Beschreibung | Zuestoll Südwand - Zauberspiegel 7a+, 6c obl., 10 Sl (****), mit Richard
(Zuestoll 2235m - Blick von Palisnideri 2010m auf die eindrückliche Südwand)
Nachdem wir nun bereits einige Male in der eindrücklichen Zuestoll Südwand umhergekraxelt waren, wollten wir es heute mit der Route Zauberspiegel probieren. Ausser einem etwas knapp geratenen Bericht im Internet und diesem Topo hatten wir keine weiteren Informationen, somit waren wir sehr gespannt, was uns da erwarten würde. Mit der entsprechenden Nervosität zogen wir Richtung Churfirsten...
Mit dem Auto über Schwendi auf der Alpstrasse (Taxe) nach Selamatt gefahren und gleich noch weiter auf dem Kiesweg bis Langlitten 1579m (bei einem Kuhstall, den Bauern unbedingt um Parkerlaubnis fragen). Anschliessend auf dem rot-weiss markierten Wanderweg hinauf aufs Rüggli ca. 1820m, dort die Rucksäcke deponiert (wir hatten uns dieses Mal für den Fussabstieg ohne Abseilerei entschieden), einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche genommen, und mit montiertem Kletterzeugs weiter durchs Brisital nach Palisnideri 2010m hinauf getschalpt.
Nun folgte eine ziemlich ausgesetzte Querung (Fixseile) durch die Südwand bis zu den Einstiegen / Vorbau in der Wandmitte. Um 10.30 Uhr sind wir schliesslich in die Tour eingestiegen.
1. Sl. 3a: Leichte Kletterei auf den Vorbau, grasig und etwas Lotterfels, es stecken ein Normal- und ein Bohrhaken.
2. Sl. 6a+ (Neue Süd): Zuerst leichte Querung nach links (Nh), anschliessend die Crux über die Platte, gesichert mit Bohr- und Normalhaken, zusätzlich kann ein Cam. 0.75 verlocht werden, anschliessend weitere exponierte Querung nach links zum Stand, es sind keine weiteren Haken vorhanden!
3. Sl. 5b (Neue Süd): Nette Verschneidungskletterei in mehr oder weniger solidem Fels, gut gesichert mit Bohr- und Normalhaken, zusätzlich kann ein Cam. 0.3 eingesetzt werden.
4. Sl. 6b: Steile Plattenkletterei an super Fels, mit einigen athletischen, zwingenden Stellen und beachtlichen Hakenabständen. Zwischen dem vorletzten und letzten Bh folgt noch ein längerer Runout: Die Stelle zuerst etwas rechts angehen, dann auf der Platte an Slopern und Seitgriffen nach links queren und hoch zur markanten, griffigen Schuppe, wo man ein gutes Placement für einen 0.5er Cam findet. Dann wieder nach rechts klettern und hoch zum Bh. Anschliessend griffige Querung nach links und über einen Aufschwung hoch zum Stand.
>> Achtung: Vom Stand leicht rechts weg geht die alte Süd, der Zauberspiegel geht etwas links gerade hoch, noch weiter links verläuft die Neue Süd - also Augen offen halten!
5. Sl. 7a: Super Seillänge an fantastischem Fels! Einer plattigen, fotogenen Rechtsquerung an feinen Leisten und Reibungstritten zu Beginn (Crux, tief bleiben, A0 möglich), folgt ein griffiger Runout bis zum nächsten Bolt. Anschliessend wird die Kletterei steil, anhaltend und athletisch, an Leisten, Seit- und Untergriffen. Zuletzt luftig auf dem Pfeiler bis zum Stand.
6. Sl. 7a+: Super Seillänge an teilweise messerscharfem Fels! Nach einem athletischen, griffigen Einstieg nach rechts über ein Dach folgt die Schlüsselstelle an einer griffarmen Platte zwischen dem 3. und 4. Bh. Hier muss eine Art Bauch überwunden werden (ziemlich zwingende Stelle mit Stehproblem, ev. mit Trittschlinge machbar). Sind einmal die griffigeren Tropflöcher erreicht, wird die Kletterei etwas einfacher, und der nächste Bh kann geklippt werden. Anschliessend wird die Kletterei zwischenzeitlich etwas leichter, bevor zuletzt ein weiterer kleiner Überhang überwunden werden muss (diesen am besten etwas von rechts angehen).
7. Sl. 6b: Nachdem die vorhergehenden Seillängen so ziemlich alles abgefordert hatten, war auch diese vermeindlich leichtere Seillänge nicht mehr geschenkt. Erneut sehr schöne und homogene Kletterei an Leisten und Schuppen, an bestem Zuestoll-Fels! Auch hier sind manchmal etwas weitere Hakenabstände garantiert.
8. Sl. 6a+: Eine weitere tolle Seillänge in bestem Fels! Steile Wandkletterei an Leisten und Tropflöchern, mit einer schwierigen, zwingenden Einzelstelle an Seitgriffen vor dem letzten Bohrhaken.
>> Auch hier einige Runouts, zudem deutlich schwieriger als 6a+ empfunden, eher so 6b/+!
>> Wer über die Neue Süd aussteigen möchte, sollte zuletzt gleich einige Meter nach links zum Stand der Neuen Süd queren - mit der nötigen Vorsicht jedoch, nicht zuviel Steinschlag auszulösen und allenfalls den Sicherungspartner niederzustrecken, es ist wirklich ziemlich brüchig dort...
9. Sl. 6a (Neue Süd): Schöne Seillänge in soldidem Fels, Zuerst einer Verschneidung folgend, beim vierten Bh (mit weisser Schlinge versehen) folgt eine plattige Querung nach rechts, anschliessend leichter (spärliche Absicherung, zusätzlich Cam. 0.5 und 2 eingesetzt) in gestuftem Gelände bis zum lauschigen Standplatz.
10 Sl. 2c (Neue Süd): Leichte Ausstiegsseillänge direkt auf den Gipfel. Mehr oder weniger einfache Graskletterei mit einigen Stufen, es stecken ein Bh und zwei Nh, kann mit einem Cam 0.5 zusätzlich ausgerüstet werden.
Um 17.30 Uhr erreichten wir den Ausstieg - zufrieden, doch noch den Gipfel erreicht zu haben... Nun konnten wir die stille und fast schon mystische Atmosphäre geniessen, ein herrlicher Flecken Natur, an einem traumhaften Tag! Nach ausgiebiger Pause folgte nun der steile Abstieg, zuerst auf dem Wanderweg, dann auf Wegspuren exponiert, rechts des Karrenfeldes (im Sinne des Abstiegs), mehr oder weniger entlang der Wandfluh, hinunter zum Rüggli/Rucksackdepot. Nach einer kurzen Pause weiter auf dem Wanderweg zurück nach Langlitten.
Bemerkungen:
Beim Zauberspiegel handelt es sich um eine anspruchsvolle Sportkletterroute, welche durch den zentralen Wandteil des Zuestolls führt. Nebst den Ein- und Ausstiegsseillängen der Neuen Süd, wo der Fels manchmal etwas brüchig und die Schwierigkeiten etwas inhomogen sind, ist die Kletterei äusserst homogen und der Fels bombenfest. Feingriffige Reibungsstellen auf kompakten Platten, oder dann anspruchsvolle Wandkletterei an messerscharfen Tropflöchern, machen diese Route überaus lohnend. Die Schwierigkeiten müssen auch zwischen den Haken geklettert werden, in den 6a- sowie 6b-Längen trifft man ab und zu auf einen kleineren Runout :-) Die Schlüsselseillängen sind gut abgesichert. Zusätzlich sind Kk sowie Friends (Cam 0.3-2) empfohlen. Ein aktuelles Topo zur Route findet man auf der Megusta Website.
Verglichen mit der Chico Mendez fand ich diese Route um einen Zacken anspruchsvoller, die Kletterei ist auf fünf Seillängen sehr homogen, die schwierigen Stellen sind oft zwingend (ohne Hakenhilfe) zu bewältigen. Über die Route kann teilweise abgeseilt werden, oder dann besteht die Möglichkeit, in eine der Nachbarrouten zu wechseln.
In Schwendi kann bei der Sägerei eine Bewilligung für dass Befahren der Alpstrasse eingeholt werden, CHF 10.-- (Neuerdings steht dort ein Taxomat, Münz parat haben).
Die Alte Süd wurde in letzter Zeit saniert, zumindest fanden wir anstelle einiger Nh glänzende Bh in der Route.
Mehr Infos zur neusten Sanierungswelle (Stand 2011) an den Churfirsten findest Du hier.
Weitere Berichte über das Sportklettern am Zuestoll auf chmoser.ch.
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