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![](getartbild.php?art_id=5&spezial=1&gross=1) | Tourendetails Schreckhorn 4078m SW-Grat |
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Tourenart | Hochtour |
Datum | 09.08.2019 |
Region | |
Kartennummer | SAC Hochtouren Berner Alpen |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Gestein | Gneis |
Anforderung | ZS+, III+ |
Terrain | Weglos |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 27.6km
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Höhenmeter | 3350m 3350m |
Exposition | SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Schreckhorn 4078m Südwestgrat, mit Adi
(Mönch und Eiger im Morgenlicht || Da geht's lang zum Schreckhorn!)
//Motivation
Das Schreckhorn 4078m hat entgegen der landläufigen Annahme nichts mit Schrecken zu tun, sondern entstammt dem Oberwalliser Dialekt und bedeutet vielmehr emporragen. Tatsächlich thront der formschöne Berg pyramidenartig über den Gletschern, die Zugänge sind von allen Seiten her steil und mehr oder weniger schwierig.
Als Adi eine Tour im Berner Oberland vorschlug, stand das Schreckhorn 4078m schon bald zuoberst auf der Liste, da der Schnee am felsigen SW-Grat bereits wieder weggeschmolzen war und somit gute Verhältnisse herrschten. Firntouren waren unterdessen mehrheitlich blank und würden schnelle Begehungen (ohne Risiko) kaum mehr zulassen.
Angedacht hatten wir natürlich auch die Überschreitung zum Lauteraarhorn 4042m, doch wir waren uns über die Verhältnisse am Lauteraargrat nicht ganz sicher, bei Schnee würden wir dort ebenfalls ausgebremst, und dann würde der sonst schon sehr lange Tag noch länger werden. Somit verwarfen wir die Überschreitung und begnügten uns mit dem Schreckhorn, natürlich wieder mit einem Start direkt vom Tal (Grindelwald) aus. Dies war ein ebenso happiges Programm...
(Tolle Kletterei am Schreckhorn SW-Grat 🤘)
//Tour
Anfahrt via Bahnhof Grindelwald Grund zur Gletscherschlucht Pkt. 1013m. Adi kam spontan die Idee noch bis zum Gasthaus Marmorbruch Pkt. 1107m hochzufahren, dies erwies sich als goldrichtig. Denn so konnten wir den Umweg über die Gletscherschlucht auslassen und gehörig an Zeit sparen. Um 02:48 Uhr sind wir schliesslich zur Tour gestartet, genau nach Zeitplan.
(Tiefblicke am SW-Grat || Gipfel Boyz 😎)
Bald erreichten wir die Bäregg Pkt. 1772m, und nach einem kurzen Abstieg die tief eingeschnittene und errodierte Bachrunse. Prompt verlor sich der Wanderweg in den steil abfallenden Geröllhängen, und wir wurden zur Improvisation gezwungen. Schliesslich liefen wir ca. 50hm aufwärts um den Bach an geeigneter Stelle zu queren, und mussten uns anschliessend einen Weg durch dichte Alpenrosen und gemeine Wacholdersträucher schlagen (siehe Juniperus communis --> es handelte sich hierbei sicher um die Sorte Green Carpet), um mit Hilfe der Swiss Map Online Karte zurück zum Wanderweg zu finden. Dies hatte nun einiges an Zeit gekostet und zerkratzte Beine hinterlassen, doch wir liessen uns nicht davon beeindrucken und setzten den Anstieg fort.
(5:30 Std. vom Tal auf den Gipfel, da kommt Freude auf 🤘 || Sicht zum Lauteraarhorn 4042m)
Hinter dem Bänisegg sahen wir dann bereits die ersten Stirnlampen Lichter der Schreckhorn Aspiranten, 1000 Meter über unseren Köpfen. Hätten sich die Lichter nicht bewegt, wäre kaum ein Unterschied auszumachen gewesen zu den vielen Sternen am Himmel. Mit frischer Motivation steigerten wir das Tempo, und erreichten über den steilen, mit Seilen fixierten Steig schon bald die Schreckhornhütte. Unterwegs hatten wir an einer Quelle noch die Wasservorräte aufgefüllt. Die Temperaturen waren immer noch angenehm, so blieben wir vorerst bei kurzen Hosen und Turnschuhen.
(Abseilen vor grosser Kulisse 😍)
Nachdem wir kurzzeitig dem Gletscher flussaufwärts folgten, fanden wir bald die reflektierenden Katzenaugen, welche uns aufs Band leiteten, welches den Zugang zum Gaagg oder Strahleggpass Pkt. 3332m vermittelte. Vielen Kehren später erreichten wir schliesslich den Gaagg und Beginn des Schreckfirns 3170m.
(V.l. Jungfrau, Mönch und Eiger || Schreckhorn 4078m Südwand)
Erstmals legten wir nun eine Pause ein, verpflegten uns und wechselten das Tenue. Im Tageslicht konnten wir zwei Seilschaften erkennen, die sich über den Schreckfirn bewegten und dem Wandfuss näherten. Auch wir setzten den Anstieg fort. Angeseilt liefen wir über den Gletscher, einige Spalten konnten problemlos umgangen werden. Am Wandfuss kam es schliesslich zum Rencontre. In der Annahme, dass der Grat weitestgehend trocken wäre, deponierten wir hier unsere Steigeisen und Stöcke.
Der Einstieg befand sich beim gut sichtbaren, roten Punkt. Wir passierten die beiden Seilschaften, und kletterten am laufenden Seil Richtung Gipfel. Der Fels war vorzüglich, fest und griffig, und die Kletterei nicht sonderlich schwierig, so kamen wir rasch vorwärts. Ab und zu waren Haken oder Bohrhaken vorhanden als Zwischensicherung. Auf der Schulter legten wir eine kurze Pause ein, bevor wir am ersten Aufschwung des SW-Grates etwas mehr zupacken mussten. Auch danach folgten nochmal einige schöne Kletterstellen, bevor sich das Gelände schliesslich zurücklegte und wir, dem Schneefeld rechts ausweichend, den Gipfel erreichten.
(Schreckhorn 4078m || Zügiger Abstieg)
Die Sicht auf Eiger, Mönch und Finsteraarhorn begleitete uns schon eine ganze Weile, doch nun konnten wir das Panorama noch einmal in aller Ruhe geniessen. Der Lauteraargrat sah verlockend aus, doch wir blieben beim ursprünglichen Plan, wieder über den Südwestgrat abzusteigen. Auch hatten wir Material am Einstieg und beim Gaagg zurückgelassen, dieses im Anschluss ans Lauteraarhorn noch einzusammeln (oder abzuschreiben) war keine echte Option.
So machten wir uns bald an den Abstieg respektive an die Abseilfahrt. Mit 2x30m kamen wir zügig voran, trotzdem dauerte es insgesamt länger als wir für den Aufstieg benötigten. Nach 2h abseilen und abklettern erreichten wir schliesslich den Einstieg, und wanderten im Anschluss den Schreckfirn hinab zum Gaagg. Eine eisige, exponierte Stelle kurz vor Gletscherende verlangte kurzzeit eine gute Steigeisentechnik (mit Pickeleinsatz).
Zurück beim Gaagg und in kurzen Hosen schritten und rutschten wir zügig hinab zum Obers Ischmeer, und nach kurzem Gegenanstieg gelangten wir zur Schreckhornhütte 2527m. Die Nachricht, dass gegen 09:00 Uhr bei der Bachrunse zwischen Bäregg und Rots Gufer der Hang abgerutscht sei, war uns vorübergehend ziemlich eingefahren. Zum Glück hatten wir diese Stelle in der Nacht grossräumig umgangen!
Tatsächlich war die Stelle nun unpassierbar, doch die Helfer waren bereits daran eine Umgehung einzurichten. Wir liefen weiter zum Bäregg, wo wir uns schliesslich in die Touristenströme eingliederten und zurück zum Ausgangspunkt liefen.
//Fazit
Das Schreckhorn 4078m gilt als der anspruchsvollste Viertausender der Berner Alpen, und als einer der schwierigsten im ganzen Alpengebiet, sofern man sich auf der Normalroute befindet. Persönlich konnte ich keinen grossen Unterschied feststellen zum Dent Blanche 4358m Südgrat oder Ober Gabelhorn 4064m, was die Kletterschwierigkeiten betrifft. Beim Schreckhorn 4078m sind diese einfach zahlreicher und anhaltender als bei den Erstgenannten. Der Fels ist dafür meist bombenfest und äusserst kletterfreundlich!
Ohne ans Äusserste zu gehen benötigten wir bloss 5:30 Std. von Grindelwald auf den Gipfel (1:30 Std. vom Wandfuss 3470m), offenbar hatten wir heute einen super Lauf. Die Verhältnisse begünstigen diese Speedbegehung: der Fels war durchwegs trocken und wir konnten (am laufenden Seil) alles ohne Steigeisen klettern. Im oberen Bereich gab es zwar einige Stellen mit Wassereis, diese konnten aber problemlos umgangen werden. Zur sicheren Rückkehr sind zahlreiche Abseilstände (bessere und schlechtere) vorhanden. Die Turnschuhe bis zum Gaagg (Beginn Schreckfirn) hochzunehmen hatte sich heute ebenso ausbezahlt.
(Das Schreckhorn wirkt ziemlich imposant von unten 🤘)
//Facts:
- Route: Grindelwald Marmorbruch - Bäregg - Bänisegg - Rots Gufer - Schreckhornhütte - Obers Ischmeer - Gaagg - Schreckfirn - Schreckhorn.
- Einstieg SW-Grat: Wandfuss auf ca. 3470m. Bergschrund problemlos zu passieren. Einstieg mit rotem Punkt markiert.
- Distanz: 27.6km
- Höhenmeter: 3350m
- Schnittpuls: 109bpm
- Maxpuls: 150bpm
- Verpflegung: 2l zuckerhaltige Getränke, Quellwasser, Cola, 2 Riegel, Landjäger.
- Ausrüstung Persönlich: Trailrunning Schuhe, Bergschuhe, Stöcke, Steigeisen, 1 Eispickel, Helm, Schlingen, diverse Karabiner, Abseilgerät, Baselayer, T-Shirt, Primaloft Jacke, leichte Goretex Jacke, Handschuhe, Stirnband, Stirnlampe, Sonnenbrille, Sonnencrème, Bargeld, Smartphone.
- Ausrüstung Team: 1 Eisschraube, 5 Express, 2x30m Rad Line, Bandschlingen, Reepschnüre, Messer, Erste-Hilfe Set.
//Die Zeiten:
- Start Grindelwald Pkt. 1107m (Berggasthaus Marmorbruch) um 02:48 Uhr.
- Zwischenzeit Schreckhornhütte 2490m um 05:03 Uhr.
- Zwischenzeit Schreckfirn (Gaagg) 3170m um 06:08 Uhr.
- Zwischenzeit Wandfuss 3470m um 06:50 Uhr.
- Zwischenzeit Schreckhorn 4078m um 08:25 Uhr.
—> Total Anstieg 5:37 Std. (ohne Verhauer nach Bäregg wären es 5:30 Std.)
- Zwischenzeit Wandfuss 3470m um 10:44 Uhr.
- Zwischenzeit Schreckhornhütte Pkt. 2527m um 12:15 Uhr.
- Ankunft Grindelwald Pkt. 1107m um 14:30 Uhr.
- Total mit Pausen: 11:50 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Im Aufstieg zur Schreckhornhütte 2527m kann man sich im Bereich Rots Gufer mit frischem Quellwasser versorgen!
Schreckhornhütte 2527m: klick!
Am Schreckhorn 4078m sehr schlechter respektive kein Handy Empfang!
Kleine Anekdote: Am heutigen Tag musste die Rega zwei Engländer vom Berg ausfliegen, da sie sich beim abseilen über den SW-Grat in der Route Freudenschreck verirrt hatten und steckenblieben. Die zwei Seilschaften, welche wir am Einstieg überholt hatten, erreichten nach eingeleiteter Rettungsaktion erst um 23.00 Uhr bzw. um 2:00 Uhr morgens die Schreckhornhütte. Dies zeigt auf, dass das Schreckhorn, trotz unserer scheinbar mühelosen Besteigung, nicht zu unterschätzen ist...
Neue alpine Tour am Schreckhorn (2017): Freundenschreck!
Für Profis: Weg durch die Nabe!
Andersongrat (NW-Grat): klick!
Im Anschluss an die Tour Einkehr im Berggasthaus Marmorbruch. Ehrensache, da wir dort gratis parkiert hatten. Für einen Krug Wasser verlangten sie dann Chf 7.-, was wir etwas irritiert ablehnten. Demzufolge sei es an dieser Stelle auch nicht verlinkt.
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![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
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