Beschreibung | Il Madone 2756m NW-Wand, mit Peach
(Il Madone 2756m NW-Wand, Bild aufgenommen vom Pizzo Pesciora im Januar 2008)
Geringe Lawinengefahr im ganzen Alpenraum, im Tessin dazu 20cm lockerer, luftiger Neuschnee auf solid gesetzter Unterlage, eine eher seltene Angelegenheit! Diese Möglichkeit sollte/muss man ausnutzen, um etwas steileres Gelände zu besuchen (für mich war das heute eine Art Premiere). Dass die Situation momentan günstig ist, hatte ich bereits gestern in der Lucendro NW-Flanke festgestellt.
Heute also der Versuch, die 650m hohe und bis zu 50° steile NW-Wand des Il Madone (nicht zu verwechseln mit dem Madone in der Leventina) abzufahren. Peach hatte diese Tour schon lange auf seiner Wunschliste, vom Pizzo Lucendro, aber vor allem vom Pizzo Pesciora auf der anderen Talseite hat man einen super Blick auf diese formschöne Pyramide.
Gestartet sind wir in Ossasco 1313m um 09.00 Uhr. Auf dem Normalweg in guter Spur aufgestiegen Richtung Capanna Cristallina. Bei Pkt. 2150m, exakt unter der NW-Wand des Madone, hatten wir eine kurze Pause eingelegt um unsere spätere Abfahrtsroute genaustens zu studieren - sah sehr eindrücklich aus, ich machte mir meine Gedanken dabei...
Weiter nun in eigener Spur Richtung SE, und zuletzt Richtung E durch die Mulde hinauf auf den Passo del Naret 2438m, wo uns eine gleissende Sonne in Empfang nahm. Nun die steile, über dem Lago del Naret gelegene SE-Flanke traversiert, auf ca. 2400m, welche mit etwas geschickter Routenwahl direkt ins Val Sabbia führt. Weiter via gefrorenem Seelein und Passo del Madone Pkt. 2530m bis auf die Fläche unter dem steilen Gipfelaufbau. Diese immer steiler werdende SE-Flanke so lange es ging mit Skis und vielen Spitzkehren bewältigt, auf den letzten Metern war es dann trotzdem einfacher, die Skis aufzubinden und zu Fuss auf den Gipfel zu steigen, welchen wir um ca. 12.30 Uhr erreichten. Es bot sich ein toller Rundblick auf viele bekannte, bereits bestiegene Gipfel.
Der erste Blick die NW-Wand hinunter zur Alpe di Cristallina war atemberaubend, wollten wir wirklich da hinab?? Der zweite Blick war dann etwas gefasster und es liessen sich einige Möglichkeiten erkennen, wie man hier runterkommen sollte. Auf los ging's los, nun liessen wir es krachen. Schon die erste Handlung stellte Psyche und Physis auf die Probe, ein Sprung mit einer Vierteldrehung von der Gipfelwächte in den Steilhang hinab. Naja, so wild war es auch wieder nicht, aber man sollte sich schon wohlfühlen dabei. Die erste Flanke war dann ziemlich steil, und der Neuschnee eher dünn auf der harten Unterlage mit einigen verdeckten Steinen. Bald schon hatten wir diese Flanke nach rechts verlassen (da sie weiter unten in einem steilen, engen, felsigen und nicht befahrbaren Couloir mündet) und in einen super steilen Powderhang gewechselt. Peach nahm die linke Mulde, ich die rechte, die Schwünge waren göttlich, wir waren im Element - doch auch der lockere Neuschnee (vgl. Sluff) kam immer wieder ins rutschen und schob sich gegen das Tal, es war also trotzdem etwas Vorsicht geboten. Hier einige animierte Impressionen, Film ab >>>
Nach den gefüllten Mulden folgte ein Rücken mit Champagnerpowder, welcher zuletzt in felsiges Gelände ausläuft, natürlich hatten wir die Situation bereits vorher erkannt (Dank dem Routenstudium zuvor) und diesen Abhang gekonnt umfahren. Nun war das Ärgste vorüber, nach einer weiteren Traverse waren wir in sicherem Gelände und fuhren die letzten Meter in bestem Powder hinunter zur Alpe di Cristallina Pkt. 1956m - der absolute Wahnsinn!!
Nachdem wir uns die Wand wieder und immer wieder angeschaut, und ungefähr eintausend Fotos gemacht hatten, sind wir mehr oder weniger entlang der Aufstiegspuren nach Ossasco abgefahren. Bei Pkt. 1538m sind wir entlang der Wanderweg Richtung NE bis Bosco di Ossasco, wo wir dann beim o von Bosco, auf ca. 1500m, Richtung NW den Wald abgefahren sind und in zuletzt offenen Gelände noch die letzten Schwünge ziehen konnten.
(Il Madone 2756m NW-Wand, ungefähre Abfahrtsroute)
Bemerkungen:
Steigeisen, Pickel und Seil hatten wir nicht mitgenommen und glücklicherweise auch nicht gebraucht. Ein Foto von unten kann die Routenfindung bei der Abfahrt erleichtern.
Mit Peach macht man das Shake-Hands in der Regel erst, wenn man wieder unten ist ;-) Die Premiere ist geglückt, merci nomal Peach, isch de Knaller gsi!!!
Weitere Infos zu Sluff-Management: klick!
 |