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 | Tourendetails Gamsberg 2384m (Goldlochroute), Schiffberg 2194m, Sichelchamm 2268m |
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Tourenart | Alpine Running |
Datum | 21.10.2018 |
Region | |
Kartennummer | 1135 Buchs, SAC Clubführer Säntis - Churfirsten |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | T6, III |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 16km
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Höhenmeter | 1780m 1780m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gamsberg 2384m (Goldlochroute), Schiffberg 2194m (Westgrat), Sichelchamm 2268m, mit Geri
(Blick aus dem Goldloch)
//Motivation
Seit vielen Jahren stand die Goldlochroute auf der Liste und war zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten, doch in jüngster Zeit rückte dieses Projekt wieder in den Vordergrund. Heute, kurz vor dem Wintereinbruch, wollte der Plan in die Tat umgesetzt werden.
Lokalmatador Geri Schneider war schon einmal in der Route, so hatte ich einen guten Guide an meiner Seite. Der Weiterweg vom Gamsberg zum Sichelchamm war für ihn ebenfalls Neuland, so würde auch er auf seine explorativen Kosten kommen.
Von Adrian wusste ich, dass der direkteste Weg üben den Schiffberg, mit Abstieg über den Westgrat ziemlich ambitioniert war, diese Stelle wollte ich in weitem Bogen umgehen, auch wenn ich so einige extra Höhenmeter in Kauf zu nehmen hatte.
Starten wollten wir zeitig, damit wir gegen Mittag wieder zurück wären. Meine Familie war derweil am Spitzmeilen unterwegs, und ich würde ihr im Anschluss soweit als möglich entgegenlaufen.
(Einstiegsplatte zum Goldloch - wenn trocken gut begehbar)
//Trail
Im Licht der Stirnlampen liefen wir am Kurhaus Sennis vorbei, und hielten uns kurz darauf nach rechts, um dem Sagenbach bis an seinen Ursprung zu folgen. Im ersten Licht des Tages erblickten wir die steile, plattige Einstiegsrampe der Goldlochroute. Nun konnte es losgehen! Wir traversierten das Altschneefeld, betraten die Platten und stiegen zum Goldloch hinauf. Dies ging Dank guter Sohlenreibung problemos. Aber wehe wenn die Platten nass wären... Schnell gewannen wir an Höhe, währenddessen der Tiefblick immer eindrücklicher wurde.
(Felsenfenster - mit etwas Klettertechnik gut zu meistern)
Nach einem Abstecher ins Goldloch setzten wir den Anstieg fort. Kurz dem Grat folgend und linkshaltend die steile Schrofenflanke gequert, gelangten wir zu einer Rinne, welche den Weiterweg zum bereits sichtbaren Felsenfenster versperrte. Über ein sehr ausgesetztes, abschüssiges Band konnten wir in die Rinne hinab klettern (Foto). Am Einstieg steckte ein Bohrhaken mit Majon Rapid, man könnte hier somit auch abseilen oder sichern. Es gab zahlreiche Griffe, diese galt es allerdings zu prüfen. Auch die Tritte mussten vorsichtig gewählt werden. Wir machten uns klein und konnten die Stelle so relativ gut passieren.
(Doppelgleis - schaut wilder aus als es ist)
Das Felsenfenster vor Augen kletterten wir das steile Platten- und Schrofengelände empor. Bei optimaler Linie nicht überaus schwierig, doch oftmals reichte es nur einen Meter zuweit links oder rechts zu klettern, um bereits wieder in sehr ernsthaftes Gelände zu gelangen. Über das Felsenfenster kann man viele Geschichten lesen. Persönlich fand ich es nun weniger anspruchsvoll als das abschüssige Band weiter unten. Mit vorhandener Klettertechnik kann man relativ elegant durch das Loch klettern. Man findet gute Griffe, und wenn man mit dem linken Bein rechtzeitig rausspreizt, dann ist die Sache bereits gegessen. Im Abstieg würde ich aber trotzdem eher die Umgehung vorziehen.
(Doppelgleis von unten || Jubelpose)
Nachdem wir durchs Loch geschlüpft waren, kletterten wir gleich rechts hoch auf den Grat. Wir folgten dem Grat, und umgingen bald eine Legföhre rechts herum. Weiter in kombiniertem Fels-/Grasgelände Richtung Gipfel. In der Routenwahl ist man relativ frei. Doch auch hier gilt es umsichtig zu sein, denn wenn man nicht schaut, befindet man sich plötzlich wieder in sehr ernsthaftem Gelände! Nachdem wir uns prompt etwas verzettelt hatten, konnten wir eine ausgesetzte Kletterstelle dennoch meistern, und stiegen kurz darauf auf dem Grat aus. Nach wenigen Metern über den scharfen Grat Richtung Westen erreichten wir den Gipfelsteinmann mit Buch. Endlich hatte es geklappt mit der Goldlochroute, endlich durften wir uns entspannen und durchatmen!
(Steinwild beim Sterenbergsattel)
Nachdem wir das Gipfelbuch studierten, nahmen wir erfreut zur Kenntnis, dass am Vortag jemand über das Doppelgleis den Gipfel erreicht hatte. Unsere Wunsch Abstiegsroute war somit frei respektive aper und trocken. Denn bei Schnee oder Eis auf der Nordseite hätten wir wohl oder übel wieder über die Goldlochroute absteigen müssen, mit Turnschuhen (ohne Steigeisen) wäre ein Abstieg im steilen Schnee oder Eis nicht zu verantworten. Aber auch vor der Goldlochroute im Abstieg hatten wir grossen Respekt, aber es wäre sicher das kleinere Übel.
Aber so weit kam es zum Glück nicht. Nach einer guten Pause folgten wir dem Grat für einige hundert Meter nach Osten, bis wir zum Doppelgleis gelangten, und durch dieses bequem absteigen konnten. Auf den ersten Metern etwas steil und durchwegs furchteinflössend, erlangten wir bald das Vertrauen in die Sohlenreibung zurück, und wanderten so entspannt dem Talgrund entgegen.
(Abstieg Schiffberg Westgrat - kurz vor dem westlichen Schiffloch)
Nun hatte ich eigentlich vor gehabt, bis zur Alp Unter Länggli Pkt. 1648m abzusteigen, um anschliessend in westlicher Richtung nach Gulms Pkt. 1837m zu laufen, und weiter über die Hundsegg und die Sichelchamm 2268m NW-Flanke den Gipfel zu erreichen. Keinesfalls wollte ich den vermeintlich kürzeren Weg über den Schiffberg 2194m Westgrat angehen. Vor diesem Grat (im Abstieg) graute es mir! Doch Geri meinte, wir kämen da schon irgendwie runter, und so kam es, dass wir schlussendlich trotzdem auf den Schiffberg 2194m zuhielten.
Die Landschaft war indes fantastisch: Totale Abgeschiedenheit und Ruhe, inmitten einer wilden Berglandschaft, und nur von Steingeissen und Böcken besiedelt. Völlig euphorisiert gelangten wir schliesslich zum Sterenbergsattel und auf den Gipfel des Schiffbergs 2194m.
(Blick vom Schiffloch: zurück zum Schiffberg Westgrat und voraus zur Sichelchamm Ostflanke)
Nun halt eben doch. Da wir keine andere Möglichkeit gefunden hatten um ins Scheffloch abzusteigen, blieb uns nur noch der Abstieg über den steilen Westgrat. Hochkonzentriert tauchten wir in die steile Flanke hinein. Ein Pickel wäre nicht verkehrt gewesen, aber so mussten wir halt unsere Krallen einsetzen. Die Gämsen hatten einen ordentlichen Weg bereitet, so war der Abstieg eigentlich gar nicht sonderlich schwierig. Wäre da nur nicht die Ausgesetztheit... Bald gelangten wir zum sogenannten Daumen, der weitere Abstieg zum Scheffloch schien nun nicht mehr ganz so steil zu sein. Wir hatten uns nicht getäuscht, der folgende Abstieg war deutlich entspannter, und so erreichten wir schon bald das östliche Schiffloch.
Vorbei war es allerdings noch nicht ganz. Denn noch trennte uns ein scharfer Grat vom westlichen Scheffloch und der Sichelchamm 2268m Ostflanke. Und der Grat stellte uns tatsächlich vor einige Probleme: wir konnten ihm nicht einfach folgen, da er einige (zwei), scharfe Abbrüche aufwies. Nach einigen, erfolglosen Versuchen, irgendwie direkt abzuklettern oder südseitig zum umgehen, blieb uns nichts anderes übrig, als die Stellen auf der abweisenden, steilen Nordseite zu umgehen. Es gab wiederum einen (sehr schmalen) Wildwechsel, der uns sehr willkommen war. Krass in welchem Gelände diese Tiere unterwegs waren. Nach einigen mehr oder weniger bangen Minuten gelangten wir schliesslich ins westliche Scheffloch. Heieiei...
(Sichelchamm - Eintrag ins Gipfelbuch || Goldener Rocktober, das Trio v.l. Sichelchamm, Schiffberg, Gamsberg)
Der restliche Anstieg über die steile Ostflanke auf den Sichelchamm glich dann fast schon einem Spaziergang. Ohne Schwierigkeiten stiegen wir das Gras- und Schrofengelände hinauf zum NE-Grat, und folgten diesem in leichter Kletterei bis zum Gipfel. Nach einer entspannten Pause machten wir uns an den Abstieg über die Chnorren Route. Ein Spaziergang im Park im Gegensatz zu den vorher gemeisterten Schwierigkeiten.
Nachdem wir zurück waren, machte ich kurz einen Kaffeehalt in Flums, bevor ich nach Flumserberg Tannenboden hochfuhr, und anschliessend zum Maschgenkamm respektive Ziger 2073m hochlief. Ein kurzes Auslaufen sozusagen. Die Familie war auf dem Rückweg vom Spitzmeilen, und ich wollte ihnen wie versprochen entgegenlaufen. Vom Ziger 2073m konnte ich sie bereits erblicken unten vor Panüöl, und so nahmen wir uns Minuten später in die Arme, und nahmen die restlichen Meter gemeinsam unter die Füsse.
//Fazit
Sicher eine der wilderen Voralpen Kraxeltouren (wenn nicht die Wildeste), die ich bisher gemacht hatte. Sie wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Schön hatte es dieses Jahr noch geklappt, danke Geri!
Die Goldloch Route am Gamsberg 2384m werde ich bestimmt einmal wiederholen, sie gefällt mir sehr und ist bei entsprechenden Verhältnissen und Können gut machbar. Der Abstieg über den Schiffberg 2194m Westgrat gehört m.E. eher in die Kategorie once in a lifetime... Da nehme ich nächstes Mal gerne einen Umweg mit zusätzlichen Höhenmetern in Kauf! Technisch ist der Abstieg nicht allzu schwierig, aber die Marge bei einem Fehler ist dort sehr klein, und dann holen einen die Krähen.
(Mittags auf dem Maschgenkamm, mit Blick Richtung Gamsberg und Co.)
//Die Schwierigkeiten:
- Gamsberg 2384m Goldlochroute T6(+), III: Plattige Rampe bis zum Goldloch (T6). Danach sehr ausgesetzte Kletterstelle ein abschüssiges Band hinab (Foto) in die Rinne (III). Ein Bohrhaken mit Majon Rapid markiert den Einstieg, man könnte hier auch abseilen/sichern. Griffe und Tritte sind vorhanden, sich klein machen hilft. Anschliessend kombiniertes Gelände (steiles Gras und Platten, II) bis zum Felsenfenster. Felsenfenster einige Kletterzüge, mit vorhandener Technik ohne Probleme (III). Weiter über den Grat in kombiniertem Gelände (Steilgras und abwärts geschichteter Fels) bis zum Gipfel (Stellen II-III). Nur bei guten Verhältnissen einsteigen (und der nordseitige Abstieg möglich ist), der Rückzug über die Goldlochroute ist schwierig und beschwerlich (wenn auch nicht unmöglich). Es kann auf der ganzen Route nur schlecht bis gar nicht abgesichert werden. Ich würde hier nie mit jemandem am Seil gehen. Entweder man kann es oder lässt es bleiben.
- Gamsberg 2384m Nordkamin (aka Doppelgleis) T5, I: Plattige Rinne, ziemlich steil und eindrücklich auf den ersten Metern (im Abstieg). Stütztechnik anwenden. Oben die rechte Rinne nehmen, nach der Hälfte in die linke Rinne wechseln (im Abstieg). Bei trockenen Verhältnissen ist die Begehung problemlos. Es kann nur schlecht bis gar nicht abgesichert werden. Auch hier gilt wie bei der Goldlochroute: Entweder man kann es oder lässt es, einfach auf tieferem Niveau.
- Schiffberg 2194m Westgrat bis Schifflochlücke T6(+), II: Zwei ca. 60° steile, exponierte Grasabschwünge am auffälligen Daumen vorbei, Gämswechsel weisen den Weg und bieten einzelne, erdige Tritte. Anschliessend einige Gratabschnitte nordseitig umgangen, ebenfalls sehr exponiert! Nachdem man den letzten Turm südseitig umgangen hat, gelangt man ins westliche Schiffloch und hat es geschafft.
- Sichelchamm 2268m Ostflanke und NE-Grat T5(+), I: Steiles, aber unschwieriges Gras- und Schrofengelände. Nach der Hälfte auf einem markanten Grasband gegen den NE-Grat ansteigen. Dann in leichter Kraxelei dem Grat folgen bis auf den Gipfel.
- Sichelchamm 2268m Südgrat (Chnorren) T5, I: Unschwieriger, wenngleich ausgesetzter Grat, Trittsicherheit erforderlich.
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//Facts:
- Route: Schindle Pkt. 1062m (Fahrverbot) - Kurhaus Sennis - Sagenbach - Goldlochroute - Gamsberg - Doppelgleis - Büelen - Sterenbergsattel - Schiffberg - Westgrat - Schiffloch - Sichelchamm - Chnorren - Falggelen - Büchel - Kurhaus Sennis - Schindle.
- Distanz: 16km
- Höhenmeter: 1780m
- Maxpuls: 140bpm
- Schnittpuls: 100bpm
- Verpflegung: 1 Mars, 1l Iso
- Ausrüstung: Geräumiger Laufrucksack (DYNAFIT ENDURO 12), gut profilierte Trailrunning Schuhe (DYNAFIT ALPINE PRO), Microcrampons, Stöcke (DYNAFIT VERTICAL PRO STOCK), Isolationsjacke (DYNAFIT ELEVATION POLARTEC ALPHA), Windjacke (DYNAFIT ULTRA LIGHT 3L Jacke), Langarmshirt (DYNAFIT SPEED DRYARN), Lange Laufhose, Leichte Überhose, Handschuhe, Stirnband, Fotoapparat, Mobiltelefon.
- Terrain: 20% Trails (Berg- und Wanderwege), 80% weglos.
- Relive: klick!
//Die Zeiten:
- Start PP Schindle 1080m um 06:48 Uhr.
- Ankunft Gamsberg 2384m um 09:06 Uhr.
- Start Gamsberg 2384m um 09:18 Uhr.
- Zwischenzeit Schiffberg 2194m um 10:23 Uhr.
- Zwischenzeit Sichelchamm 2268m um 11:10 Uhr.
- Ankunft PP Schindle 1080m um 12:25 Uhr.
- Total mit Pausen: 5:37 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
- Referenzbericht und Bilder von Adrian: klick!
- Sichelchamm von Norden: klick!
- Gamsberg Varianten (Übersichtsfoto): klick!
- Zahlstelle (Münzautomat) für Alpstrasse Sennis, Chf 5.-/Tag.
- Livecams Flumserberg (mit Sicht den Sichelchamm und Gamsberg): klick!
Weitere Ideen:
- Ab Berschis auf Gamsberg 2384m via Goldloch und runter via Doppelgleis, dann hinab nach Unter Länggli und auf Wegspuren in westlicher Richtung nach Nausner Obersess. Anschliessend via NW-Grat oder NW-Flanke auf den Sichelchamm 2268m. Über den Chnorren zurück nach Berschis.
- Ab Berschis auf Gamsberg 2384m via Goldloch und runter via Doppelgleis, dann vom Gamsbergsattel über die steile, felsdurchsetzte Grasplangge (NW-Flanke) auf den Sichli 2320m. Anschliessend weiter dem Grat nach Osten folgen bis zum Alvier 2341m. Hilfreicher Tourenbericht dazu: klick!
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