|
|
![](getartbild.php?art_id=2&spezial=0&gross=1) | Tourendetails Winterstock 3203m SW-Couloir |
|
Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 26.03.2011 |
Region | |
Kartennummer | SAC Clubführer Urner Alpen 2, 255 S Sustenpass, 1231 Urseren |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Gestein | Granit |
Anforderung | SS+, IV 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 17.1km
|
Höhenmeter | 1700m 1700m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Winterstock 3203m SW-Couloir, mit Bruno
(Winterstock mit SW-Couloir - Bild aufgenommen am 24.03.2011 vom Chli Bielenhorn)
Als ich letzten Donnerstag am Galenstock unterwegs war, hatte mich der Winterstock mit seinem eindrücklichen, bis zu 50° steilen SW-Couloir unmittelbar in seinen Bann gezogen. Er stand zwar vorher bereits auf der Liste, rückte nun aber ganz nach oben. Heute sollten die Verhältnisse passen, und mit Bruno hatte ich den richtigen Partner - also nix wie los...
Der Aufstieg war mir natürlich noch bestens bekannt, und auch die Spur war noch die gleiche, nur der Rucksack war heute um einiges schwerer... Start um 05.55 Uhr bei Dämmerlicht in Realp 1538m, die Temperaturen lagen so knapp unter dem Gefrierpunkt. Zuerst entlang der Passstrasse, dann auf harter, aber griffiger Spur über Staudenhänge hoch zum Hotel Galenstock und weiter auf den Tätsch Pkt. 2272m. Anschliessend den Markierungsstangen folgend Richtung Ochsenalp aufgestiegen, nach Pkt. 2395m dann einige Meter zum Tiefenbach abgefahren und das Tal in NW-Richtung durchschritten. Anstatt zum Tiefengletscher abzudrehen, sind wir nun weiter nach NW, die Graue Wand vor Augen, bis zum Seelein Pkt. 2507m angestiegen, welches wir östlich passierten und kurze Zeit später auf ca. 2530m eine Pause einlegten, es war Schlag 08.00 Uhr.
Anschliessend weiter in den Kessel, bis dieser an seinem rechten/östlichen Ende steil in NE-Richtung verlassen wird. Skiaufstieg mit Harscheisen über die Ausläufer des SW-Couloirs bis ca. 2850m. Theoretisch könnte man auch noch einige Meter höher steigen, doch Lawinenboller gestalteten den Skiaufstieg zusehends mühsamer, wir sahen uns somit gezwungen, die Skis aufzubinden und mit Steigeisen und Pickel fortzufahren. Und dies war im unteren, wenig steilen Teil eine sehr anstrengende Angelegenheit, da die Schneedecke nicht vollständig durchgefroren und tragfähig war, immer wieder sind wir bis zu den Hüften eingesunken, und mussten, mal rechts, mal links ausweichend, den Höhengewinn hart verdienen. Je weiter wir in die steile Rinne vordrangen, desto besser wurden die Verhältnisse, bis wir schlussendlich über eine hartgefrorene Schneedecke, auf den Frontzacken, bis zur Scharte zwischen Süd- und Hauptgipfel auf ca. 3130m aufsteigen konnten, Ankunft um 10.15 Uhr und Skidepot. Eine super Stimmung hatte uns hier oben erwartet, eingeklemmt zwischen Felstürmen links und rechts, dazu Sonnenschein und leichter Schneefall, und dann der fantastische Einblick in das NE-Couloir, nachdem wir erstmal die Wächte durchbrochen hatten!
Nachdem wir auf dem schmalen, verwächteten Verbindungsgrat ein kleines Podest gehackt hatten, konnten wir uns ein wenig erfrischen und für die kurze Kletterstelle am SE-Grat bereit machen. Die Kletterei mit Steigeisen, direkt von der Scharte weg über die vollständig trockene, eher glatte aber mit Rissen durchsetzte, ca. fünf Meter hohe Platte, war nicht ganz trivial, konnte aber mit einigen Friends (0.75, 0.5, 1, besser 2) perfekt abgesichert und technisch erklettert werden. Anschliessend wieder im Schnee, kann noch eine Zackenschlinge angebracht werden, bis man nach wenigen Metern den gut sichtbaren, soliden Standplatz an zwei Schlaghaken erreicht. Kurz nach dem Stand müssen noch einmal einige Felsen überklettert werden (Vorsicht lose Blöcke), bevor man, gesichert von einer weiteren Zackenschlinge, in mehr oder weniger Trittschnee, in wenigen Minuten über die SE-Flanke den luftigen Gipfel erreicht, Ankunft 11.15 Uhr. Leider verwehrte uns der Nebel hier jeglichen Aus- resp. Einblick, schade! Somit umgehend wieder zum Standplatz abgestiegen und rasch über die Platte zur Scharte abgeseilt.
Obwohl das nicht ganz so steile NE-Couloir (45°, 200m) äusserst verlockend daher kam, hatten wir uns nach einigem hin und her dagegen entschieden, da uns die Schneeverhältnisse wohl keine grossen Abfahrtsfreuden bereitet hätten (ein nicht tragfähiger Deckel auf lockerem Untergrund). Schade, denn auch das SW-Couloir konnte durch den Nebel nicht auffirnen, das würde eine ziemlich ruppige Angelegenheit werden, und dies noch mit dem schweren Ungetüm am Rücken! Nachdem all unser Material wieder verstaut war, machten wir uns um 12.00 Uhr an den Abstieg resp. an die Abfahrt. Die ersten zehn Meter durch die felsige Engstelle mussten zu Fuss abgestiegen werden (etwas vorsichtig ohne Steigeisen gerade so machbar), bis wir an einem Felsen ein weiteres Podest hacken konnten, um so die Skis unter die Füsse zu schnallen. Nun endlich konnten wir das eindrücklich steile SW-Couli rocken (50°, 200m), und es war wirklich geil zu fahren! Obwohl wir natürlich schon lieber etwas weichere Firnverhältnisse gewünscht hätten, jänu so dänn... Hier einige animierte Impressionen dieser Steilabfahrt >>> Chris (19.4mb) lässts krachen.
Nachdem die Lawinenboller an den Ausläufern passiert waren, konnten wir die restliche Abfahrt hinunter zu See Pkt. 2507m bei bestem Firn geniessen, also doch noch! Weiter dann pistenartig dem Tiefenbach entlang, in bestens zu fahrendem Sulzschnee, via Älpetli hinunter zur Passstrasse und zum Hotel Tiefenbach Pkt. 2106m, wo bereits das kalt gestellte Panaché auf uns wartete :-) Zuletzt mit etwas weichen Knien der Passstrasse folgend hinunter nach Realp, Ankunft 13.30 Uhr.
--
GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen
Das nach SW ausgerichtete Couloir erhält dank der umliegenden Felsen recht spät Sonne, Mitte März ab 10.15 Uhr, bei Sommerzeit anfangs April ab 11.00 Uhr. Das NE-Couloir dagegen bekommt schon sehr früh Sonne, diese verschwindet dann so gegen die Mittagszeit hinter den Felsen. Beide Couloirs sind kaum steinschlägig.
Dank diversen Einträgen Internet wurde es trotz Nebel und leichtem Schneefall zu einer gelungenen Tour, herzlichen Dank für die Inspiration!
Persönliches Material: Zwei Eisgeräte, 30m-Einfachseil, einige mittlere Friends (Cam. Gr. 0.75, 0.5 und 2[1]), einige Express-Schlingen, Klettergurt, Abseilgerät, Bandschlingen, Helm.
(Shooting für die Firma Mammut auf dem Kamel, im Hintergrund das Winterstock SW-Couloir - Foto © Röbi Bösch)
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
|
|
|
|