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 | Tourendetails Salbit - Westgrat |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Exponierte Gratkletterei |
Datum | 24.07.2008 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz Plaisir Ost / Salbit erleben! |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | B. u. E. Favre, L. Henchoz 1948 |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Teilweise Fussabstieg, aber auch abseilen und abklettern |
Kondition | A |
Höhenmeter | 650m
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Exposition | W |
Meereshöhe | 2400 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | SALBIT e r l e b e n !, 23.07. - 24.07.2008, mit George
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Am Mittwoch gemütlicher Aufstieg zur Salbit-Hütte SAC 2105m, es war noch bewölkt und zudem saukalt. Gegen Mittag dann lichteten sich die Wolken, und so gab es für uns auch kein Halten mehr - auf zum Gemsplanggen!
(Gemsplanggen)
Am Wandfuss lag noch ziemlich viel Altschnee und eine scary Randkluft musste überwunden werden, um an die Wand zu gelangen. Bevor wir dann losgeklettert sind, hatten wir unsere Turnschuhe hinunter geworfen, um sie anschliessend nicht wieder beim Einstieg holen zu müssen, da wir ja über die linke Abseilpiste und nicht über die Route abseilen würden.
Hamavre 6b, 6a 1 p.a. obl., 7 Sl (****)
1. Sl. 5c+: Anspruchsvoller Einstieg (Reibung), anschliessend schöner Riss.
2. Sl. 5c: Steiler, anspruchsvoller Einstieg, anschliessend schöner Riss.
3. Sl. 6a+: Entlang einer feinen Quarzleiter einige Meter nach rechts queren, anschliessend Verschneidung und Henkelaufschwung zum Schluss, eher 6a.
4. Sl. 6a+: Schöne Riss- und Piazkletterei, steiler Piaz-Aufschwung zum Schluss (Crux).
5. Sl. 6a+: Geniale Riss- und Piazkletterei!
6. Sl. 6b: Schöne Riss- und Piazkletterei, mit technischer Querung nach rechts übers Dach. Dies geht aber gut und ist frei sicher nicht schwieriger als 6b!
7. Sl. 5b: Easy Risskletterei, hatte diese Sl nur mit Friends gesichert.
>> Die Route ist gut abgesichert, mit Friends (Camalots Gr. 0.5 - 2) kann dann fast schon super abgesichert werden. Für die saubere Onsight-Begehung benötigten wir 2h45min.
>> Abseilen am Besten über die linke Abseilpiste (Mocca).
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Am Donnerstag, nach einer fast schlaflosen Nacht, sind wir um 04.10 Uhr von der Salbit-Hütte Richtung Salbit-Biwak resp. Turm I aufgebrochen. Es ist ein tolles Erlebnis, bei Mondschein den Kettenweg zu begehen und das Mittwaldcouloir zu passieren. Katzenaugen weisen den Einstieg zum Kettenweg, anschliessend löschten wir die Stirnlampen... ;-)
Um 05.45 Uhr schliesslich waren wir bereit für den
Westgrat 6b, A1, 5c+ obl., ca. 34 Sl (****)
(Salbit Westgrat, Foto © copyright Mario Verin)
Turm I, 9 Sl.
Die Schlüsselstelle befindet sich gleich zu Beginn der 1. Seillänge, technisch kann diese aber gut überwunden werden. Anschliessend folgt noch eine etwas anspruchsvollere Seillänge, bevor es dann in eher leichtem, aber unübersichtlichem Gelände weitergeht (5 Seillängen, hier kann auch gut am laufenden Seil geklettert werden). Die letzte Seillänge, genauer deren Ausstiegsverschneidung, hat es dann noch einmal in sich, zur zusätzlichen Absicherung sind dort einige Klemmkeile oder kleine Friends ratsam.
Um 07.30 Uhr war es vollbracht, nach 1h45min standen wir bereits auf dem ersten Turm, und konnten erstmals die geniale Morgenstimmung geniessen. Jedoch nur kurz, es war keine Zeit zu verlieren, wir hatten schliesslich noch viel vor...
Auf dem Turm noch eine Seillänge weiter klettern, bevor dann in 2x nach N in die Scharte abgeseilt wird. Die 2. Abseilstelle (Muniring) hatten wir nicht gefunden, stattdessen hatten wir an mehr oder weniger intakten Reepschnüren abgeseilt.
Turm II, 5 Sl.
Anstrengende Riss- und Piazkletterei auf den ersten zwei Seillängen, vom Fingerriss bis zur Offwidth-Schrubberei ist alles vorhanden. Die 2. Seillänge (Holzkeilriss) folgt IMMER dem Riss und verlässt diesen erst am Schluss nach rechts zum Stand, im Topo (Salbit erleben!) ist dies leider etwas falsch eingezeichnet. Die 3. Seillänge verläuft zuerst nordseitig hinter einem Turm, bevor dann wieder auf die Südseite gewechselt wird. Die 4. Seillänge führt am Irniger-Kombi-Stand der GKG vorbei, bevor es dann in luftiger Risskletterei direkt an der Kante hoch auf den Turm geht.
Nach einer weiteren Seillänge wird wieder 2x nach N in die Scharte abgeseilt.
Turm III, 4 Sl.
Die 2. Seillänge ist zu Beginn sehr steil, diese Stelle kann dank der vorhandenen Haken gut technisch überwunden werden. Den Stand am Block ausgelassen und die 3. Seillänge gleich noch angehängt.
Nach einer weiteren Seillänge wird wieder 1x nach N in die Scharte abgeseilt.
Turm IV, 5 Sl.
Die 2. Seillänge einmal mehr technisch überwunden, in der 3. Seillänge (Risskamin) anspruchsvolle Verschneidungskletterei und Kaminschrubberei. Die 4. Seillänge schöne, abwechslungsreiche Wandkletterei bis hoch auf den Grat - Achtung, nicht nach rechts an den Stand -> Verhauer!
Vom Grat 1x nach N abseilen zum Hotel Salbit (Biwakplatz) und eine Seillänge nordseitig hochklettern bis zur Scharte.
Turm V, 4 Sl.
Zu erwähnen ist hier die 3. Seillänge: Früher wurde hier wohl direkt am markanten, horizontalen Riss nach rechts gequert (scary), heute wird an dieser Stelle aber zuerst einige Meter hinunter geklettert und plattig/kleingriffig nach rechts gequert, bevor es anschliessend an Schuppen und einem Riss folgend hoch zum Stand geht (Im Kletterführer Salbit erleben! ist dies sehr gut eingezeichnet)! Um Seilzug zu vermeiden, sollten hier die Seile einzeln geführt werden.
Nach einer weiteren, schönen und luftigen Seillänge wird wieder 1x nach N in die Scharte abgeseilt.
Salbitschijen 2981m (Turm VI), 7 Sl.
Eine kurze Seillänge (exponiertes Gehgelände) führt direkt zum obligaten Pendelquergang, welcher schlussendlich weniger spektakulär war als wir es uns vorgestellt hatten: Der Seilerste wird einige Meter hinunter gelassen, bevor er dann nach rechts quert und einem Riss folgend (Zwischensicherung an Schlaghaken & einem Friend, aber NUR EINEN Seilstrang einhängen!) nach oben klettert bis zum Bohrhaken (hier nun wieder BEIDE Seilstänge einhängen) und weiter nach rechts zum Stand. Der Seilzweite pendelt nun am straffen Seil (natürlich jenes, welches nicht eingehängt wurde :-) einige Meter nach rechts (ist wirklich halb so wild), sammelt den Friend ein und folgt nun an zwei straffen Seilen bis zum Stand.
Auch die ersten Meter der 3. Seillänge, die A0 Bohrhakenleiter auf der Platte, sind mehr oder weniger problemlos zu überwinden (früher wurde hier am überhängenden A1 Riss geklettert). Anschliessend folgt noch äusserst spektakuläre, luftige und spärlich abgesicherte Kletterei direkt an der Kante - eine grandiose Seillänge!
Die 4. Seillänge folgt zuerst noch einmal anspruchsvoll einer Rissverschneidung, bevor man dann in der 5. Seillänge noch einen letzten Turm überwindet und nach rechts quert, und gleich noch nordseitig unter der Gipfelnadel bis zum Gipfelbuch quert (6. Seillänge).
Nun ist es sozusagen geschafft, wer will, kann noch auf die Gipfelnadel steigen. Gehört ja eigentlich auch dazu, und wir liessen uns dies natürlich nicht entgehen, nur schon der genialen Fotos wegen :-))
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Um 16.30 Uhr, nach 10 1/2 Stunden anregender und anstrengender Kletterei, stehen wir beide auf der Gipfelnadel und sind überglücklich, das die Schrubberei und Schinderei endlich vorbei ist - dass wir nicht irgendwo zwischen den Türmen biwakieren mussten, sondern nun zur Salbit-Hütte absteigen und unseren Gipfelerfolg mit einem Munggenkafi feiern konnten :-) Die Kletterei war nun auch gar nicht so schwierig wie zuerst angenommen, mal abgesehen einiger weniger p.a.-Stellen war eine freie Begehung für uns gut machbar (im Gegensatz zu einigen anderen Westgrat-Aspiranten). Das schwierigste war eigentlich die Routenfindung, und die 34 Seillängen in angemessener Zeit über die Runden zu bringen.
Der Abstieg vom Gipfel zur Hütte ist gut markiert und die exponierten Stellen neuerdings auch mit Drahtseilen versehen. Die Schneedecke unten im Couloir war noch genügend dick, um den Bach gefahrlos zu überqueren. Abstieg vom Gipfel hinunter zur Salbithütte in 1h15min, wo wir um 18.15 Uhr eintrafen.
Nachdem das Hüttenkafi (mit viel Rahm und Schoggisträusel hehe :) geschlürft/gegessen und unsere Sachen gepackt waren, machten wir uns daran, die letzten 1000hm Abstieg hinter uns zu bringen. Mit schon weichen Knien ging es talwärts, vorbei an den weidenden Lamas, den Zwerg beim Regliberg ein letztes Mal gegrüsst, bis wir nach knapp einer Stunde unser Auto in Ulmi erreichten. Wow - was für ein Tag, welch grossartiges Erlebnis - danke George, dass ich dieses mit Dir teilen durfte!!
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Bemerkungen zum Westgrat:
Der Salbit Westgrat gehört zu den schönsten Granittouren im Alpenraum. Es müssen insgesamt 5 Türme in 34 Seillängen und 1000 Klettermeter überwunden werden, bis man auf der Gipfelnadel des Salbitschijen 2981m steht. Auch wenn das ständige auf und ab etwas stört (einige Seillängen klettern, dann wieder abseilen, sprich ausbinden, und wieder anseilen), so ist die Kletterei doch genial und das Ambiente (Meer aus Granit) grandios!
Trotz einiger Bohrhaken wurde der alpine Charakter beibehalten, und die Kletterei bleibt ein grosses Unternehmen. Kletterzeit 12-16h, für langsame Seilschaften empfiehlt sich das Hotel Salbit auf der N-Seite von Turm IV :-) Die Kletterei ist meist klassisch und folgt den Verschneidungen und Risssystemen, welche häuffig selbst abgesichert werden müssen. Es ist also keine Plaisirtour im eigentlichen Sinne, eine gute Psyche, um Schwierigkeiten im 6. Grad weit über den Haken zu meistern, sind Voraussetzung für die Tour. Auch sollte eine gehörige Portion Ausdauer mitgebracht werden.
Die Route lässt sich mit dem Kletterführer Salbit erleben! problemlos finden, bei stricktem Vorgehen nach diesem Topo lassen sich Verhauer fast gänzlich vermeiden! Dagegen ist der Routenverlauf im Clubführer Urner Alpen 2 sowie im Plaisir Ost 2001 nicht so ganz klar, die Topos dort enthalten auch einige Fehler, oder die Stellen werden heute etwas anders geklettert (zB. die 3. Seillänge auf den Turm V). Das Topo im Plaisir Ost 2007 entspricht dem Topo aus Salbit erleben!.
Einzige vernünftige Fluchtmöglichkeit vom Turm II, abseilen über eine der diversen Routen in der Südwand.
Material: 12 Express, viele Bandschlingen, Friends (Cam. Gr. 0.4 - 3) und Klemmkeile unabdingbar!
Bemerkungen zum Gemsplanggen:
Die Klettereien am Gemsplanggen bieten sich an als Aufwärmtouren für grössere Unternehmungen im Gebiet.
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Einen Bericht zum Salbit Westgrat findet man auch auf topoguide.de.
Beschreibung von Raphi Imsand: klick!
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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