|
|
 | Tourendetails Sertiger Trilogie (Chüealphorn 3078m, Augstenhüreli 3027m, Sattelhorn 2980m) |
|
Tourenart | Skitour |
Datum | 31.03.2012 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1217 Scalettapass, 258 S Bergün |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S+ 4.3/E2 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Gletscher | Spaltenarmer Gletscher |
Kondition | A |
Distanz | 20.1km
|
Höhenmeter | 2300m 2300m |
Lawinenbulletin | mässig (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Sertiger Trilogie - Chüealphorn 3078m, Augstenhüreli 3027m, Sattelhorn 2980m
// Motivation
Nachdem wir letzten Donnerstag leider leer ausgegangen waren (...), sollte es heute ein würdiger und versöhnlicher Abschluss der Davoser Woche werden. Da ich noch nie im Sertig war, und ich keine Lust auf eine weiteren, langen Valleymarsch hatte (...), fiel die Wahl ziemlich schnell auf Chüealphorn & Co., mit Start in Hinter Sand. Stellte sich bloss noch die Frage, in wie fern sich dieser Gipfel kombinieren lassen konnte. Das Augstenhüreli lag natürlich auf der Hand, anschliessend hatte ich die Qual der Wahl zwischen Bocktenhorn, Leidhorn und Sattelhorn. Bocktenhorn und Leidhorn würde man auch gut vom Dürrboden angehen können, somit wollte ich es mit dem nur unwesentlich tiefer gelegenen Sattelhorn bewenden lassen.
// Chüealphorn 3078m - NE-Couloir
(Chüealphorn 3078m NE-Couloir)
Start in Sertig Hinter Sand 1859m um 06.40 Uhr. In der Morgendämmerung auf hart gefrorener Schneedecke flach ins menschenleere Chüealptal hinein, am Talende dann Richtung SE ins Gletschtälli abgeschwenkt, und zuletzt ziemlich steil hinauf zur Chüealp Furgga Pkt. 2865m gespurt - war mit einigen Zentimetern Neuschnee auf harter Unterlage gerade so knapp ohne Harscheisen machbar. Nun in östlicher Richtung, horizontal über den Chüealpgletscher, bis an den Chüealphorn Ostgrat. Unterwegs hatte ich das bereits sonnige NE-Couloir passiert, und spielte hier bereits mit dem Gedanken, bei entsprechenden Verhältnissen über dieses einladende Couloir abzufahren. Doch zuerst galt es noch den Gipfel zu erreichen. Die gegen 40° steile SE-Flanke war super eingeschneit, somit erübrigte sich ein allfälliger Fussaufstieg. Rasch noch die Harscheisen montiert, und in zunehmender Steilheit auf den Gipfelgrat hochgespurt, dann noch wenige Meter über den flachen Grat bis zum höchsten Punkt. Bei wolkenlosem Himmel erwartete mich hier eine grandiose Fernsicht: Vom Piz Kesch hinein ins Bernina Massif, frontal voraus lag der Hoch Ducan, im Rücken u.a. Piz Linard und Piz Vadrett.
Mit dem zügigen Nordwind wurde es bald schon ungemütlich auf dem Gipfel, somit machte ich mich bereit für die Abfahrt. Die Sicht in die NE-Flanke war eindrücklich und liess die Herzfrequenz in die Höhe steigen, doch bis auf die ersten steilen Meter, welche einige Kickturns über sichtbaren Felsen verlangten, war das Gelände nicht extrem und schien sehr gut fahrbar. Die Schneedecke war seit Tagen günstig, und Dank frühzeitigem Aufbruch auch noch nicht zu stark aufgeweicht, also konnte es losgehen! Die ersten Schwünge tat ich vorsichtig und kontrolliert, hier wäre ein Sturz eher ungünstig, bald aber gelangte ich in gemässigtes Gelände, und konnte die restliche Abfahrt entspannter angehen. Harmlose Lockerschneerutsche waren die ständigen Begleiter, denn die wenigen Zentimer Neuschnee hatten sich noch nicht mit der Altschneedecke verbunden. Am Wandfuss angelangt, fuhr ich noch beschwingt über den Chüealpgletscher hinab bis auf ca. 2795m, wo ich die Ski's schliesslich zu stehen brachte, und die Linie in der NE-Flanke bestaunen konnte. Schon toll wo man im Winter mit den Ski's überall runter kommt, im Sommer wäre das wahrscheinlich absolutes No-Go Gelände.
// Augstenhüreli 3027m - Überschreitung und W-Couloir
(Blick von der Chüealp Furgga auf's Augstenhüreli 3027m)
Nachdem die Felle wieder aufgezogen waren, ging es los Richtung Augstenhüreli. Der Aufstieg über die SE-Flanke war problemlos ohne Harscheisen zu machen, und so erreichte ich wenig später bereits den Gipfel. Von hier erneut eine schöne Aussicht genossen, und endlich auch zwei Tourengänger im Aufstieg zur Chüealp Furgga gesichtet. Nach einer kleinen Stärkung die Felle verstaut und über die N-Flanke bis zur Einfahrt des offensichtlichen Westcouloirs abgefahren. Das Couloir war noch komplett im Schatten und der Schnee gewiss nicht aufgefirnt, aber immerhin war eine dünne Neuschneeschicht vorhanden, welche den Abfahrtsgenuss hoffentlich steigen lassen würde. Und tatsächlich war es viel besser als angenommen: zu Beginn, im engsten und steilsten Couloirabschnitt zwar noch etwas hart aber griffig, bald aber lag eine schöne Pulverschicht obenauf, welche sich prima fahren liess, und die Abfahrt hinunter ins Steintälli zum Hochgenuss avancieren liess. Im Flachstück des Tälchens ca. 2620m kurz etwas nach Norden gehalten an die Sonne, um anschliessend über die offenen W-Hänge des Bocktentällis eine super Abfahrt bis auf den Talboden zu geniessen. Im Chüetal dann noch etwas talauswärts gefahren bis kurz vor Bim Schära 2175m.
// Sattelhorn 2980m - Überschreitung und SW-Couloir
(Sattelhorn Westgipfel 2976m - SW-Couloir noch im Schatten)
Nach kleiner Erfrischungspause das Tenü luftig montiert und Richtung Sattelhorn aufgemacht. Die Sonne brannte erbarmungslos und der Schweiss floss in Strömen, trotzdem war die Schneedecke noch immer pulvrig/hart, ich lag noch super im Zeitplan. Im Plattentälli konnte ich beobachten, wie einige Tourenfahrer, die offensichtlich zuerst durch das steile SW-Couloir hochgestiegen waren, nun über dieses hinunter fuhren, allerdings lag es noch immer im Schatten. Somit war bereits ein neuer Plan gefasst: Zuerst wollte ich auf den Sattelhorn Ost- resp. Hauptgipfel 2980m aufsteigen, dann via Westgipfel 2976m das SW-Couloir erreichen, um ebenfalls über dieses abzufahren, dann an der Sonne versteht sich ;-) Unterdessen konnte ich auch sehen, dass einige weitere Tourengänger eine Spur Richtung Hauptgipfel angelegt hatten, dies motivierte mich, den Aufstieg möglichst rasch zu komplettieren. Das schattige Steilstück hinauf zu Pkt. 2922 war etwas rutschig, aber Dank der vorhandenen Spur konnten die Harscheisen im Sack bleiben. Hier meine Vorgänger gekreuzt, somit konnte ich den Gipfel einmal mehr für mich alleine geniessen.
Am liebsten wäre ich gleich über die N-Flanke des Sattelhorns abgefahren, die sah wirklich perfekt aus; doch alleine wollte ich diese Steilabfahrt nicht angehen, und zudem wäre ich dann im falschen Tal gelandet. Somit musste dieses Vorhaben wohl oder übel den Projektstatus erlangen. Um meinem ursprünglichen Plan zu folgen, bin ich nun mit montierten Skis kurz nach NW in die Scharte abgefahren, abgestiegen oder abegrutscht, um anschliessend über die steile SE-Flanke auf den Westgipfel Pkt. 2976m hochzusteigen. Hier konnte ich sehen, dass ich, um ins SW-Couloir zu gelangen, noch einen weiteren, stark verwechteten Gratabschnitt passieren musste, um eine Art vorgelagerte Schulter zu erreichen. Ohne Skis wäre ich hier mindestens hüfttief am wühlen gewesen, mit Skis musste ich mich zwar zuerst etwas mühsam zwischen den Felsen hindurchzwängen, konnte anschliessend aber gemütlich zur Schulter hinüberqueren. Schöne gsi, das Sattelhorn überschritten ohne die Ski's abzuschnallen hehe :-)
Nach einer kleinen Erfrischung war ich bald schon ready für die Abfahrt. Die Flanke lag nun grösstenteils an der Sonne, der Schnee sollte bereits umgewandelt sein. Und tatsächlich waren bereits die ersten Meter ein Genuss, feinster Frühlingsschnee liessen die Steilheit zur Nebensache werden. Um den Böllern in der Flanke auszuweichen hielt ich mich möglichst Nahe an der Gratkante, und musste so zwischen einigen Felsen hindurchfahren, mit Kickturns ging das allerdings problemlos. Bald schon war der Wandfuss erreicht, nun folgte eine weitere, traumhafte Firnabfahrt über offene Hänge hinunter ins Chüealptal. Zuletzt talauswärts, möglichst hoch an den Westhängen des Gfrorenhorns haltend, mit viel Schwung nach Hinter Sand bis zum Parkplatz, prima war's!
// Fazit
Einmal mehr eine tolle Skitour, mit allerlei Erkenntnissen, drei schönen Gipfeln und genialen Steilabfahrten - so hätte man es natürlich immer gerne! Die Davoser Woche neigte sich so langsam dem Ende zu, doch ich würde wieder kommen, keine Frage...
--
Facts Chüealphorn NE-Couloir:
Höhe 150m, 4.3, Einfahrt etwas über 45° und felsdurchsetzt, anschliessend durchgehend 40° steil, Morgensonne.
Facts Augstenhüreli W-Couloir:
Höhe 200m, 3.3, Couloir durchgehend 40° steil, lange im Schatten.
Facts Sattelhorn SW-Couloir:
Höhe 200m, 4.3, durchgehend 40-45° steil und felsdurchsetzt, Sonne ab 12.00 Uhr (Sommerzeit).
--
Die Zeiten:
Start Sertig Hinter Sand 1859m um 06.40 Uhr.
Ankunft Chüealp Furgga 2865m um 08.25 Uhr.
Ankunft Gipfel Chüealphorn um 08.55 Uhr.
Abfahrt Gipfel Chüealphorn um 09.07 Uhr.
Ankunft Chüealpgletscher 2795m um 09.16 Uhr.
Start Chüealpgletscher 2795m um 09.24 Uhr.
Ankunft Gipfel Augstenhüreli um 09.46 Uhr.
Abfahrt Gipfel Augstenhüreli um 10.00 Uhr.
Ankunft Chüealp 2175m um 10.18 Uhr.
Start Chüealp 2175m um 10.27 Uhr.
Ankunft Hauptgipfel 2980m Sattelhorn um 11.33 Uhr.
Ankunft W-Gipfel 2976m Sattelhorn um 11.40 Uhr.
Ankunft N-Schulter 2960m Sattelhorn um 11.50 Uhr.
Abfahrt N-Schulter 2960m Sattelhorn um 11.57 Uhr.
Ankunft Sertig Hinter Sand 1859m um 12.16 Uhr.
>> Total Aufstieg kumuliert (ohne Pausen): 4h
>> Total Pausen: 50min
--
GPS-Profil
GPS-Tracks Chüealphorn
GPS-Tracks Sattelhorn
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
--
Bemerkungen:
Geplant war einzig das am wenigsten fordernde Augstenhüreli W-Couloir, die anderen Steilabfahrten fielen spontan von der Hand, da's halt gerade so gut gepasst hatte ;-)
Die Sattelhorn 2980m N-Flanke sah top eingeschneit aus - sie ist auf 200hm zwischen 45° und 50° steil und felsdurchsetzt.
Gebührenpflichtiger Parkplatz in Hinter Sand, der Taxomat kann allerdings erst ab 07.00 Uhr gefüttert werden (Nachtparkverbot)...
 |
|
|
|
|