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![](getartbild.php?art_id=2&spezial=1&gross=1) | Tourendetails Aiguille d'Argentière 3901m Y-Couloir, Col d'Argentière 3549m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 17.04.2011 |
Region | |
Kartennummer | Mont Blanc and the Aiguilles Rouges, Anselme Baud, 1344 Col de Balme, 1345 Orsières |
Link zum Kartendienst | ![](images/mapgeoadmin.jpg) |
Erstbesteigung | Erste Abfahrt Y-Couloir 7. Juli 1972 Marie-José und Patrick Vallençant |
Anforderung | SS+, II 5.3/E2 |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | B |
Distanz | 14.4km
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Höhenmeter | 1300m 2800m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | SE |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Col d'Argentière 3549m, Aiguille d'Argentière 3901m Y-Couloir, mit Bruno
(Aiguille d'Argentière 3901m Y-Couloir)
Das Y-Couloir ist ein technisch wie auch physisch anspruchsvoller Firnanstieg durch die S-Flanke der Aiguille d'Argentière 3901m. Im Frühling, bei guter und sicherer Schneelage, kann auch durch das Couloir abgefahren werden (Erste Abfahrt am 7. Juli 1972! durch Marie-José und Patrick Vallençant). Obwohl es den Anschein macht, dass es sich hier heutzutage um eine Modetour handelt, stellt diese Steilabfahrt grosse Anforderungen an Physis und Psyche, sie ist wirklich NUR sehr guten und absolut sicheren Skifahrern anzuraten! Auch wenn wir noch nicht wirklich im Extrem-Skifahrerzirkus gelandet waren, wollten wir uns dieses Wochenende diesen Herausforderungen stellen...
Anreise am Samstag nach Argentière und mit der Grands Montets Bahn zur Bergstation Aig. des Gds Montets 3295m hinauf gegondelt. Nachdem wir das fantastische Panorama genossen hatten, sind wir mit schwerem Rucksack über den Glacier des Rognons, das Spaltenlabyrinth nach SE querend und die Felsinsel Pkt. 2866m südlich passierend, auf den Glacier d'Argentière abgefahren. Während dieser Querung passiert man bereits einige Coulis wie das Chevalier oder Pointe Girord, und würde am liebsten gleich einsteigen... Mit dem schweren Gepäck mussten wir leider darauf verzichten, und folgten stattdessen der guten Spur durch die heikle Spaltenzone. Ansonsten kann man auch direkt nach NE auf den Glacier d'Argentière abfahren und über den flachen Gletscher ins Argentière-Becken aufsteigen.
Nun galt es einen strategisch guten Biwakplatz zu finden um unser Zelt aufzustellen, somit mussten wir uns bereits jetzt auf einige wenige Ziele festlegen. Die Wahl fiel schliesslich auf die Courtes NE-Wand oder das Argentière Y-Couloir. Etwas später stellte sich heraus, dass die Courtes zum Skifahren eher schlechte/eisige Verhältnisse aufweisen würde, somit war das Y-Couloir gesetzt. Nachdem der Biwakplatz bezogen war, auf der Fläche etwas südlich des Refuge auf ca. 2720m, sind wir gegen 13.00 Uhr, nun mit leichtem Rucksack, weiter Richtung Col d'Argentière aufgestiegen. Dieser Anstieg über den Glacier du Tour Noir ist mässig steil und ohne nennenswerter Schwierigkeiten, und mit lediglich 900hm eine ideale Akklimatisationstour, welche man auch gut erst am Nachmittag angehen kann. Wers gerne sportlich mag, kann natürlich auch in etwas mehr als einer Stunde zum Pass aufsteigen :-) Die Aussicht vom Pass war überwältigend: Nach Osten zum Grand Combin, hinüber zur N-Wand des Mont Dolent und NE-Wand der Aig. de l'Amône, und schliesslich nach Westen zu den Nordwänden der Aig. de Triolet, Courtes, Droites und Aig. Verte, fantastisch! Hier einige animierte Impressionen >>> Und wir konnten nun auch sehen, dass die Courtes NE-Wand zwar machbar wäre, der Skigenuss sich aber in Grenzen halten würde - besser eine südseitige Firnabfahrt geniessen, also Y-Couloir!
Nach einem gemütlichen Mittagsmützchen machten wir uns um 15.10 Uhr an die Abfahrt über den perfekt aufgefirnten Gletscher. In bestem Sulzschnee liessen wir es krachen, und waren leider nur allzu schnell wieder bei unserem Zelt angelangt, 15.30 Uhr. Jetzt war sünnele und Schnee schmelzen angesagt, später waren wir dann zur Pastaparty geladen, dazu gab es Tee mit lustigen Beigeschmäckern, ein Bier wäre mir lieber gewesen :-) Unterdessen gesellten sich noch einige weitere Zelte dazu, welche alle den Blick Richtung N-Wände richteten...
(Camping Glacier d'Argentière)
Nach einer komfortablen, nicht allzu kalten und absolut windstillen Nacht, hatten wir uns um 05.00 Uhr so langsam aus der Daune geschält. Dies war etwas unangenehm, bis uns der wärmende Kaffee schliesslich die Lebensgeister zurückbrachte. Kurz vor 06.00 Uhr waren wir startbereit. Der Himmel war bereits mit Dämmerlicht erfüllt, somit konnten wir unsere Stirnlampen schon bald löschen, und in NE-Richtung über den Glacier des Améthystes zum grossen Lawinenkegel unter dem Y-Couloir aufsteigen. Auf ca. 3250m war dann Schluss mit Skiaufstieg. Die Skis wurden gebuckelt, und mit Steigeisen und zwei Eisgeräten bewaffnet ging es um 07.15 Uhr zu Fuss über den harten Lawinenkegel hinauf zum Bergschrund ca. 3350m. Dieser war problemlos zu passieren, die mit Wassereis gefüllte Rinne dageben verlangte sicheres Eisklettern im 2. Schwierigkeitsgrad. Da das Eis bereits bestens ausgehackt war, liessen wir das Seil vorerst im Sack, was gerade so vertretbar war. Sichern wäre hier wohl auch nicht verkehrt, bei den rechten Begrenzungsfelsen stecken zudem einige Haken... Durch eine Seilschaft vor uns standen wir allerdings unter Dauerbeschuss, dies war etwas unangenehm und wir waren froh, als wir diese endlich überholen konnten. Der weitere Anstieg durch das Couloir ging dann problemlos in bestem Trittschnee, wir kamen gut voran und gelangten bald schon zur Verzweigung des Ypsilons auf ca. 3550m. Man könnte hier gerade weiter, wir entschieden uns allerdings für den im Winter gängigen Anstieg durch den linken Ast. Dieser ist SE-seitig exponiert und firnt schon recht früh auf, bald schon konnten wir an der Sonne aufsteigen, was uns auch ganz schön ins schwitzen brachte. Die letzten Meter bis auf den Grat sind dann noch einmal etwas steiler, nachdem die Wächte dann überwunden ist (was heute problemlos war), flacht das Gelände markant ab, und führt über den S-Grat in wenigen Minuten zum höchsten Punkt. Um 09.00 Uhr standen wir auf dem Gipfel und konnten mutterseelen alleine das GRANDIOSE Panorama geniessen!
Natürlich waren wir alleine, denn 09.00 Uhr ist viel zu früh, um die Abfahrt durch das Y-Couloir in Angriff zu nehmen! Wir hatten auch nicht damit gerechnet, bereits so früh auf dem Gipfel zu stehen, zu gerne hätten wir noch etwas länger geschlafen... Wir mussten uns also die Zeit irgendwie um die Ohren schlagen, mit den vier Österreichern hatten wir aber kurze Weile, und die Zeit war dann auch recht schnell verflogen. Um 11.00 Uhr, als die Sonne markant stärker wurde und der Schnee so langsam aufzufirnen begann, machten wir uns physisch und psychisch startklar für die Abfahrt durch das Y. Die Abfahrt bis zur Wächte war nur mässig steil und als Vorspiel zu betrachten, doch dann ging es los: Die Einfahrt und die ersten Meter des Couloir waren wirklich sehr steil und felsdurchsetzt, der Tiefblick war atemberaubend und das Herz hämmerte - hier war vorsichtiges abrutschen angesagt. Der Schnee war leider noch nicht richtig aufgefirnt, was das Ganze nicht einfacher machte... Etwas weiter unten dann wurde das Couloir etwas breiter und der Schnee schon weicher, hier konnte man es mit Pedal Hop Turns so richtig krachen lassen, vollgeil! Nach dem Zusammenschluss des Ypsilons war der Schnee leider wieder hart und auf Grund der vielen Runsen unangenehm zu fahren, vollste Konzentration war angesagt! Schliesslich gelangten wir hinunter zur Stelle, wo es mit den Skis nicht mehr weiter ging, abseilen war angesagt. Wir hatten somit die Skis wieder gegen die Steigeisen ausgetauscht, und sind nach kurzem Verhauer mit den Eisgeräten vorsichtig zur Abseilstelle in der Aufstiegsrinne (einem einzelnen, soliden Schlaghaken, auf der linken Seite von oben gesehen) abgestiegen. Mit einem Strang eines 50m-Halbseils (also 25m) gelangten wir just bis zum Anfang der Eispassage, das war perfekt! Nun noch der kurze Abstieg über den Bergschrund, dann lagen die Schwierigkeiten hinter uns. Die Skis wieder montiert, und in traumhaften Firn ins Argentière Becken abgefahren.
Beim Zelt angelangt, es war unterdessen 12.40 Uhr und die Sonne brannte, konnten wir uns schliesslich entspannen und eine längere Pause einschalten. Immer wieder schweifte der Blick hinauf zum Y-Couloir und erfüllte uns mit gewissem Stolz - irgendwie unwirklich, dass wir da kurze Zeit zuvor hinunter gefahren sind. Nachdem wir schliesslich all unsere Sachen verstaut hatten, sind wir um 13.30 Uhr über den Glacier d'Argentière Richtung Lognan Skigebiet abgefahren. Da wir nicht mit der Bahn hinunter wollten, sind wir westlich an Pkt. 2032m vorbei, durch Jungholz in Wildwest-Manier zur Skipiste Pierre à Ric abgefahren, im Bewusstsein, dass wir die letzten Meter zu Fuss würden gehen müssen. So war es dann auch, nach einigen Malen Skis ab und wieder anziehen war irgendwann Schluss, und wir mussten für ca. 15 Minuten mit gebuckelten Skis nach Argentière hinunter wandern, dies nahmen wir aber gerne in Kauf, nach so einem Wochenende, an welchem alles glatt über die Bühne lief! Ankunft beim Auto um 14.30 Uhr. Nun folgte bloss noch die entspannte und staufreie Heimreise... Merci Bruno für dieses coole Wochenende!
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GPS-Profil (Col d Argentière)
GPS-Profil (Aiguille d Argentière)
GPS-Tracks
Wegpunkte (gpx-files)
- Die Wegpunkte vom Col d'Argentière können hier heruntergeladen werden.
- Die Wegpunkte der Aiguille d'Argentière können hier heruntergeladen werden.
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Bemerkungen:
Die Aiguille d'Argentière ist mit leichtem Rucksack auch als Eintagestour machbar - da gibt es diverse Anstiegsmöglichkeiten und Abfahrtsvarianten...
Obwohl die Skiabfahrt durch das bis zu 50° steile Y-Couloir nur mit SS+ bewertet ist (im Mont Blanc guide sogar NUR als TD), darf sie NICHT unterschätzt werden! Ich zähle mich zwar nicht zu den Cracks, bin aber bisher noch nichts verleichbares gefahren - Eiger-W, Schlossberg-N usw. erscheinen da harmlos dagegen.
Auch der Fussaufstieg darf nicht unterschätzt werden: Gleich nach dem Bergschrund gilt es einige Meter in kombiniertem Gelände zu meistern. Eisklettern im 2. Schwierigkeitsgrad über zwei Aufschwünge, hier ist es sicher nicht falsch, ein Seil und einige Eisschrauben dabeizuhaben, nicht immer ist das Eis bereits schön ausgehackt wie bei uns.
Die Abfahrt durch das Y-Couloir nicht vor 11.30 Uhr angehen, ev. noch etwas später! Die Abfahrt über den Glacier du Milieu ebenfalls nicht zu früh angehen (nicht vor 12.00 Uhr). Das NE-exponierte Barbei-Couloir dagegen hat schon sehr früh Sonne und sollte dementsprechend früher abgefahren werden!
Weitere nützliche Links:
- Seilbahn Grands Montets
- Skigebiet Grands Montets
- Refuge d Argentière
- Météo Chamonix
- Météo Argentière
- Lawinenbulletin Chamonix von France Meteo
- Allgemeine Verhältnisse im Mont Blanc Massif der OHM
- Chamonix - Extreme Descents
Weitere Berichte vom Y-Couloir:
- Tobias Granath
- Carnets du Mont-Blanc
- Camptocamp
- Skitour.fr
Diverses:
- Infos und Kommentare über den Pedal Hop Turn (Peddle Step Turn)
- Pedal Hop Turn by Patrick Vallençant
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |
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