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 | Tourendetails Jenatschtouren - Piz d'Err und Co. |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 06.04.2009 |
Region | |
Kartennummer | 268 S Julierpass |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | SS, II 4.2/E1 |
Besucherandrang | Sehr stark frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Höhenmeter | 1400m 1700m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Gipfelsammeln im Jenatschgebiet, 04.-06.04.2009, mit Martine
Endlich hat es auch uns einmal ins Jenatschgebiet verschlagen - mit relativ wenig Aufwand (verhältnismässig wenige Höhenmeter) und geschickter Routenwahl lassen sich hier die Gipfel gleich reihenweise einsammeln ;-) Zu beachten gilt jeweils die Hangexposition, die S-Hänge also besser erst gegen Mittag befahren (Frühlingsschnee), die Nordhänge früher...
Samstag, 04.04.2009 - Piz Surgonda 3196m und Piz Traunter Ovas 3152m, 1400hm
(Piz Surgonda 3196m N-Flanke, Vadret Traunter Ovas)
Anreise mit PW bis Sur Pkt. 1575m und weiter mit dem Alpentaxi bis La Veduta 2237m auf dem Julierpass. Start um 08.35 Uhr bei fast mystischer Sonne-Nebel-Stimmung. Aufstieg nicht durch das Val d Agnel, sondern durch das Tal östlich des Corn Alv Richtung Pkt. 2826m. Dann weiter zu Pkt. 2865m und mehr oder weniger entlang dem S-Grat Richtung Vorgipfel Pkt. 3160m, welcher aber über die SW-Flanke umgangen wird. Von da in wenigen Minuten auf den Hauptgipfel 3196m, 11.35 Uhr. Auf dem Gipfel windstill und herrlich warm!
Nach einer kurzen Mittagspause dann nordseitige Pulverabfahrt auf den Vadret Traunter Ovas bis zu Pkt. 3024m, hier wieder angefellt und die letzten 150hm Richtung Piz Traunter Ovas 3152m in Angriff genommen. Der Aufstieg ist problemlos, schon wenige Minuten später stehen wir auf dem höchsten Punkt und geniessen erneut das grandiose Panorama, 12.30 Uhr.
Abfahrt um 13.00 Uhr nicht direkt vom Gipfel über die N-Flanke (war uns etwas zu heikel), sondern zuerst einige Meter über die SW-Flanke in bestem Sulzschnee abgefahren, dann aber den Hang Richtung NW gequert zu Pkt. 2980m. Hier nun in die Nordseite gewechselt und eine grandiose Abfahrt hinunter zu Pkt. 2487m genossen! Im oberen Teil steil (die Einfahrt in das Couloir östlich von Pkt. 2980m ca. 40°) und super Pulverschnee, weiter unten dann Übergang zu schwerem Pulver, anschliessend noch bester Frühlingsschnee - einfach grandios!
Nach kurzer Pause bei Pkt. 2487 wieder angefellt und die letzten 200hm zur Jenatschhütte 2652m in Angriff genommen. Die Sonne strahlte unerbittlich und es war richtig heiss, das Thermometer zeigte 20° C an! Um 14.15 Uhr erreichten wir schweissüberströmt die Hütte, endlich konnten wir uns auf der Terrasse mit Bier und Kuchen verwöhnen, und immer wieder einen Blick auf unsere schönen Abfahrtsspuren werfen ;-)
(Piz Traunter Ovas 3152m N-Flanke)
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Sonntag, 05.04.2009 - Piz d'Agnel 3204m, Tschima da Flix 3301m, Piz Picuogl 3333m, Piz Calderas 3397m, ca. 1250hm :-))
Start um 07.05 Uhr von der Jenatschhütte. Auf der Normalroute über den Vadret d'Agnel zur Fuorcla da Flix 3065m, und weiter zu Fuss über den abgeblasenen NW-Grat in wenigen Minuten auf den Gipfel des Piz d'Agnel 3204m, 08.45 Uhr. Steigeisen und Pickel waren nicht nötig, Vorsicht aber auf die ostseitigen Wächten!
(Piz d'Agnel 3204m)
Schnell waren wir wieder unten in der Fuorcla da Flix, nun ging es weiter über den N-Grat und zuletzt in der SW-Flanke hinauf zur Tschima da Flix 3301m, Harscheisen waren ganz angenehm. Um 09.45 Uhr standen wir auf dem Gipfel und konnten ein wunderbares Panorama geniessen, bei Traumwetter und totaler Windstille!
Nun einige Meter abgefahren in den Sattel ca. 3260m zwischen Pkt. 3301m und Pkt. 3316m, wo wir die Skis gegen Steigeisen und Pickel tauschten, 10.10 Uhr. Nun über den meist einfachen, aber zum Teil ziemlich luftigen und exponierten SW-Grat Richtung Piz Picuogl 3333m gestiegen, seit dem letzten Schneefall hatte sich noch niemand auf diesen Gipfel verirrt. Um 10.55 Uhr erreichten wir den Gipfel, nachdem wir einige leichte Kletterstellen (II) überwunden, und die vielen Wächten vorsichtig passiert hatten. 3333m, was für eine Schnapszahl, schade hatten wir den Flachmann nicht dabei... :-) Zurück entlang der Aufstiegsspuren, um 11.25 Uhr waren wir zurück beim Skidepot.
(Bergkette in der Bildmitte: Links Piz Picuogl 3333m, rechts Tschima da Flix 3301m, Vadret Calderas)
Unsere Tour war aber noch nicht zu Ende, wir wollten schliesslich auch noch den Piz Calderas 3397m mitnehmen. Nachdem wir in bestem Pulver über den Vadret Calderas bis auf die Fläche ca. 3100m südlich von Pkt. 3166m abgefahren sind, hatten wir die Felle erneut aufgezogen und sind Richtung Calderas aufgebrochen, 11.55 Uhr. Die Sonne brannte, kurze Hosen hätte ich nicht abgelehnt... Mit den Skis über die zuletzt ziemlich steile SE-Flanke bis kurz unter den Gipfel, der Schnee war bereits weich, somit konnten wir problemlos ohne Harscheisen aufsteigen. Die letzten Meter dann zu Fuss in bestem Trittschnee, um 12.45 Uhr erreichten wir schweissgebadet den Kulminationspunkt. Nun eine ausgiebige Gipfelrast genossen, im T-Shirt, und das im Winter auf 3400m! Was für eine Aussicht, was für eine Tour!
(Piz Calderas 3397m SE-Flanke)
Die anschliessende Abfahrt war wieder ein Traum: Zuerst super Frühlingsschnee in der SW-Flanke (wenn auch schon etwas weich), zwischen Pkt. 3166m und Pkt. 3084m hindurch auf den Vadret Calderas, und hier nun meist super Pulver bis hinunter in den Talkessel auf ca. 2700m. Nun auf der linken Talseite, mit wenig Stockeinsatz, zurück zur Jenatschhütte, 13.45 Uhr. Nun folgte der Hüttenplausch Teil II...
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Montag, 06.04.2009 - Piz Jenatsch 3250m und Piz d'Err 3378m, ca 1400hm :-))
Start um 06.35 Uhr von der Jenatschhütte Richtung Fuorcla Laviner. Die Traverse der steilen SE-Hänge der Crasta Jenatsch war ein Graus, wir mussten sicher 5 riesige Lawinenkegel überqueren, und dies sogar einige Male zu Fuss, der zeitliche Vorsprung wurde somit schnell wieder vernichtet! Ansonsten war der Schnee hartgefroren, Harscheisen waren also Pflicht, um die steile SE-Flanke überhaupt hochzukommen. Anschliessend nicht zu Pkt. 2663m, sondern ziemlich knapp unter den NE-Hängen der Crasta Jenatsch gequert, möglichst die Höhe behaltend. Weiter nach NW auf den Vadret Laviner, zuletzt immer steiler, südwestlich der Fuorcla Laviner auf den NE-Grat ca. 3060m des Piz Jenatsch, Skidepot.
Um 08.41 Uhr vom Skidepot Richtung Piz Jenatsch aufgebrochen. Über den ziemlich steilen, felsdurchsetzten Grat, mit Steigeisen und Pickel bewaffnet, auf den Gipfel gespurtet, 08.54 Uhr (13min, 200hm). Der Abstieg dauerte dann bloss 8 Minuten, um 09.04 Uhr war ich wieder zurück beim Skidepot, Martine hatte gerade mal einen Riegel verdrückt ;-)
(Piz Jenatsch 3250m N-Flanke, links die Fuorcla Laviner)
Nun folgte eine super Abfahrt durch die NW-Flanke des Piz Jenatsch in den Talkessel des Val d Err. Wir sind vom Skidepot direkt durch eine ca. 40° steile Mulde in die Flanke eingefahren, der Adrenalinspiegel ist gerade etwas angestiegen. Anschliessend in sehr homogenem Gefälle und super Powder bis auf ca. 2700m abgefahren, fantastisch! Nach einer kurzen Pause die Felle wieder angeklebt und die 600hm Gegenaufstieg in SW-Richtung, gegen den nördlichen Vadret d'Err, in Angriff genommen. Die harte Spurarbeit und zuletzt enorme Steilheit (45°), verlangten uns alles ab - wir waren dann auch froh, als sich das Gelände wieder zurückneigte, und die Passhöhe ca. 3300m südöstlich des Piz d'Err in Sichtweite rückte. Von der Passhöhe dann in wenigen Minuten über die immer steiler werdende E-Flanke hinauf zum Skidepot des Piz d'Err. Um 12.05 Uhr vom Skidepot aufgebrochen Richtung Gipfel, perfekter Trittschnee in der Flanke zu Sattel und schneefreie Felsen im oberen Teil erlaubten ein zügiges Vorankommen, somit erreichte ich bloss acht Minuten später den höchsten Punkt, 12.13 Uhr.
(Piz d'Err SE-Flanke)
Zurück beim Skidepot dann um 12.25 Uhr die grossartige Steilabfahrt nach Sur Pkt. 1578m in Angriff genommen - perfektes Timing, wie sich später herausstellen sollte... Vom Sattel zwischen Piz d'Err und Pkt. 3308m zuerst sehr steil ca. 45° in das Couloir eingefahren, bevor es dann 500hm in ca. 35°-40° steilem Gelände hinunter in den Talkessel von Tellers Davains geht. Wir waren heute die Einzigen, die diese Variante wählten (allgemein scheint dies nicht allzu populär zu sein), und wir konnten den Hang in bestem Champagner-Sorbet geniessen - um dies zu beschreiben fehlen mir schlichtweg die Worte...! Weiter nach Westen in traumhaftem Sorbetsulz, über Pkt. 2436m und 2315m hinunter Richtung Cuorts/Tgalucas 1969m, bevor wir kurz oberhalb, auf ca. 2000m, endlich eine langersehnte, genüssliche Pause einlegten, 13.00 Uhr.
Schlussendlich weiter über Tgalucas 1969m, zuerst dem Strässchen folgend bis auf ca. 1860m (Vorsicht Mischverkehr ;-), dann direkt nach W, durch den lichten Wald, das Strässchen mehrmals kreuzend, bis in den Dorfkern von Sur 1578m hinunter, 13.45 Uhr. Wir konnten bis 50m vor unser Auto fahren - einfach der Wahnsinn! So viel Schnee, und bester Sulz bis ganz unten, unglaublich - ich kann mich nicht zurückerinnern, schon jemals so gute Bedingungen angetroffen zu haben!! Hier ein Filmchen (21.5mb) der Firnabfahrt vom Piz d'Err >>> Film ab
Das war in der Tat ein fantastisches Wochenende - vielen Dank Martine, dass ich dieses wunderbare Erlebnis mit Dir teilen durfte!
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Bemerkungen:
Weitere Aufstiegs- und Abfahrtsvarianten im Jenatschgebiet:
- Skiabfahrt durch die Piz Picuogl S-Flanke auf den Vadret d'Agnel. Skis mit über den Grat tragen. Nur bei idealen Firnverhältnissen und genügend Schnee.
- Überschreitung Piz Jenatsch: Aufstieg durch die S-Flanke und Abfahrt nach N mehr oder weniger direkt vom Gipfel, d.h. einige Meter über den N-Grat absteigen bis auf ca. 3200m, zu einem markanten kleinen Turm - etwas weiter unten kann durch ein schmales Couloir in die steile N-Flanke eingefahren werden. Nur bei sicheren Lawinenverhältnissen.
- Piz Traunter Ovas, N-Abfahrt direkt vom Gipfel. Nur bei sicheren Lawinenverhältnissen.
- Piz Surgonda - Exponierte Gratüberschreitung vom E-Gipfel 3196m zum W-Gipfel 3193m.
- Besteigung der Tschima da Flix oder Piz Calderas, anschliessend Abfahrt nach Sur durch die Calderas W-Rinne.
Da wir die Touren etwas antizyklisch planten, waren wir am Sonntag wie auch am Montag praktisch alleine unterwegs, obwohl ja doch einige Gipfelaspiranten in der Gegend waren :-)
Es lag immer noch sehr viel Schnee im Gebiet, die Gletscher und Flanken waren alle super eingeschneit.
Slf: Mässige Lawinengefahr, Gefahr für Nassschneelawinen im Tagesverlauf - wir hatten nachmittags tatsächlich einige Kracher an den SE-Hängen der Crasta Jenatsch in Hüttennähe abgehen sehen, schon noch eindrücklich...
Alpentaxi Jäger in Sur: +41 (0)81 684 53 49 oder +41 (0)79 408 08 08, Chf 50.--/Fahrt. Langzeitparkplätze/Dauerparkierer bei der Sägerei Caltgera Pkt. 1575m in Sur (Kleingeld dabei haben).
Ausgezeichntete Küche in der Jenatschhütte 2652m, allerdings sollten sie den Alkoholausschank etwas beschränken....
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