//Motivation
Nachdem wir vor einer Woche noch ohne Akklimatisation auf's Bishorn 4135m stiegen, war ich unterdessen besser an die Höhe angepasst und durfte auf eine erhöhte Anzahl roter Blutkörperchen zurückgreifen. Obschon ich keine Eile hatte wollte ich zeitig aufbrechen, damit ich im Anschluss an die Tour mit den Kids noch die Skipisten unsicher machen konnte.
//Tour
Start in Zinal bei der Brücke Pkt. 1653m kurz vor 05:00 Uhr. Wieder konnte ich die Ski direkt vor der Haustüre anziehen. Rasch überquerte ich das Plat de la Lé und folgte dem Wanderweg hinauf nach Vichiesso Pkt. 1862m. Während einer Woche hatten sich hier riesige Nassschneelawinen von den steilen Ostflanken gelöst, einmal wurde ich zu einer kurzen Portage gezwungen (alternativ könnte man im Talboden noch etwas weiter gegen die Klamm zulaufen und dann direkt zur Kurve vor Vichiesso ansteigen). Nach weiteren Lawinenzügen erreichte ich schon bald die Brücke bei Pkt. 1908m.
Noch einmal galt es in der Flanke von Moming einen riesigen Lawinenzug zu Fuss zu überqueren, dann war der Weg frei hinauf zum Roc de la Vache Pkt. 2617m. Während wir vor einer Woche bald einmal gezwungen waren die Harscheisen zu montieren, war die Spur heute super griffig, oder ich konnte problemlos meine eigene (direktere) Linie wählen. Ich spürte zudem deutlich dass ich um einiges fitter war als letztes Mal, trotz zunehmender Höhe funktionierte die Atmung ruhig und gleichmässig. Hinter dem Roc de la Vache folgte eine kurze Fellabfahrt, bevor ich über Tracuit zur gleichnamigen Cabanne aufstieg. Hier oben musste es über Nacht etwas geschneit haben, es lagen wenige Zentimeter Neuschnee auf der Spur, was für den Skiaufstieg nur vorteilhaft war. Kurz vor der Hütte zog ich es dieses Mal trotzdem vor die Ski kurz abzuschnallen und zu Fuss zum Grat anzusteigen.
(Bishorn Ostgipfel aka Pointe Burnaby 4135m || Firstlines in der Bishorn Nordflanke)
Ich liess die Hütte rechts liegen und machte mich sogleich an die Querung des Turtmanngletschers. Ich verpflegte mich on-the-go mit einem Energybar und etwas Iso. In weiter Ferne konnte ich bereits die Tourengänger ausmachen, welche morgens von der Hütte gestartet waren. Bei Mergasch Pkt. 3543m war ich dann zur ersten Gruppe aufgelaufen. Unterdessen lagen 10-20cm Neuschnee, so kosteten die folgenden Überholmanöver stets etwas Kraft, aber davon hatte ich heute zur Genüge. Immerhin brauchte ich nicht selber zu spuren. Leider freute ich mich zu früh, denn auf ca. 3800m hatte ich schliesslich die Spitzengruppe eingeholt, und nun lag es an mir den Lead zu übernehmen. Ich nahm es mit einem lachenden aber auch einem weinenden Auge, denn so wurde ich unweigerlich um eine gute Zeit gebracht. Wenigstens hatte ich den Vorspurern Freude bereitet, denn die meinten ich käme gerade zur rechten Zeit!
So zog ich nun meine eigene Spur dem Gipfel entgegen, was aufgrund der stattlichen Neuschneemenge ganz schön anstrengend war. Das Ziel war allerding nah und die Motivation gross, trotzdem eine ansprechende Zeit herauszulaufen. Bald erreichte ich das Skidepot und stieg die wenigen Schritte hinauf zum Westgipfel 4153m. Und so stand ich innerhalb einer Woche zum zweiten Mal auf dem Bishorn!
Während wir vor einer Woche noch den Bishorn Ostgipfel und den Tête de Milon angehängt hatten, wollte ich heute auf direktem Weg wieder absteigen respektive abfahren. Das Wetter schien auch schlechter zu werden, dunkle Wolken zogen über den Weisshorn Nordgrat dem Bishorn entgegen. Rasch kletterte ich zurück zum Skidepot, entfernte die Felle und machte mich sogleich an die Abfahrt über die Nordflanke. Diese war nun nicht von schlechtern Eltern, obschon, wie fast immer in dieser Höhe, auch dieses Mal der Wind sein Unwesen getrieben hatte. Der Schnee war noch vorwiegend pulvrig, und es liess sich auch mit den dünnen Ski ganz ordentlich abfahren. Mit Schuss querte ich den Turtmanngletscher, schwenkte kurz vor der Hütte nach links, und fuhr die steilen Hänge nach Tracuit hinunter. Ich war natürlich noch viel zu früh dran als dass der Schnee schon hätte auffirnen können, aber das wir mir heute nicht wichtig.
Den Gegenanstieg zum Roc de la Vache Pkt. 2617m nahm ich sportlich, und nach einem kurzen Verpflegungsstopp nahm ich die restliche Abfahrt in Angriff. Ich begegnete dabei dutzenden von Gipfelaspiranten, welche heute erst einmal die Tracuithütte zu erreichen gedachten. Nachdem ich die vielen Lawinenkegel überwunden, und dabei die Ski einige Mal abgeschnallt hatte, rauschte ich mit viel Schuss zum Talboden hinunter, und schob mich in Doppelstocktechnik über das gefrorene Plat de la Lé dem Ziel entgegen. Nach etwas mehr als 5 Stunden gelangte ich zurück zum Ausgangspunkt. Die Kinder waren gerade startklar für die Skipiste, somit kam ich gerade rechtzeitig um es ihnen gleich zu tun.
//Fazit:
Von Zinal auf's Bishorn in 3:45 Std, inklusive Umweg über die Winterroute und ohne zu hetzen, das war schon sehr, sehr geil! Und wäre ich etwas später gestartet, bliebe mir auch die Spurarbeit erspart, und ich hätte sicher nochmals 10 Minuten früher auf dem Gipfel eingecheckt. So oder so hatte ich heute das Bishorn faktisch zum Mutteristock degradiert; Bishorn aka Mutteristock 2.0.
(Föhnstimmung am Bishorn 4153m)
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//Facts:
- Route: Zinal - Plat de la Lé - Vichiesso - Brücke Pkt. 1908m - Le Chiesso - Tsijière de la Vatse - Roc de la Vache Pkt. 2617m - Combautanna - Col de Tracuit - Cabanne de Tracuit - Turtmanngletscher - Über den Mergasch - Bishorn 4153m.
- Distanz: 33.5km
- Höhenmeter: 2670m
- Schnittpuls: 120bpm
- Maxpuls: 154bpm
- Verpflegung: 1 Energieriegel, Schoggi, 0.75l Iso
- Ausrüstung: Gletscherausrüstung
//Die Zeiten:
- Start Zinal Pkt. 1653m um 04:55 Uhr.
- Zwischenzeit Roc de la Vache Pkt. 2617m um 06:25 Uhr.
- Zwischenzeit Cabanne Tracuit 3256m um 07:19 Uhr.
- Ankunft Bishorn 4153m um 08:40 Uhr.
- Start Bishorn 4153m um 08:47 Uhr.
- Zwischenzeit Roc de la Vache Pkt. 2617m um 09:26 Uhr.
- Ankunft Zinal Pkt. 1653m um 10:03 Uhr.
--> Total ohne Pausen: 4:55 Std.
--> Total mit Pausen: 5:08 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Am Bishorn lauern durchaus einige Spalten, nach Neuschnee sollte man etwas vorsichtiger ans Werk gehen und die Augen offen halten! Hier ein legendäres Video von einem Spaltensturz am Bishorn: klick!
Weitere Skitouren rund um Zinal:
- Sasseneiere WSW-Couloir, oder Sasseneire, Diablon, Sex de Marinda Kombi (Start in Grimentz oder von der Bergstation Corne de Sorebois)
- Pigne de la Lé SE-Couloir
- Garde de Bordon: Aufstieg aus dem Skigebiet Zinal (aus der Zone Freeride), dann Abfahrt entweder über die NE-Flanke und zurück ins Skigebiet, oder durch die Südflanke und zum Lac de Moiry, Gegenanstieg von der Staumauer Pkt. 2250m zum Col de Sorebois (nur im Frühling resp. bei umgewandeltem Schnee).
- Petit Tour du Ciel (Trifthorn 3728m, L'Épaule du Rothorn 4016m, Blanc de Moming 3649m)
- Weisshorn Pkt. 3576m (Fuss der Arête Young)
- Tête de Milon NW-Flanke
- Bella Tola, Le Toûno, Turtmannspitze Kombi
- Les Diablons Pkt. 3609m SE-Flanke? War perfekt eingeschneit im April 2018!
- Pointe d'Arpitetta 3132m, Westflanke oder Nordflanke?
- Pigne de la Lé 3395m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
- Col du Pigne de la Lé Pkt. 3137m Nordabfahrt
- Dent des Rosses 3612m
- Pointes du Mourti 3563m Nordwand (wurde gefahren im April 2019)
Wenn im Frühling die höheren Alpengipfel locken, und man diese mit den leichten Rennski im Speed-Stil besteigen möchte, dann verwendet man von Vorteil ein tailliertes Fell und nicht die parallelen Standard-Rennfelle. Denn spätestens bei steilen Hangtraversen auf Hartschnee wird man mit den schmalen Fellen auf der Strecke bleiben respektive ins rutschen kommen.
Ich hatte mir dazu ein Pomoca Climb Pro (100% Mohair) angeschafft und gemäss untenstehender Video-Anleitung auf meinen Rennski angepasst. Zusätzlich hatte ich noch ein Top Fix Race System angenietet.