Beschreibung | Schafbergwand Westlicher Wandteil: Kleiner Klettergarten
(Schafbergwand - Westlicher Wandteil - Kleiner Klettergarten)
Seit über 20 Jahren existieren mehrere Routen am Westlichen Vorgipfel der Schafbergwand (Pkt. 1908m). Die nach Süden ausgerichteten Felsen sind unter dem Namen Kleiner Klettergarten bekannt. Der alleinstehende, formschöne Turm zwischen dem Kleinen Klettergarten und der Westwand (Luftschloss, Kein Wasser kein Mond) wird als Vorbauturm oder Südwestturm bezeichnet.
Erst kürzlich wurden diese Felsen nun wieder aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Bei bestehenden Routen wurde der Fels wenn nötig gesäubert; Normalhaken, durchgerostete Bohrhaken und Holzkeile(!) wurden durch Inox-Material ersetzt. Zudem sind diverse neue Routen dazugekommen, ein aktuelles Topo findet man im Internet. Alle Stände sind mit Umlenker versehen oder zum abseilen eingerichtet.
Kleiner Klettergarten
Nach Süden ausgerichtete Felsen, die vor allem im mittleren Wandteil leider nicht sehr strukturiert sind, somit wurde hier bis jetzt auch nichts eingebohrt. An der linken Kante verlaufen zwei (historische) Routen im unteren Schwierigkeitsgrad, allerdings müsste man hier das Material ersetzen. Im rechten Wandteil existierte bereits das Neeracher Dächli 6c (eingerichtet anno 1988), diese Route wurde nun saniert, und am 02.12.2011, noch vor dem Wintereinbruch, mit einer 2. Seillänge (Schnikschnak), versehen, welche so im Bereich 6b liegen sollte. Aneinandergehängt ergibt dies eine geniale, 35m lange Seillänge im Bereich 6c+. Die Grade gilt es allerdings noch zu bestätigen.
Die diversen Risse rechts vom Neeracher Dächli wurden ebenfalls begangen, Normalhaken und Holzkeile sind Zeitzeugen vergangener Heldentaten. Rechts neben dem Dächli wurde nun eine weitere Linie im Bereich 7a eingebohrt (Chrampfoderä), und rechts an der Kante führt eine schöne Linie in zwei Seillängen fast bis auf den Gipfelkopf (Ostriss). Da die Wand nach Süden ausgerichtet ist, kann der Fels relativ schnell abtrocknen, die Risse bleiben allerdings noch etwas länger nass. Der Wandfuss ist beinahe eben und bietet genügend Platz für gemütliche Pausen mit Aussicht ins Rheintal und Toggenburg. Sogar eine Grillstelle steht bereit! Die kleine Höhle daneben bietet Unterschlupf vor einem gewittrigen Regenguss.
Seit meinem letzten Besuch vor einigen Wochen hat sich hier oben bereits wieder einiges getan. Der Erschliesser war sehr aktiv, und hat im linken Wandteil nebst der Sanierung und begradigung der bestehenden Routen (Eremitensohn, Oh Myrta) einige neue Touren eingebohrt. Diese sind wie alle Routen hier oben technisch anspruchsvoll und verlangen eine saubere Fusstechnik. Der Fels ist meist sehr gut, die Absicherung für Klettergartenverhältnisse eher sportlich. Die Toproute (Kafitantä) sollte wohl so im Bereich 7b+/7c liegen.
Folgende Routen hatten wir heute geklettert:
Oh Myrta 5c+ (**): Nach dem Platteneinstieg folgt ein knackiger, leider oft noch feuchter Riss, anschliessend schöne Wand- und Verschneidungskletterei.
>> Die neu eingebohrte Variante hat eingentlich nicht mehr viel zu tun mit der ursprünglichen Route, welche mit 5b bewertet war...
>> Hui, gleich zu Beginn der Willkommensgruss, feuchte Risskletterei und grosszügige Absicherung ;-)
Eremitensohn 6a (*): Abwechslungsreiche Kletterei mit einigen schönen Kletterzügen, der Fels in der Schlussverschneidung ist leider nicht über alle Zweifel erhaben (auch wenn man meist auf der Platte klettert), und die letzten Meter klettert man auf von Flechten befallenem Fels.
>> Trotz Verlängerung einiger Bohrhaken kommt man nicht um Seilzug herum.
>> 35m, 70m Seil.
>> Scheint mir die unlohnendste aller Klettergartenrouten zu sein.
Kafitantä 7b+/c (***): Sehr schöne und abwechslungsreiche Route, mit einer deftigen Bouldercrux im unteren Teil. Nachdem man einen ersten Aufschwung überwunden hat, folgt die Cruxsequenz zwischen dem 4. und 5. Bh, ungefähr so: Ausgehend vom Untergriff mit rechts an kleine Leiste greifen (Seitgriff), links etwas höher stehen, mit rechts rausspreizen. Jetzt mit links an den rutschigen Zangengriff (Loch für Daumen), links hochstehen auf Sims, und mit rechts hochschnappen an schlechten Pinch, die Hand etwas nach rechts drehen, damit genügend Druck auf Daumen gebracht werden kann... Nun den rechten Fuss am besten dynamisch weit hochstellen auf Reibungstritt, Körper an die Wand drücken, und mit links frontal an Seitgriff schnappen. Linken Fuss ziemlich frontal auf Reibungstriff stellen, und jetzt mit rechts an Kante hochschnappen. Bereits jetzt könnte der verlängerte 5. Bh geklippt werden. Der obere Teil ist dann leichter, aber trotzdem noch anhaltend technisch und nicht geschenkt. Kurz vor dem Top folgt eine wacklige Querung nach links an Seitgriffen (Schulterzug mit rechts).
>> Der Grad ist noch zu bestätigen.
>> Nach intensivem Regen bleibt die Route etwas länger nass, vor allem die Cruxzone ist davon tangiert!
>> Die Bouldercrux zwischen dem 4. und 5. Bh ist wohl etwa Fb 7A/+.
>> 5. Bh verlängern.
>> Die Crux ging im Toprope gerade so, ev. nächstes Mal im Vorstieg...
Tantä Neva 6b+ (***): Die erste Hälfte klettert man wie beim Eremitensohn, anschliessend links weg direkt über den Pfeiler bis zum Top. Schöne, steile Riss- und Verschneidungskletterei, mit einer hübschen Platten- Verschneidungscrux im oberen Drittel.
>> 35m, 70m Seil
Nun war bereits Feierabend da ich heute etwas früher abzischen musste - aber ich werde hoffentlich bald wieder die Gelegenheit bekommen, mich an diesen anspruchsvollen Neutouren zu versuchen!
Bemerkungen:
An den beiden Felsen (Kleiner Klettergarten und Vorbauturm) existieren nun bereits zwei Dutzend neue oder sanierte Routen in mittleren Schwierigkeitsgraden, welche einen ganzen Klettertag vollständig auszufüllen vermögen. Natürlich sind die Routen auch als Zugabe nach einer Tour an der Westwand zu empfehlen.
Webcam mit Sicht auf die Schafbergwand: klick!
![](https://www.chmoser.ch/Images/copy.jpg) |