Beschreibung | Luftschloss (7a, 6c obl., 3 Sl) & Frospfeiler (6c+, 6a obl., 5 Sl), mit Richard
(Schafberg Westwand)
Während das Flachland schon seit Tagen unter einer dicken Nebelsuppe versank, konnten wir heute im Alpstein einen goldenen und angenehm warmen Spätherbst geniessen, und den ganzen Tag im T-Shirt klettern - und das an Allerheiligen, dem 01. November 2011!
Nachdem wir von Wildhaus in ca. einer Stunde gemütlich über Gamplüt zum Wandfuss hochgestiegen waren, sind wir schliesslich um 11.00 Uhr in die Route eingestiegen.
Luftschloss 7a, 6c obl., 3 Sl (****)
Das Luftschloss ist der kleine Bruder von 'Kein Wasser, kein Mond' und ein Alpstein-Classic, nicht ganz so extrem und exponiert wie sein Nachbar, aber trotzdem nicht ganz geschenkt. Die grundsätzlich eher spärlich behakten Seillängen bieten sowohl technische Wandkletterei, als auch athletische Kletterei an Leisten, Tropflöchern und Auflegern (1. Sl), stark überhängende und anstrengende Kletterei an Rissen und Schuppen (2. Sl), und zuletzt noch beinharte Ausdauerkletterei an Rissen zum Klemmen und Piazen.
(Achtung: Onsight-Aspiranten sollten diesen Part überspringen!)
1. Sl. 7a: Diese Seillänge ist eher von plattigem, feingriffigem und technischem Charakter, obwohl auch hier vor allem die ersten Meter entlang dem braunen Wasserstreifen, bis über das Dach nach dem 2. Bh., ein athletisches, aber relativ gutgriffiges Leistenproblem bietet. Anschliessend wird es etwas einfacher und plattiger, die Absicherung ist mit einer Sanduhr und einem Bh. im grünen Breich. Die Crux folgt zwischen dem 4. und 5. Bh, wo man von Vorteil zuerst den 5. Bh klippt, dann wieder etwas hinunter und nach rechts Richtung Verschneidung klettert (direkt deutlich schwieriger). Nun mittels kleinem Seitgriff rechts die Füsse höher bringen (links eindrehen), bis man nach einigen kleingriffigen Moves den relativ guten Griff mit rechts erreicht. Anschliessend nach links spreizen auf guten Tritt und mit links an eine etwas staubige Leiste, bis man nach einigen weiteren mässig guten Griffen den erlösenden Henkel erreicht und den Bh klippen kann. Zuletzt in leichterem, griffigen Gelände bis zum Stand.
>> Der Runout zum Stand kann mit einem kleineren Friend entschärft werden.
>> Unverhofft gelang mir hier ein Alzheimer-Onsight, yesss! Ohne Erwartungen klappt's oft am besten ;-)
2. Sl. 7a: Stark überhängende, athletische und anhaltende Kletterei an Löchern, Untergriffen, Schuppen und Rissen. Die anstrengende Risscrux folgt zwischen dem 2. und 3. Bh. Davor und dazwischen kann gut mit einigen mittleren Friends abgesichert werden. Die letzten Meter nach rechts zum Stand haben dann eher technisch-feingriffigen Charakter, es gibt hier eine 'obere' und eine 'untere' Variante... Welche ist besser?!
>> Auf der ganzen Seillänge können die weiten Hakenabstände mit einigen mittleren Friends perfekt entschärft werden.
>> Gleich vom Stand 1 weg wurde eine direktere Linie eingebohrt zu Stand 2, wie schwer diese wohl ist???
3. Sl. 6b: Vom Stand weg fast horizontal auf einem Band nach links, von dort kann der erste Bh. geklippt werden. Anschliessend ziemlich gerade hoch an Leisten und Untergriffen, wo ein weiterer kleiner Friend gelegt werden kann. Anschliessend etwas nach rechts zur genialen Schuppe, wo ein glänzender Bh. geklippt werden kann. Falls man hier nicht die direkte, schwierigere Variante wählt, empfiehlt es sich, diesen zu verlängern, da man nun ziemlich hart nach links zum Wulst mit dem Fixkeil klettern muss. Hat man den ebenfalls verlängerten Fixseil geklippt, geht es in einigen athletischen Zügen über den Wulst hinauf zu den rettenden Henkeln, wo man einen Nh. klippen kann. Nun quert man griffig nach rechts Richtung Riss, aber klippt gleichzeitig noch den nächsten Bh, bevor man wieder etwas tiefer nach rechts in den Riss klettert. Nun folgt auf ca. 20m grandiose Riss- und Piazkletterei, nie wirklich schwierig, jedoch super anhaltend und anstrengend, was die Arme je länger je mehr zulaufen lässt! Es steckt lediglich noch ein Bh, doch kann der ganze Riss perfekt abgesichert werden, einige doppelte Friends sollte man allerdings dabei haben, falls man nicht 'Nerven wie Drahtseile' mitbringt.
>> Leider war ich von der 2. Seillänge noch so gepumpt, dass die Batterien im Schlussriss bald einmal leer waren - immerin konnte ich so von einem ungenannten 'Kein Wasser, kein Mond' Begeher noch einige schöne Fotos schiessen ;-)
Wie schon beim letzten Mal waren wir ziemlich bedient nach der Tour - auch wenn wir hier nur von drei Seillängen sprechen - diese haben es wirklich in sich! Das Abseilen geht dafür ruck-zuck, in 2x ist man schnell wieder unten am Wandfuss. Nachdem wir uns kurz gestärkt hatten, wollten wir uns nicht lumpen lassen, und den genialen Tag mit einigen Seillängen des Frospfeilers krönen.
Frospfeiler 6c+, 6a obl., 5 Sl (***)
Der Frospfeiler ist ein Technoklassiker aus den frühen 60er Jahren. Schon krass, was die vor nun beinahe 50 Jahren bereits geklettert hatten! Damals aber noch mit Bergschuhen und Trittleitern versteht sich. Die logische Linie auf dem Scheitel des Pfeilers folgt hauptsächlich den Schwachpunkten, sprich Verschneidungen und Rissspuren, oder allgemein gesagt den einfachsten (aber nicht den schönsten!) Möglichkeiten, um auf den Gipfel zu gelangen. Die Route wurde 2011 sanft saniert und in der 2. und 3. Seillänge etwas begradigt resp. moderner gestaltet. Rostige Nh wurden entfernt und wenn nötig mit durchdacht platzierten Bh ersetzt. Die Kletterei ist überraschend schön, anhaltend steil und ziemlich anstrengend. Einige Stellen und Risse sind leider schon ziemlich abgespeckt, mit den nötigen Reserven lässt es sich aber immer noch prima klettern.
1. Sl. 6b: Schöne Riss- und Piazkletterei. Der Einstieg athletisch an nicht ganz optimalen Griffen und etwas rutschigen Tritten, anschliessend anstrengende und steile Piazkletterei an einem stellenweise stumpfen und leicht abgeschmierten Riss.
2. Sl. 6a+: Eher kurze, athletische und griffige Seillänge, welche zuletzt nach rechts ins Verschneidungssystem und zum Stand quert.
>> Der letzte Bh vor dem Stand wurde hier etwas höher platziert, was eine ziemlich anspruchsvolle Einzelstelle an Leisten und Seitgriffen ergibt (6a+). Die Möglichkeit etwas tiefer nach rechts zu queren bleibt aber bestehen.
3. Sl. 5c+: Schöne Riss- und Piazkletterei in einer Verschneidung. Nach einigen Metern (beim 2. Bh) griffig nach links um die Kante klettern, anschliessend immer der Verschneidung folgend, mittels Riss- und Piazkletterei hinauf bis auf Standhöhe (vor dem Stand nicht zu früh nach links in die Platte queren).
>> Zusammengehängt ergeben die 2. und 3. Seillänge eine geniale, anhaltende und anstrengede 50m-Seillänge, welche wohl um die 6b anzusiedeln ist. Den Stand der Sl. 2 am besten mit einer langen Schlinge verlängern!
Nun waren wir bedient, die steile Schlüsselseillänge 6c+ wollten wir uns nicht auch noch antun, die Chancen auf eine saubere Rotpunkt-Begehung waren mit derart sauren Armen sowieso gering. Von hier konnten wir zudem mit 1x abseilen rasch wieder Boden unter den Füssen gewinnen. Gesagt getan, schnell waren wir wieder unten, und konnten im letzten Sonnenlicht den Abstieg unter die Füsse nehmen. Gamplüt war bereits einsam und verlassen, keine Touristen weit und breit, auch kein Kuhgebimmel, was für eine Wohltat! Ein grandioser Klettertag neigte sich dem Ende zu, wäre es der letzte, so könnte ich mich damit abfinden. Doch gleichzeitig machte dieser Tag Lust auf mehr, Pläne wurden bereits wieder geschmieded...
Bemerkungen:
Für das Luftschloss (v.a für die 2. und 3. Sl) empfiehlt sich ein volles Rack Friends mitzuführen (Cam. 0.4-3), Nr. 2 und 3 doppelt! Die Route gehört bisher zum Besten, was ich bis jetzt im Alpstein geklettert hatte! Ein MUST für jeden der den Grad beherrscht.
Für den Frospfeiler sind grundsätzlich keine zusätzliche Hilfsmittel nötig, da die Tour auch nach der Sanierung gut abgesichert ist. Ev. könnte man einige Kk und ein kleines Set Friends (Cam. 0.4-1) einsetzen.
Webcam mit Sicht auf die Schafbergwand: klick!
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