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 | Tourendetails Nadelgrat (Dirruhorn 4034m, Hobärghorn 4217m, Stecknadelhorn 4239m, Nadelhorn 4327m) |
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Tourenart | Hochtour |
Datum | 06.07.2019 |
Region | |
Kartennummer | 1328 Randa, Hochtouren Topoführer Walliser Alpen (4. Auflage 2020) |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Granit/Gneis |
Anforderung | ZS, III |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 23km
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Höhenmeter | 2900m 2900m |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Vollständiger Nadelgrat (Dirruhorn 4034m, Hobärghorn 4217m, Stecknadelhorn 4239m, Nadelhorn 4327m) und Ulrichshorn 3924m, mit Mike, Adi und Stephan
(Nadelgrat am 30.07.2004 - man beachte das noch breit verfirnte Selle Couloir welches zum Dirruhorn 4034m hochführt. Damals noch eine gute Zustiegsoption, heute nur noch im Frühsommer, siehe Zeitreise)
//Motivation
Der Nadelgrat zählt gewiss zu den grösseren Bergfahrten in den Schweizer Alpen. Falls man technisch und körperlich die nötigen Voraussetzungen mitbringt, sollte man sich diese Tour nicht entgehen lassen.
Als Alternative zur angedachten Spagetti-Tour kamen bei Adi und mir der Nadelgrat ins Spiel, und nachdem wir mit Mike und Stephan zwei starke Partner gewinnen konnten und das Wetter mitspielte, standen alle Ampeln auf grün um ins Wallis zu reisen.
(Morgenstimmung am Dirruhorn 4034m Nordgrat)
//Tour
Nach einer angenehmen, wenn auch kurzen Nacht, die wir bei Freunden in Rittinen verbringen durften, sind wir um 02:00 Uhr in Gasenried aufgebrochen.
Zügiger Anstieg via Alpja Pkt. 2099m bis zum Beginn des Riedgletschers auf ca. 2700m. Dort hatten wir nach den installierten Katzenaugen Ausschau gehalten, welche den Einstieg zum Galenjoch markieren. Schon bald wurden wir fündig. Wir deponierten Stöcke und Wechselkleider, und kämpften uns etwas umständlich einen Geröllhang empor, welcher schliesslich in einem steilen Bachbett mündete und zu einem Band führte, welches uns schräg rechts aufwärts bequem durch die Wand leitete. Nun folgten wir einer deutlichen Wegspur, welche sich in vielen Serpentinen den steilen Hänge hochwand. Zuletzt konnten wir in leichter Kletterei und über ein steiles Schneefeld zum Galenjoch Pkt. 3301m aussteigen.
(Tolle Kletterei am Dirruhorn 4034m Nordgrat || Sicht auf den weiteren Verlauf des Nadelgrats)
In der Morgendämmerung nahmen wir den Dirruhorn 4034m Nordgrat in Angriff. Bis zum Chli Dirruhorn 3889m hielten sich die Schwierigkeiten in Grenzen, viel Gehgelände, unterbrochen von einzelnen, leichten Kletterstellen. Beim Chli Dirruhorn schliesslich galt es einen luftigen Gendarm zu überwinden. Auf seiner Rückseite mussten wir ca. 6m in eine Scharte absteigen respektive abseilen (Absteilstand vorhanden), dazu hatten wir erstmals ein Seil hervorgeholt. Es folgte eine weitere, senkrechte Kletterstelle rechts an einem Turm vorbei, bevor wir wieder in leichterem Gelände auf den Gipfel steigen konnten. Bis hier sind wir alles seilfrei gegangen.
(Antieg zum Hobärghorn 4217m || Hobärghorn Boyz 😎)
Nach einer kurzen Pause stiegen wir Wegspuren folgend dem Südgrat entlang ins Dirrujoch 3911m ab. Nun begann der Anstieg zum Hobärghorn 4217m. Es folgten leichte Felsen und ein steiler Firngrat. Während Adi und Stephan leichtfüssig wie Gemsen die Vorhut bildeten, keuchten Mike und ich hinterher, wir hatten beide bereits etwas mit der Höhe zu kämpfen. Mit montierten Steigeisen erklommen wir den Firngrat und die folgenden Gipfelfelsen. In der Flanke links des Grates kletterten wir dem Gipfel entgegen (brüchig). Bald bekamen wir das Kreuz zu Gesicht und standen wenig später auf dem höchsten Punkt. Die Sicht auf den weiteren Gratverlauf, zum Stecknadel- und Nadelhorn machte uns erst einmal sprachlos; das war einfach fantastisch!
(Stecknadelhorn 4239m und Nadelhorn 4327m || Dom 4545m)
Nun genossen wir eine ausgiebige Pause, nach 6h wandern und klettern hatten wir uns diese verdient, und zeitlich lagen wir ebenfalls super im Plan! Am Dom gegenüber waren sie ebenfalls unterwegs. Als wir schliesslich aufbrachen, gab es bei mir eine kurze Schrecksekunde, als ich aufgrund einer Unaufmerksamkeit stolperte (die Höhe hinterliess ihre Spuren), und mich beim auffangen durch eine abrupte Drehung an der Brust/Rippe verletzte. Nach einigen Kontrollgriffen/Blicken eines Rettungssanitäters in Ausbildung (...) folgte die Entwarnung; es schien nichts Schlimmes zu sein, und so setzten wir den Abstieg fort. Was hätten wir auch anderes tun sollen... In leichter Kletterei erreichten wir die Firnscheide und gelangten so zum Hobärgjoch Pkt. 4141m.
(Unterwegs Richtung Stecknadelhorn 4239m)
Im Anstieg zum Stecknadelhorn galt es schon bald einmal eine erste, feingriffige Plattenstelle zu erklettern. Ich konnte Mike jeweils gut an Zacken und Köpfeln nachsichern, so waren wir, obschon gezeichnet von der Höhe, immer noch sehr flott unterwegs. Im weiteren Verlauf hielten wir uns meistens direkt am Grat, ab und zu wichen wir leicht nach rechts in die Südflanke aus. Den Gipfelturm wiederum erkletterten wir leicht auf die Nordseite ausweichend, dies ist aber offensichtlich.
(Klettern am Stecknadelhorn 4239m || Anstieg Richtung Nadelhorn 4327m)
Weiter ging es Richtung Nadelhorn 4327m. Ein wunderschöner Firngrat führte an den Fuss des Gendarmen, welcher den Weg zum Nadelhorn versperrte. Man könnte diesen linkshaltend im steilen Firn oder Eis umgehen (heikel), aber besser und sicherer war es diesen zu überklettern. In kombiniertem Schnee-Fels Gelände kletterten wir auf den Turm, und auf der Gegenseite über luftige Felsen hinab in die Scharte. Nach wenigen Schritten erreichten wir nun den NE-Grat des Nadelhorn, und folgten diesem bis auf den Gipfel. Wir hatten es geschafft, der Nadelgrat war bezwungen! Ich war durchaus froh, dass wir in der Folge nur noch Höhe zu vernichten brauchten, denn ich war mittlerweile ziemlich groggy. Aber vielmehr war ich stolz, dass wir alle vier hier oben standen und dieses Erlebnis gemeinsam teilen konnten.
(Abklettern am Gendarm kurz vor dem Nadelhorn || Nadelhorn Boyz 😎)
Nach einer längeren Pause machten wir uns an den Abstieg über den NE-Grat. Dies ging rasch von den Füssen, guter Trittschnee ohne Eiskontakt erleichterte das Vorankommen. Im Windjoch Pkt. 3847m entschieden wir uns, nicht direkt zum Riedgletscher abzusteigen und gegebenenfalls den Bergschrund mühsam zu überwinden, sondern noch das Ulrichshorn 3924m mitzunehmen, um anschliessend ohne Schwierigkeiten auf den Gletscher zu gelangen. Der Gegenanstieg war bald geschafft, und wir konnten uns zum 5. Mal die Hände schütteln.
Auf dem Riedgletscher wurde es dann leider doch noch mühsam, da wir im weichen Schnee oftmals bis zu den Oberschenkeln versumpften, und uns nie sicher waren ob es nun ein Spalt war oder nicht. Angeseilt bahnten wir uns einen Weg durch das Gletscherlabyrinth und passierten/übersprangen einige Spalten, bis wir schliesslich sicheres Gelände erreichten, und Geröllfelder absteigend zur Wegspur fanden, die uns hinab zur Bordierhütte Pkt. 2886m brachte.
Nach einer frischen Cola waren auch die letzten Lebensgeister zurückgekehrt, und wir konnten beschwingt den restlichen Abstieg in Angriff nehmen. Beim Depot am Gletscherrand waren wir froh in die kurzen Hosen zu wechseln, um anschliessend beschwingt ins Tal zu joggen.
//Fazit
Die Überschreitung der vier Hörner (aka Nadelgrat) ist eine wahrlich grosse Bergfahrt, die konditionell nicht zu unterschätzen ist! Eine gute Akklimatisation ist von Vorteil, sonst hat man wie wir etwas zu leiden. Die technischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen, das Klettern mit Steigeisen in kombiniertem Gelände sollte aber sitzen. Der Fels ist stellenweise schon eher brüchig, aber auch immer mal wieder fest und auch schön zu klettern! Und mit geschicktem Seilhandling kann man natürlich auch wieder Zeit gutmachen, ohne dabei hetzen zu müssen. Danke Jungs durfte ich dieses Erlebnis mit Euch teilen!
(Sicht vom Riedgletscher auf den Nadelgrat || Ab ins Grüne)
//Die Schwierigkeiten/Schlüsselstellen
- Anstieg zum Galenjoch Pkt. 3301m: Im Dunkeln den Katzenaugen folgen, anschliessend ziemlich freie Routenwahl bis ins Joch.
- Dirruhorn Nordgrat (ZS, III): Eine kurze Abseilstelle (5m, eingerichtet) von einem Turm nach der Selle Pkt. 3858m, anschliessend folgt eine senkrechte Kletterstelle (III), Sicherungen (Schlaghaken und Schlingenstand) vorhanden. Weitere, leichte Kletterstellen bis zum Gipfel.
- Hobärghorn Nordgrat (ZS-, II): Kletterstellen bis II links der Gratkante, brüchig. Abstieg ins Hohbärgjoch. Von hier könnte man südseitig zur Domhütte absteigen.
- Stecknadelhorn (ZS, III): Tolle Kletterei, etwas feingriffige Plattenstelle beim kleinen Gendarm (III), anschliessend möglichst am Grat bleiben, ab und zu kurz in die Südflanke ausweichen.
- Stecknadelhorn - Nadelhorn (ZS III). Zuerst schöner Firngrat bis zum Gendarmen. Diesen entweder nordseitig umgehen (bei Blankeis heikel) oder besser direkt überklettern (III). Anschliessend in den Sattel abklettern (luftig) und absteigen und linkshaltend zum NE-Grat des Nadelhorns queren. In wenigen Metern in leichter Kletterei auf den Gipfel.
==> Grundsätzlich sind wir alles am laufenden Seil geklettert. 1x hatten wir abgeseilt vom Chli Dirruhorn.
//Facts:
- Route: Gasenried - Alpja - Galenjoch - Chli Dirruhorn - Dirruhorn - Hobärghorn - Stecknadelhorn - Nadelhorn - Ulrichshorn - Riedgletscher - Bordierhütte - Alpja - Gasenried.
- Distanz: 23km
- Höhenmeter: 2900m
- Verpflegung: 1.5l Iso, 0.5l Cola (Bordierhütte), 2 Sandwich, 2 Riegel.
- Ausrüstung: 50 Seil, Anseilgurt, 2 Bandschlingen, 2 Express Schlingen, 2 Eisschrauben, Karabiner, Friend Cam 0.75. Primaloft Jacke, Ultra Gore-tex Shakedry Jacke, Scarpa Ribelle Tech, Petzl Gully Eisgerät, Gute Stirnlampe, Handschuhe, Ersatzhandschuhe, Stirnband, Sonnenbrille, Sonnenhut, Sonnencrème, Erste-Hilfe Set, Bargeld, Smartphone inkl. Niederschlagsradar.
--> Auf den Helm hatten wir verzichtet, da wir uns fast ausschliesslich auf Graten bewegten.
- Relive: klick!
//Die Zeiten:
- Start Gasenried Schalbettu 1800m um 01:58 Uhr.
- Zwischenzeit Galenjoch Pkt. 3301m um 04:21 Uhr.
- Zwischenzeit Dirruhorn 4034m um 06:45 Uhr.
- Zwischenzeit Hobärghorn 4217m um 08:13 Uhr.
- Zwischenzeit Stecknadelhorn 4239m um 09:00 Uhr.
- Zwischenzeit Nadelhorn 4327m um 10:03 Uhr.
- Zwischenzeit Ulrichshorn 3924m um 11:14 Uhr.
- Zwischenzeit Bordierhütte Pkt. 2886m um 13:02 Uhr.
- Ankunft Gasenried Schalbettu 1800m um 14:43 Uhr.
- Total mit Pausen: 12:45 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Wenn man alles am laufenden Seil klettert, dann kommt man an einem Tag gut durch. Wenn man gedenkt über Standplätze zu sichern, dann dauert die Angelegenheit wesentlich länger uns ist so in einem Tag nicht durchführbar.
Alternativen/Varianten: Biwak bei Alpja 2100m oder auf dem Galenjoch 3301m. Oder dann Start von der Mischabelhütte 3336m und den Nadelgrat in der Gegenrichtung klettern. (Not)Ausstieg vom Hobärgjoch Pkt. 4141m zur Domhütte 2937m.
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