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 | Tourendetails Salbit - Licht und Schatten & Direkte Südwand |
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Tourenart | Alpine Klettertour |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Riss |
Datum | 19.08.2009 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz Plaisir Ost / Salbit erleben! |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | Licht u. Schatten A. Arnold, H. Berger 1986 // Direkte Südwand M. Gamma, W. Grob 1968, saniert 1992 |
Gestein | Granit |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Teilweise Fussabstieg, aber auch abseilen und abklettern |
Kondition | A |
Höhenmeter | 550m
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Exposition | S-SE |
Meereshöhe | 2540 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Sommer - Herbst |
Sonne |  |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Salbit Villiger-Pfeiler |
Beschreibung | Salbit-Integral - Licht und Schatten 6b+, 6a obl., 11 SL (***) & Direkte Südwand 6a, 6a obl., 5 SL (****), mit Patrick
(Licht- und Schattenspiele am Salbitschijen 2981m)
Früher Start in Ulmi Pkt. 1195m um 05.25 Uhr. Auf dem schönen Hüttenweg via Regliberg zur Salbit-Hütte SAC 2105m aufgestiegen, wo wir uns um 06.35 Uhr einen erfrischenden Schluck aus dem Brunnen gönnten. Kurz nach der Hütte, unten auf der Fläche beim Verzweiger Südgrat/Gemsplanggen-Salbitschijen (Steinmänner), hatten wir schliesslich unsere Sachen deponiert, welche wir nicht mit auf die Tour nehmen wollten - denn hier würden wir beim Abstieg wieder vorbeikommen. Mit leichten Rucksack, montiertem Klettergurt und vollem Rack geräuschvoll weiter an den Fuss des Zwillingsturmes 2540m aufgestiegen, welchen wir um 07.35 Uhr erreichten.
Die Route Licht & Schatten ist angeschrieben, somit erübrigte sich das grosse Suchen nach dem Einstieg, diesen zu finden ist bei einigen Routen nicht ganz einfach. Nachdem wir das kleine, problemlose Schneefeld überquert hatten, sind wir um 08.05 Uhr in die Route eingestiegen:
1. Sl. 6a: Schöne, ziemlich anspruchsvolle Verschneidungskletterei. Nach dem 2. Bh bald einmal einen 2er Cam versenkt, die Crux folgt beim 3. Bh, wo ein kleiner Aufschwung mittels anspruchsvoller Risskletterei überwunden wird. Nach dem 3. Bh folgt eine plattige, feingriffige Querung nach links in die grosse Verschneidung, wo anschliessend in schöner und griffiger Piazkletterei der Stand erreicht wird.
2. Sl. 5b: Zuerst nach links exponiert aber gutgriffig ums Eck, anschliessend abwechslungsreiche Kletterei bis zum Stand an Schlingen und Bh.
3. Sl. 5c: Abwechslungsreiche Seillänge mit fotogenem Ausstieg auf einen Pfeiler.
4. Sl. 5c+: Fantastische Riss- und Piazkletterei, welche nach oben hin immer steiler und schöner wird! Kann zusätzlich mit Friends abgesichert werden.
5. Sl. 3c: Steiles Gehgelände, nach ca. 25m etwas nach links und dann wieder nach rechts durch eine Rinne leicht kletternd bis zum Stand (man sieht die Bh).
6. Sl. 5b: Schöne, abwechslungsreiche und griffige Seillänge, der Stand mit Bh und Schlingen liegt etwas weiter hinten in der Rinne versteckt auf der linken Seite (Topo beachten, nicht den Bärner-Blitz-Abseilstand etwas weiter vorne benutzen).
7. Sl. 5c: Super Seillänge, für 5c ziemlich anspruchsvoll! Zuerst schöne, selbst abzusichernde (u.a. mit Köpfelschlinge und Friend) Verschneidungskletterei bis auf den Pfeiler, anschliessend sehr schöne, aber fordernde Riss- und Piazkletterei bis zum Top, hier ebenfalls noch einige grössere Friends versenkt.
8. Sl. 6b+ (6a 1.p.a): Fantastische, anhaltende Verschneidungs- und Piazkletterei! Diese Seillänge ist im Gegensatz zur vorherigen Seillänge relativ gut abgesichert. Die Crux bildet schliesslich die steile, athletische aber auch griffige Querung nach links zum Stand.
9. Sl. 5c+: Fantastische Riss- und Piazkletterei!
10. Sl. 5c+: Eine weitere grandiose Verschneidungs- und Piazseillänge!
11. Sl. 5c+: Spektakuläre und zuletzt auch ziemlich luftige Verschneidungs- und Piazkletterei, welche direkt auf den Gipfel des Zwillingsturms führt! Der Fels ist kurz vor dem Ausstieg stellenweise mit schwarzen Knusperflechten belegt, wenn man sich aber etwas rechts ziemlich luftig an der Pfeilerkante hält, so kann man diese Flechtenzone gut vermeiden.
Um 13.15 Uhr erreichten wir den Ausstieg des Zwillingsturms, und konnten das immer wieder grandiose Alpenpanorama und die wunderbare Aussicht auf den Salbit-Westgrat geniessen. Ohne lange zu verweilen hatten wir jedoch bald schon 2x abgeseilt bis an den Fuss der direkten Südwand (Klemmblock), um nach kurzer Pause um 14.00 Uhr diese restlichen 5 Seillängen in Angriff zu nehmen:
1. Sl. 4a: Vom Klemmblock eine kurze Platte nach links queren (Einzelstelle), anschliessend in felsdurchsetzem Gehgelände wenige Meter bis zum Stand.
2. Sl. 5c: Nun ging es in schöner, anhaltender Piaz- und Risskletterei wieder voll zur Sache.
>> Ziemlich hart empfunden für 5c - lag es ev. daran, dass wir schon so einiges in den Armen resp. Beinen hatten, oder am schweren Rucksack und der bereits trockenen Kehle...?
3. Sl. 5c+: Steile, abwechslungsreiche Riss- und Piazkletterei, mit zwei deftigen Einzelstellen: Die erste, schwierige Risscrux folgt bereits kurz nach dem Stand, nach einem griffigen Aufschwung nach rechts im Mittelteil, folgt die zweite Crux in der steilen, anstrengenden Verschneidung vor dem letzten Bh - hier hatte ich mit drei grösseren Friends (Cam. 1, 3, 2) zusätzlich abgesichert, bis der glänzende Bh endlich errreicht und die Psyche beruhigt war!
>> Für mich war dies die schwierigste Seillänge, würde diese auf jeden Fall mit 6a+ bewerten!
4. Sl. 6a: Grandiose, steile und anhaltende Piaz- und Risskletterei! Der Riss wird hier stellenweise ziemlich unangenehm zu klettern (Offwidth, Fuss- resp. Beinverklemmer), oder war ich einfach schon so auf den Felgen?!
>> In dieser Seillänge kann/muss zusätzlich mit einigen mittleren und grösseren Friends abgesichert werden (u.a. Cam 3).
5. Sl. 6a: Das grandiose Finale: Nach einer Platte und schönem Piaz (Crux, Cam 2 versenkt um nicht noch einen Grounder zu machen) erreicht man in anregender Kletterei bald schon die Gratschneide, und folgt dieser dann luftig und exponiert, bis man athletisch und kleingriffig die Nadel erklommen hat und es nicht mehr weiter geht - ganz grosses Kino!!!
Um 16.15 Uhr standen wir beide auf der Gipfelnadel und waren überglücklich, den Ausstieg doch noch erreicht zu haben - das war ein hartes Stück Arbeit! Obwohl das Ambiente und die Sicht auf die drei Grate einmal mehr überwältigend war, hatten wir umgehend 1x nordseitig luftig abgeseilt und den gemütlichen Platz neben dem Gipfelbuch in Beschlag genommen, da es auf der Nadel halt doch eher eng und nicht allzu bequem war. Nun folgte eine längere, verdiente Pause, um wieder etwas zu kräften zu kommen, denn noch war die Tour ja nicht zu Ende...
... es stand uns noch ein langer, mühsamer Abstieg bevor. Um 17.00 Uhr sind wir schliesslich vom Gipfel des Salbitschijen aufgebrochen. Den roten Markierungen folgend, exponiert (die Schlüsselstellen jedoch mit Drahtseilen entschärft), und somit ziemlich langsam und immer noch konzentriert bleibend, Richtung Couloir abgestiegen, wo der Weg schliesslich etwas einfacher wurde und ein etwas entspannteres Absteigen möglich war. Das Couloir war bereits grösstenteils schneefrei, und so konnte unten der Bach sorgenfrei überquert werden! Weiter den Wegspuren folgend über die Geröllfelder abgestiegen bis zur grossen Wiesenfläche, wo sich unser Kreis wieder schloss und wir unser restliches Gepäck aufpicken konnten. Weiter in wenigen Minuten zur Salbithütte (der kurze Gegenaufstieg liess die Oberschenkel bereits brennen), wo wir um 18.30 Uhr eintrafen und uns endlich mit kalten Getränken erfrischen konnten, war das eine Wohltat!
Um 19.00 Uhr schliesslich widerwillens aufgebrochen, um die restlichen knapp 1000 Höhenmeter zu vernichten. Nach unzähligen Stufen erreichten wir schliesslich schweissgebadet unser Auto in Ulmi, 19.45 Uhr. Ein sehr intensiver Marathontag, mit 1500hm Aufstieg, 550 Klettermetern und 2000hm Abstieg, neigte sich seinem Ende zu - jetzt hiess es bloss noch wach bleiben und unfallfrei nach Hause fahren. Merci Patrick für diese geniale Grenzerfahrung!
Bemerkungen:
Die Route Licht und Schatten ist bezüglich Charakter und Bewertung mit dem Villiger-Pfeiler zu vergleichen, auch wenn Licht und Schatten nicht ganz so homogen ist wie der Villiger-Pfeiler (drei etwas leichtere Seillängen zu Beginn) - aber auch in dieser Tour wird einem nichts geschenkt, v.a. die letzten fünf Seillängen sind genial und anhaltend anstrengend! Um die Route mit Reserven zu klettern, sollte man eine 6a sicher draufhaben, das Legen von Friends sollte Routine sein - und man muss natürlich auch die nötige Ausdauer mitbringen.
Für beide Routen, Licht und Schatten sowie die Direkte Südwand, sind neben genügend Express ein mittlerer Satz Friends (Cam. 0.4-3) sowie einige Bandschlingen ausreichend, sollten aber unbedingt mitgeführt werden. In Licht und Schatten müssen manchmal etwas längere Runouts entschärft werden, die Schlüsselstellen sind jedoch mit soliden Bh abgesichert. Die Direkte Südwand ist etwas besser ausgerüstet als die Routen am Zwillingsturm, doch auch hier sind einige Stellen in den Seillängen 3-5 von Vorteil zusätzlich abzusichern. In der Route befinden sich ausserdem noch einige alte Holzkeile, aus Zeiten der Erstbegeher anno 1968 - die waren schon krass drauf damals! Die Route führt in fantastischer, anhaltend steiler Risskletterei direkt auf die Gipfelnadel!
Alle Routen an den Südgrat-Türmen werden schon sehr früh von der Sonne beschienen, es kann problemlos um 07.00 Uhr eingestiegen werden, ohne kalte Finger zu bekommen.
Wer am Zwillingsturm die Tour beenden möchte, der sollte am Besten die relativ neu eingerichtete Abseilpiste Bärner Blitz zwischen Licht und Schatten und Jimmy benutzen (7*50m abseilen an Irniger Combi-Ständen) - macht einem das runterkommen vom Berg um einiges leichter und schneller. Hier das Topo dazu.
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten, aber auch weniger bekannten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Darin sind natürlich auch die Klettereien am Salbit enthalten.
Weitere Berichte zu Touren im Salbit-Gebiet natürlich auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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