100% First Lines am Hausstock 3158m, Horen 2796m und Wichlenberg 2786m (N-Flanke), mit Stephan
(Anstieg unter den Chalchhörnern || Chli und Gross Chalchhorn)
//Motivation
Sobald das Lawinenbulletin auf Stufe 2 (mässig) fällt, stehen für den Hausstock die Ampeln auf grün. Letztmals war ich vor drei Jahren am Berg, damals bei eher bescheidenen Schneeverhältnissen. Heute dagegen erwarteten wir ein Pulver Festessen. Als Zugabe wollten wir uns die Abfahrt durch das Chalchhorn Couloir gönnen, sichere Verhältnisse vorausgesetzt.
(Unterwegs Richtung Hausstock 3158m || In der steilen SE-Flanke)
//Tour
Start beim Waffenplatz Wichlen bei -6 Grad. Wir erwartet gab es noch keine Spur ins Jetzloch hinein. Mit Stephan aka the #bulldozer kamen wir trotz Spurarbeit rasch voran, und schon bald querten wir die steilen Nordhänge unter dem Chalchhorn hindurch Richtung Walenboden. Die Vorfreude auf diese Abfahrt war riesig, denn die Verhältnisse stuften wir jetzt bereits als sicher ein. Bis zum Häxenseeli bliess uns dann ein eisiger Wind entgegen, und beim See fielen die Temperaturen schliesslich ganz in den Keller. Mit klammen Fingern stiegen wir rasch der Sonne entgegen, welche uns kurz unter dem Panixerpass erreichte - nun war die Welt wieder in Ordnung.
(Aufstiegsspur in der SE-Flanke || Hausstock Boyz 😎)
Der Anblick der Hausstock SE-Flanke war jedes Mal aufs Neue sehr eindrücklich und Respekt einflössend. Durch diese Flanke sollte man mit Ski aufsteigen können? Aus der Ferne war dies jeweils kaum vorstellbar. Glücklicherweise sah es von nahem etwas anders aus. Über Mer Sura gelangten wir nach etwas Fleissarbeit auf den kleinen Gletscher, und stiegen in vielen Zig-zags dem Gipfel entgegen. Unterdessen mussten wir uns durch mindestens einen halben Meter Neuschnee wühlen. Im letzten Abschnitt hatte ich letztes Mal die Ski aufgebunden und bin zu Fuss aufgestiegen, doch heute war es einfacher alles mit Ski zu bewältigen. Mit Sicherheitsabständen arbeiteten wir uns rechts ausholend auf den Gipfelgrat, und gelangten schliesslich in wenigen Schritten zu Kreuz. Das war ein hartes Stück Arbeit, umso schöner nun der Gipfelerfolg! Wir genossen die Sicht bis weit hinein in den Alpenbogen.
(Hausstock LINES 🤘😎)
Nach einer ausgiebigen Pause machten wir uns an die Abfahrt, direkt vom Gipfel in Falllinie hinunter zum Glatscher da Mer. Unsere Befürchtungen, dass wir mit den dünnen Rennski für den tiefen, bereits etwas schweren Schnee etwas unterbestückt wären, hatten sich nach wenigen Schwüngen in Luft aufgelöst; die Verhältnisse waren schlicht perfekt! Hier nun einige animierte Impressionen dieser Abfahrt 👉
Nach dieser eindrücklichen Steilabfahrt hatten wir im Kessel auf ca. 2450m wieder angefellt, um anschliessend auf den Horen Westgipfel Pkt. 2796m hochzusteigen. Die Sonne brannte hernieder und der Schnee neigte so langsam zur Stollenbildung, zum Glück hatten wir die Felle zuvor gut eingewaxt. Auf dem Gipfel genossen wir die tolle Sicht auf die Hausstock SE-Flanke mit unseren Spuren, wie auch in die NE-Wand, welche ich vor sechs Jahren einmal befahren hatte.
(Die Verhältnisse am Horen 2796m nicht weniger gut 🤘😎 || Hausstock 3158m SE-Flanke im Hintergrund)
Nach einer ebenso perfekten Abfahrt durch die Horen SE-Flanke hatten wir ein weiteres Mal angefellt, um sogleich auf den Wichlenberg (Horen Ostgipfel) 2786m zu steigen. Nun wäre geplant gewesen, über Chären abzufahren mit einem kurzen Gegenanstieg zur Chalchhornlücke, um anschliessend durch das Chalchhorn-Couloir ins Jetzloch abzufahren. Doch beinahe schockiert mussten wir feststellen, dass uns da unterdessen einer zuvorgekommen war! Es gab tatsächlich eine Aufstiegsspur hinauf zur Lücke. Keine Firstlines mehr für uns!
(Einfahrt Wichlenberg 2786m Nordflanke)
Im ersten Moment ziemlich enttäuscht, der Tour doch nicht die volle Punktzahl vergeben zu können, kam uns die etwas verwegene Idee, dass wir doch auch über die Wichlenberg Nordflanke abfahren könnten, und so gleich die doppelten Punkte einheimsen würden. Auch wenn wir die Route nicht studiert hatten, wussten wir immerhin, dass es möglich wäre dort abzufahren, und die Verhältnisse stuften wir als günstig ein. Somit wagten wir den Drop-in.
(Pulver vom Feinsten, auf 1200 Tiefenmeter 😎)
Nach zwei drei noch zaghaften Schwüngen gab es schliesslich kein Halten mehr, und wir genossen eine Hammerabfahrt in eindrücklicher Steilheit. Die Verhältnisse in der Flanke schätzten wir als sicher ein, einige Lockerschneerutsche waren in diesem steilen Gelände dennoch nicht vermeidbar. Sluff Management war angebracht. Ungefähr in der Mitte der Wand gelangten wir schliesslich zu einer Rinne inmitten von Felsabbrüchen. Leider konnten wir die Rinne nicht ganz einsehen, und so war es für uns ein NO-GO einfach mal drauflos zu fahren und zu sehen ob es klappt oder nicht. Wir sahen uns gezwungen die Stelle orthographisch links oder schlussendlich eben besser rechts zu umfahren. Denn links gelangten wir in immer wilderes Gelände und in eine Sackgasse, und wir mussten schlussenlich sogar wieder die Felle montieren um zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Nach diesem etwas erzwungenen, nervenaufreibenden Intermezzo gelangten wir zurück in die Bahn, und konnten die Hammerabfahrt endlich wieder fortsetzen. In Wichlen angelangt ging es via Mittelegg und Panzerpiste zurück zum Ausgangspunkt.
//Fazit:
100% Pulver und First Lines in den Aufstiegen und Abfahrten! Im Anschluss an Hausstock und Wichlenberg wäre eigentlich das Chalchhorn Couloir geplant gewesen, doch da hatte uns leider (oder zum Glück) einer dazwischengefunkt. Kurzentschlossen hatten wir uns dann für die Wichlenberg 2786m Nordflanke entschieden und den absoluten Volltreffer kassiert!!
(Wichlenberg 2786m Nordflanke)
//Facts allgemein:
- Route: Waffenplatz Wichlen (Walenbrugg) - Jetzloch - Walenboden - Häxenseeli - Panixerpass - Mer Sura - Glatscher da Mer - Hausstock SE-Flanke - Glatscher da Mer - Horen - Wichlenberg - Nordflanke - Wichlen - Waffenplatz.
- Distanz: 20.6km
- Höhenmeter: 2530m
- Ausrüstung: DYNAFIT DNA Rennski, POMOCA Race Pro Grip Felle, Harscheisen, Leichtsteigeisen, Pickel.
- Verpflegung: 3 Riegel, 0.7l Iso.
- Relive: klick!
//Die Schwierigkeiten
- Hausstock NE-Flanke:
Wandhöhe: 250m, Einfahrt gegen 45° steil, dann abnehmende Steilheit.
- Wichlenberg 2786m N-Flanke:
Wandhöhe: 1000m, im Durchschnitt 40° steil, Hänge in Felsstufen abbrechend und von oben nicht immer einsehbar. Vorsichtige Routenwahl empfehlenswert.
//Die Zeiten:
- Start Waffenplatz Wichlen Pkt. 1291m um 07:41 Uhr.
- Zwischenzeit Hausstock 3158m um 11:29 Uhr.
- Zwischenzeit Horen 2796m um 12:38 Uhr.
- Zwischenzeit Wichlenberg 2786m um 13:19 Uhr.
- Ankunft Waffenplatz Wichlen Pkt. 1291m um 14:23 Uhr.
- Total mit Pausen: 6:42 Std
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Varianten:
- Hausstock NE-Wand
- Nordabfahrt nach Wichlen von Pkt. 2645m.
- Chalchhorn Couloir, Einfahrt bei Pkt. 2541m (oftmals mit üblem Winddeckel)
Materialempfehlung:
- Je nach Verhältnissen Harscheisen, Steigeisen und Pickel.
- Pomoca Race Pro Grip Fell: Super Fell mit prima Hafteigenschaften, dass aber trotzdem auch noch anständig gleitet: Link zum Produkt!
Auf dem Schiessplatz Wichlen wird unter der Woche meist scharf geschossen, das Betreten des Geländes ist während dieser Zeit untersagt. Eine Übersicht über Schiessaktivitäten auf der Wichlenmatt findet man hier: klick!. Trotzdem ist es sinnvoll, die definitiven oder korrigierten Schiesszeiten unter der Nummer +41 58 469 66 00 zu erfragen, denn manchmal hat man Glück und erwischt einen freien Slot ;-)