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 | Tourendetails Petit Clocher du Portalet 2823m (Orny) |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Riss |
Datum | 03.08.2008 |
Region | |
Kletterführer | 1345 Orsières, Entremont Escalades, Klettern in der Schweiz (Edizioni Versante Sud) |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | M. Rey & C. Vouilloz 1961 (Sud-Est), C. & Y. Rémy 1986 (Chic, chèque, choc) |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Über die Route abseilen |
Kondition | A |
Exposition | S-SE |
Meereshöhe | 2600 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Frühsommer - Herbst |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Via Hammerbruch (Salbit) |
Bilder (© Chris & Martine) | Zum Fotoalbum |
Links | www.camptocamp.org/summits/40559/fr |
Beschreibung | Petit Clocher du Portalet 2823m, 02./03.08.2008, mit Martine
(Petit Clocher du Portalet 2823m, N-Seite)
Nachdem wir die ersten 700 Höhenmeter von Champex 1498m hinauf nach La Breya 2194m gemütlich mit dem Télesiège unter uns gebracht hatten, ging es weiter auf dem rot-weissen Wanderweg (T3) Richtung Cabane d'Orny 2826m. Kurz vor Pkt. 2691m hatten wir den Weg verlassen und sind Richtung S (nachdem wir ein Rucksack-Depot gemacht hatten), über den Gletscherbach und viel Geröll und Moränen (Rote Punkte und Steinmänner), zum Fuss des Petit Clocher du Portalet auf- resp. abgestiegen. Die letzten Meter bis unter die S-Wand sind dann ziemlich luftig exponiert und nicht zu unterschätzen, mit einigen leichten Kletterstellen, zwei Passagen sind mit Fixseilen ausgerüstet. Dauer von La Breya bis zum Wandfuss 2h30min. Um 12:00 Uhr sind wir schlussendlich in die Route eingestiegen.
La Sud-Est 6c, 6a obl., 7Sl (****)
Bei allen Touren auf den Petit Clocher du Portalet handelt es sich um ernsthafte Unternehmungen, welche auf weiten Strecken selbst abgesichert werden müssen (in Schlüsselstellen oder auf Platten stecken jedoch solide Bohrhaken). Auch bei der Sud-Est, der vermeindlich einfachsten Route, wird ein gewisses Kletterniveau vorausgesetzt. Es handelt es sich um eine wunderbare Route, welche den Rissen und Verschneidungen folgend, auf diesen luftigen Pfeiler führt.
1. Sl. 6b: Zuerst unschwer einige Meter hoch in gestuftem Gelände bis zum 1. Bh., dann nach rechts queren bis zum 2. Bh. Hier nun nicht nach rechts in die grasige Verschneidung (einige rostige Haken), sondern direkt steil hoch dem feinen, cleanen Riss folgend (Camalots C3 Gr. 1 und 0.4, Kk). Weiter in genialer Risskletterei bis zum Stand.
>> Ich hatte diese Seillänge eigentlich als die anspruchsvollste empfunden, da es ohne grosses Aufwärmen gleich voll zur Sache geht, anschliessend kommt dann der Flow...
2. Sl. 6c A0 (oder 5c): Hier gibt es zwei Möglichkeiten - das Risssystem rechts, welches zu klettern schwieriger ist, jedoch Zwischensicherungen vorhanden sind und A0 geklettert werden kann, oder das Risssystem links, für welches wir uns entschieden hatten. Dieses ist leichter zu klettern, doch muss es komplett selbst abgesichert werden (mit einigen grösseren Camalots, in der Reihenfolge Gr. 1, 2, 3 und 0.75), Spitzenklasse!
3. Sl. 6b+: Super Verschneidungs-Seillänge! Zuerst einfacher einem Risssystem folgend, bis man in die Verschneidung gelangt. Hier nun meist Gegendruck-Kletterei (spreizen und stemmen), auf ca. 10m ist die Kletterei ziemlich delikat und anspruchsvoll, jedoch gut mit Bohrhaken gesichert. Zuletzt geht es dann nach rechts unter dem Dach hindurch (Untergriff) und einige Meter hinauf zum Stand.
4. Sl. 6a+: Zuerst technische Wandkletterei (fast zu gut gesichert), anschliessend genussvoller Riss.
5. Sl. 4c: Kurze Seillänge, welche in einfachem Gelände nach rechts auf den Grat führt.
6. Sl. 6a: Schöne Riss- und Plattenkletterei, mit der Crux auf der Platte kurz vor dem Stand.
>> Die Seillängen 5 und 6 können gut zusammengehängt werden.
7. Sl. 5b: Klassische Riss- und Verschneidungskletterei, mit kaminartigem Ausstieg auf den Gipfel.
Um 15:45 Uhr waren wir auf dem Gipfel dieses luftigen Felszackens und genossen die fantastische Aussicht auf die umliegenden Gipfel und Gletscher. Anschliessend hatten wir in 5x über die Route abgeseilt, einzig auf der 1. Abseillänge über den Grat muss etwas auf die Seilführung geachtet werden, um nicht gleich mit einem Seilverhänger zu starten. Der Rest geht dann problemlos und schnell. Um 17:00 Uhr schliesslich brachen wir auf Richtung Cabane d'Orny, wo wir um 18:45 Uhr eintraffen, gerade rechtzeitig zum offiziellen Znacht - das nennt man Timing :-)
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Am nächsten Morgen sind wir um 06:35 Uhr, nach üppigem Frühstück, erneut Richtung Petit Clocher aufgebrochen. Der Zustieg ist also doch etwas angenehmer und weniger anstrengend also von La Breya kommend hehe, nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir den Wandfuss. Um 08:05 Uhr sind wir in die Route eingestiegen, wobei wir die ersten beiden Seillängen noch teilweise im Schatten klettern mussten.
Le Chic, le chèque et le choc 6c, 6a+ obl, 7Sl (****)
Grandiose Route an Rissen, Verschneidungen und einigen plattigen Passagen, an traumhaftem Fels. Der Einstieg befindet sich einige Meter links der Sud-Est bei einem Ringli-Bohrhaken.
1. Sl. 5c: Zuerst unschwer einige Meter hoch in gestuftem Gelände bis zum 1. Bh., dann nach rechts queren bis zur Verschneidung und dem 2. Bh., anschliessend dieser Verschneidung folgend (clean, 4 Friends gelegt) bis zum Stand an Ringli-Bohrhaken und Zackenschlinge - nun war ich definitv aufgewärmt.
2. Sl. 6a+: Geniale, anspruchsvolle und anstrengende Riss-Seillänge, kann mit einigen Friends super abgesichert werden.
3. Sl. 6c: Zuerst sehr technisch einer Schuppe folgend an Untergriffen etwas nach links, anschliessend fantastische Kletterei einem feinen Riss folgend (gut gesichert). Weiter oben wird der Riss dann etwas grösser und die Griffe besser, dafür muss man aber selbst absichern (auf ca. 20m, Friends und Kk), zuletzt in einer Verschneidung und über einen Aufschwung hoch zum Stand.
>> Grandiose Seillänge, der Wahnsinn - etwas vom Besten wo es gibt!!!
4. Sl. 6c: Zuerst einfach auf den Pfeiler hinauf und anschliessend etwas nach rechts queren, bevor es dann plattig/kleingriffig zur Sache geht (gut gesichert). Weiter oben dann wieder etwas einfacher, aber immer noch plattig, nach links queren in die Verschneidung (Friends), zuletzt dann wieder plattig nach links queren (2 Bh.) und auf das Grasband aussteigen (Stand).
5. Sl. 6b: Kurze, aber erneut geniale Riss-Seillänge in einer Verschneidung.
6. Sl. 6c: Im ersten Teil fantastische Risskletterei (gut gesichert), im zweiten Teil noch etwas Gegendruck-Kletterei in einer Verschneidung (einige Friends), super!
7. Sl. 5c: Klassische Kaminkletterei zu Beginn (schrubbelschrubbel), anschliessend dann deutlich einfacher bis auf den scharfen Grat hinauf, und an diesem hangelnd nach rechts bis auf den Gipfel.
Um 12:30 Uhr standen wir nun bereits zum zweiten Mal auf dem Gipfel dieses luftigen Felszackens und genossen einmal mehr die fantastische Aussicht auf die Alpenwelt. Anschliessend hatten wir rassig in 5x über die Route abgeseilt und waren schon bald wieder unten am Einstieg angelangt. Nach ausgiebiger Pause folgte dann noch der Rückweg Richtung Pkt. 2691m und der Abstieg auf dem Wanderweg zurück nach La Breya, wo wir gegen 16:00 Uhr eintrafen. Nun mit der Bahn gemütlich hinunter gechilled und den Erfolg mit einem grossen, kühlen Panaché gefeiert - das war wieder einmal ein grandioses Wochenende, danke Martine!
Bemerkungen:
Um bereits am Anreisetag am Petit Clocher klettern zu können, muss man sich ziemlich ranhalten, da der Sessellift erst ab 08:30 Uhr in Betrieb ist. Im Frühsommer kann ev. ein Pickel für den Zustieg hilfreich sein.
Für die Sud-Est würde ich ein sicheres 6b im Vorstieg wärmstens empfehlen, auch wenn im Führer Entremont Escalades lediglich ein 6a obl. empfohlen wird. Für die Chic, chèque, choc würde ich ebenfalls ein 6b, oder sogar ein 6b+ empfehlen, und natürlich eine gehörige Portion Kraftausdauer :-)
Die Sud-Est ist eine super eindrückliche und anspruchsvolle Tour, welche auf diesen farbigen Granit-Monolithen führt. Le Chic, le chèque et le choc hat mir aber NOCH besser gefallen, da sie einfach grandiose Kletterei bietet, anhaltend und anspruchsvoll von Anfang bis Schluss (die Sud-Est ist im oberen Bereich deutlich einfacher). Ganz ehrlich, dies war bis jetzt wohl die Beste Granittour in meiner noch jungen Kletterkarriere..!
Material: Für die Sud-Est ein Set Klemmkeile, Camalots Gr. 0.3 (oder 1 C3) bis 3, Zackenschlingen, für die Chic, chèque, choc Klemmkeile, Camalots Gr. 0.3 (oder 1 C3) bis 2, 12 Express, Zackenschlingen.
Es kann über beide Routen in 5x abgeseilt werden, wobei uns die Abseilpiste der Chic, chèque, choc als die bequemere Variante in Erinnerung blieb.
Mehr Infos:
- Cabane d'Orny CAS
- Sessellift Champex Preis Einzelfahrt CHF 14.- (Halbtax nicht gültig) Télechampex
- Einen Bericht zur Sud-Est findet man auch auf topoguide.de.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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