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 | Tourendetails Stucklistock 3312m NE-Wand, Gross Griessenhorn 3201m N-Wand |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 16.03.2020 |
Region | |
Kartennummer | SAC Zentralschweizer Voralpen und Alpen, 255 S Sustenpass, 1211 Meiental |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | SS, I 5.1/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 14.3km
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Höhenmeter | 2070m 2070m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Stucklistock 3312m NE-Wand, Gross Griessenhorn 3201m N-Wand, mit Max
(Durchwegs steiler Skianstieg || auf dem Rütifirn, Sicht zum Fleckistock 3416m)
//Motivation
Auf der Suche nach einem möglichst föhngeschützten, aber immer noch spannenden und lohnenden Alternativziel, kam uns der Stucklistock in den Sinn. Letzmals war ich vor 12 Jahren! an diesem formschönen Berg. Heute wollten wir allerdings nicht bloss über die Normalroute rauf und runter, sondern liebäugelten mit der Besteigung und Befahrung der steilen NE-Flanke.
(Rütifirn Impressions || Stucklistock 3312m, rechts vom Gipfel die NE-Wand)
//Tour
Während der Fahrt durchs Reusstal kamen trotzdem Zweifel auf, ob der Stucklistock tatsächlich eine gute Wahl war; denn der Föhn blies uns stark entgegen und würde möglicherweise den Gipfelerfolg vereiteln. Die Zweifel waren dann aber rasch verflogen, als wir im Meiental aus dem Auto stiegen und nicht den Hauch eines Lüftchens spürten.
Die ersten 1000 Höhenmeter waren wenig erquickend. Über Stuckli kämpften wir uns mit Harscheisen die steilen, hartgefrorenen Hänge empor, alte Spuren wiesen uns den Weg. Immerhin kamen wir rasch vorwärts und die Höhenmeter purzelten im Sekundentakt. Auf dem Rütifirn herrschten dann endlich perfekte Skitourenverhältnisse.
(Anstieg durchs steile Ostcouloir || Stucklistock 3312m)
Von weitem konnten wir sehen, dass bereits zwei Abfahrtsspuren (und keine Aufstiegsspuren!) die Stucklistock NE-Flanke zierten. Schade um die First Lines, aber trotzdem ein Vorteil: Wir brauchten somit ebenfalls nicht die Wand hochsteigen, sondern konnten bequem über den Normalweg den Gipfel erklettern, und diesen schlussendlich sogar überschreiten, um die NE-Wand abzufahren.
Schon bald gelangten wir zur Einsattelung Pkt. 3163m am SE-Grat, stiegen aber nicht ganz bis zum Sattel hoch, sondern banden ca. 20 Höhenmeter unterhalb die Skier auf den Sack, um durch das ca. 50° steile SE-Couloir direkt den Grat zu erreichen. Diese Variante ist in der Regel einfacher und auch schneller als von unten über den Grat zu klettern. Trittspuren halfen uns hier um rasch vorwärts zu kommen. Anschliessend folgten wir dem gut eingeschneiten Grat bis zum Gipfel. Die heikle Schlüsselstelle, wie ich sie damals vorgefunden hatte, war heute kaum als solche erkennbar und problemlos zu passieren. Ohne zu hetzen brauchten wir nicht einmal 3h vom Tal bis zum höchsten Punkt!
(Gipfelanstieg vor grandioser Kulisse 😍)
Nach einer kurzen Pause machten wir uns an den Abstieg durch die NW-Flanke. Zuerst ging es einige Meter das markante Couloir hinab, um anschliessend rechtshaltend (NE), einmal sogar leicht ansteigend, hinüber zum Nordgrat zu gelangen. Zwei Pickel waren hier recht angenehm. Auf ca. 3240m erreichten wir eine geeignete Stelle, um schliesslich in die NE-Wand einzufahren.
Da wir zeitlich noch gut dran waren, liessen wir es uns aber nicht nehmen, zuerst noch einen Abstecher auf das von hier fast schon unscheinbare Gross Griessenhorn 3201m zu machen. Dazu stiegen wir am Grat noch einige Meter weiter ab, um schliesslich nordwestseitig durch eine Rinne auf den darunter liegenden Firn zu gelangen. Nun querten wir das Firnfeld mit nur wenig Höhenverlust, und stiegen direkt durch die Südflanke auf den Gipfel. Was wir hier zu sehen bekamen liess uns jubilieren: Die Nordflanke des Griessenhorns war ebenfalls eingespurt und lag für uns auf dem Präsentierteller - das war der absolute Oberhammer!
(Tiefblick NW-Flanke zum Gross Griessenhorn 3201m || Abstieg NW-Flanke)
In wenigen Minuten folgten wir unserer Spur zurück zum Stucklistock Nordgrat 3240m, und machten uns in der Folge bereit zur steilen Abfahrt. Die Schneeverhältnisse in der Wand waren nahezu perfekt: bester, gut gesetzter Pulverschnee, mit allerdings immer noch ziemlich viel Sluff. Viel zu schnell waren wir unten, aber es stand uns ja womöglich eine weitere, tolle Nordabfahrt bevor.
Wir querten den Hangfirn nach Norden zur markanten Schulter ca. 3010m am Griessenhorn NE-Grat. Es war der richtige Übergang in die Nordflanke. In der Einfahrt war der Schnee noch hart, doch schon bald ging es wiederum in gut gesetzten Pulver über, und dies blieb dann so auf den folgenden 700 Tiefenmetern - der Wahnsinn! Die zwei, drei vorhandenen Spuren hatten nicht gestört, und im Bereich der Lassalp waren wir sogar froh uns nicht um die Wegfindung kümmern zu müssen. Über nunmehr besonnte Firnhänge gelangten wir hinuter zur Meienreuss Pkt. 1645m (Brücke) und zur Sustenpassstrasse, und folgten dieser schliesslich mit etwas Stockeinsatz zurück zum Ausgangspunkt in Färnigen.
(Sicht vom Gross Griessenhorn 3201m auf die Stucklistock NE-Wand || Abfahrt NE-Wand 🤟)
//Fazit:
Es war die perfekte Wahl heute - vom Föhn war im Meiental nichts zu spüren! Und die Verhältnisse hätten besser nicht sein können: die Anstiege sowie Abfahrten am Stucklistock und Griessenhorn waren bereits gespurt. Dank rollender Planung konnten wir schlussendlich das absolute Maximum rausholen und den Jackpot knacken! Dabei hatten wir auch etwas Glück: Denn hätten wir den Abstecher auf das Gross Griessenhorn nicht gemacht, wären uns auch die Spuren in der Nordflanke verborgen geblieben. Die Begeher hatten sich nämlich, vom Griessenfirn kommend, mit der Schulter ca. 3010m am Nordostgrat begnügt, und waren nicht weiter über den Hangfirn Richtung Stucklistock gestiegen. Und ohne sichtbarer Spuren wären wir kaum auf die Idee gekommen, am Fusse der Stucklistock NE-Wand den Hangfirn Richtung Griessenhorn Nordwand zu queren. Stattdessen wären wie die übel holprigen Hänge über Stuckli ins Tal gefahren.
Zwei Eisgeräte mitzuführen war durchaus angenehm, v.a. für den Abstieg vom Stucklistock durch die NW-Flanke und Nordgrat. Mit einem Pickel wäre man wohl auch durchgekommen.
(Abfahrt Gross Griessenhorn 3201m Nordwand || Rückblick zum Griessenhorn und Stucklistock 😎)
//Facts:
- Route: Färnigen (Stapfen) - Grund - Äbnet - Juppen - Stuckli - Rütifirn - Ostcouloir - Stucklistock - Westflanke/Nordgrat - Gross Griessenhorn - NE-Wand - Hangfirn - Griessenhorn N-Wand - Griessenfirn - Lassalp - Meienreuss Brücke Pkt. 1645m - Sustenpassstrasse - Gorezmettlen - Färnigen.
- Distanz: 14.3km
- Höhenmeter: 2070m
- Verpflegung: 1.2l Iso/Cola, 1 HAMMER Energy bar.
- Ausrüstung: Harscheisen, Steigeisen, 2 Pickel, Helm, Dynafit Speed 76 Ski und TLT8 Carbonio Schuh --> Tolle Kombo für steile Abfahrten: Der relativ steife Ski fährt sich super präzise, und mit dem Zweischnallen-Schuh lässt sich trotz geringem Gewicht genügend Druck aufbauen (dies war noch ein kleines Defizit beim TLT7).
//Die Schwierigkeiten:
- Fussanstieg Stucklistock 3312m E-Couloir/SE-Grat: WS, I.
- Abfahrt Stucklistock 3312m NE-Wand, 5.1: Einfahrt vom Nordgrat bei ca. 3240m. 45-50° auf 200hm.
- Abfahrt Gross Griessenhorn Nordwand, 4.1: Einfahrt von der Schulter ca. 3015m. 40-45° auf 500hm.
//Die Zeiten:
- Start Färnigen Pkt. 1466m um 07:10 Uhr.
- Ankunft Stucklistock 3312m um 10:01 Uhr. (2:51 Std.)
- Zwischenzeit Gross Griessenhorn 3201m um 10:47 Uhr.
- Zwischenzeit Sattel ca. 3240m um 11:04 Uhr.
- Zwischenzeit Sattel Hangfirn ca. 3015m um 11:17 Uhr.
- Ankunft Färnigen Pkt. 1466m um 11:54 Uhr.
- Total inkl. Pausen: 4:44 Std.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Am Stucklistock ist der Anstieg durch das steile E-Couloir deutlich einfacher und schneller als die Kletterei am SE-Grat.
Referenzbericht von Dani, falls man die steilen Abfahrtsvarianten auch im Aufstieg checken möchte: klick!
Weitere Touren/Varianten im Gebiet:
- Aufstieg und Abfahrt Chli Griessenhorn 2851m, 1.) via Griessenfirn und SE-Flanke (hatte Spuren am 16.3.2020), oder 2.) in Verbindung mit dem Stucklistock: Überschreitung nach NW, Abfahrt über den Tschingelfirn und Gegenanstieg zum Gipfel, Abfahrt SE-Flanke zum Griessenfirn.
- Überschreitung von Chli Griessenhorn, Gross Griessenhorn & Stucklistock. Bericht von Cornel: klick!
Das Meiental liegt föhnbegünstigt. Während es im Urserental oftmals übel bläst, spürt man davon im Meiental eher wenig bis nichts!
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