Beschreibung | El condor pasa, 8- (7 obl.), am Pfaffenhut, 11Sl (****), mit Martine
(El Pfaffenhut)
Start um 06:40 Uhr auf der Wendenalp und steil hoch an den Fuss vom Pfaffenhut in 90 Minuten. Nach physischer und mentaler Vorbereitung um 08:45 Uhr in die Route eingestiegen:
1. Sl 7-: Etwas plattig und wasserrillig zu Beginn und nicht übermässig abgesichert: Start etwa zwei Meter links vom Routennamen, dann rechts hoch bis zur Schlinge, etwas weiter oben noch einen Friend (Gelb no. 2) in die Rille gestopft für die Psyche, einige Haken geklinkt und schon ist man oben - beim ersten Stand natürlich ;-)
2. Sl 6: Eine relativ kurze und einfache, aber erneut plattige Seilänge.
3. Sl 7-: Lange Seilänge an kompaktem Fels, einmal einen Friend gelegt um den langen Runouts entgegenzuwirken.
4. Sl 7-: Steile, leicht überhängende aber kurze Seillänge, gut gesichert.
5. Sl 7+: Der Start über den Bauch schwierig und für mich nicht möglich frei zu klettern, A0 aber gut möglich hier, anschliessend einen Friend (Rot no. 1) in den Riss für die Psyche, danach nach rechts und Haken klinken, anschliessend steil nach oben in super geilem und scharfem Tropflöcher-Kalk!
6. Sl 7: Ebenfalls sehr schöne Seillänge in super Fels, zum Schluss dann kurz einmal gepiazzt und gespreizt und nach rechts verschieben, Haken klinken und hoch zum Stand.
7. Sl 8-: Die Schlüsselseillänge - nun gehts richtig überhängend zur Sache: Relativ gut gesichert (muss nix zusätzlich gelegt werden), anhaltend an guten Griffen, zuerst etwas nach links, dann gerade hoch. Den letzten Haken von links nach rechts angehen.
8. Sl 7-: Über das Grasband dann gerade hoch zum ersten Bolt, anschliessend linkshaltend weiterklettern, der nächste Bolt kommt dann schon - dies tönt simpel, hatten wir aber nicht geschafft (siehe 9. Sl)!
9. Sl 5-: Sind irgendwie zu weit nach rechts geraten und hatten stattdessen wohl die 6+ der Gory geklettert. Zuerst ein Überhang, danach schöne Platten und Wasserrillen-Kletterei. Anschliessend dann auf dem Band ca. 25m nach links gequert (eine zusätzliche Seillänge) bis zum richtigen Stand von El Condor.
10. Sl 7-: Nun wieder auf Kurs die zwei letzten Seillängen in Angriff genommen: Steile, leicht überhängende Seillänge mit plattigem Schluss.
11. Sl 7-: Wer nun meint bereits oben zu stehen der irrt sich, es geht nochmal so richtig zur Sache: Boulderig und sehr anstrengend den Überhang ufächnorzä und and die Chickenhead-Leiste, anschliessend an den Chnubbel, das wärs dann aber.
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Um 15:30 Uhr, nach 6 3/4 mehr oder weniger anstrengenden Stunden, haben wir es geschafft, wir stehen auf dem Gipfelschuttband des Paffenhutes. Beinahe eine Onsight-Begehung, bis auf die A0-Stelle in der 5. Seillänge :-) Nach kurzer Verschnaufpause und kleiner Stärkung sogleich wieder ans Abseilen gemacht:
Achtung beim Abseilen über Voie de frère: Nach dem vierten Abseilstand (über dem Dach) beim abseilen unbedingt die Haken einhängen um nicht schlussendlich in der Luft zu bambeln und den nächsten Abseilstand nicht zu erreichen (thanx to Bruno for the hint)...
Um 17:00 Uhr wieder beim Einstieg und mit den letzten Sonnenstrahlen ein Sandwich verdrückt. Um 18:30 Uhr zurück auf der Wendenalp, nach genau 12 Stunden :-)
Bemerkungen:
Teilweise längere Runouts (v.a. in der ersten Seillänge gleich mal einen Friend in die Rille gestopft um die Psyche zu beruhigen), trotzdem etwas besser abgesichert als beispielsweise Excalibur.
Der Herbst ist wegen der schwächeren Thermik und der geringeren Luftfeuchtigkeit die beste Jahreszeit. Wir hatten den ganzen Tag über beste Weitsicht, der Wendennebel hatte uns nicht verschluckt, so wie das im Sommer oft der Fall ist. Man muss sich für die längeren Routen evtl. halt noch vor Tagesanbruch auf den Zustieg machen.
Weitere nützliche Wendeninfos (auf italienisch) gibts unter
planetmountain.com oder auf obsig.ch. In der Ausgabe 09/2010 des SAC-Heftes Die Alpen findet man ferner einen ausführlichen Bericht über die Wendenstöcke sowie eine umfassende und gegenwärtige Gebietsübersicht. Hier gehts zum Download klick!.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie den Wendenstöcken) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Das Buch ist liebevoll gemacht und ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte über Touren an den Wendenstöcken auf chmoser.ch.
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