Beschreibung | Handegg - Mummery 6c, 6a+ obl., 10 Sl. (***)
(Hangholzegg- oder Fair Hands Line Pfeiler)
Die grauen, kompakten Granitplatten am Fair Hands Line Pfeiler sind wie geschaffen für die Reibungskletterei. In der vom Charakter her eher reibungslastigen Mummery findet man aber auch immer wieder Risse und Schuppen, wo man dann und wann herzhaft zupacken kann. Dies macht die Route sehr abwechslungsreich und eine Begehung äusserst lohnend! Der kurze Zustieg sowie der gemütliche und schnelle Abstieg zurück nach Handegg machen die Routen an diesem Pfeiler sehr beliebt - früh aufstehen lohnt sich, um sich nicht in der Warteschlange einreihen zu müssen.
Zustieg vom Parkplatz bis zur Talstation der Standseilbahn, diese links umgehen und Wegspuren folgend, zuletzt ein steiles Geröllfeld empor, in 20 Minuten an den Wandfuss. Der Einstieg der Route ist angeschrieben und befindet sich etwas rechts vom tiefsten Punkt unter einem markanten Riss (rechts der Route Fair Hands Line). Um 10.20 Uhr sind wir als zweite Seilschaft in die Route eingestiegen (die erste war jedoch bereits weit oben und für uns uneinholbar).
1. Sl. 6b+: Nach einem gemächlichen Einstieg folgt schon bald die zwingende Crux der Seillänge: An einer abdrängenden Schuppe muss aus ziemlich ungemütlicher Position gepiazt werden, ständig hat man das Gefühl jeden Moment rauszufallen. Es stecken genügend Bh, diese sind aber wie gewohnt bei Remy-Touren für kleine Leute schwer zu klippen. Hat man diese Stelle geschafft wird es leichter, etwas nach rechts klettern und hoch zum Stand.
>> In Folge vernachlässigter Riss- und Piazkletterei musste ich im abdrängenden Riss prompt Forfait geben und mich ins Seil hängen - nach wenigen Metern gingen die Onsight-Ambitionen somit bereits flöten :-)
2. Sl. 6b: Schöne, griffige Piazkletterei zu Beginn, welche man mit einem Cam Gr. 1 zusätzlich ausrüsten kann. Gegen Ende der Seillänge folgt dann die technische Crux an feinen Leisten und Tritten, danach geht es gemütlich hoch zum Stand auf dem Pfeilerkopf.
3. Sl. 6b: Nach wenigen Metern in einfachem Gelände folgt ein steiler Piaz an griffigen Schuppen auf die Kante hinauf, welche man anschliessend ziemlich trickreich an kleinen Griffen und Slopern nach rechts wieder verlassen muss (Crux, gut abgesichert). Danach sehr schöne, griffige und fotogene Piazkletterei bis zum Stand.
4. Sl. 6b: Geniale, griffige und sehr homogene Piazkletterei, nur zum Schluss wartet ein kleiner Runout auf einer Reibungsplatte, was aber schlimmer ausschaut als es effektiv ist! Von der Umgehungsvariante rechts herum würde ich eher absehen.
>> Für mich eine der besten Seillängen der Tour!
5. Sl. 6a+: Sehr schöne und abwechslungsreiche Seillänge, bei welcher der einfachste Weg nicht immer gegeben ist...
6. Sl. 6a: Eine weitere schöne Seillänge folgt, bei welcher vor allem die letzten Meter nach rechts, einer treppenartigen Rampe folgend, zu erwähnen sind.
7. Sl. 6c: Etwas grössenabhängige Reibungskletterei auf einer griffarmen Steilplatte. Gleich auf den ersten Metern folgt die Crux: Vom Untergriff mit rechts und Seitgriff links (Leiste) stellt man den rechten Fuss hoch auf Reibung und den linken Fuss auf eine kleine Leiste (ganz rechts), nun mit links weit hoch an eine schlechte Leiste überkreuzen, etwas nach rechts stehen auf Reibung und weiter nach rechts greifen, mit links Bh. klippen (schwierig). Das Schwierigste hat man nun geschafft, obwohl die Kletterei feingriffig und anspruchsvoll bleibt bis zum Stand.
>> Im Nachstieg geflasht, *stolz bin*.
8. Sl. 5c: Schöne Piazkletterei zu Beginn, wo man mit einigen Camalots zusätzlich absichern kann (Gr. 0.75, 0.4, 0.3), die Bohrhaken hätte man hier auch gut weglassen können. Zuletzt wartet dann noch ein plattiger Runout auf einer grifflosen Platte, was noch einmal die ganze Aufmerksamkeit erfordert!
>> Der Plattenrunout über den glatten, grifflosen Bauch bis zum goldenen Fixé-Plättli kam mir deutlich schwieriger vor als 5c, habe ich da etwas übersehen?! Entweder man klettert die Stelle komplett auf Reibung etwas links herum, oder man benutzt ev. etwas rechts herum die letzten Bohrhaken von Urlix bis zum Stand.
9. Sl. 6c: Nach einigen gemütlichen Metern vom Stand weg folgt nach dem 2. Bh eine sehr feingriffige und ziemlich exponierte Reibungsstelle nach rechts (1. Crux). Hat man den rechten Fuss einmal auf der kleinen Leiste (Bewegungsproblem), kann mit links der Bh. geklippt und etwas ausgeruht werden. Danach wird es etwas leichter bis unter das kleine Dach (hier kann noch ein Camalot Gr. 1 versenkt werden). Das Dach zu überwinden ist einfach, nachher aber nach rechts in den Riss zu verlassen ist noch einmal ziemlich tricky (offene Tür) und verlangt erneut nach einer guten Fusstechnik.
>> Im Nachstieg geflasht, *stolz bin*.
10. Sl. 5a: Nun wird es definitiv einfacher, zuerst etwas nach links klettern in die Verschneidung und griffig über den Aufschwung, anschliessend dem Querriss entlang einige Meter hart nach rechts und gerade hoch über Platten bis zum Ausstieg (Runout).
>> Der Ausstieg der Fair Hands Line führt etwas direkter hoch an einem Riss, zuletzt dann gemeinsam mit Mummery zum Stand.
Um 14.20 Uhr erreichten wir beide den Ausstieg, genossen das herrliche Wetter und die prächtige Bergkulisse mit Sicht u.a. auf das Ritzlihorn, und verzehrten unseren mitgebrachten Lunch.
Vom Ausstieg dann zuerst etwas aufsteigen durch Legföhren und auf gut ausgetretenen Pfad zum Bahntrassee der Gelmerbahn queren, anschliessend die tausend Stufen hinab zur Talstation (15-30 Minuten). Man hat immer mal wieder eine schöne Sicht auf den Pfeiler, wo sich noch immer dutzende Seilschaften tummelten. Anschliessend noch zum Kaffee im edlen Hotel Handeck eingekehrt.
Bemerkungen:
Die Route Mummery gilt als Remys Meisterwerk schlechthin! Obwohl ich nicht gerade ein Plattenliebhaber bin, so muss ich doch eingestehen, dass diese schöne Route zu Recht den Klassiker-Status erhalten hat. Nicht verpassen also, und unbedingt früh aufstehen, wenn man nicht anstehen will! Die Sonne scheint anfangs September ab ca. 11.30 Uhr an die Wand.
Die Route ist gut mit Bh ausgerüstet. Ein 60m-Einfachseil, 12 Express sowie ein kleines Set Friends (Camalots Gr. 0.3-1) sind für die Tour ausreichend. Turnschuhe für den Fussabstieg.
Weitere Infos zur Tour sowie eine Kopie des Original-Topos findet man auf Hikr.org.
Im Auswahl-Kletterführer Klettern in der Schweiz von Matteo della Bordella, welcher seit 2012 im Buchhandel erhältlich ist, sind die wichtigsten und bekanntesten Klettergebiete der Schweiz enthalten. Beschrieben werden sowohl Mehrseillängenrouten als auch Baseclimbs in verschiedenen Klettergärten, die Schwierigkeitsbereich der Wege reicht von mittleren bis zu höchsten Graden. Natürlich ist auch die Route Mummery darin enthalten.
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |