Beschreibung | Metal Hurlant 6b (15 SL, 6a+ obl.), mit Fulvia
(Metal Hurlant - Platten und Risse ohne Ende)
Um 06.00 Uhr vom Grimsel Hospiz Richtung Eldorado losgetschalpt. Um 07.35 Uhr die 1. Seillänge in Angriff genommen.
1. SL 4b: Die weiten Hakenabstände lassen uns gleich mal in Erinnerung rufen, wo wir uns hier befinden...
2. SL 5c: Gleich mal sehr plattig - guete Morgä! Aber nun sind wir wenigstens wach.
3. SL 6a+: Steile Platte, welche das Blut schonmal zum kochen bringt.
4. SL 6a: Zur Abwechslung ein schöner Riss zum piazen und geniessen, gut mit Friends abzusichern.
5. SL 6a: Immer noch der gleiche Riss, auch hier kann schön gepiazt werden.
6. SL 6a+: Sehr plattige Seillänge, zuletzt Querung auf feinen Leisten nach links.
7. SL 6b: Schlüsselstelle - diese Traumverschneidung macht wohl die Attraktivität der ganzen Route aus - stellt aber relativ hohe technische und vor allem mentale Anforderungen! Mit dem Rücken zur Wand muss man sich dort drin irgendwie verklemmen und hochschrubben, den Druck immer aufrecht erhalten. In der ganzen Verschneidung befinden sich zwei Bohrhaken (und ein fixer Friend:), ansonsten muss selbst abgesichert werden, dies wiederum ist relativ gut möglich. Nach dem zweiten Bohrhaken muss zwingend nach rechts an die gegenüberliegende Verschneidung gequert werden (plattig, Topo studieren!), nicht weiter nach oben steigen - obwohl die Linie sehr verlockend ausschaut... An jener Verschneidung rechts dann problemlos hochsteigen/piazen bis zum nächsten Bohrhaken und zum Stand.
Noch etwas zur verlockenden Linie: Bin dort weiter nach oben gestiegen, habe meinen letzten 0.4 BD-Friend unter eine relativ dünne Platte geklemmt. Und dann wurde es sehr fein und kompakt, der Bohrhaken ungefähr drei Meter horizontal entfernt (rechts von mir), keine Chance diesen zu erreichen. Einzige Möglichkeit: Weiter nach oben, nach unten war nicht mehr möglich, der point of no return war schon lange überschritten. Also arbeitete ich mich zentimeterweise nach oben, gelang mir auch fast bis zur rettenden Leiste, aber leider halt nur fast. Die Füsse rutschten weg, und abwärts gings, ungefähr 10 Meter, der graue Helfer hatte mich gerettet. Shit happens.
8. SL 6a+: Feiner Quergang nach rechts, anschliessend ein schöner Riss.
9. SL 6b: Plattige Seillänge mit knackigem Startmetern, gegen Ende macht ein Riss das Leben leichter - obwohl ich nicht unbedingt in dieses verf*** Schlangentier hätte greifen müssen, welches sich's dort gemütlich gemacht hatte... zzzzz - zzzzz, das Ding wollte nicht mehr aufhören Gefahr zu melden.
10. SL 5a: Easy, plattige Seillänge zum verschnaufen, Runout inklusive.
11. SL 5c: Crux gleich nach dem Stand mit steilem Plattenaufschwung, danach schöne Reibungskletterei.
12. SL 5c: Schöne Verschneidung.
13. SL 5a: Easy, plattige Seillänge zum verschnaufen, runout inklusive versteht sich - hatten wir das nicht schon mal?
14. SL 5c: Zu Beginn piazig, dann wiederum plattig.
15. SL 4c: War zu weit rechts auf der ganzen Seillänge, somit auch keinen Bohrhaken ausfindig gemacht, schwarze, knackende Flechten liessen mich noch die letzte Konzentration aufbringen. Die eigentlich Linie wäre weiter links verlaufen, dies ist auf dem Topo aber nicht ausfindig zu machen!
Um 14.50 Uhr erreichten wir den Ausstieg - nach 7h15min Kletterzeit - erschöpft doch glücklich, mit Sonnenbrand und Schürfungen...
Der Abstieg nun schon routiniert, zurück beim Hospiz um 17.30 Uhr, diesmal sogar mit trockenen Schuhen :-)
Bemerkungen:
Diese Route als gut abgesichert zu bezeichnen (gemäss neuster Plaisir West Ausgabe) ist leicht übertrieben! In den oberen 6a+ Seillängen sind die Schlüsselstellen zwar ok abgesichert, in der Schlüsselseillänge (7. SL 6b) gibts jedoch genau 3 Haken, hatten wir hier doch einen ganzen Satz Friends gelegt.
Fussabstieg zu den Einstiegen in ca. 30 min, oder auch über Hirnriss abseilen.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen, welcher seit 2010 im Buchhandel erhältlich ist, beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie dem Eldorado) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Das Buch ist liebevoll gemacht und ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg)
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