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 | Tourendetails Grand Combin (Combin du Valsorey 4186m, Combin de Grafeneiere 4313m, Combin de la Tsessette 4135m) |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 16.05.2025 |
Region | |
Kartennummer | 1345 Orsières, 1346 Chanrion |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S+ 4.3 |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Distanz | 29.5km
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Höhenmeter | 3370m 3370m |
Lawinenbulletin | mässig |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Bilder (© Chris, Colin & Nico) | Zum Fotoalbum |
Beschreibung | Traversée des Combins (Combin du Valsorey 4186m, Combin de Grafeneiere 4313m, Combin de la Tsessette 4135m), mit Nico und Colin

(Grand Combin 4313m)
//Motivation
Vor 23 Jahren stand ich erst- und letztmals auf dem Grand Combin de Grafeneire. Damals, aufgrund fehlender Akklimatisation, komplett im Elend, musste ich auf die Nebengipfel (Combin du Valsorey, Combin de la Tsessette) verzichten.
Heute, bereits im fortgeschrittenen Alter, war ich um einiges fitter, und zur Akklimatisation war ich vor einigen Tagen am Gross Grünhorn 4043m unterwegs.
Nico und Colin waren mit von der Partie; sie hatten diese Tour bereits letztes Jahr unter die Füsse genommen. Im Gipfelbereich damals leider schlechte Sicht und frostig kalt, daher waren sie motiviert, die Tour bei besseren Verhältnissen zu wiederholen.
//Tour
Nachdem wir am Nachmittag ins Wallis fuhren, und uns in Martigny noch eine Pizza gegönnt hatten, installierten wir uns auf dem Camping du Grand St. Bernard in Bourg-St-Pierre zum Outdoor Biwi.
Leider wollte bei mir kaum Schlaf einkehren, stattdessen konnte ich ein nahes Wetterleuchten beobachten und die Sterne zählen.
Um 01:30 Uhr schälten wir uns aus dem Schlafsack, und nach einer kleinen Stärkung sind wir um 02:07 Uhr zur Expedition aufgebrochen. Mit Turnschuhen in einer Stunde zur Alp Challand d'en Haut Pkt. 2221m hochgewandert. Dort die Schuhe deponiert und kurz etwas gesnackt.
Weiter mit Ski, auf einer geschlossenen, griffigen Schneedecke Richtung Aiguilles du Meitin und dem Col de l'Epée. Skianstieg bis ca. 3300m, danach ein steiler Fussanstieg (mit Steigeisen) zum Col de l'Epée ca. 3530m. Ankunft just im Morgengrauen, das Mont Blanc Massiv hinter uns, Stimmung enorm 🤩
Es folgte eine fantastische Pulverabfahrt zum Plateau des Maisons Blanches und die Querung im Skating Stil an den Fuss der Grand Combin du Valsorey Nordwand. Wieder angefellt und bis über den Bergschrund 3540m angestiegen. Hier umgerüstet auf Steigeisen und Bootpack. Wir wählten von Anfang an zwei Pickel, um die Arme etwas unten zu halten, damit das Blut besser zirkulieren konnte, und wir so keine kalten Finger bekommen würden. Es war bereits spürbar kälter, aber nicht unangenehm und kaum windig, so verzichtete ich vorerst auf die Daune und Gore-Tex Schicht.
Nun galt es 640 Höhenmeter durch die Wand zu klettern. Perfekter Trittschnee, 2/3 war bereits gespurt durch eine 3er-Gruppe vor uns. Den letzten Abschnitt mussten wir selber anspuren. Ich begann leicht zu frösteln, es war Zeit die Daune zu montieren. Zuletzt wählten wir den direkten Exit durch ein steiles, vereistes Couloir. Hier war nun richtiges Eisklettern angesagt: Auf den Frontzacken, und beide Pickel schwungvoll ins Eis hauen. Bereits im Survival Modus ging das aber sehr gut! Schon bald konnten wir direkt am Gipfel des Combin du Valsorey 4186m aussteigen, fantastisch!
Die Sonne konnte den Windchill leider nicht kompensieren, es war nun klirrend kalt, zum Glück hatten wir noch die Gore-Tex dabei, damit liess es sich aushalten. Nach einer kurzen Fellabfahrt in die Senke stiegen wir gegen den Combin de Grafeneire 4313m an. Ziemlich lange hielten wir Kurs frontal zum Wind, und irgendwann fiel mir auf, dass ich meine Nase nicht mehr spürte. Der linke Nasenflügel war komplett taub! Bei Nico und Colin zeigten sich ebenfalls Erfrierungserscheinungen. Eine Gletscherbrille mit Nasenschutz, eine Sturmmaske oder Tape um die Nase abzukleben, nichts dergleichen hatten wir dabei. Es verblieb einzig die Hoffnung, dass wir so schnell wie möglich aus dem Wind gelangten, damit wir keine gravierenden Schäden davontrugen. Zum Glück waren wir alle akklimatisiert und kamen zügig voran!
Der Gipfelaufenthalt beschränkte sich auf wenige Sekunden, rasch suchten wir ein etwas windgeschützteres Plätzchen, um die Felle zu verstauen und für die Abfahrt umzurüsten. Schnell querten wir unterhalb der Aiguille de Croissant hindurch (ursprünglich wäre dieses Gipfelchen auch noch angedacht gewesen) bis zur Mur de la Côte ca. 4140m. Dieses Steilstück musste bei oftmals schlechten (eisigen) Verhältnissen zu Fuss (mit Steigeisen) abgestiegen werden. Wir hatten Glück und konnten bequem mit Ski abfahren (Steigeisen montieren wäre bei dem Wind und mit kalten Fingern eine echte Qual gewesen!). Die ersten Meter vorsichtig, da 45° steil und absturzgefährlich, aber bald wurde es weniger exponiert und gutmütiger (Nachtrag: 2 Tage nach uns gab es an dieser Stelle einen Absturz mit Todesfolge).
Nun folgte die Querung und der kurze Anstieg zum Combin de la Tsessette 4132m. Der Nordwind schien nochmals an Kraft zu zuzulegen, auf dem Gipfel mussten wir aufpassen, damit wir nicht umgeblasen wurden! Auch hier verweilten wir nur wenige Sekunden, entfernten die Felle und navigierten Richtung Corridor. Im Corridor befindet man sich auf 500 Tiefenmetern unterhalb eindrücklicher Seracs, hier drohte latenter Eisschlag, kein Ort, an dem man lange verweilen möchte! Immerhin war es hier windgeschützt, und wir konnten die wärmenden Sonnenstrahlen in uns aufsaugen. Obschon wir die Wärme spürten, litten wir alle immer noch an Schüttelfrost, ein lustiger Anblick 😜
Nachdem wir diese, mit stellenweise frischen Eisbrocken übersähte Zone passiert hatten, gelangten wir in wenigen Minuten hinüber zum Col des Maison Blanches, unserem Exitpoint, um die Welt der frostigen Eisriesen zu verlassen. Die folgende Couloirabfahrt war aber kein Zuckerschlecken und verlangte nochmals vollste Aufmerksamkeit: Jumpturns und abrutschen in 45° steilem Hartschnee, Fehler sollte man hier ebenfalls keine machen! Danach aber eine prima Firnabfahrt auf den Glacier de la Trouye, bevor wir, möglichst die Höhe haltend, Richtung Beaufort 3048m querten.
Bevor wir den sonnigen Gegenanstieg zum Sattel Pkt. 2969m östlich des Beaufort unter die Füsse nahmen, legten wir erstmals eine längere Pause ein, verpflegten uns und schüttelten den Frost aus den Knochen. Die Sicht auf den Mont Vélan gigantisch. Nach einer Viertelstunde standen wir schliesslich auf dem Pass, und konnten danach die letzte Abfahrt zur Alp Challand d'en Haut bei prima Sulz und Hartschnee geniessen, perfekt!
Zurück bei der gepflegten Alphütte bekamen wir unverhofft einen selbstgebrannten Génépi-Likör probiert, genau das Richtige nach diesem Enchâinement! Wir hatten keine Eile, und genossen die Ruhe an dieser wunderschönen Ort. Schliesslich verblieb noch der Abstieg mit Turnschuhen zurück ins Tal, das lief sich nun wie geschmiert 🤭
//Fazit:
Die Kombination aller drei Combin Gipfel, als Tagestour ab Bourg-St-Pierre, ist eine eindrückliche Skihochtour, bei der so einiges zusammenstimmen muss: Kondition, Akklimatisierung, technisches Know-how und die nötige Erfahrung, in extremen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen.
Bei diesen Verhältnissen, mit gefühlten Temperaturen von -35°C im Gipfelbereich, wurden wir tatsächlich auf die Probe gestellt. Ich war froh, dass mir die Höhe nicht zu schaffen machte, und ich mich gewohnt flink bewegen konnte. Die beiden Jungspunde waren ebenfalls akklimatisiert und geschmeidig unterwegs.
Wie eingangs erwähnt, fehlten mir neben dem Hauptgipfel des Combins noch die beiden Nebengipfel im 4000er Palmares, diese Pendenz konnte ich nun in bester Manier erledigen. Vielen Dank meinen Buddies für diese grossartige Bergfahrt, einem Erlebnis für die Ewigkeit 🙏
//Facts:
- Distanz: 29.5km
- Höhenmeter: 3370m
- Ausrüstung: Harscheisen, Modifiziertes Mezzalama-Steigeisen (mit Blue Ice Strap), 2 Pickel, Helm, 30m Radline, Gletscherausrüstung, Ersatzfelle, Primaloft, Daune, Gore-Tex.
- Verpflegung: 1l Iso, 2 Riegel, 2 Gel
- Zeit total inkl. Pausen: 10:15 Std.
//Die Schwierigkeiten:
- Col de l'Epée: 250 Höhenmeter, 40-45° steil, schöner Trittschnee.
- Valsorey Nord: 650 Höhenmeter, 45° steil, schöner Trittschnee. Direkter Couloir-Exit 50° steil und vereist, auf den Frontzacken und mit Eisgeräten.
- Skiabfahrt Mur de la Côte: Einfahrt 45-50° steil, 4.3. Falls eisig besser mit Steigeisen absteigen.
- Abfahrt Col des Maisons blanches: Einfahrt 45-50° steil, 4.2. Falls unsicher besser mit Steigeisen absteigen.
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GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Statt der vorhergesagten 20-30km/h Wind, hatten wir im Gipfelbereich mit einer Windstärke zwischen 50-80km/h zu kämpfen, dies wurde auch von anderen Seiten (auf Tourenportalen gleichentags) bestätigt!
Bei mir zeigten sich Erfrierungen am linken Nasenflügel, alle drei hatten wir weisse Nasen! Eine Brille mit Nasenschutz wäre die Lösung gewesen! Colin zusätzlich noch gefühllose Zehen.
GPT Windchill:
Bei –17°C (Temperaturen im Gipfelbereich) und 50 km/h Wind beträgt die gefühlte Temperatur etwa -34,8°C. Bei 80km/h Wind sind es gefühlte -43°C. Ein längerer Aufenthalt ohne Schutz kann schnell zu Erfrierungen führen!
Projekte im Gebiet:
- Le Ritord 3557m: Anstieg Y-Couloir (S-Couloir), Abfahrt SW-Couloir
- Le Beaufort 3048m
- Les trois p'tits Combins, Zustieg über Col de l'Epée
Rezept für 1.8l Génépi Liqueur (gemäss GPT):
Für die Herstellung von Génépi-Likör (ein traditioneller Kräuterlikör aus den Alpen) werden die getrockneten Génépi-Zweige (Artemisia-Arten, zB. Artemisia genipi) typischerweise wie folgt eingelegt:
Mazerationsdauer (Einlegezeit):
- Ideal: 30 bis 45 Tage
- Minimum: 3 Wochen
- Maximal: 2 Monate (länger kann zu bitterem Geschmack führen)
Grundrezept (klassisch):
- 20–30 g Génépi-Zweige (getrocknet)
- 1 Liter Alkohol (etwa 40–50 % Vol., z. B. Obstbrand oder Wodka)
- Lichtgeschützt und kühl lagern
- Täglich leicht schütteln
Nach dem Einlegen:
- Abseihen (Kräuter entfernen)
- Zuckerlösung hinzufügen (z. B. 300–500 g Zucker auf 500 ml Wasser, erhitzt und abgekühlt)
- Vermischen und ruhen lassen (mind. 1 Woche, besser 1 Monat)
Tipp:
Nach dem Abseihen und Mischen mit Zucker reift der Likör geschmacklich nach – oft wird er erst nach 2–3 Monaten Lagerung richtig rund.
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