Beschreibung | Luftschloss (7a, 6c obl., 3 Sl) & Frospfeiler (6c+, 6a obl., 5 Sl), mit Richard
(Schafbergwand Westlicher Wandteil - Frospfeiler)
Da es früh morgens im Alpstein noch etwas geregnet hatte, und der Himmel am Vormittag noch immer verhangen war, liessen wir uns Zeit mit der Anreise und dem ca. stündigen Zustieg (ab Wildhaus Pkt. 1098m, zuerst entlang der Fahrstrasse, anschliessend auf dem Wanderweg nach Gamplüt, dann weiter hinauf zur Schafbergwand 1500m) so trafen wir erst gegen 11.00 Uhr am Wandfuss ein. Immerhin, die Wand sah trocken aus, ein gutes Omen. Ob die Ausstiegsrisse auch trocken wären? Der Westriss war zur Zeit noch am triefen...
Heute wollten wir es wissen - mit dem Luftschloss hatten wir uns einen anspruchsvollen Klassiker aus den 80er Jahren ausgesucht, auch wenn dieser etwas im Schatten steht neben der Extremtour Kein Wasser, kein Mond, welche sich gleich rechts daneben befindet. Doch auch beim Luftschloss kann man schon etwas extremere Alpsteinluft schnuppern... Die Tour besteht zwar lediglich aus 3 Seillängen, doch diese haben es in sich: Die eher spärliche aber bestens durchdachte Absicherung mit einigen Runouts fordert die Psyche, die athletische, anspruchsvolle Steilwandkletterei an Leisten, Slopern und Schuppen, und ab der 2. Seillänge dann v.a. auch knüpelharte Risskletterei zum klemmen und piazen, fordern den Körper.
Nachdem wir uns physisch und psychisch gestärkt hatten, sind wir um 11.30 Uhr in die Route eingestiegen:
Luftschloss 7a, 6c obl., 3 Sl (****)
1. Sl. 7a: Diese Seillänge ist eher von plattigem, feingriffigem und technischem Charakter, obwohl auch hier vor allem die ersten Meter entlang dem braunen Wasserstreifen, bis über das Dach nach dem 1. Bh., ein athletisches, aber relativ gutgriffiges Leistenproblem bietet. Anschliessend etwas einfacher und plattiger, die Crux folgt für mich zwischem dem 3. und 4. Bh, wo man wohl etwas nach rechts Richtung Verschneidung klettern sollte, und dann mittels sehr kleinem Seitgriff rechts die Füsse spreizend höher bringen muss, bis man den guten Griff mit rechts erreicht (diese Stelle kann auch A0 gelöst werden). Anschliessend noch etwas technisch an runden Griffen nach links und den Bh klippen, bevor es etwas leichter hinauf geht bis zum Stand.
>> Vorsicht Groundergefahr beim Einstieg: Kleiner Runout vom Schlaghaken bis zum 1. Bh: Wenn man diesen nicht einhängen kann und einen Abgang macht, schlägt man def. am Boden auf... Wenn jedoch richtig steht, geht das einhängen problemlos!
2. Sl. 7a: Stark exponierte, überhängende und athletische Kletterei an Löchern, Untergriffen, Schuppen und Rissen. Die anstrengende Risscrux (Fussklemmer) folgt zwischen dem 2. und 3. Bh. Anschliessend noch technisch feingriffig zum Stand rechts.
>> Auf der ganzen Seillänge können die weiten Hakenabstände mit einigen Friends entschärft werden.
3. Sl. 6b: Nach einem athletischen Beginn an Leisten und Schuppen folgt grandiose Riss- und Piazkletterei in bombenfestem Kalkfels, welche sehr anhaltend und anstrengend ist! Um nicht mit weiten Runouts kämpfen zu müssen, sollten hier genügend mittlere bis grosse Friends mitgeführt werden, die grossen ev. sogar doppelt! Der Riss ist an zwei Stellen etwas stumpfer, somit sind diese Stellen auch gleich am schwierigsten zu klettern.
Nach ca. 2h erreichten wir den Ausstieg und waren sehr glücklich, die überaus fordernde Route zwar nicht Onsight, aber immerhin in sauberem Stil geklettert zu haben. Mit einigem Ausbouldern, vor allem der Crux in der 1. Sl, müsste eine Rotpunktbegehung drinliegen. Anschliessend in 2x problemlos und luftig über die Route abgeseilt. Isch scho no stotzig und aschträngend gsi gopf :-)
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Nach kurzer Pause hatten wir zum Dessert noch den Frospfeiler geklettert. Der Frospfeiler ist ein Technoklassiker aus den frühen 60er Jahren. Schon krass, was die vor nun beinahe 50 Jahren bereits geklettert hatten! Damals aber noch mit Bergschuhen und Trittleitern versteht sich. Die logische Linie auf dem Scheitel des Pfeilers folgt hauptsächlich den Schwachpunkten, sprich Verschneidungen und Rissspuren, oder allgemein gesagt den einfachsten (aber nicht den schönsten!) Möglichkeiten, um auf den Gipfel zu gelangen. Heute könnte man hier mit einer sanften Sanierung die Route durchaus etwas aufwärten: Statt unzähliger, rostiger Nh könnte man hier einige durchdachte Bh. setzen (so nach dem Motto weniger ist mehr), und die Linie manchmal etwas moderner gestalten. In der 2. und 3. Sl beispielsweise könnte man durchaus eine direktere Linie wählen. Aber eben, Technoklassiker bleibt Technoklassiker, und das Hakengeziehe wird Pflicht bleiben, so können diese Tour immerhin auch Seilschaften angehen, welche dem Schwierigkeitsgrad nicht unbedingt gewachsen sind. Die Kletterei ist aber trotzdem überraschend schön, anhaltend steil und ziemlich anstrengend.
Frospfeiler 6c+, 6a obl., 5 Sl (***)
1. Sl. 6b: Schöne Riss- und Piazkletterei. Der Einstieg athletisch an nicht ganz optimalen Griffen, anschliessend anstrengende und steile Piazkletterei an einem stellenweise stumpfen Riss.
2. Sl. 5c: Kurze Seillänge, welche nach rechts ins Verschneidungssystem quert. Bei der Rechtsquerung mittels Seitgriffen eher tief bleiben.
>> Hier könnte man ev. eine direktere Linie gerade hoch wählen?
3. Sl. 5c+: Schöne Riss- und Piazkletterei in einer Verschneidung. Nach einigen Meter luftig aber griffig nach links um die Kante, anschliessend immer der Verschneidung folgen, und mittels dem Riss rechts klemmend und piazend hoch bis auf Standhöhe (zuletzt nicht nach links in die Platte verleiten lassen).
>> Ziemlich anhaltend und anstrengend für 5c+!
4. Sl. 6c+: Schöne, athletische Seillänge mit harter Einzelstelle. Die griffige Schlüsselstelle folgt nach dem 1. Bh über den Aufschwung - wenn man mal den linken Fuss ins Loch auf der Platte links gebracht hat, so kann man den nächsten Bh. klippen und die Sache ist gegessen. Kurz vor dem Top noch ein harter Piaz an einem stumpfen Riss.
Die letzte, nicht mehr sehr lohnende Seillänge, hatten wir uns dann geschenkt und sind in 2x ebenfalls problemlos und zügig über die Route abgeseilt, wobei man auch über Kein Wasser, kein Mond abseilen könnte. Der Abstieg dann westseitig in die Scharte und über ein Geröllfeld bequem abrutschend hinunter nach Gamplüt, auf dem Wanderweg dann weiter nach Wildhaus. Merci Richard, hät riese Spass gmacht hüt!
Bemerkungen:
Für das Luftschloss (v.a für die 2. und 3. Sl) empfiehlt sich ein volles Rack Friends mitzuführen (Cam. 0.4-3), Nr. 2 und 3 ev. sogar doppelt! Die Route gehört bisher zum Besten, was ich bis jetzt im Alpstein klettern konnte! Wer den Schwierigkeitsgrad beherrscht, sollte diese Route unbedingt klettern gehen!
Für den Frospfeiler brauchten wir keine zusätzliche Hilfsmittel, ev. könnte man einige Kk und ein kleines Set Friends (Cam. 0.4-1) einsetzen. Die Route ist aber grundsätzlich sehr gut mit Nh. abgesichert, manchmal wie gesagt fast zuviel behakt!
Webcam mit Sicht auf die Schafbergwand: klick!
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |