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 | Tourendetails Chli Spannort 3140m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 19.02.2011 |
Region | |
Kartennummer | SAC Clubführer Urner Alpen 3, SAC Zentralschweizer Voralpen und Alpen, 255 S Sustenpass, 1211 Meiental |
Link zum Kartendienst |  |
Gestein | Kalk |
Anforderung | ZS+, II |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 19.5km
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Höhenmeter | 1900m 1900m |
Lawinenbulletin | gering (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Chli Spannort 3140m, mit Marcel
(Chli Spannort 3140m N-Wand)
Plagiarismus oder Plagiat scheinen DIE Trendwörter des Jahres 2011 zu sein! Doch anstatt sich zusehends über die Plagiate etlicher Internetbenutzer zu ärgern, sind wir heute für einmal selber zum Follower mutiert, und hatten diese seit kurzem bestens dokumentierte und scheinbar ziemlich ambitionierte Winterbegehung auf den Chli Spannort in Angriff genommen.
Nachdem mich Marcel heute zum ausgeschlafen überreden konnte, sind wir mit sauschwerem Rucksack um 09.00 Uhr kurz nach Färnigen 1500m gestartet. Zuerst entlang der Fahrstrasse bis zur Brücke Pkt. 1613m, dann flach dem Gorezmettlenbach entlang bis Wyssgand. Bis hier ein gemütliches Einlaufen, der folgende Steilhang der Rossplangg hinauf nach Rossbiel Pkt. 2217m war dagegen ein Kreuz - total geackert, ohne erkennbarer Aufstiegsspuren und steinhart gefroren - ohne Harscheisen und ständig auf den Kanten war das eher von der mühsameren Sorte. Ab Juzfad dann endlich an der Sonne, einer schön angelegten Spur folgend war es nun auch deutlich angenehmer zu gehen. Weiter über den Rossfirn hinauf zum Chli Spannort Wintertürmli, dieses im Uhrzeigersinn umgangen bis zum Chüefadpass Pkt. 2912m. Anschliessend einige Höhenmeter vernichtend nach N abgefahren bis 2800m, da wir die mühsame Traversierung unter der Chli Spannort Westflanke nicht als sehr grossen Vorteil erachteten. In wenigen Minuten hinauf zu Spannortjoch 2900m, nach einer kurzer Pause an der Sonne sind wir weiter hochgestiegen gegen die Nordflanke des Chli Spannort, Skidepot auf einem Plateau auf ca. 2970m, 12.45 Uhr.
Nachdem wir uns mit Steigeisen, zwei Eisgeräten, Klettergurt, Eisschrauben, Karabinern, Friends, Keilen, Haken, Schlingen, Reepschnüren, 2x50m Halbseilen, einem Holzstück für Firnverankerung (T-Anker), Helm, Goretex-Shell und warmen Handschuhen ausgerüstet hatten, sind wir um 13.10 Uhr in westlicher Richtung zum N-Wand Couloir gestartet - froh, endlich in Bewegung zu kommen, da uns der eisige Wind bereits einige Male zu einem fiesen Kuhnagel verholfen hatte. Die Überwindung der markanten Schneeschulter (ev. auch mit Skis machbar), einen ersten Steilhang und die Querung unter den Felsen bis zum Couloir gingen wir noch ohne Seil, auch wenn man sich hier zusehends in steilem Absturzgelände befindet. Gleich zu Beginn der Kaminrinne (Goulotte) lässt sich auf der linken Seite mittels Friends (Camalot Gr. 2, Microcam) und einem Profilhaken ein prima Standplatz bauen. Der einzige Wermutstropfen dieser Platzierung ist, dass sie komplett dem Spindrift und sonst noch allem, was von oben runterkommt, ausgesetzt ist, was ich dann auch deutlich zu spüren bekommen hatte. Wir hatten uns somit angeseilt, und Marcel hatte die Ehre, den alpinen Vorstieg durch diese ca. 60m lange Rinne in Angriff zu nehmen. Bereits nach wenigen Metern konnte er mit einer Eisschraube und einem bereits vorhandenen (schlechten?) Haken auf der linken Seite eine erste Zwischensicherung anbringen, bevor der erste Steilaufschwung (Crux) überwunden wird. Die Pickel und Steigeisen beissen gut im vorhandenen Wassereis, und schon bald kann diese Stelle abgehakt werden. Weiter gehts in leicht griesigem, aber trotzdem gut gangbarem Schnee, eine weitere Zwischensicherung auf der rechten Seite mittels kleinem Camalot wird dankend angenommen. Der zweite Aufschwung mit viel griesigem Schnee verlangte grössere Aufmerksamkeit, da sich diese Stelle auch nur schlecht mit einem Klemmkeil absichern liess. Anschliessend ist es nur noch wenige Meter bis zu dem markanten, dreieckigen Block, an welchem man mit einem Friend (Cam Gr. 1, besser Gr. 2 oder 3) und einem Profilhaken einen guten Standplatz einrichten kann.
Eine halbe Ewigkeit und viele Schneeladungen später rief Marcel das erlösende Stand zu mir hinunter, endlich konnte auch ich zum Gipfelsturm blasen. Vom psychischen Druck befreit, brachte ich die schön zu kletternde Seillänge in Kürze hinter mich, und stieg sogleich links am Block vorbei die letzten Meter durch die über 50° steile Flanke hoch aufs Firnplateau. Mittels Schultersicherung war nun auch Marcel aufs Gipfelplateau hochgestiegen, und gemeinsam steigen wir nun die letzten Meter bis zum höchsten Punkt. Um 14.55 Uhr konnten wir uns zum Gipfelerfolg gratulieren, das Projekt Chli Spannort hatten wir zur Hälfte in der Tasche. Doch es blieb ja noch der Abstieg, welcher natürlich immer noch volle Konzentration verlangen würde.
Da die Zeit bereits fortgeschritten war, mussten wir es sein lassen mit der ausgiebigen Gipfelrast, stattdessen machten wir uns nach den obligaten Gipfelfotos rasch wieder an den Abstieg. An der Abbruchkante packen wir schliesslich unseren Joker aus, das Holzstück, welches tief eingegraben als T-Anker dienen, und den Familienvätern einen sicheren Abstieg gewährleisten würde. Halb abseilend, halb abkletternd erreichten wir schliesslich beide sicher den Einstieg, ausser dem Holzstück und der Reepschnur hatten wir ehrenhaft nichts zurückgelassen! Nun noch seilfrei die letzten Meter hinunter zum Skidepot, welches wir um 16.00 Uhr erreichten.
Die Schlechtwetterfront vor Augen machten wir uns umgehend auf den Rückweg. Mit den Fellen an den Skis via Spannortjoch nach Westen auf das Gletscherplateau 2780m abgefahren, und sogleich hinauf zum Chüefadpass Pkt. 2912m aufgestiegen. Nun konnten wir die Felle im Rucksack verstauen, und das Wintertürmli im Gegenuhrzeigersinn umrundend, die Abfahrt über den Rossfirn in Angriff nehmen. Auf den ersten Metern noch schön pulvrig, doch dann wurde der Schnee leider immer schlechter, was einige Stunden früher wohl noch sulzig gewesen wäre, war unterdessen wieder beinhart gefroren und sehr ruppig zu fahren. Unter dem Motto Höhenmeter vernichten gelangten wir trotzdem zügig hinunter ins Chlialptal, und schliesslich auf der Fahrstrasse zurück zum Auto, 17.25 Uhr. Kaffee und Kuchen blieben heute leider aus, der Verpflegungsstand war bereits abgeräumt und die Ladies wohl bereits in der warmen Stube...
Trotz der schlechten Schneeverhältnisse war dies eine GROSSE Tour, da die Gipfelbesteigung tiefe Eindrücke hinterliess und von den Protagonisten das ganze Potential abverlangte. Merci Marcel für die Begleitung, auf weitere tolle, ambitionierte Touren - Prosit!
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Ungefährer Routenverlauf
(Routenmarkierung von Marcel: Skiaufstieg rot, Fussaufstieg blau, Kaminrinne versteckt .::. Bild © Adrian)
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Der Aufstieg durch das historische N-Wand Couloir (beschrieben im SAC Clubführer Urner Alpen 3, Seite 242) mag im Sommer objektiv gefährlich sein (Steinschlag), im Winter dageben (bei Vereisung) ist die Begehung relativ sicher, ausser Schnee vom Vorsteiger kommt da nicht viel runter. Und absichern lässt sich das Couloir mit etwas Kreativität und Erfahrung übrigens auch prima ;-)
Sehr wenig los heute im Meiental, waren wohl alle schon diese Saison - naja, der gute Schnee war heute sicher anderswo zu finden ;-)
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