Pilatus Esel 2118m (Kulmchrachen, Variante Sattel Eselwand), mit Max
//Motivation Vor zwei Jahren sind wir erstmals durch den eindrücklichenKulmchrachen gewandert. Die Tour hatte uns super gefallen, und nun war es an der Zeit diese zu wiederholen.
Aktuelle Begehungen waren uns nicht bekannt, doch das seit Tagen anhaltende, stabile Hochdruckwetter und die geringe Lawinengefahr, liessen auf gute Verhältnisse hoffen.
(Über dem Nebel 😍 || Sicht von Nauen Richtung Einstieg)
//Tour
Letzmals waren wir über Alpgschwänd zugestiegen, heute wählten wir den etwas längeren Zustieg ab Kriens, über das Fräkmüntegg und den Gsässweg.
(Stairway to Heaven 🤟)
Mit dem PW hinauf nach Allenwinden Pkt. 633m. Ab da wanderten wir gemütlich hinauf zum Fräkmüntegg und weiter Richtung Gsäss. Ab ca. 1450m dann geschlossene Schneedecke, und auf ca. 1500m montierten wir schliesslich die Steigeisen. Bis zum Nauen mussten wir selber eine Spur anlegen, dann sahen wir aber, dass eine Spur von Klimsen hinabführte, und anschliessend tatsächlich Richtung Chrachen anstieg. Es war also schon einer vor uns dagewesen, umso besser!
(Perfekter Trittschnee im Chrachen)
In der Folge brauchten wir somit nichts anderes zu tun, als der Spur zu folgen und uns nach oben zu arbeiten. Treten und atmen. Ab und zu die Tiefblicke geniessen und einige Fotos schiessen. Perfekter Trittschnee machte die Sache so easy. Letztes mal war hier im Schlauch der Schnee von Lawinen ausgeräumt und pickelhart; wir mussten damals alles auf den Frontzacken gehen, heute konnte man den Fuss schön im Schnee versenken, total gemütlich.
(1. Schlüsselstelle, die exponierte Rechtsquerung)
Bald gelangten wir zur ersten Schlüsselstelle: die Rechtsquerung unter den Felsen hindurch bis zum Wandbuch. Auch hier super Trittschnee, so war diese durchaus exponierte Stelle schnell und souverän gemeistert.
(Querung mit gehörig Luft unter den Sohlen)
In der Folge querten wir kurz rechts raus auf den abgeblasenen Sporn, um an dessen Ende wieder nach links zu queren und das Couloir hochzusteigen auf den nächsten Absatz. Im Übrigen brauchten wir auch hier bloss den Spuren zu folgen. Von hier würde nun die Variante Kulmwiese senkrecht nach oben führen. Dazu muss ein ca. 20m hoher Felsriegel überwunden werden, wir konnten sogar eine fixe Schlinge erkennen. Doch ohne Seilsicherung war es uns zu riskant, so verwarfen die Idee und konzentrierten uns auf den weiteren Verlauf der Esel Route.
(Querung kurz vor dem Band, hier würde es gerade nach oben gehen Richtung Kulmwiesen || das schmale Band könnte aktuell als Biwakplatz benutz werden...)
In wenigen Schritten gelangten wir schliesslich ums Eck (diese Stelle war letztes Mal ziemlich heikel eingeblasen) und auf das Band, welches uns zurück in den Chrachen führte. Es lag nur wenig Schnee auf dem Band, so konnten wir gemütlich unter den Felsen hindurch rutschen, und mussten nicht exponiert in der Flanke queren. Nur auf den letzten Metern musste man einige Schritte in die Flanke setzen.
(Die letzten Meter im Chrachen)
Zurück im Chrachen konnten wir wieder Fahrt aufnehmen und der Sonne entgegeneilen. Am Ausstieg des Kulmchrachen gelangten wir auf die Esel-Ostgrat Route. Im Sommer einfaches T5 Gelände, im Winter aber trotzdem noch ganz schön zackig und vor allem luftig. Wir wussten Bescheid und hielten die Konzentration aufrecht.
(Ausstieg aus dem Chrachen || Am Esel Ostgrat)
Bis zum Wandbuch geht es mehr oder weniger gemütlich aufwärts, doch dann schreitet man ums Eck und muss etwas Mixedgelände hochklettern, mit ziemlich viel Luft unter den Sohlen. Anschliessend erreicht man nach wenigen Schritten das Geländer und steht direkt auf der Esel-Plattform.
(Am Esel Ostgrat, endlich an der Sonne || Esel Ostgrat, immer noch Konzentration erforderlich)
Auf der Plattform genossen wir die grandiose Fernsicht und Ruhe, welche man an diesem Touristenmagneten nur im Hochwinter findet. Nach einer guten Pause machten wir uns an den Abstieg zum Hotel und Oberhaupt. Durch den Stollen gelangten wir auf die schattige Nordseite, und stiegen mit Steigeisen zur Klimsenkapelle hinunter.
(Wunderbare Tiefblicke!)
Über den Bandweg erreichten wir das Fräkmüntegg, und nach einem langen Hatsch schliesslich den Ausgangspunkt oberhalb Kriens.
//Fazit
Bessere Verhältnisse wie heute kann man sich wohl kaum vorstellen! Perfekter Trittschnee von unten bis oben und dazu angenehme Temperaturen. Letztes Mal mussten wir unten in Lawinenrunsen alles auf den Frontzacken gehen, und oben lag dann deutlich mehr, frischer und lockerer Pulverschnee. Heute nichts dergleichen.
Es wäre spannend zu sehen, wie lange man vom Einstieg ca. 1580m bis zum Esel 2118m benötigte, wenn man etwas auf die Tube drückte, die aktuellen Verhältnisse würden so eine Speedbegehung durchaus begünstigen.
(Bandweg || Pilatus und Rigi)
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Die Schwierigkeiten für die Variante Sattel Eselwand (WS) im Detail (chronologisch):
- Am Ende des grossen Couloirs exponierte Querung nach rechts (Normalroute), bei Lockerschnee heikel. Bei den Felsen an der Kante befindet sich das Wandbuch (Gamelle).
- Ausgesetzte Querung nach links bis zur Kante. Anschliessend Abstieg über ein schmales, exponiertes Band, bei Lockerschnee ebenfalls heikel.
- Ausstieg zum Esel nach dem Wandbuch: Mixedgelände (Schnee, Eis, Fels, Gras), nicht schwierig aber sehr ausgesetzt.
--> Auf die Mitnahme eines Seil und Sicherungsmaterial kann bei dieser Route grundsätzlich verzichtet werden, da sich die exponierten Stellen schlecht absichern lassen. Ausser man schleppt einige Haken mit. Take it or leave it...
--> Im Übrigen wurde der Kulmchrachen auch schon mit Ski befahren, allerdings wohl nicht ohne einige Male abzuseilen.