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 | Tourendetails Clariden 3267m, Tödi 3614m (SW-Wand) |
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Tourenart | Skitour (Speed) |
Datum | 31.03.2019 |
Region | |
Kartennummer | 246 S Klausenpass, SAC Skitouren Glarus - St. Gallen - Appenzell |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S+ 4.1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 35km
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Höhenmeter | 3720m 3720m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Clariden 3267m & Tödi 3614m Südwestwand, mit Stephan
(Tödi 3614m Westwand Winterroute)
//Motivation
Die Tödi Südwestwand ist ein richtig grosses Kaliber. Die Wand misst ungefähr 1200 Höhenmeter und ist durchgehend 45-50 Grad steil. Da die sie relativ abgelegen ist, wird eine Besteigung meistens in zwei Tage aufgeteilt, mit Start von der Claridenhütte 2451m oder näher gelegenen Planurahütte 2947m. Möchte man die Tour in einem Tag machen, so ist der Zugang aus dem Val Russein der kürzeste Anstieg. Als Abfartsvariante bietet sich dann der Übergang Porta da Gliems (Gliemspforte) Pkt. 3254m mit Abfahrt ins Val Russein an. Oder für die Kühnen die direkte Abfahrt durch die Südwestwand. Aus dem Glarnerland dagegen sind die Wege etwas weiter. Falls man auf dem Urnerboden startet, und via Sandpass Pkt. 2780m an die Wand und auf den Gipfel gelangt, muss man entweder wieder über den gleichen Weg zurück (Gliemspforte, Sandpass), oder man fährt ins Val Russein hinaus oder via Bifertengletscher nach Tierfehd im Glarnerland. So oder so hat man dann aber ein kleines oder grösseres Logistik Problem zu lösen.
(Unterwegs Richtung Clariden 3267m || der Tödi 3614m als ständiger Begleiter)
Schöner, aber noch etwas lauftüchtiger war da die Variante mit Start und Ziel in Tierfehd, mit einem kurzen Abstecher auf den Clariden 3267m. Dies war dann genau unser Ding. Der Sommerweg ab Sandwiti Pkt. 1082m nach Altenoren wurde zwar nicht mehr unterhalten, aber im Winter, bei nicht zu knapper Schneelage, würde man da schon irgendwie hochkommen.
(Clariden 3267m || Sicht auf den Hüfifirn)
//Tour
Start in Tierfehd Pkt. 806m um 06:20 Uhr Sommerzeit. Die Zeitumstellung fand ich der Nacht auf heute statt, somit war es verantwortbar erst so spät aufzubrechen. Zügig schritten wir über die Pantenbrugg, und erreichten wenig später den Wegweiser bei Sandwiti Pkt. 1082m. Unterdessen hatten wir Licht, und fanden somit auf Anhieb die potentielle Ideallinie durch den steilen Wald hinauf Richtung Rietbödeli. Wir folgten dazu mehr oder weniger der Bachrunse.
(Tödi 3614m Westwand Attack 😎)
Leicht absteigend gelangten wir in der Folge hinunter zum Walenbach und Altenoren, und konnten in der Folge ohne Umwege zum Gletscherchopf Pkt. 2359m und zur Claridenhütte ansteigen. Bis hier hatten wir selber gespurt, doch nun brauchten wir bloss noch der Clariden-Autobahn folgen. Es ging auch nicht lange, bis wir die ersten Clariden Aspiranten ein- und überholten. Sie fragten sich bestimmt, weshalb die beiden Flitzer einen Helm trugen und zwei Eisgeräte mitführten. Brauchte man das wirklich für den Clariden? Wir ignorierten jegliche Kommentare und schritten schwungvoll voraus.
(Im ersten Abschnitt)
(Im Mittelteil, schon ziemlich viel Luft unterm Hintern 🤘😎)
Die letzten Meter waren zäh, doch Dank einer guten Spur erreichten wir nach 3.5 Stunden bereits den Gipfel des Clariden 3267m. Wir genossen für einen Moment die wunderbare Aussicht auf die umliegende Berg- und Gletscherwelt. Der Tödi 3614m, weit entfernt, überragte sie alle, und dieser war nun unser nächstes Ziel. Rasch und direkt fuhren wir zum Claridenhorn hinab, um mit viel Speed auf den Hüfipass Pkt. 2942m zu gelangen. Für die Heliskier/boarder, welchen wir begegneten, hatten wir wenig übrig und wir liessen es sie wissen. Heliskiing gehörte verboten in der heutigen Zeit, Punkt.
(Im Wandteil unter den Türmen || Stürzen verboten Gelände)
Die Planurahütte 2947m links (östlich) umfahrend gelangten wir auf den Sandfirn, und die Höhe haltend erreichten wir wenig später bereits den Sandpass Pkt. 2780m. Wuchtig ragte nun der Tödi 3614m mit seiner eindrücklichen Westwand vor uns auf, und sogleich fing das Herz an zu klopfen. Waren wir den Anforderungen wirklich gewachsen? Zuviel denken sollte man in so einem Moment nicht, sondern besser handeln! Also fuhren wir vom Sandpass Pkt. 2780m steil hinab nach Gondas 2450m, wo wir bequem an den Wandfuss queren konnten (die Querung vom Sandpass unter dem Chli Tödi hindurch errachteten wir als zu umständlich).
(Im letzten Abschnitt, bald ist's geschafft 🤘)
Nun hatten wir sie direkt vor uns, die Tödi Westwand, zwischen uns uns dem Gipfel lagen satte 1200 Höhenmeter. Die Route war mehr oder weniger gut einzusehen, und die Verhältnisse schienen ebenfalls gut zu sein. Die Flanke präsentierte sich durchgehend schneebedeckt, was die Begehung sicher vereinfachte. Da ein Skiaufstieg hier kaum mehr Sinn machte, montierten wir gleich die Steigeisen, nahmen die Pickel zur Hand und machten uns auf zum Marsch Richtung Gipfel.
(Ausstieg Südgrat || Tödi Boyz 😎)
Die ersten Höhenmeter ging es noch moderat zu und her, doch schon bald steilte die Wand auf, und wir befanden uns im 45° steilem Gelände. Der Schnee war hartgefroren und perfekt gangbar, so kamen wir gut vorwärts. Sicher lag es auch am vorgegebenen Tempo von Stephan. Kurz vor der ersten Querung nach rechts gelangten wir auf Trittspuren, welche vom Chli Tödi 3076m rübergekommen waren, die Wegfindung durch den Felsriegel wurde uns somit abgenommen. Bis auf eine kurze Stelle konnten wir den Felsriegel alles im Trittschnee umgehen, und schon bald befanden wir uns auf den riesigen Firnpanzer, welcher geradewegs nach oben zog.
(Piz Russein 3614m || Abfahrt Bifertengletscher)
Das zwischenzeitliche Hochgefühl, dass wir die Wand nun bereits im Sack hätten, legte sich schon bald wieder, denn es wurde noch einmal richtig anstrengend, und die Höhe setzte uns langsam aber sicher zu. Während die Sommerroute nach links auf den Westgrat führte, folgten wir der Winterroute gerade hinauf zu den markanten Türmen. Das Gelände war nun gegen 50° steil und der Schnee hart, was uns kurzzeitig auf die Frontzacken wechseln liess. Die Exposition beachtlich, unter uns ging es 1000m in die Tiefe. Zwischen den Türmen hindurch galt es ein Felsband aus abwärtgeschichtetem, brüchigem Gestein zu überwinden, etwas unangenehm aber unschwierig. Anschliessend war der Weg frei, und wir konnten nach kurzer Zeit, zuletzt rechtshaltend, auf den Südgrat aussteigen. Wir hatten es geschafft, die Wand war bezwungen, und wir gelangten in wenigen Schritten zum Gipfelkreuz.
(Gletscherbruch Impressionen I)
(Gletscherbruch Impressionen II)
Obschon äusserst kurzweilig, benötigten wir dennoch etwas mehr als zwei Stunden für die Wand; vor allem nach oben hin wurden wir stets langsamer und mussten die eine oder andere, kurze Verschnaufpause einlegen. Doch nun hatten wir uns eine längere Pause verdient. Der Gipfel war unterdessen nur noch schwach bevölkert, die meisten Tödi Aspiranten waren bereits wieder auf dem Rückweg oder schon beim Bier. Wir genossen die Ruhe und freuten uns riesig über die bisher sehr erfolgreiche Tour.
Ich verspürte nun leichte Kopfschmerzen und Übelkeit, dagegen half leider nur Abschied nehmen und möglichst rasch in tiefere Lagen vorzudringen. Schnell gelangten wir über den Bifertengletscher hinunter zu den Gletscherbrüchen. Den oberen Bruch konnten wir zu Fuss durchqueren, ohne die Steigeisen zu montieren. Der Wind, welcher den Schnee über das blaue Gletschereis fegte, sorgte für eine wunderschönes Naturschauspiel. Für den unteren Bruch brauchten wir die Ski dann nicht mehr abzuziehen. Anschliessend ging es zügig hinunter nach Hintersand, und nach einem kurzen Gegenanstieg gelangten wir via Vordersand und Sandwiti zurück zum Ausgangspunkt in Tierfehd.
//Fazit:
Das war eine riesen Kiste - einfach nur wow! Den Tödi 3614m über die Südwestwand zu besteigen, und vorher noch rasch den Clariden 3267m mitzunehmen, dies in eine schöne Rundtour zu verpacken und in 8 Stunden durchzumarschieren - viel mehr war wohl nicht mehr möglich!
Von der Planung bis zur Ausführung hatte alles so geklappt wie wir es uns vorgestellt hatten. Es war eine grandiose Tour und die Krönung eines tollen und erlebnisreichen Winters! Danke Stephan und - keep pushing!
(Rückblick zum Bifertengletscher || Nassschneelawine bei Hinter Sand)
//Facts:
- Route: Tierfehd - Pantenbrugg - Sandwiti - Rietbödeli - Altenoren - Gletscherchopf (Claridenhütte) - Claridenfirn - Clariden - Hüfipass - Planurahütte - Sandpass - Gondas - Tödi SW-Flanke - Tödi - Bifertengletscher - Tentiwang - Hintersand - Vordersand - Sandwiti - Pantenbrugg - Tierfehd.
- Distanz: 35km
- Höhenmeter: 3720m
- Schnittpuls: 115bpm
- Maxpuls: 137bpm
- Ausrüstung: DYNAFIT DNA Rennski, POMOCA Race Pro Grip Felle, Steigeisen (Stahl), 2 Eisgeräte, Klettergurt, 2 Eisschrauben, 20m Reepschnur, Helm.
- Verpflegung: 2 Gel, 2 Riegel, 1l Iso.
- Relive: klick!
//Die Schwierigkeiten
- Tödi Südwestwand:
Wandhöhe: 1200m, im Durchschnitt 45° steil, je nach Schneelage gibt es einige Felspassagen zu queren (bei uns waren es 2x2m). Die Sonne scheint ab ca. 11 Uhr an die Wand (Sommerzeit).
//Die Zeiten:
- Start Tierfehd Pkt. 806m um 06:21 Uhr.
- Zwischenzeit Clariden 3267m um 09:52 Uhr.
- Zwischenzeit Sandpass Pkt. 2780m um 10:28 Uhr.
- Zwischenzeit Wandfuss 2450m um 10:49 Uhr.
- Zwischenzeit Tödi 3614m um 13:09 Uhr.
- Ankunft Tierfehd Pkt. 806m um 14:38 Uhr.
- Total mit Pausen: 8:17 Std
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Topo Tödi Südwestwand
(Bild © Gipfelbuch.ch)
Bemerkungen:
Weitere, spannende Touren im Gebiet:
- Gemsfairenstock 2972m & Piz Cazarauls 3063m: klick!
- Chammliberg 3214m & Clariden 3267m (Südwestwand-Couloir): klick!
- Chli Schärhorn 3232m (NE-Flanke) und Gross Schärhorn 3297m: klick!
- Clariden 3267m, Bocktschingel 3068m & Tüfelsjoch 2919m: klick!
- Direktzugang zur Planurahütte 2947m: Man beachte die Sperrzone bei Hintersand (Stand März 2019).
- Wegweiser in Tierfehd: Fridolinshütte 4.5 Std., Claridenhütte 4.5 Std., Planurahütte 6.5 Std. Wir hatten in 8 Std. alle Hütten abgegrast, inkl. zwei kleiner Gipfel ;-)
- Interessante Ausdauervariante mit Start im Muotathal: klick!
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