausen: 7:35 Std.
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GPS-Tracks
Sicht vom Monte Tamaro auf den kompletten Grat (die mittlere Bergkette, Bild von Max)
Wegpunkte
Die Wegpunkte des Skyruns können als GPX Datei heruntergeladen werden.
Bemerkungen:
Die Edelkastanie wächst im Tessin bis auf ca. 1000m. Die Trails sind daher oftmals dick mit Igeln übersäht. Oberhalb 1000m findet man vorwiegend Birken- und Buchenwälder, die Trails werden dann sauberer und flowiger.
Tessiner-Pow aka durch den Nordföhn verfrachtetes Laub. Man trifft stellenweise auf bis zu brusthohe Laubtaschen (vgl. Triebschneetaschen).
(Tessiner Pow)
Der Gridone steht erstaunlich prominent und bietet eine tolle Rundsicht: Bei klarer Sicht bis zum Monte Rosa, Mischabelkette, Jungfrau - Galenstock (siehe Panorama1 und Panorama2) - che bello!
Wasserstellen: Grundsätzlich gäbe es auf der Alpe di Naccio Wasser, doch die Wasserleitungen werden im Spätherbst/Winter trocken gelegt. In diesem Fall muss man das Wasser selber mitschleppen, da es sonst keine Gelegenheit zum auffüllen gibt. Wir hatten Glück und konnten uns beim Passo Percadugine von einem Wasserdepot des Mozzafiato Skyraces bedienen, ansonsten wäre es eine trockene Angelegenheit geworden...
Ein weiteres Skyrace in der Nähe von Cannobio ist der Bettelmatt Ultra Trail (BUT): klick!
Berichte über den Lenzuoli-Grat auch (hier und da).
Gastro-Tipps:
- Osteria Borei, tolle Aussicht und super Essen. Reservation erforderlich!
- Pasticceria Castello in Cannobio, herrliches Süssgebäck, vor allem die Amaretti sind ein wahres Gedicht!
Beim Parco Parsifal gibt es öffentliche Toiletten und Trinkstellen. Man kann dort auch mit dem Camper übernachten.
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