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![](getartbild.php?art_id=108&spezial=1&gross=1) | Tourendetails Pilatus Esel 2118m (Kulmchrachen), Klimsenhorn 1906m |
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Tourenart | Nordwand |
Datum | 15.01.2018 |
Region | |
Kartennummer | 1170 Alpnach, SAC Zentralschweizerische Voralpen, Wege und Routen am Pilatus |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Anforderung | WS, I |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 12km
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Höhenmeter | 1500m 1500m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NW |
Sonne | ![](getschatten.php?schatten_id=3) |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Pilatus Esel 2118m (Kulmchrachen, Variante Sattel Eselwand), Klimsenhorn 1906m, mit Max
//Motivation
Der steile und schattige Kulmchrachen befindet sich im Pilatus Massiv, genauer in der NW-Flanke des Esels 2118m. Die Route wird nur selten begangen und in der neueren Führerliteratur nicht mehr gelistet. Im Sommer sind die schrofigen, feuchten Rinnen dem Steinschlag ausgesetzt und nur für geübte und mutige T6 Aspiranten zu haben (Bericht). Im Winter, bei guten Verhältnissen, kann man die schneegefüllten Rinnen mehr oder weniger gemütlich hochpickeln.
Physische Erholungstour nach dem Rennwochenende mit Munggärun und Martini-Niederelauf. Mental würden wir vom Kulmchrachen allerdings durchaus gefordert werden. Max und ich wollten sich dieser Herausforderung stellen.
(Im ersten Abschnitt des Kulmchrachen, nun wurde es langsam ernst)
//Tour
Es gibt verschiedene Anstiege durch den Chrachen, von wenig schwierig (WS) bis sehr schwierig (S+), doch alle hatten sie mehr oder weniger ernsthaften Charakter. Als Kulmchrachen Novizen wollten wir eine der einfachen Varianten wählen, und zwar die Variante Sattel Eselwand, wenn wir die Route denn finden würden. Für das Routenstudium halfen uns die ausführlichen Beschreibungen von Marko (klick).
(Chris hat bereits viel Luft unter den Sohlen || Max meistert die 1. Schlüsselstelle)
Nachdem ich meine Tochter in den Kindergarten begleitet hatte, bin ich in der Folge nach Luzern gefahren, hatte Max aufgeladen, und wir sind gemeinsam zum Ausgangspunkt in Brunni hochgetuckert. Um 09:30 Uhr konnte das Pilatus Abenteuer schliesslich beginnen.
(Umgehung der Direktvariante || Linkstraverse kurz vor der 2. Crux)
Max hatte den Zustieg am Vortag studiert, so gelangten wir rasch und problemlos zur Schneegrenze und Einstieg 1320m Richtung Treichen. Wir befanden uns bereits im Schatten des Pilatus, die Sonne würden wir erst wieder auf dem Gipfel zu Gesicht bekommen. Mit Steigeisen und zwei Pickel bestückt setzten wir den Anstieg fort.
Bis ca. 1600m folgten wir ungefähr dem Sommerweg Richtung Nauen und Klimsenhornkapelle, bis wir uns, vor einem markanten Felszahn, nach links hielten und das folgende das Couloir empor stiegen. Dies war der Einstieg zum Kulmchrachen. Die Lawinenrunsen waren hart aber gut gangbar, und so erreichten wir schon bald die grau-gelbe Wand, bei welcher sich der Chrachen nach rechts wendete.
(Chris meistert die 2. Crux || Ausstiegscouloir zur Eselwand)
Nun wurde das Gelände zunehmend steiler und es machte Freude die Pickel in den harten Schnee zu versenken. Nach einem Linksbogen gelangten wir bald ans Ende des breiten Kessels, wo wir uns nun schräg rechts aufwärts halten mussten, falls wir nicht in eine der steilen Rinnen (Direktvarianten) einsteigen wollten. Der Schnee in der Querung war etwas locker und die Exposition über dem Felsabbruch beachtlich. Nach wenigen Metern entlang der Felswand erreichten wir einen gemütlichen Platz für eine kurze Pause.
Es folgte eine weitere 45° Flanke, bevor wir uns nach links wandten (rechts weg führte die Variante Kulmplateau) und ein etwas steileres Couloir hochkletterten. Danach galt es eine steile Flanke nach links zu traversieren bis an die Kante (für die Variante Kulmwiese würde man hier rechts abbiegen). Der lockere, griessige Schnee war hier nicht sehr vertrauenerweckend.
(Chris am Ausstieg zum Esel Ostgrat || Max am Esel Ostgrat)
Nun galt es ein schmales, exponiertes Band abzusteigen um zurück in den Chrachen zu gelangen. Dies war die 2. Schlüsselstelle der Tour. Sicherungsmöglichkeiten gab es keine, ausser man würde einige Haken schlagen. Für uns war klar, dass wir das Seil gar nicht aus dem Rucksack kramen brauchten, die Mitreissgefahr wäre zu gross. Schritt für Schritt arbeiteten wir uns behutsam nach unten, die Pickel jeweils bis zum Schaft im Schnee versenkt. Schlussendlich ging es besser als erwartet, und so konnten wir beide Füsse wieder sicher in den Chrachen stellen. Es folgten noch ca. 100hm steiler Firn, bis wir schliesslich auf den Sattel bei den Scheinwerfern aussteigen konnten, und von der Sonne angestrahlt wurden, ein toller Moment!
Diesen Ort passiert man auch bei der Begehung des Esel Ostgrates (klick!). Den Rest kannten wir somit schon, doch im Winter schaute das Gelände eben doch etwas anders aus. Neben Fels- und Schrofengelände fanden wir auch Eis und steile Schneeflanken, doch es machte Freude an der Sonne zu klettern, und mit den Pickel war es kein Problem. Nach dem Wandbuch folgte dann doch noch einmal eine heikle Stelle, eine Traverse nach rechts und anschliessend steiles Mixedgelände nach oben, welche mit geschärften Sinnen durchstiegen werden musste. Man hat hier gehörig viel Luft unter den Sohlen. Danach legte sich das Gelände zurück, und wir konnten auf die Gipfelplattform des Esels 2118m aussteigen. Es war vollbracht, wir hatten den Chrachen erfolgreich durchstiegen!
(Exponiertes Mixedgelände hinauf zum Esel Gipfel || Chrachenboyz)
Nach einer gemütlichen Pause machten wir uns an den Abstieg. Wir querten das Kulmplateau (ich wollte schon immer einmal in Steigeisen über die Plattform schreiten und verwunderte Touristengesichter auf mich ziehen), passierten die Absperrung, und gelangten schon bald zur Leiter und Eisentreppe, welche uns durch den Stollen in die Nordflanke zum Chriesiloch und Klimsen brachte. Im Sommer ein bequemer Wanderweg, ist dieser im Winter vereist und/oder verschneit, ohne Steigeisen und Pickel war eine Begehung kaum möglich.
Es war trotzdem um einiges entspannter als im Chrachen, und so erreichten wir wenig später bereits die Klimsenhorn Kapelle. Den Abstecher aufs Klimsi 1906m liessen wir uns natürlich nicht nehmen. Da uns noch etwas nach wandern zumute war, wählten wir in der Folge nicht den direkten Abstieg via Nauen, sondern folgten dem Bandweg hinab nach Fräkmüntegg. Es warteten noch einmal einige interessante Stellen, bis wir uns schliesslich der Steigeisen und Pickel entledigen konnten. Beim Berggasthaus Alpgschwänd Pkt. 1215m schloss sich der Kreis, und wenig später waren wir zurück beim Auto. Bei einer Flasche Moretti Grand Cru beschlossen wir den genialen Tag.
(Abstieg Richtung Klimsen)
//Fazit
Ein eindrückliches Nordwandabenteuer just vor der Haustür! Der Kulmchrachen bietet viel Abwechslung und diverse Aufstiegsvarianten, für Weichspüler wie auch für Hartgesottene.
Uns hatte die Variante Sattel Eselwand sehr gut gefallen, bewegten wir uns hier bis auf zwei/drei Stellen immer innerhalb der Komfortzone. Die Verhältnisse waren im grossen und ganzen sehr gut, auch wenn der Schnee unten etwas hart und in den Traversen etwas locker war. Im ausgeaperten Zustand möchte ich diese steinschlägigen Rinnen allerdings nicht begehen, dann lieber etwas zuviel Schnee.
Im Übrigen wurde der Kulmchrachen auch schon mit Ski befahren, allerdings wohl nicht ohne einige Male abzuseilen.
(Klimsenhorn 1096m || Pilatus Ambiente)
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Die Schwierigkeiten für die Variante Sattel Eselwand (WS) im Detail (chronologisch):
- Am Ende des grossen Couloirs exponierte Querung nach rechts (Normalroute), bei Lockerschnee heikel. Bei den Felsen an der Kante befindet sich das Wandbuch (Gamelle).
- Ausgesetzte Querung nach links bis zur Kante. Anschliessend Abstieg über ein schmales, exponiertes Band, bei Lockerschnee ebenfalls heikel.
- Ausstieg zum Esel nach dem Wandbuch: Mixedgelände (Schnee, Eis, Fels, Gras), nicht schwierig aber sehr ausgesetzt.
--> Auf die Mitnahme eines Seil und Sicherungsmaterial kann bei dieser Route grundsätzlich verzichtet werden, da sich die exponierten Stellen schlecht absichern lassen. Ausser man schleppt einige Haken mit. Take it or leave it würde ich sagen...
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//Facts:
- Route: Talstation Brunni - Berggasthaus Alpgschwänd - Treichen - Kulmchrachen - Esel Ostgrat - Pilatus Esel - Pilatus Oberhaupt - Chriesiloch - Klimsenhorn - Bandweg - Fräkmünt - Sagenboden - Alpgschwänd - Brunni.
- Topo Kulmchrachen (© Marko Cupic): klick!
- Distanz: 13km
- Höhenmeter: 1500m
- Verpflegung: 2 Energieriegel, 1l Iso
- Ausrüstung: Bergschuhe (Salomon S-Lab X Alp Carbon 2 GTX), Steigeisen (Petzl Irvis Hybrid mit Back Flex Bindungssystem), 2 Eisgeräte (Petzl Gully mit Masselottes), Isolations Jacke DYNAFIT ELEVATION POLARTEC ALPHA JACKET, Daunenjacke, Handschuhe.
//Die Zeiten:
- Start Talstation Seilbahn Brunni-Alpgschwänd 765m um 09:30 Uhr.
- Ankunft Pilatus Esel 2118m um 12:13 Uhr.
- Start Pilatus Esel 2118m um 12:24 Uhr.
- Ankunft Talstation Seilbahn Brunni-Alpgschwänd 765m um 14:37 Uhr.
- Total mit Pausen: 5:07 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Weitere Infos und Routen vom Kulmchrachen findet man hier: klick!
Wege und Routen am Pilatus: klick!
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
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