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 | Tourendetails Wendenstöcke - Sternschnuppe |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Mehrseillängen-Tour |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 23.09.2009 |
Region | |
Kletterführer | Schweiz extrem West / Sportklettern Berner Oberland |
Koordinaten | 671500 / 178740 |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | Ruth und Kaspar Ochsner, Daniel Weibel 1987 |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Mässig frequentiert |
Zu- oder Abstieg | Abseilpiste vorhanden |
Kondition | A |
Höhenmeter | 420m
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Exposition | S |
Meereshöhe | 2300 m.ü.M. |
Ideale Zeit | Juli - Oktober |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Vergleichstouren | Patent Ochsner |
Bilder (© Chris & Roland) | Zum Fotoalbum |
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Beschreibung | Sternschnuppe 6c+, 6c obl., 9(+1) Sl (****), am Pfaffenhut, mit Roland
(El Pfaffenhut)
Die Sternschnuppe gehört zu Recht zu den bekanntesten und beliebtesten Routen an den Wendenstöcken. Sie bietet durchgehend fantastische, technisch anspruchsvolle Wandkletterei an perfektem Fels. Bis auf die letzte Seillänge ist hauptsächlich gutes Stehvermögen gefragt und die Wand ist kaum überhängend, dies macht die Kletterei aber im Gegenteil eher schwieriger. Die weiten Hakenabstände erfordern zudem eine gute Vorstiegsmoral, die Schlüsselstellen sind jedoch gut abgesichert.
Um 07:15 Uhr von der Wendenalp 1603m in 75 Minuten auf guten Wegspuren (T5) zu den Einstiegen am Pfaffenhut ca. 2300m aufgestiegen. Nach einer ausgiebigen Verschnaufpause sind wir um 09:15 Uhr, bei strahlendem Sonnenschein, in die Tour eingestiegen:
1. Sl. 6a+: Die Psyche wird bereits zu Beginn auf die Probe gestellt, es geht ziemlich plattig und wasserrillig zur Sache. Die ersten Meter verlaufen zusammen mit der Patent Ochsner, nach dem Deckel dann aber rechts weg in technischer Plattenkletterei, die gut gesicherte, aber zwingende Crux an Wasserrillen, folgt kurz vor dem Top.
>> Eher hart bewertet, könnte man auch 6b geben denke ich.
2. Sl. 6b+: Plattiger Start, anschliessend super Kletterei an stumpfen, Pfaffenhut-typischen Löchern in allen Grössen, welche an den Rändern übrigens etwas schärfer und somit besser zu halten sind...
3. Sl. 5c+: Exponierter, fotogener Quergang. Etwas nach rechts traversieren und anschliessend etwas hinunter klettern, bevor es wieder leicht ansteigend zum Stand geht.
4. Sl. 6c+: Super Wandkletterei an Leisten und Löchern. Die plattige, gut gesicherte aber zwingende Crux, an Mikrogriffen für die Hände und versteckten Löchern für die Füsse, folgt kurz vor dem Top.
5. Sl. 6b+ (ab hier im Wendennebel): Sehr schöne Wandkletterei an griffigem Fels, vor dem Top folgt ein deftiger Runout, welcher mit einem Friend Cam Gr. 0.3 bei der Schuppe kurz vor dem Stand nur um wenige Meter verkürzt werden kann...
6. Sl. 6a+: Schöne, griffige Wandkletterei, etwas heikel und griffarm kurz vor dem Stand auf einem bequemen Band.
7. Sl. 6b+ (Sternschuppe): Super Ausdauerkletterei! Zuerst folgt eine gut gesicherte Querung (2 Bh.) auf dem Band nach links, bevor es technisch hinauf geht (Füsse nach links stellen) bis zur Schuppe mit gutem Untergriff, wo eine Sanduhr als nächste Zwischensicherung wartet. Anschliessend folgt anhaltende und griffige Wandkletterei, bevor die Griffe gegen Ende wieder auszugehen scheinen und die Kraft langsam zu schwinden droht - keep climbing!!
>> Zu Beginn Groundergefahr auf das Band, aufmerksames Sichern ist erwünscht!
8. Sl. 6c+: Wir sind hier leider aus versehen in der altertümlichen Lupus gelandet, und hatten so wohl auch die Schlüsselstelle der Tour verpasst. Nach dem Riss, welcher mit Friends Cam Gr. 1 und 0.75 perfekt abgesichert werden kann, folgt eine erste Sanduhr, spätestens hier sollte man nun hart nach links klettern, um in der Sternschnuppe zu bleiben. Wir sind stattdessen gerade hoch weiter, zu einer weiteren Sanduhr, dann mehr oder weniger immer gerade hoch in griffiger und schöner Kletterei zu einem Bohrhaken antiken Datums, anschliessend folgt ein technischer Ausstieg nach links zum Stand der Sternschnuppe.
>> Nach der 1. Sanduhrschlinge (oder bereits vorher) hart nach links halten (es kommen Bohrhaken), gerade hoch verläuft die ehemalige Lupus, ich würde diese Seillänge etwa mit 6b bewerten.
9. Sl. 6c: Athletische, steile Kletterei über den Wulst, meist an eklig abschüssigen Tassen und Griffen. Hier laufen die Arme nun vollends zu und man ist froh, wenn man sturzfrei das Wandbuch erreicht, geile Sache!
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10 Sl. 4b: Erstaunlich schöne Ausstiegsseillänge an Wasserrillen nach rechts auf das Ringband, der Stand gemeinsam mit der Inuit. Nach einer sichtbaren Sanduhr kann zusätzlich noch ein Friend Cam Gr. 1 in einer Wasserrille platziert werden.
>> Dies ist wohl die beste Ausstiegsvariante, falls man nicht noch Lust hat, die letzten 4 Seillängen der Patent Ochsner anzuhängen, um aufs obere Schuttband zu gelangen.
Um 16:00 Uhr, nach beinahe sieben Stunden genialster und eindrücklicher Wendenkletterei, erreichten wir das Ringband, wo wir uns erstmal eine kurze Verschnaufpause gönnten. Da wir aber noch immer von dickstem Nebel umhüllt waren, hielten wir uns hier nicht allzu lange auf, sondern traversierten das Ringband bis zur Abseilpiste rechts aussen.
Um zur rechten Abseilpiste zu gelangen, muss das Ring(Schutt)band ca. 50m gequert werden. Achtung: Falls noch andere Seilschaften am klettern sind, unbedingt Steinschlag vermeiden! Beim Stand der Inuit kann der zweite Kletterer ev. nachgesichert werden, bevor man schliesslich ums Eck geht und zum roten Fixseil absteigt.
Nun ging es zackig über die Abseilpiste in 4x wieder runter in die Suppe (60m-Doppelseil von Vorteil), um 17:15 Uhr standen wir wieder am Einstieg. Nach einer ausgiebigen Rast so langsam an den Abstieg gemacht und eine Stunde später auf der Wendenalp eingetroffen. Anschliessend hinunter nach Meiringen gefahren für lecker Bier und Pizza! Merci Roland für die tolle Tour!
Bemerkungen:
Ich empfand die Sternschnuppe nicht unbedingt leichter als die Patent Ochsner, die Absicherung ist zudem deutlich anspruchsvoller, ein 6c im Vorstieg sollte man hierfür schon mitbringen!
60m-Halbseile sind für die Klettereien an den Wendenstöcken von Vorteil. Für die Sternschnuppe sollte man zudem ein kleines Rack Friends (Cam 0.3-1) sowie Klemmkeile mitführen - ausser man klettert gerne weite Strecken ohne jeglicher Zwischensicherung ;-) Auch einen Pulli sollte man immer dabeihaben, auch wenn morgens kein Wölkchen am Himmel steht, der Wendennebel hat einen schneller als man denkt...
Der Pfaffenhut-Zustieg verläuft heute praktisch durchgehend auf guten Wegspuren. Im Herbst, wenn der Schnee im Couloir weggeschmolzen ist, sind bessere Turnschuhe für den Zustieg ausreichend.
Infos zur Abseilpiste rechts aussen:
Vom Ringband etwas absteigen bis zum roten Fixseil. Die 4. Abseilstelle (vom Ringband gerechnet) ist etwas rechts in einer Höhle / unter einem Überhang versteckt. Ein 60m-Doppelseil ist von Vorteil, so ist man ruckzuck wieder unten beim Einstieg.
Der Herbst ist die beste Jahreszeit um an den Wendenstöcken zu klettern, da der Wendennebel meist ausbleibt (ausser heute).
Noch ein kleiner Tip: Die für den Pfaffenhut typischen Löcher in allen Grössen sind meist rund/stumpf und nicht immer gut zu halten, an den Rändern sind sie jedoch oft etwas schärfer und bieten dann ziemlich guten Halt...
Weitere nützliche Wendeninfos (auf italienisch) gibts unter
planetmountain.com oder auf obsig.ch. In der Ausgabe 09/2010 des SAC-Heftes Die Alpen findet man ferner einen ausführlichen Bericht über die Wendenstöcke sowie eine umfassende und gegenwärtige Gebietsübersicht. Hier gehts zum Download klick!.
Der Band Sportklettern im Berner Oberland von Hans Grossen, welcher seit 2010 im Buchhandel erhältlich ist, beschreibt nebst den bekannten Klettergebieten (wie den Wendenstöcken) auch viele unbekannte Gebiete, versorgt den Leser mit vielen Hintergrund- und Detailinformationen, befasst sich mit der Erschliessungsgeschichte und stellt lokale Klettergrössen vor. Das Buch ist liebevoll gemacht und ist jedem zu empfehlen, der im Berner Oberland gerne Fels unter die Finger kriegt, und nebst Routen konsumieren auch noch historisches zum Gebiet erfahren möchte.
Weitere Berichte über Touren an den Wendenstöcken auf chmoser.ch.
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Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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