|
|
 | Tourendetails Grosses Fiescherhorn 4049m, Finsteraarhorn 4274m, Grünegghorn 3860m, Grosses Grünhorn 4044m |
|
Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 01.06.2019 |
Region | |
Kartennummer | 264 S Jungfrau, 1249 Finsteraarhorn, SAC Skitouren Berner Alpen Ost |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | WS+, II |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 35.7km
|
Höhenmeter | 3780m 3780m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Grosses Fiescherhorn 4049m, Finsteraarhorn 4274m, Grünegghorn 3860m, Grosses Grünhorn 4044m - aka the Horny Tour 2.0, mit Stephan und Adi
(Skidepot am Fieschersattel 3923m, im Hintergrund Agassizhorn 3946m und Finsteraarhorn 4274m || Wetterhörner links, Schreckhorn 4078m und Lauteraarhorn 4042m rechts)
//Motivation
Als Adi mit dem Vorschlag kam, das Grosse Fiescherhorn 4049m, Finsteraarhorn 4274m und Grosse Grünhorn 4044m in eine Tour zu verpacken, musste ich nicht lange überlegen. Diese Runde bedeutete sozusagen die Weiterentwicklung der Horny Tour 1.0. Dieses Mal würde es einfach noch etwas ausgedehnter und technisch anspruchsvoller, und wir überschritten 3x die 4000er Grenze ✌️ Und wenn alles klappte, dann würde ich mit dem Gross Grünhorn 4044m auch noch einen neuen Viertausender in mein Palmares aufnehmen können.
Als Ausgangspunkt diente uns die Mönchsjochhütte 3657m, und zur besseren Akklimatisation hatten wir am Anreisetag noch kurz den Mönch 4107m im Skyrunning Stil bestiegen.
(Kurze Mixed Passage im Anstieg zum Gross Fiescherhorn 4049m || Mixed Stelle von oben)
//Tour
Nach einer schlaflosen Nacht standen wir kurz vor 04:00 Uhr am Start. Hundemüde hatte ich leichte Zweifel, ob ich heute zu einer Parforce Leistung fähig wäre. Denn für die geplante Runde würden wir tatsächlich über uns hinauswachsen müssen. Ich nahm es Schritt für Schritt und wollte es zumindest einmal versuchen...
(Gross Fiescherhorn 4049m Boyz 😎)
Nach der rassanten Abfahrt über das Ewigschneefeld waren wir erst einmal durchgefroren und froh, als wir uns im Aufstieg zum Fieschersattel wieder etwas aufwärmen konnten. Schon bald war die Betriebstemperatur erreicht.
Bis 3750m konnten wir mit Ski aufsteigen, dann ging es zu Fuss weiter. Mit Steigeisen und Pickel stiegen wir grösstenteils im Lawinenschnee oder Runsen die bis zu 50 Grad steile Flanke empor, und erreichten just im ersten Tageslicht den Fieschersattel Pkt. 3923m, was für eine tolle Stimmung! Wir deponierten die Ski, und machten uns an den Anstieg auf das Grosse Fiescherhorn 4049m. Wir kletterten nicht gleich auf den SE-Grat, sondern querten noch einige Meter unter diesem hindurch, um an geeigneter Stelle durch eine felsige, vereiste Rinne, in einfacher Mixed-Kletterei, auf den Grat zu gelangen. Nun folgten wir diesem in einfacher und schöner Kletterei bis auf den Gipfel. Kaum zu glauben dass wir erst vor 1.5h bei der Mönchsjochhütte aufgebrochen waren! Wir genossen die unbeschreibliche Morgenstimmung, es waren Momente für die Ewigkeit 🙏
(Fiescherhorn SE-Grat Impressionen)
Nach einer grosszügigen Pause kletterten wir zurück zum Fieschersattel. Die Mixed Passage verlangte nochmal etwas Aufmerksamkeit und Geschick. Die Müdigkeit war unterdessen verflogen, und obwohl das Finsteraarhorn 4274m noch unglaublich weit entfernt schien, fühlte ich mich fit und motiviert um weiterzumachen. Ich stand im Leben erst einmal auf dem Finschti, zusammen mit Martine, an diese Tour hatte ich ebenfalls beste Erinnerungen (klick)!
Bald starteten wir die Abfahrt vom Fieschersattel Pkt. 3923m Richtung Finsteraarhornhütte, auf der orthografisch linken Seite des Walliser Fiescherfirns. Die Gletscher Abbrüche unterhalb des Fiescherjochs verlangten erhöhte Aufmerksamkeit, da immer mal wieder kleinere und grössere Spalten lauerten. Mit viel Schwung ging es dann einige Kilometer flussauswärts, bis wir die Ski zum stehen brachten und für den nächsten Aufstieg rüsteten.
(Agassizhorn 3946m und Finsteraarhorn 4274m || Sicht vom Hugisattel Pkt. 4088m auf den Finsteraarhorn NW-Grat)
Es war erst 06:15 Uhr, und wir nahmen bereits den 2. Viertausender in Angriff. Nun waren wir natürlich nicht mehr alleine, denn die Finsteraarhornhütte Pkt. 3048m hatte alle ihre Gipfelasprianten unterdessen ausgespuckt, und diese befanden sich nun ebenfalls im Anstieg zum Finsteraarhorn 4274m. Wir konnten aber problemlos an ihnen vorbeiziehen, und noch vor dem Frühstücksplatz Pkt. 3616m hatten wir die meisten hinter uns gelassen. Beim Frühstücksplatz gönnten wir uns leider kein Frühstück, sondern bloss ein trockenes Stück Powerbar (ich wäre beinahe daran verstickt), und hielten die Pace hoch bis hinauf zum Hugisattel Pkt. 4087m.
Beim Skidepot gönnten wir uns ebenfalls nur eine kurze Pause, und konnten in der Folge den Fussaufstieg als Erste in Angriff nehmen. Mit Steigeisen und Pickel folgten wir einer guten Spur entlang dem NW-Grat. Hauptsächlich Gehgelände, unterbrochen von einigen einfachen Kraxelstellen. Der Gendarm kurz vor dem Gipfel war die einzige etwas anspruchsvollere Stelle, hier warteten einige Kletterzüge in gehörig abschüssigem Gelände, mit Seilsicherung kann diese Stelle aber von jedermann/frau problemlos gemeistert werden. Danch trennten uns nur noch wenige Schritte vom Gipfel, 26 Minuten nach dem Start beim Hugisattel erreichten wir schliesslich das Gipfelkreuz.
(Stephan und Adi in der Klettercrux am Gendarm || Finsteraarhorn 4274m NW-Grat Impressionen 🤘)
Nummer 2 war im Sack, nun war Nummer 3 an der Reihe, aber dies würde ein hartes Stück Arbeit werden! Aber noch fühlen wir uns einigermassen frisch, es waren ja erst 4.5 Stunden vergangen seit nachts bei der Mönchsjochhütte aufgebrochen waren. Nach einer angemessenen Gipfelrast kletterten wir zurück zum unterdessen bevölkerten Hugisattel. Wir waren froh vor dem Ansturm zurück zu sein. Rasch verstauten wir die Klettersachen und machten uns an die Gletscherabfahrt. Oben noch etwas ruppig, wurde es nach dem Frühstücksplatz deutlich besser: die Sonne vermochte den Schnee hier bereits umzuwandeln, und so kamen wir doch noch in den Genuss einiger, schöner Sulzschneeschwünge.
Auf dem Fieschergletscher angekommen rüsteten wir zum Anstieg Richtung Grünhornlücke 3279m. Dieser Abschnitt war recht zäh: sehr viel Distanz und kaum Höhenmeter, es war eine gute Gleittechnik nötig, um die von Stephan veranschlagte Pace zu halten. Die Sonne brannte auf unsere Köpfe und der Schweiss lief in Strömen.
(Finsteraarhorn 4274m Boyz 😎)
Anstatt von der Grünhornlücke Pkt. 3279m auf den Grüneggfirn abzufahren und so einige hundert Höhenmeter zu vernichten, querten wir hier unter den steilen Hängen des Grünhörnlis hindurch direkt zum oberen Grüneggfirn. Diese Variante geht indes nur bei sicheren Lawinenverhältnissen, erst kürzlich kam es hier zum einem Lawinenunglück mit leider tödlichem Ausgang (klick)! Bald stiessen wir auf die von der Konkordiahütte 2850m kommende Aufstiegsspur, und folgten dieser Richtung Grünegghorn 3860m. Die steilen, von der Sonne beschienenen Süd- und Südosthänge sollte man grundsätzlich nicht zu spät angehen. Dies war uns bereits bei der Planung bewusst, und daran hätte die Vollendung der Trilogie sogar scheitern können. Nun waren wir zwar knapp dran, hatten die Verhältnisse aber noch als sicher erachtet, und so den Anstieg fortgesetzt. Zügig passierten wir die steile Engstelle ca. 3470m zu Fuss, um anschliessend wieder mit Ski zügig zum Vorgipfel Pkt. 3787m anzusteigen.
Nun war ich paniert, der Hammermann hatte zugeschlagen. Nun galt es auf die Zähne zu beissen, und am Verbindungsgrat zum Grünegghorn 3860m konzentriert zu bleiben. Zu Fuss und mit aufgebundenen Skis folgten wir dem teils luftigen aber einfachen Grat zum Gipfel und sogleich hinab in die Einsattelung auf ca. 3800m. Ich konnte mich hier zwischenzeitlich wieder etwas erholen, aber im Anstieg hinauf zum Bergschrund/Skidepot ca. 3860m des Gross Grünhorns hätte ich mich bei jedem Schritt wieder übergeben können. Schritt für Schritt näherte ich mich dem (Zwischen) Ziel, aber es dauerte ein gefühlte Ewigkeit. Nach einem Schluck Cola und etwas zu essen war ich bereit für den Gipfelanstieg. Dieser hatte sich dann vergleichsweise easy angefühlt, ohne Gepäck ging es sich eben schon viel leichter. Mit Steigeisen und Pickel kletterten wir über steile Firnhänge und leichte Felsen hinauf zum Südgrat, und folgten diesem schliesslich bis zum höchsten Punkt.
(Grünegghorn 3860m und Gross Grünhorn 4044m || Grünegghorn 3860m Boyz 😎)
Es war ein äusserst emotionaler Moment, als wir uns auf dem Gross Grünhorn 4044m schliesslich die Hände schütteln konnten. Wir hatten das Projekt 3x4000m tatsächlich umgesetzt, es hatte uns viele Schweisstropfen und Kraft gekostet. Während wir die Pausen bis zu diesem Zeitpunkt im Stehen abhielten, setzten wir uns nun für einige Minuten, um inne zu halten und uns zu erholen.
Denn schliesslich war es noch nicht ganz vorbei: der Gegenanstieg über das Ewigschneefäld zur Mönchsjochhütte würde noch einmal pure Willensleistung bedeuten. Besser nicht daran denken... Und es stand stand ja auch noch der Abstieg vom Gipfel bevor. Auch grosse Alpinisten sind schon in vermeintlich einfachem Gelände zu Tode gestürzt. So hielten wir die Konzentration aufrecht, und gelangten sicher hinab zum Skidepot. Es folgte die schöne und eindrückliche Firnabfahrt zwischen Seracs hindurch Richtung Ewigschneefäld. Zuletzt querten wir die Hänge nach Norden, um den Gegenanstieg zur Mönchsjochhütte 3657m möglichst kurz zu gestalten. Auf 3230m brachten wir die Ski zum stehen und machten uns bereit für den finalen Anstieg.
Wir begannen gemächlich, wurden in der Folge aber auch nicht schneller. Ich befand mich schon bald im Delirium, dachte nur noch an den nächsten Schritt, ging mit teilweise geschlossenen Augen - ich war völlig am Ende. Obschon der Puls tief war hatte ich keine Chance zu forcieren, die Flasche war leer. Ebenso die Trinkflaschen und Beutel, wir sassen auf dem Trockenen. Am liebsten hätte ich mich hingesetzt, aber dies würde es nur noch schlimmer machen. Endlich kam das Obers Mönchsjoch Pkt. 3623m in Sichtweite, und dies war Motivation genug um die letzten Meter wieder mit etwas Schwung und Zuversicht hinter uns zu bringen. Wenig später hatten wir es geschafft, wir gelangten zur Mönchsjochhütte und konnten mit einem erfrischenden Panaché auf die Tour anstossen! Für die 5 Kilometer und 430 Höhenmeter benötigten wir 1 Stunde und 10 Minuten, unfassbar langsam für unsere Verhältnisse! Eine halbe Stunde später fühlten wir uns wieder soweit frisch, dass wir unsere sieben Sachen packten und hinunter zum Jungfraujoch fuhren. Mit den überfüllten Jungfraubahnen liessen wir uns zurück ins Tal befördern.
(Gross Grünhorn 4044m Attack || der 3. 4000er am heutigen Tag 👍)
//Fazit:
Was für eine Runde, und was für Strapazen! Die Horny Tour 2.0 bedeutete Tortur pur und hatte uns alles abverlangt! Aber noch mehr überwiegten Freude und Stolz, die Fähigkeiten zu besitzen, diese grossen Alpengipfel in einem einzigen, logischen Link zu verbinden (normalerweise bräuchte man dazu 3-4 Tage)! Und die Verhältnisse dazu waren heute einfach perfekt! Sonne satt, warme Temperaturen und kaum Wind. Danke Adi und Stephan habt ihr mich mitgenommen auf diese wunderbare Reise.
(Gross Grünhorn 4044m Boyz 😎)
//Facts:
- Route: Mönchsjochhütte - Ewigschneefäld - Fieschersattel - Grosses Fiescherhorn - Fieschersattel - Walliser Fiescherfirn - Finsteraarhornhütte - Hugisattel - Finsteraarhorn - Hugisattel - Grünhornlücke - Grünegghorn - Gross Grünhorn - Ewigschneefäld - Mönchsjochhütte.
- Distanz: 35.7km
- Höhenmeter: 3780m
- Schnittpuls: 110bpm
- Maxpuls: 139bpm
- Ausrüstung: DYNAFIT DNA Rennski, POMOCA Race Pro Grip Felle, Harscheisen, Steigeisen (Stahl), Pickel, Klettergurt, Gletscherausrüstung inkl. 1 Eisschraube, Daunenjacke, leichte Isolationsjacke, Stirnlampe.
- Verpflegung: 3 Riegel, 1 Biberli, 0.5l Wasser, 0.7l Iso, 0.5l Cola.
- Relive: klick!
//Die Zeiten:
- Start Mönchsjochhütte 3657m um 03:54 Uhr.
- Zwischenzeit Fieschersattel Pkt. 3923m um 05:11 Uhr.
- Zwischenzeit Grosses Fiescherhorn 4049m um 05:31 Uhr.
- Zwischenzeit Walliser Fiescherfirn 2970m um 06:16 Uhr.
- Ankunft Hugisattel Pkt. 4087m um 07:53 Uhr.
>> 1100hm, 1:37h
- Start Hugisattel Pkt. 4087m um 08:02 Uhr.
- Zwischenzeit Finsteraarhorn 4274m um 08:28 Uhr.
>> 26min bis Gipfel
- Zwischenzeit Grünhornlücke Pkt. 3278m um 10:06 Uhr.
- Zwischenzeit Grünegghorn 3860m um 11:40 Uhr.
- Zwischenzeit Gross Grünhorn 4044m um 12:28 Uhr.
- Zwischenzeit Ewigschneefäld 3230m um 13:16 Uhr.
- Ankunft Mönchsjochhütte 3657m um 14:26 Uhr.
- Total mit Pausen: 10:32 Std.
--
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Webcams Jungfraujoch: klick!
Mönchsjochhütte 3657m: klick!
Abfahrtsvarianten vom Finsteraarhorn: klick!
Für die Skianstiege sind Harscheisen unabdingbar! Für die Gipfelbesteigung empfiehlt sich jeweils anzuseilen, selber ging ich alles seilfrei und konnte dies auch gut verantworten.
Als wir im Beinahe-Delirium über das Ewigschneefäld Richtung Mönchsjoch 3624m watschelten, ereignete sich gleichzeitig ein tödlicher Unfall am Hinteren Fiescherhorn 4025m: klick!
#hornytour #BEO #skitour #skimo #skimountaineering #4000m #tortur #gobigorgohome #glacier #jungfrauregion #speedup #chmoser #dynafit
 |
|
|
|
|