Beschreibung | Eiger 3970m Westflanke, mit Patrick
(Eiger 3970m Westflanke)
Da wir von unserem ursprünglichen Plan nicht 100% überzeugt waren, musste eine entsprechende Alterntive her. Obwohl wir wussten, dass der Eiger normalerweise erst gegen Ende der Skitourensaison die besten (Firn)Verhältnisse aufweisen würde, wollten wir es probieren. In der Hoffnung, dass die Schneedecke wenigstens teilweise schon schön durchgefroren sein würde...
Anfahrt mit PW in Berner Oberland, und mit der ersten, masslos überfüllten Jungfraubahn um 07.25 Uhr von Grindelwald Grund via Kleine Scheidegg zur Station Eigergletscher 2320m hochgefahren, Ankunft 08.10 Uhr. Kurz hinter dem Bahnhof, neben dem Tunnelportal, konnten die Skis montiert werden. Die Schneedecke war feucht und nicht tragfähig, waren das schlechte Vorzeichen? Um 08.15 Uhr sind wir gestartet, bereits mit der Gewissheit, das wir heute alleine am Berg, und mit harter Spurarbeit beschäftigt sein würden.
Die Plattenzone, welche es unmittelbar nach der Station Eigergletscher zu passieren gilt, war komplett aper, und konnte einzig bei den linken Begrenzungsfelsen, bei einem schmalen Durchschlupf, umgangen werden. Falls es in nächster Zeit nicht zünftig Neuschnee geben würde, wäre es hier mit einer kurzen Tragestelle nicht mehr weit. Auf harter, griffiger Schneedecke hoch Richtung Klettersteig Rotstock, bei der Scharte nach SE abgeschwenkt und mit Harscheisen über den immer steiler werdenden Lawinenausläufer, immer den bedrohlich wirkenden Hängegletscher vor Augen, bis ca. 2900m aufgestiegen. Unter einer ersten, eisigen Engstelle die Skis aufgebunden und mit Steigeisen und Eisgeräten weiter, 09.30 Uhr. Die Schneedecke war sehr unterschiedlich aufgebaut, gleich zu Beginn nicht tragend, was knietiefe Spurarbeit verlangte, stellenweise war es dann wieder hartgefroren und somit leichter zu gehen, bei zurückkehrender Zuversicht ist man aber schon bald wieder durchgebrochen. Für den Führenden war das jeweils sehr anstrengend oder gar frustierend, der Zweite konnte sich immerhin etwas erholen und hatte etwas Zeit für Fotos, bis schliesslich die Reihe wieder an ihm war. In Wechselführung ackerten wir uns hoch, hatten möglichst rasch unter dem Hängegletscher gequert, und schliesslich durch die gegen 50° steile Kehle nördlich des Abbruchs auf den Frontzacken die breite Gipfelflanke erreicht. Auf ca. 3300m dann nach NE abgeschwenkt und der breiten Schneeflanke folgend Richtung Gipfel gestiegen. Während die Rega unentwegt Ihre Einsätze an der Nordwand flog, war bei uns indes sehr strenge Spurarbeit angesagt, entsprechend langsam kamen wir voran. Auf ca. 3470m hatten wir uns schliesslich entschieden, den Gipfel besser light and swift anzugehen - nur so sahen wir die Chancen intakt, den Gipfel rechtzeitig (vor der tageszeitlichen Erwärmung) zu erreichen, zuviel Kraft hatte uns das knietiefe Spuren bereits gekostet. Wir hatten somit die Skis und Rucksäcke deponiert, einen grossen Schluck aus der Wasserflasche genommen, und die restlichen 500hm zum Gipfel ohne Gepäck attackiert. Dies ging nun einiges ringer und wir kamen gut voran, die Ambiance, die Aus- und Tiefblicke in der dünnen Luft wurden immer gewaltiger! Nachdem wir 450hm durch gedeckelten Pulver hochgestiegen waren, fehlten nur noch wenige Meter. Und diese waren, Dank der harten Unterlage, auf den Frontzacken, nach wenigen Minuten bereits unter uns - weiter ging es nicht mehr, wir standen auf dem Gipfel des Eigers! Für beide war es das erste Mal, mit einem grossen Juchzer zelebrierten wir unsere Premiere!
Es war absolut windstill, warm und der Himmel wolkenlos, wie gerne hätten wir uns zu einer ausgiebigen Gipfelrast hingesetzt und das einmalige Panorama genossen. Doch es war bereits 12.35 Uhr, die tageszeitliche Erwärmung und die Sonneneinstrahlung mahnten uns zum baldigen Aufbruch. Nach einigen Fotos machten wir uns wenige Minuten später bereits wieder an den Abstieg. Die harte, aber griffige und kaum eisige Schneedecke hätte eine Skiabfahrt direkt vom Gipfelkopf durchaus zugelassen, mit den Skis auf dem Rücken hätten wir den Gipfel heute ziemlich sicher nicht erreicht, und wenn dann sehr spät! Es war also eine sehr gute Entscheidung diese zurückzulassen, manchmal muss man eben improvisieren! Zuerst einige Meter dem W-Grat entlang abgestiegen, und so noch einige schöne Einblicke in die N-Wand erhascht. Dann über die SW-Flanke, den Aufstiegsspuren entlang, rasch hinunter zum Skidepot abgestiegen, 13.15 Uhr.
Nachdem die Skis unter die Füsse geschnallt waren, konnten wir es krachen lassen. Die Abfahrtsbedinungen waren gar nicht so schlecht wie zuerst angenommen, im Gegenteil! Oft fanden wir fast perfekte Firnverhältnisse, nur wenige harschige Stellen musste passiert werden. Die Steilheiten halten sich eigentlich in Grenzen, nur wenige Stellen überschreiten 45°, trotzdem bewegt man sich ständig in absturzgefährlichem Gelände, Fels- und Eisstufen müssen umfahren werden, Fehler sollte man hier besser keine machen. Nachdem der Seracriegel gequert und möglichst schnell auf Distanz gebracht wurde, fanden wir entlang der Lawinenzüge zuerst mässige, später immer bessere Firnverhältnisse, und konnten zuletzt über Champagner-Sorbet zur Station Eigergletscher hinunter fahren. Nun war es aber schon sehr (zu) warm und die Schneedecke war zum auswinden nass, durch knietiefen Pflotsch gelangten wir schlussendlich auf die Skipiste, und konnten gemütlicih zur Kleinen Scheidegg hinunter cruisen, wo das grosse, eisgekühlte Panaché bereits auf uns wartete, es war 13.55 Uhr. Danke Patrick und cheers zur grossartigen Tour!
Immer noch leicht beduselt und mit weichen Knien (gibt es in Grindelwald eigentlich eine Pistenpolizei?) folgte nun der wohl gefährlichste Teil: Die Abfahrt mit Wasserskis über die nasse Piste hinunter nach Grindelwald Grund. Bis wenige Meter vor den Bahnhof schlängelte sich die dreckig braune Piste durch die bereits grünen Alpweiden, was für ein Kontrast, was für eine Hammertour! Von A-Z gelungen, die richtigen Entscheidungen getroffen, zehn Sterne zu vergeben für diese klasse Skitour!
(Eiger 3970m Westflanke - Ungefährer Routenverlauf)
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
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Bemerkungen:
Beim zweiten Anlauf hat es nun geklappt mit dem Eiger (Aiger oder Oger, siehe Wikipedia)! Endlich konnte auch ich einmal auf diesem sagenumwobenen und historischen Berg stehen, dies zählt mit Sicherheit zu den Highlights eines jeden Bergsteigers! Den ersten Versuch (24.04.2009, mit Peach) mussten wir damals abbrechen beim Hängegletscher auf ca. 3200m, aufgrund von rasch aufkommendem Nebel und Föhnsturm! Die Wetterkomponente gilt es wirklich zu beachten in dieser Region und sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden (geht scho, passt scho...), es kann sehr schnell drehen dort, und dann wird es gefährlich...
Falls man sich noch etwas akklimatisieren möchte, könnte man abends auch mit der letzten Bahn hoch zur Station Eigergletscher, und im Guesthouse Eigergletscher übernachten (Chf 69.-- mit Halbpension + Kurtaxen!). Für Öffnungszeiten/Reservationen voher informieren (Tel. +41 (0)33 828 78 66).
Ticketpreis Grindelwald Grund - Eigergletscher Chf. 18.40 (mit Halbtax), weitere Infos hier. Allenfalls Retourticket.
Webcam Bahnhof Kleine Scheidegg: klick (mit Sicht auf die Eiger Westflanke)
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |