Beschreibung | Bürs 07./08.08.2010, mit Hervé, Martine und Yanik
(Sektor Bürser Verschneidung - gewaltig überhängende Ausdauerrouten)
Bürs gehört wohl zu den bekanntesten Klettergebieten in Vorarlberg. Es ist mitunter ein ideales Sommergebiet, in einer engen Schlucht gelegen und somit ordentlich kühl, nordwestseitig exponiert und hinter Schatten spendenden Bäumen versteckt. Dank dem teilweise stark überhängendem Fels lässt sich in einigen Sektoren auch bei Regen klettern. Nach intensiven Regenfällen bleiben die Routen dann aber oft länger nass. Die Touren sind teilweise liebevoll angeschrieben, die Einstiege mit Teppichen versehen. Der überaus kurze Zustieg und die ebenen Einstiegsbereiche machen den Spot perfekt kindertauglich. Das durchwegs feste und löchrige, aber nicht zu 100% solide Konglomeratgestein verlangt jedoch besondere Aufmerksamkeit! Die teilweise sehr eindrücklichen Routen im Sektor Bürser Verschneidung erfordern eine gehörige Portion Kraftausdauer und Maximalkraft, und die manchmal etwas weiten Hakenabstände erfordern zudem eine gute Psyche. Die etwas kürzeren Routen im Sektor Rumpelkammer lassen vor allem die Boulderherzen höher schlagen. Im Sektor Grosse Wand wiederum findet man einige sehr schöne und lange Ausdauerklettereien.
Samstag, 07.08.2010
Wieder einmal wollten wir uns in Bürs die Kante geben, und nach einer Kaltfront sollte nun auch das Wetter wieder besser werden. Nachdem wir uns im nahen Gasthaus mit dem nötigen Koffein eingedeckt hatten, machten wir uns auf zum Klettergebiet und waren dann erst einmal geschockt als wir dort eintrafen: Einer Woche Dauerregen und Unwetter in Vorarlberg halten auch die brutalen Überhänge von Bürs nicht stand - es war fast alles triefend nass, natürlich auch unsere Wunschtouren... Nach genauerem Auschecken fanden wir dann aber doch noch einige kletterbare Linien, der Tag war somit gerettet! Und mit einem feinen Wind trocknete es dann sogar mehr und mehr ab :-)
Folgende Routen hatten wir geklettert im Sektor Bürser Verschneidung:
Bürser Verschneidung (Verlängerung) 6b (**): Klassische Verschneidung, mit athletischem, griffigem Finish über den Bauch.
>> Deutliche Kletterspuren mindern den Spass in dieser an und für sich schönen Route.
Hormonsklave 7c+: (****): Schöne, pumpige Ausdauerkletterei an scharfen, kleinen Leisten und Löchern, an einem steilen, markanten Pfeiler. Der Bouldereinstieg erfolgt an kleinen, scharfen Leisten (links, rechts, links, rechts), dann links hochstehen und mit rechts ins grosse Loch schnappen. Nun etwas nach links queren und hinauf zum Henkel, 3. Express klippen. Nun von zwei kleinen Leisten rechts rausspreizen und mit rechts ins Loch schnappen. Fusswechsel und mit links gleich noch an die Schüssel unter dem markanten Stein greifen, mit rechts dazu, 4. Express klippen und schütteln (falls der 5. Bh verlängert ist, kann gleich noch der 5. Express geklippt werden). Nun folgt die eigentliche Crux: Mit links an die Leiste, mit rechts an kleine Zange, links hochstehen ins Loch und mit rechts hochgreifen an den kleinen, scharfen Seitgriff. Rechts etwas höher stehen an die Wand, jetzt mit links weit hoch ins gute Loch schnappen (statisch oder dynamisch, dieser Move erfordert Power und Spannung, ist auch etwas grössenabhängig, für Kleine ist voll durchstrecken angesagt!). Nun noch den Express nachklippen. Jetzt mit rechts an den Griff am Pfeiler, mit links überkreuzen an weiteren guten Griff an Pfeiler, rechts hochstehen und mit rechts weit hoch in den ziemlich guten Schlitz greifen, von da kann bereits der 6. Express geklippt werden. Mit links an den guten Griff am Pfeiler, rechts hochstehen und mit rechts in den schmalen Schlitz greifen. Jetzt mit links zuerst in ein Loch und dann dynamisch an eine Leiste hochschnappen, mit rechts dann ziemlich weit nach rechts greifen an guten Griff! Diesen Griff doppeln resp. mit links überkreuzen, und mit rechts noch etwas höher greifen an guten Schüttler. Nun mit links etwas nach links ins Loch greifen, rechten Fuss hochstellen, mit rechts hoch ins Loch kreuzen und mit links an den guten Sloper/Schüttler, erst jetzt den 7. Express klippen (kleiner Runout). Nachdem nochmals etwas runtergeschüttelt wurde (falls möglich), den Sloper doppeln, mit links an eine Leiste auf Schulter, rechts hochstehen unter den Bh und mit rechts hochgreifen an die Zange. Links hochstehen und mit links weit hochgreifen an den guten Schlitz! Rechts kurz eine Zange zwischengreifen, Füsse hochstellen und mit rechts hoch an die perfekte Leiste, von welcher der 8. Express geklippt werden kann. Leiste doppeln und mit rechts an den Henkel auf dem Band. Nun noch mit links an den Sloper auf Schulter, rechts hochstehen auf Band und mit rechts hochstrecken an einen weiteren Sloper. Mit links an eine Leiste, mit rechts an eine weitere Leiste, mit links in die Vertiefung, rechts hochstehen und mit rechts hochgreifen an den Henkel über der Kette, Stand klippen, this is it!
>> Es gibt für die Crux beim 5. Bh noch diverse andere Lösungen - zB. mit der Leiste darüber, den Seitgriff mit links auf Schulter nehmen, linken Fuss hochstellen unter den Stein, belasten und mit links ins Loch schnappen.
>> Sissis sollten den 5. Bh mit 3 Exen verlängern, so kann von der Schüssel aus geklippt werden.
>> Viel Boulderpower und Ausdauer gefragt, zudem gar nicht babymässig eingebohrt (8. Bh auf 25m, die ersten 4 Bh. eher dicht gesetzt, danach abnehmende Kadenz) - this is hardcore!
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Zuletzt hatten wir noch in den Sektor Grosse Wand gewechselt und folgende Route geklettert:
1000 mal berührt 6b+ (****): Sehr schöne, abwechslungsreiche und unübersichtliche Kletterei, die für den mittleren 6. Franzosengrad ziemlich hart daher kommt. Nach einem Bouldereinstieg folgt schöne Ausdauerkletterei an Löchern, Leisten und Auflegern, die beste Linie ist überhaupt nicht offensichtlich.
>> Nur die 1. Seillänge geklettert, die 2. Seillänge wäre dann noch 7a+ - Um an einem Stück zu klettern bedarf es ungefähr 22 Expressen und einem 80m-Seil, oder man fädelt beim Zwischenstand durch.
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Sonntag, 08.08.2010
Nach einem ausgiebigen Frühstücksbuffet sind wir etwas nach 09.00 Uhr im Sektor Bürser Verschneidung angekommen - und siehe da, in der Nacht drückte das Wasser wieder aus dem Fels, und die meisten Touren waren wieder pflotschnass! Es war somit eine gute Entscheidung am Vortag, die Exen im Hormonsklaven zu belassen und nicht auf DIE ANDERE zu setzen... Folgendes hatten wir somit geklettert im Sektor Bürser Verschneidung:
Die Verwandlung 6b (**): Schöne, eher kurze Aufwärmtour. Kleingriffige Wandkletterei zu Beginn, gegen oben immer gutmütiger werdend.
Rattenfänger 7a (***): Sehr schöne Wandkletterei, mit einer Einzelstelle nach dem 5. Bh. und der athletischen Crux über den Bauch kurz vor dem Top: Ausgehend von Seitgriff links, rechts hochstehen und mit rechts hoch an den Sloper, links rausspreizen und mit links hoch an die Leiste schnappen, diese durchblockieren und mit rechts weit hoch an die positive Leiste, mit links unterkreuzen an derselben Leiste und mit rechts noch etwas weiter nach rechts kreuzen, nun klippen... Anschliessend Ruhe bewahren und den Umlenker klippen.
>> Eigentlich viel zu pumpig zum aufwärmen...
Hormonsklave 7c+: (****): Schöne, pumpige Ausdauerkletterei an scharfen, kleinen Leisten und Löchern, an einem steilen, markanten Pfeiler. Der Bouldereinstieg erfolgt an kleinen, scharfen Leisten (links, rechts, links, rechts), dann links hochstehen und mit rechts ins grosse Loch schnappen. Nun etwas nach links queren und hinauf zum Henkel, 3. Express klippen. Nun von zwei kleinen Leisten rechts rausspreizen und mit rechts ins Loch schnappen. Fusswechsel und mit links gleich noch an die Schüssel unter dem markanten Stein greifen, mit rechts dazu, 4. Express klippen und schütteln (falls der 5. Bh verlängert ist, kann gleich noch der 5. Express geklippt werden). Nun folgt die eigentliche Crux: Mit links an die Leiste, mit rechts an kleine Zange, links hochstehen ins Loch und mit rechts hochgreifen an den kleinen, scharfen Seitgriff. Rechts etwas höher stehen an die Wand, jetzt mit links weit hoch ins gute Loch schnappen (statisch oder dynamisch, dieser Move erfordert Power und Spannung, ist auch etwas grössenabhängig, für Kleine ist voll durchstrecken angesagt!). Nun noch den Express nachklippen. Jetzt mit rechts an den Griff am Pfeiler, mit links überkreuzen an weiteren guten Griff an Pfeiler, rechts hochstehen und mit rechts weit hoch in den ziemlich guten Schlitz greifen, von da kann bereits der 6. Express geklippt werden. Mit links an den guten Griff am Pfeiler, rechts hochstehen und mit rechts in den schmalen Schlitz greifen. Jetzt mit links zuerst in ein Loch und dann dynamisch an eine Leiste hochschnappen, mit rechts dann ziemlich weit nach rechts greifen an guten Griff! Diesen Griff doppeln resp. mit links überkreuzen, und mit rechts noch etwas höher greifen an guten Schüttler. Nun mit links etwas nach links ins Loch greifen, rechten Fuss hochstellen, mit rechts hoch ins Loch kreuzen und mit links an den guten Sloper/Schüttler, erst jetzt den 7. Express klippen (kleiner Runout). Nachdem nochmals etwas runtergeschüttelt wurde (falls möglich), den Sloper doppeln, mit links an eine Leiste auf Schulter, rechts hochstehen unter den Bh und mit rechts hochgreifen an die Zange. Links hochstehen und mit links weit hochgreifen an den guten Schlitz! Rechts kurz eine Zange zwischengreifen, Füsse hochstellen und mit rechts hoch an die perfekte Leiste, von welcher der 8. Express geklippt werden kann. Leiste doppeln und mit rechts an den Henkel auf dem Band. Nun noch mit links an den Sloper auf Schulter, rechts hochstehen auf Band und mit rechts hochstrecken an einen weiteren Sloper. Mit links an eine Leiste, mit rechts an eine weitere Leiste, mit links in die Vertiefung, rechts hochstehen und mit rechts hochgreifen an den Henkel über der Kette, Stand klippen, this is it!
>> Es gibt für die Crux beim 5. Bh noch diverse andere Lösungen - zB. mit der Leiste darüber, den Seitgriff mit links auf Schulter nehmen, linken Fuss hochstellen unter den Stein, belasten und mit links ins Loch schnappen.
>> Sissis sollten den 5. Bh mit 3 Exen verlängern, so kann von der Schüssel aus geklippt werden.
>> Viel Boulderpower und Ausdauer gefragt, zudem gar nicht babymässig eingebohrt (8. Bh auf 25m, die ersten 4 Bh. eher dicht gesetzt, danach abnehmende Kadenz) - this is hardcore!
>> Nach dem 5. Versuch an diesem Wochenende kann ich diese Tour nun doch als RP-Projekt betrachten, wobei es zuerst gar nicht danach ausgeschaut hatte... Ich bin aber unterdessen nicht mehr so weit von einem Durchstieg entfernt, die Hoffnung stirbt zuletzt :-)
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Zu guter Letzt im Sektor Grosse Wand noch folgende Route geklettert:
1000 mal berührt 6b+ (****): Sehr schöne, abwechslungsreiche und unübersichtliche Kletterei, die für den mittleren 6. Franzosengrad ziemlich hart daher kommt. Nach einem Bouldereinstieg folgt schöne Ausdauerkletterei an Löchern, Leisten und Auflegern, die beste Linie ist überhaupt nicht offensichtlich.
>> Nur die 1. Seillänge geklettert, die 2. Seillänge wäre dann noch 7a+ - Um an einem Stück zu klettern bedarf es ungefähr 22 Expressen und einem 80m-Seil, oder man fädelt beim Zwischenstand durch.
(Sektor Grosse Wand - Lange Ausdauerklettereien)
Projekte in Bürs:
- Hormonsklave 7c+ RP
- Quadrophenia 7c+ RP
Bemerkungen:
An heissen Sommertagen spürt man ab ca. 15.00 Uhr die warme Luft die Schlucht hochziehen, die perfekten Bedingungen für eine Rotpunktbegehung findet man dann wohl um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag! Wenn es etwas kühler ist, dann sind die Bedingungen natürlich den ganzen Tag top...
Einer Woche Dauerregen halten auch die brutalen Überhänge in Bürs nicht stand - die meisten Touren sind dann triefend nass - bei der Bürser Verschneidung bleiben einige Touren trocken, aber auch Ladykiller und Hormonsklave bleiben trocken.
Rund um Bürs gibt es diverse Übernachtungsmöglichkeiten, zB. auf dem Camping Auhof oder etwas komfortabler im Gasthaus Stern.
(Bürser Platte)
An der griffarmen Bürser Platte gelang Beat Kammerlander im Frühling 2009 die cleane Begehung seiner Route Prinzip Hoffnung (10/10+, E9-10) , weitere Infos dazu findest Du hier.
Weitere Berichte über das Sportklettern in Bürs auf chmoser.ch.
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