Beschreibung | Sandi in the moon (6b+, 6a+ obl., 6 Sl) & Frospfeiler (6c+, 6a obl., 5 Sl), mit Richard
(Schafbergwand - Mittlerer / Östlicher Wandteil - Bild Archiv chmoser 2006)
// Damals
Beinahe sechs Jahre sind nunmehr ins Land gezogen, seit ich das letzte Mal an der Schafbergwand die Route Sandi in the moon geklettert hatte. Damals war ich mit Martine unterwegs, wir waren ein eingespieltes Team und sind fast allen Touren gemeinsam angegangen. Wenn ich mich richtig erinnere, hatten wir grossen Spass an der Route, und konnten sie auch in mehr oder weniger sauberem Stil durchklettern. Und so möchte ich ihr heute diese Tour widmen und versprechen, dass wir bald wieder gemeinsam an den Fels gehen werden - unsere Zeit wird kommen, bestimmt!
// Heute
Nachdem wir gemütlich zum aperen Wandfuss hochmarschiert waren, sind wir schliesslich um 09.45 Uhr bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen in die Route eingestiegen.
Sandi in the moon 6b+, 6a+ obl., 6 Sl (***)
Sandi in the moon wurde in den 80er Jahren erstbegangen und war damals eher kühn abgesichert. 2004 wurde sie mit Inox saniert, und hatte sich durch die nun sehr gute Ausrüstung zu einem Neoklassiker mit vielen Begehungen entwickelt. Die Route bietet vorwiegend Platten- und Wasserrillenkletterei in sehr schönem, wasserzerfressenem Kalk, die Schwierigkeiten sind in allen Seillängen sehr homogen verteilt. Zwischen den Haken ist in etwa der Schwierigkeitsgrad 6a+ obligatorisch.
1. Sl. 6a+: Schöne, sehr lange und homogene Seillänge mit einigen technischen Plattenstellen im Mittelteil und der feinen Crux zu Beginn des letzten Drittels, hier kann mit einem Friend zusätzlich abgesichert werden.
>> Der Runout vor dem Ausstieg könnte zusätzlich abgesichert werden, die Schwierigkeiten halten sich hier aber in Grenzen, deshalb bewusst ignoriert.
2. Sl. 1: Kurzes Gehstück ca. 15m nach links in der grasigen Verschneidung bis hin zur Plattenflucht, man halte sich an die gut zu sehende Bohrhakenpiste.
3. Sl. 6a+: Schöne Seillänge, die Schwierigkeiten folgen zwischem dem 2. und 4. Bh, umsichtiges Klettern ist erforderlich, dann geht's prima! Der leichtere Teil in der grasigen Verschneidung (määäääh, man sollte hier mal die Schafe loslassen) ist dann etwas spärlich abgesichert, hier kann man mit einem Friend Abhilfe schaffen.
>> Nach dem 3. Bh direkt hoch mittels Leisten und Seitgriff, es könnte auch etwas rechts ausgeholt werden (Variante Richard).
4. Sl. 6a+: Sehr schöne und fordernde Seillänge, in der Mitte nette Wasserrillenkletterei, zuletzt dann ein ziemlich kniffliger Ausstieg nach rechts auf einer kompakten Platte.
>> Psychische Crux der Tour!
>> Am Ende der Seillänge hart nach rechts zum Stand klettern und nicht gerade hoch, auch wenn dort ein Bohrhaken steckt. Jener (anderer Plättlityp) gehört zur Route Hoi Du, welche von rechts kommend an dieser Stelle quert.
5. Sl. 6b+: Die schwierigste Seillänge erfordert eine gute Fusstechnik und umsichtiges Klettern. Die Schlüsselstelle folgt bereits nach dem 1. Bh: Etwas nach links klettern, an feinen Seitgriffen haltend plattig hinstehen und hochmoven. Etwas weiter oben wieder nach rechts zurückklettern bis zum erlösenden Griff, nun den 2. Bh. klippen. Plattig und feingriffig geht's weiter bis zum nächsten Bh., anschliessend wird es dann deutlich leichter.
>> Es war zwar etwas wacklig und unsicher, ob die Sequenz aufgehen würde, doch ich hatte Glück und konnte die Crux sauber durchmoven.
6. Sl. 6a+: Eine weitere schöne und homogene Seillänge, welche erneut mit einigen kniffligen Passagen aufwartet. Kurz vor dem Ausstieg findet man noch ein cooles Fingerloch ;-)
>> Auch in dieser Seillänge muss man bedacht ans Werk gehen, die Kletterei ist nicht trivial und verlangt ein wenig Köpfchen.
Nach weniger als 3h erreichten wir das Top, und obwohl sich die nominellen Schwierigkeiten in Grenzen hielten, freute ich mich über diese perfekte Alzheimer Onsight- resp. Flashbegehung. Ist es doch gar nicht meins so auf den Platten rumzuschleichen, ich hab's in der Regel lieber steil und athletisch ;) Nach 4x abseilen (mit kurzem Fussabstieg auf dem Grasband) erreichten wir um 13.15 Uhr wieder den Wandfuss.
Der ursprüngliche Plan wäre nun gewesen, nach Sandi in the moon noch in den benachbarten Sandührliweg einzusteigen. Da hier aber bereits zwei Seilschaften zugange waren, sind wir kurzentschlossen zum Frospfeiler gewandert (Dauer ca. 10 Minuten), und nach kleiner Mittagspause in die Tour eingestiegen:
Frospfeiler 6c+, 6a obl., 5 Sl (***)
Der Frospfeiler ist ein Technoklassiker aus den frühen 60er Jahren. Damals wurde noch in schweren Schuhen und mit Trittleitern geklettert. Die logische Linie auf dem Scheitel des Pfeilers folgt hauptsächlich den Schwachpunkten, sprich Verschneidungen und Rissspuren, oder allgemein gesagt den einfachsten (aber nicht unbedingt den schönsten!) Möglichkeiten, um auf den Gipfel zu gelangen. Die Route wurde 2011 sanft saniert und in der 2. und 3. Seillänge etwas begradigt resp. moderner gestaltet. Rostige Nh wurden entfernt und wenn nötig mit durchdacht platzierten Bh ersetzt. Die Kletterei ist überraschend schön, anhaltend steil und ziemlich anstrengend. Einige Stellen und Risse sind leider schon ziemlich abgespeckt, mit den nötigen Reserven lässt es sich aber immer noch prima klettern.
1. Sl. 6b: Schöne Riss- und Piazkletterei. Der Einstieg athletisch an nicht ganz optimalen Griffen und etwas rutschigen Tritten, anschliessend anstrengende und steile Piazkletterei an einem stellenweise stumpfen und leicht abgeschmierten Riss.
2. Sl. 6a+: Eher kurze, athletische und griffige Seillänge, welche zuletzt nach rechts ins Verschneidungssystem und zum Stand quert.
>> Der letzte Bh vor dem Stand wurde hier etwas höher platziert, was eine ziemlich anspruchsvolle Einzelstelle an Leisten und Seitgriffen ergibt (6a+). Die Möglichkeit etwas tiefer nach rechts zu queren bleibt aber bestehen.
3. Sl. 5c+: Schöne Riss- und Piazkletterei in einer Verschneidung. Nach einigen Metern (beim 2. Bh) griffig nach links um die Kante klettern, anschliessend immer der Verschneidung folgend, mittels Riss- und Piazkletterei hinauf bis auf Standhöhe (vor dem Stand nicht zu früh nach links in die Platte queren).
>> Zusammengehängt ergeben die 2. und 3. Seillänge eine geniale, anhaltende und anstrengede 50m-Seillänge, welche wohl um die 6b anzusiedeln ist. Den Stand der Sl. 2 am besten mit einer langen Schlinge verlängern!
4. Sl. 6c+: Steile Schlüsselseillänge. Die athletische, pumpige Crux folgt über den Wulst: Von der Schüssel unter dem Bh mit links den Riss klemmen, den rechten Fuss hochstellen auf Aussenrist, rechts an guten Seitgriff schnappen, Fusswechsel mit links und rechts hochstehen auf Schüssel, dann links weit hochstehen auf Tritt links aussen und draufsitzen, mit rechts weit hochgreifen an Leiste und mit links an den Henkel, nun klippen. Zuletzt folgt noch Ausdauerkletterei an einem stumpfen Riss.
>> Fixkeil nicht einhängen.
>> Nachdem ich die Crux ausgebouldert hatte, abgelassen, Seil durchgezogen und gleich nochmal eingestiegen - und wieder verseppelt - Depp ich ;-)
5. Sl. 6a: Zuerst anspruchsvolle Riss- und Verschneidungskletterei, anschliessend luftig am Pfeiler bis zum Top.
>> Seit der letzten Sanierung lohnend und mit neuer Linienführung
In der Hitze des Gefechts waren wir nur mit T-Shirt eingestiegen, mit dem aufkommenden Wind und nur noch wenig Sonne hatten wir zwar optimale Kletterbedingungen, doch an den Standplätzen wurde es dann ziemlich frisch... So waren wir froh, dass wir nun bloss noch 2x luftig abseilen mussten um wieder am Wandfuss zu gelangen, und uns in die warmen Klamotten hüllen konnten.
Nach einem ausgiebigen Klettertag und gelungenem Start in die Mehrseillängen-Saison hiess es wieder Abschied nehmen vom geliebten Schafberg. Ich werde bald wieder kommen, keine Frage!
(Schafberg Westwand - Frospfeiler)
Bemerkungen:
Sandi in the moon ist natürlich nicht DIE Megatour, aber zur Saisoneröffnung durchaus empfehlenswert, so lernt man nach monatelangem Leistenkrallen und Sloperpatschen wieder einmal richtig hinzustehen, denn mit Krafteinsatz erreicht man bei dieser Route gar nichts...
Achtung vor Steinschlag im Frühjahr, wenn sich noch Schnee auf dem Grat befindet, welcher in der Nachmittagshitze zu rutschen beginnt und Steine lösen kann. Auf dem Einstiegsband ist man davor NICHT geschützt!
Facts zu Sandi in the moon:
- Sehr schöne und homogene Route, welche in allen Seillängen fordernde Stellen aufweist. Die Tour verläuft weitestgehend auf kompakten Platten, die Graspolster stören vielleicht etwas das Bild, nicht aber die Kletterei!
- Für die Begehung können Kk oder einige kleinere Friends (Cam. Gr. 0.4-0.75) hilfreich sein.
- Optimale Länge, um ohne Rucksack und Pause in einem Schnuuz durchzuziehen, und anschliessend noch eine weitere Tour anzuhängen, oder im Klettergarten an der Westwand einige Seillängen zu klettern.
- Der Zustieg erfordert trittsicherheit und man sollte schwindelfrei sein (T5), bei Schnee teilweise heikel. Im Abstieg kann auch 1x abgeseilt werden (Abseilstelle).
Facts zum Frospfeiler:
- Steile und athletische Route, welche seit der Sanierung ein lohnendes Kletterziel darstellt.
- Bei optimalen Temperaturen und gutem Grip sind die abgespeckten Stellen noch immer gut kletterbar.
- Es stecken genügend Bohrhaken (dazu einige Nh, ein Fixkeil, und ein fixer Friend), es werden keine zusätzlichen Sicherungsmittel benötigt.
Webcams mit Sicht auf die Schafbergwand: klick! oder klick!
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