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 | Tourendetails Gran Paradiso 4069m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 29.02.2012 |
Region | |
Kartennummer | IGC Wanderkarten 1: 25 000; Blatt 101 bis 114 |
Link zum Kartendienst |  |
Erstbesteigung | 4. September 1860 durch J.J. Cowell, W. Dundas, J. Payot und J. Tairraz. |
Anforderung | ZS, I 3.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Vorsicht: Tour führt über Gletscher, anseilen kann erforderlich sein! |
Kondition | A |
Höhenmeter | 2100m 2100m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | S-SW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Gran Paradiso 4069m, mit Patrick
(Gran Paradiso 4069m)
Der Gran Paradiso ist der höchste Berg Italiens und ein klassischer Skigipfel. Der Skianstieg ist leicht und führt über Gletscher, zuletzt gelangt man in leichter Blockkletterei über den Grat bis zum höchsten Punkt und zur Madonna. Die Aussicht von dort ist grandios, und die umliegenden Gipfel, bis auf einige Prominente, noch völlig unbekannt.
Die Tour von Zürich in einem Tag anzugehen ist schon etwas krass, das Verhältnis Autofahren vs. Skifahren ist hier nicht gerade optimal; trotzdem lohnt sich der Ausflug, v.a. wenn man die Tour bei bestem Wetter unter der Woche angehen kann, dazu den 29. Februar wählt, und das gesamte Gebiet menschenleer vorfindet!
// Gipfelanstieg
Um 06.00 Uhr sind wir vom grossen Parkplatz am Ortsende von Pont 1960m mit Stirnlampen, bei milden 2° Grad, gestartet. Zuerst folgten wir dem ausgeschilderten Weg für Winterwanderer und Skitourengänger, nach ungefähr 10 Minuten zweigte der Weg zum Rifugio Vittorio Emanuele II links ab (Wegweiser). Die nächtliche Abstrahlung hatte gerade gereicht um die spärliche Schneedecke durchfrieren zu lassen, und die Spur war schön griffig, so kamen wir im ersten Abschnitt durch den steilen Lärchenwald ohne Harscheisen wie erhofft zügig voran. Weiter oben legte sich das Gelände immer mehr zurück und offenbarte die stark ausgeaperten Nordwände von Ciarforon und La Tresenta, bevor wir wenig später das schön gelegende Rifugio Vittorio Emanuele 2732m erreichten.
Von der Hütte dann zuerst einige Meter flach nach N, anschliessend nach rechts (E) abgedreht und mit Harscheisen über die mässig steilen Hänge in das Tal westlich des Ghiacciaio del Gran Paradiso aufgestiegen. Weiter nun in SE-Richtung den Gletscher betreten und mässig steil gegen Pkt. 3434m hinauf, wo wir auf einer flachen Felsinsel eine kurze Pause einlegten. Nun musste eine Steilstufe überwunden werden, der Gletscher war nun komplett abgeblasen und stellenweise blank, ab hier waren Harscheisen unabdingbar, man hätte hier auch gut mit Steigeisen hochsteigen können! Nach diesem anstrengenden Intermezzo ging es dann wieder etwas gemächlicher Zugange, bis wir den Eselsrücken erreichten, wo man auf die Route vom Rifugio Chabod trifft. Weiter nun in einem grossem Rechtsbogen zuerst Richtung Becco di Moncorvé, dann nach links (N) abdrehend über eine weitere Steilstufe hinauf zum flachen Gipfelhang. Diese Steilsstufe war beinahe auf der ganzen Breite blank, nur an einer Stelle fand ich einen schmalen Korridor, wo ich mit den Ski an den Füssen durchkam, obwohl dies eine mühsame, grenzwärtige Angelegenheit war. Patrick hatte diese Stufe mit Steigeisen begangen (wie wohl die meisten). Zuletzt noch den Schlusshang traversiert und wieder auf den Kanten über den Bergschrund bis zur Einsattelung am SE-Grat hochgestiegen (Vorsicht Wechten), bei den ersten Felsen Skidepot. Es war angenehm warm und windstill, kaum zu glauben das hier bereits die 4000er Marke überschritten war. Nachdem ich die Felle verstaut und die Ski gewachst hatte, machte ich mich an den kurzen Fussaufstieg zum Gipfel. Im Schnee waren gute Trittspuren vorhanden, so konnte dieser Abschnitt gut ohne Steigeisen und Pickel begangen werden. Bald schon waren die trockenen Felsen erreicht, und in leichter, wenn auch kurzzeitig ausgesetzter Kletterei, gelangte ich zur Gipfelstatue. Den Turm vor der Madonna hatte ich schattseitig exponiert umgangen, es waren dort auch einige Bohrhaken und Schlingen zum sichern angebracht.
Nach den obligaten Gipfel- und Panoramafotos machte ich mich bald wieder an den Abstieg, hier oben war es leider etwas windig, bei den sonnigen, windgeschützen Felsen liess es sich dagegen viel besser verweilen. Nachdem auch Patrick vom Gipfel zurück war und wir eine ausgiebige Mittagsrast genossen hatten, machten wir uns bereit für die offensichtlich wenig genussvolle Abfahrt. Hauptsache runterkommen war die Devise. Es ging dann schliesslich besser als erwartet, wir konnten uns gäbig durch die Zastrugis hindurchschlängeln, und über den abgeblasenen Gletscher abfahren. Bald schon erreichten wir das Gletscherende, wo wir eine weitere Pause einlegten um abzuwarten, bis der Schnee etwas auffirnen würde. Weiter nun über die schön aufgesulzten Hänge zur Hütte hinunter, dann bereits in sehr weichem Schnee bis oberhalb des Lärchenwaldes abgefahren. Hier nun nicht der Aufstiegsspur gefolgt, sondern direkt eine gegen 40° steile Rinne hinab bis in die Talsohle. Dies war ein versöhnlicher Abschluss, so kamen wir doch noch zu einem steilem Couloir ;-) Im Skatingschritt gelangten wir auf der Loipe zurück nach Pont und zum Auto.
// Fazit
Obwohl die lange An- und Rückreise sehr anstrengend war, und der Schnee keinen Skigenuss bieten konnte, hatte sich der Abstecher in den Gran Paradiso Nationalpark sehr gelohnt - wir hatten an diesem wunderschönen, warmen Tag, den tollen Gipfel für uns alleine, was bei diesem Modeberg eine Seltenheit sein dürfte.
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Die Zeiten:
Start in Pont 1960m um 06.00 Uhr.
Ankunft Rifugio Vittorio Emanuele II 2732m um 07.35 Uhr.
15 Minuten Pause auf 3420m um 09.05 Uhr.
Ankunft Skidepot 4010m um 10.30 Uhr.
Ankunft Gipfel um 11.00 Uhr.
Abfahrt um 11.45 Uhr.
15 Minuten Pause auf 3000m um 12.20 Uhr.
Ankunft in Pont 1960m um 13.20 Uhr.
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Bemerkungen:
Die Tour auf den Gran Paradiso ist äusserst populär und meistens gespurt, so finden sich hier auch Ortsunkundige meist gut zurecht. An Wochenenden kommt es häufig zu Staus bei der Gipfelbesteigung, die Tour somit von Vorteil unter der Woche angehen..
Der Gipfel des Gran Paradiso kann für Geübte seilfrei erreicht werden, heute war dies sogar ohne Steigeisen und Pickel möglich! Der Turm unmittelbar vor der Madonna wird schattseitig exponiert umgangen (Crux). Die leichte Kletterstelle ist zwar luftig, aber auch griffig und geht problemlos, sofern der Fels trocken und schneefrei ist. Andernfalls sind dort auch einige Bohrhaken und Schlingen zum sichern angebracht. Patrick hat den Turm südseitig umgangen, dies ist somit auch möglich, aber auch dort habe es eine heikle, exponierte Kletterstelle.
Das aktuelle Schnee und Lawinenbulletin vom Valle d'Aosta gibt's hier >>> klick!: Am 29.02.2012 auf Stufe 1, im Tagesverlauf ansteigend auf Stufe 2.
Die Anfahrt von Zürich nach Pont-Valsavarenche dauert in der Nacht ca. 4.5h, am Tag müssen einige Minuten mehr einkalkuliert werden.
Webcam des Rifugio Chabod auf die Gran Paradiso N-Wand >> klick!
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