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 | Tourendetails Schrattenfluh Überschreitung (Schibegütsch 2036m, Hängst 2091m, Hächle 2091m, Strick 1947m, Tälle 1811m et al.) |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 11.05.2018 |
Region | |
Kartennummer | SAC Zentralschweizer Voralpen, 1189 Sörenberg |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 18.7km
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Höhenmeter | 1680m 1680m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Schrattenfluh Überschreitung, mit Max
//Motivation
Seit längerem schlummerte diese Tour in der Projektkiste, heute schien es uns günstig die Schrattenfluh Überschreitung anzugehen. Am Pilatus und an den Mythen hatten wir uns vorgängig bereits aufgewärmt, um den durchaus alpinen Anforderungen gewachsen zu sein.
(Schibegütsch 2036m || Aufstieg durch den Stollen)
//Tour
Bei der Anfahrt zur Alp Schlund 1480m wurden Erwartungen und Eifer aber erst einmal gebremst; es lag noch viel mehr Schnee als wir es erwartet hatten; während Pilatus und Mythen schon komplett schneefrei waren. Da wir nun aber schon einmal da waren, wollten wir halt einfach mal sehen was geht, zumindest der Schibengütsch sollte über den SE-Grat gut zu begehen sein. Seil und Klettergurt, welche wir für den Übergang vom Tällen Westgipfel zum Ostgipfel eingepackt hatten, nahmen wir aber wieder aus dem Trailrunning Rucksack, da wir auf unnötiges Gepäck gerne verzichteten...
(Schrattenfluh || Speedup am Türstehäuptli)
Zuerst liefen wir auf den Böli 1863m, vorwiegend über gut tragende Schneefelder. Im Abstieg passierten wir die Chlushütte, und konnten bei einer Quelle die Trinkvorräte auffüllen, bevor wir weglos über eine steile Flanke gegen den Schibegütsch SE-Grat anstiegen. Am Grat kamen dann erstmals die Hände zum Einsatz, allerdings überstiegen die Schwierigkeiten auf unserer gewählten Route das T5 nicht. Schon bald gelangten wir zum Stolleneingang und zur Leiter, über welche man bequem den Vorgipfel erreicht. Nach wenigen Minuten standen wir schliesslich auf dem Gipfel des Schibegütsch 2036m.
(Kraxeln an der Hächle)
Nun konnten wir sehen, dass direkt am Grat viel weniger respektive gar kein Schnee mehr lag, und wir die Überschreitung trotzdem angehen konnten (zumindest teilweise). Zum Glück hatten wir vorher die Trinkflaschen aufgefüllt. Die nächste Zwischenstation war das Türstehäuptli 2031m. Von weitem grimmig, entpuppte sich die Besteigung als viel weniger anspruchsvoll als erwartet. Nach einigen Kletterzügen (II) gelangten wir über Schrofenglände zum höchsten Punkt. Der nordseitige Abstieg war dann ebenfalls keine Hexerei. Dann ging es weiter auf den Hängst 2091m. Wegspuren führten hier hinauf zum Gipfel. Der nordseitge Abstieg war dann spannend: da wir den Schneefeldern in der Ostflanke nicht trauten, hielten wir uns hart an der trockenen Abbruchkante, und konnten so einige eindrückliche Tiefblicke zur Bättenalp erhaschen.
Bei der Tierweid begannen wir mit dem Anstieg zur Hächle 2091m. Hier machte das karstige Schrattenkalk Gelände dem Namen Schrattenfluh alle Ehre. Es galt stellenweise tiefen Löchern und Spalten auszuweichen. Schwierig wurde es jedoch nie. Erst der Übergang vom West- zum Ostgipfel verlangte Kletterei im II. Schwierigkeitsgrad.
(Felsen und Schneefelder im Wechsel)
Wir folgten weiter dem zerklüfteten Grat, nutzten aber dann und wann einige Schneefelder um etwas schneller voranzukommen. Dabei stapften wir mehrheitlich einer Steinbockspur hinterher. Und plötzlich ging es nicht mehr weiter; vor uns lag eine tiefe Kluft, und dahinter ein felsiger Turm, das musste der 3. Zahn der Hächlezänd sein. Somit machten wir kehrt und kletterten das Schrofengelände hinunter, bis wir das Schneefeld erreichten und unter den Hächlezänd hindurchqueren konnten. Der Fels sah gut aus und es juckte uns mächtig in den Fingern, ohne Seil (für den Abstieg respektive abseilen) war hier aber nicht viel zu holen. Zwischen dem 2. und 3. Zahn wurde sogar einmal eine Highline gespannt: klick! Nach wenigen Schritten erreichten wir die schön gelegene Heftihütte, Ausgangspunkt für Hächlezänd Aspiranten. Kletterer waren gerade zugange eine neue Route einzurichten und zu säubern.
Wir hielten uns nicht lange auf, und nahmen sogleich das nächste Ziel in Angriff, den Strick 1947. Zu unserem Erstaunen gab es hier einen deutlichen Pfad mit Markierungen und einer Kette. Vielleicht war dies der Grund, weshalb wir kurz vor dem Gipfel nicht der Spur folgten, sondern in die Südwand querten und einen eigenen Weg auf den Kulminationspunkt suchten. Der Fels war hier sehr brüchig und das Gras feucht, wir mussten behutsam ans Werk gehen. Im 3. Anlauf fanden wir schliesslich eine vertretbare Linie, und konnten bald darauf auf den Gipfel aussteigen.
Den Strick NE-Gipfel über den Südgrat zu besteigen liessen wir jedoch sein; man müsste hier an einigen Türmen abklettern oder diese nordseitig umgehen. Den Versuch, stattdessen durch die ziemlich brüchige Südflanke auf den Gipfel zu gelangen, hatten wir auch bald verworfen. Nun galt es der Tällen die ganze Aufmerksamkeit zu widmen.
(Kurzzeitig heikle Kraxel- und Kletteraction am Tälle SW-Grat)
Über Schneefelder surften wir hinunter zur Tällenlücke Pkt. 1750m, und konnten sogleich mit der Kletterei am SW-Grat beginnen. Zwar wussten wir, dass der einfachste Weg durch ein Couloir auf der Nordseite führte, der Grat erschien uns aber zu verlockend um diesen einfach auszulassen. Den ersten Turm erkletterten wir im steilen Gras und über Schrofen, bis hier ohne Schwierigkeiten. Der Weiterweg dagegen war nicht ganz ohne. Es galt nun einige Meter in eine Lücke hinabzuklettern. Das Gelände schrofig-brüchig und ziemlich expo. Es galt nun geschmeidig mit ein Kätzchen ans Werk zu gehen, Fehler waren keine erlaubt. Auf der gegenüberliegenden Seite gewannen wir über gut gestuftes Steilgras einen nächsten Turm.
Nun versperrte uns ein 4 Meter hohes Wändchen den Weiterweg und die Sicht auf das was noch kommen würde. Der Fels sah recht gut aus, zur Not würde ich dort auch wieder abklettern können. Als ich oben war konnte ich Entwarnung geben, der Weg auf der anderen Seite war frei, manchmal musste man auch Glück haben. Den folgenden Gendarmen konnten wir nordseitig umgehen, und über eine Rinne auf den nächsten Turm gelangen. Doch dies war nun bereits der Tälle Westgipfel 1811m, geile Sache! Der Steinmann des Ostgipfels war ebenfalls in Griffweite, somit wollten wir rasch hinüberschreiten.
Aber halt, da war doch noch was, richtig: Der Spalt, welcher den Übergang versperrte. Plötzlich standen wir vor ihm. Und da wir das Abseilmaterial im Auto liessen, gab es keine andere Möglichkeit als zum Sprung anzusetzen. Unterwegs hatten wir uns bereits warm gesprungen, es sollte also kein Problem sein. Der Spalt mass maximal 2-3 Meter, die Landestelle war relativ breit und ca. 1 Meter nach unten versetzt. Doch als wir so an der Kante standen und das Adrenalin pumpte, verliess uns schliesslich der Mut. Das war wirklich verrückt! Hätten wir bloss nicht gezögert und wären sogleich gesprungen, aber jetzt war es vorbei! Also galt es einen Ausweg zu suchen. Wir fanden ihn schliesslich, indem wir das letzte Aufstiegscouloir soweit abstiegen, bis wir nach rechts ins nächste Couloir queren konnten. Der Anstieg auf den Ostgipfel war dann nur noch Formsache. Ich säuberte noch etwas die Landezone, falls es doch mal wieder einen Spinner gibt, der diesen waghalsigen Sprung wagen möchte...
Nun verspürten wir deutlich den Druckabfall, welcher sich in Form von leichter Müdigkeit bemerkbar machte. Es galt aber noch eine Weile durchzuhalten. Weglos stiegen wir das Karstgelände hinunter zum Bärsiligrat Pkt. 1546m, und mussten dabei weitere Felsbänder umgehen. Von Pkt. 1546m war es schliesslich nicht mehr weit bis zum Bärsilichopf 1577m, dem letzten Gipfel unserer Schrattenfluh Überschreitung. Grundsätzlich brauchten wir nun bloss noch den Wanderwegen zu folgen um zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen, doch lagen diese zwischen Bodenhütten und Silwägen noch unter der Schneedecke, was uns nochmals nasse Füsse bescherte und viele Schweisstropfen kostete. Zum Glück konnten wir uns zuvor am frischen Quellwasser laben. Erschöpft aber zufrieden erreichten wir letztlich die Alp Schlund.
//Fazit
Tolle, alpine Überschreitung, bei welcher man total 8 Gipfel mitnehmen kann. Je nach Gusto kann man einfachere oder schwierigere Linien wählen. Mit Ausnahme der Tällen, dort muss man sich zwingend im T6 bewegen können. Dementsprechend scheint mir das auch der Höhepunkt der Tour zu sein.
(Trailrunning 3.0)
//Facts:
- Route: Alp Schlund 1480m - Ober Ruchweid - Böli - Chlus - Schibegütsch - Türstehäuptli - Hängst - Hächle - Hächlezänd - Heftihütte - Heftibode - Strick - Tällenlücke (Ober Gummenegg) - Tälle Westgipfel, Tälle Ostgipfel - Bärsiligrat - Bärsilichopf - Gummen - Türrütili - Bodenhütten - Silwängen - Alp Schlund.
- Distanz: 18.7km
- Höhenmeter: 1680m
- Schnittpuls: 109bpm
- Maxpuls: 152bpm
- Verpflegung: 2 Energieriegel, 1l Iso, Quellwasser
- Ausrüstung: Trailrunners, Trailrunning Rucksack, Leichte Wetterschutzjacke, Armlinge, Smartphone inkl. Swiss Map Mobile und Niederschlagsradar
- Terrain: 20% Berg- und Wanderwege, 80% weglos (oder alpine Routen).
//Die Schwierigkeiten:
- Böli 1863m weglos T3-T4
- Schibegütsch 2036m SE-Grat T4-T5, I: Über den SE-Grat steil und etwas ausgesetzt aber einfach bis zum Stolleneingang. Durch den Stollen zum Vorgipfel und auf dem Wanderweg zum höchsten Punkt. Man könnte auch rechts vom Stollen hinauf zum Vorgipfel gelangen (T6).
- Türstehäupli 2031m T6, II: Anstieg von Süden einfache, aber etwas exponierte Schrofenkletterei, Abstieg nordseitig T4.
- Hängst 2091m weglos T3-T4
- Hächle Westgipfel 2091m - Hächle Ostgipfel 2088m T6, II: Karstgelände und Schrofengelände mit einigen einfachen Kletterstellen.
- Strick 1947m T6, II: Wir wählten eine Variante direkt durch die Südwand, eher brüchig und heikel. Ansonsten einfach den blauen Punkten und Wegspuren folgen T5, I. Abstieg nordseitig durch eine schuttige Rinne T5 (nachdem wir zuerst dem Grat Richtung NE-Gipfel gefolgt waren, die Kletterei im Abstieg dann aber verworfen hatten).
- Tälle 1811m SW-Grat T6, III: Anfangs ausgesetzter Grat, allerdings gut gestuftes Steilgras und wenig schwierig. Dann aber heikler Abstieg über Gras und Schrofen in eine Scharte, bis man auf der Gegenseite unschwierig im Steilgras wieder empor steigen kann. Bald folgt eine 4m hohe Felsstufe auf einen weiteren Turm (Bh). Dahinter kann einfach abgestiegen werden. Nach einer Felsbrücke wird der nächste Turm am besten links (nordseitig) umgangen, ausgesetzt aber wenig schwierig. Nun in der Rinne zurück auf den Grat klettern und in wenigen Schritten zum höchsten Punkt.
- Tälle Übergang Westgipfel zum Ostgipfel T6: Entweder mit einem kühnen Sprung, oder dann zurück zur letzten Aufstiegsrinne, und diese weiter absteigen, bis man in die östlich (rechts im Sinne des Abstiegs) gelegene Rinne wechseln kann, und danach unschwierig zum Ostgipfel gelangt.
- Bärsilichopf 1577m T4: Abstieg von der Tällen zum Bärsiligrat weglos mit vereinzelten leichten Kraxelstellen, anschliessend leicht T2 zum Bärsilichopf.
//Die Zeiten:
- Start Alp Schlund 1480m um 10:18 Uhr.
- Zwischenzeit Böli 1863m um 10:48 Uhr.
- Zwischenzeit Schibegütsch 2036m um 11:23 Uhr.
- Zwischenzeit Hängst 2091m um 12:00 Uhr.
- Zwischenzeit Hächle 2091m um 12:50 Uhr.
- Zwischenzeit Heftihütte 1904m um 13:23 Uhr.
- Zwischenzeit Strick 1947m um 13:49 Uhr.
- Zwischenzeit Tälle Westgipfel 1811m um 14:25 Uhr.
- Zwischenzeit Tälle Ostgipfel um 14:50 Uhr.
- Zwischenzeit Bärsilichopf 1577m um 15:17 Uhr.
- Ankunft Alp Schlund 1480m um 15:58 Uhr.
- Total mit Pausen: 5:40 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Mit Ausnahme der Besteigung der Hächlezänd kann der versierte Berggänger bei der Schrattenfluh Überschreitung auf die Mitnahme eines Seils verzichten. Das Seil nur für die Tälle und nur für den Übergang (abseilen) von West- zu Ostgipfel mitzuschleppen macht keinen Sinn. Hier rate ich entweder den berüchtigten Tälle-Sprung zu wagen, oder dann, wie wir, vom Westgipfel in einer Rinne nordseitig etwas abzusteigen, und dann über eine weitere Rinne den Ostgipfel zu gewinnen.
Die schöne gelegene Heftihütte 1904m ist eine tolle Basis zum Sportklettern an den Hächlezänd.
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