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 | Tourendetails San Vito Lo Capo - Sizilien |
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Tourenart | Sportklettern |
Charakter | Klettergarten - Einseillängen |
Kletterstil | Vertikal |
Datum | 07.10.2012 |
Region | |
Kletterführer | Sicily-Rock (GEBRO Verlag), DI ROCCIA DI SOLE (Versante Sud) |
Gestein | Kalk |
Anforderung | Fels
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Ernsthaftigkeit |  |
Absicherung |  |
Besucherandrang | Stark frequentiert |
Kindertauglich | Ja |
Zu- oder Abstieg | Über die Route abseilen |
Kondition | D |
Exposition | Alle Exp. |
Ideale Zeit | Herbst - Frühling |
Sonne |  |
Trocken bei Regen | Schnell trocken |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Links | www.bolt-products.com/ClimbSicily.htm |
Beschreibung | Klettern & Baden in San Vito Lo Capo - 28.09. - 07.10.2012, mit Dani & Familie
(Die Bucht von San Vito Lo Capo)
28.09.2012 - Anreise
Sizilien anfangs Oktober, dass dies nicht die beste Zeit zum klettern sein würde war uns bewusst, doch war es der einzige Timeslot, welcher für uns allen passte. Wir würden somit jeweils früh aus den Federn müssen, um einige Stunden im Schatten klettern zu können, und anschliessend dann ans Meer zum baden gehen. Und vielleicht würde es ja gar nicht mehr so warm sein? So oder so freuten wir uns riesig, nach drei Jahren erstmals wieder zusammen in längere Kletterferien zu verreisen, und dieses Mal sogar mit Kids, wer hätte das gedacht :-) Das diese Ferien überhaupt Tatsache wurden, haben wir alleine Dani zu verdanken - ein grosses Merci an dieser Stelle!
Nach riesiger Vorfreude und stundenlangem Packen war es endlich so weit, früh morgens standen wir alle am Flughafen Zürich, um unseren Airberlin-Flieger nach Palermo zu erwischen. Da wir zeitlich etwas knapp berechnet hatten, wurde es schliesslich ziemlich hektisch, doch letztendlich gelangten wir alle on board, und betraten zwei Stunden später, nach einem angenehmen und gänzlich krisenfreien Flug, den sizilianischen Boden.
Nachdem wir endlich den Schlüssel unseres Mietautos in den Händen hielten, und all unsere tausend Sachen in den kleinen Lancia Musa gepresst hatten, nahmen wir die ca. einstündige Fahrt nach San Vito Lo Capo unter die Räder. Die Klimananlage verrichtete Schwerstarbeit, denn draussen war es richtig heiss, um 11.00 Uhr zeigte das Thermometer bereits beachtliche 37 Grad! Zuerst auf der Autobahn A29 Richtung Trapani bis zur Ausfahrt Castellammare del Golfo, dann auf der gut ausgebauten SS187 nach Custonaci. Weiter den Schildern folgend in 20 Minuten nach San Vito lo Capo. Auf dem 4-Sterne Camping La Pineta angekommen hiess es noch einmal anstehen, bis wir endlich den Schlüssel zu unserem schönen Bungalow ausghändigt bekamen, nun waren wir aber entgültig angekommen!
Nachdem die Kleinen sich etwas erholt hatten, ging's am späteren Nachmittag endlich ans Meer. Erwartungsgemäss vergoss Yanik einige Tränen, als wir ihn beim Eindunkeln aus dem Wasser zerren mussten, er wollte und wollte einfach nicht rauskommen :-) Der grillierte Fisch schmeckte dann herrlich, und wir konnten das Essen sogar in Ruhe geniessen, da sich die Kinder bereits ins Land der sandigen & salzigen Träume verabschiedet hatten. Als wir später das Licht löschten war es bereits nach 23.00 Uhr, der Wecker war auf 06.30 Uhr gestellt und würde uns eine kurze Nacht bescheren. In Anbetracht eines weiteren Hitzetages war dies leider ein notwendiges Übel, wollten wir einige Stunden im Schatten klettern.
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29.09.2012 - Custonaci - Never Sleeping Wall (****)
(Custonaci - Sektor Never Sleeping Wall)
Die Never Sleeping Wall ist eine mächtige, nach SW ausgerichtete Felsmauer unterhalb eines riesigen Steinbruches, welchen man allerdings nur von weitem sieht (Zum Beispiel von diesem Strand). Ideal zum klettern sind bestimmt die Wintermonate, will man hier im Herbst oder Frühling klettern, dann sollte man früh aus den Federn, Ende September erreicht die Sonne bereits um 13.30 Uhr den Wandfuss. Das Routenspektrum reicht von 5b bis 8a+, es hat somit für (fast) jeden etwas dabei.
Weitere Facts zur Never Sleeping Wall:
- Die Sonne erreicht den Wandfuss um 13.30 Uhr (Ende September).
- Wand ist leicht überhängend, es kann auch bei leichtem Regen geklettert werden. Nach intensiven Regenfällen bleiben die Sinter länger nass.
- Ebener Einstiegsbereich und prima mit Kids.
- Sehr kurzer Zustieg (Vorsicht Dornenbüsche).
- Fels- und Routencharakter: Vorwiegend Ausdauerkletterei an Sinter und Leisten, bei den leichten Routen rechts aussen findet man scharfen, wasserzerfressenen Kalk. Viele Routen sind 30m oder länger, man sollte mindestens ein 70m Seil, oder noch besser ein 80m Seil dabeihaben, und auch genügend Express.
- Nachtrag 04/2013: Im linken Wandteil der Never Sleeping Wall existieren bereits seit längerem einige Neutouren. Von links nach rechts: La Rossatua 6c+, Fran Zeta 6c, Ede 7a+ und Enoteca Randazzo 7b.
Obwohl die Temperaturen früh morgens schon bei 35 Grad lagen, konnten wir im Schatten bestens klettern, erstaunlicherweise sogar ohne schweissige Hände zu kriegen - der bisweilen starke Wind hatte die Luft total abgetrocknet und für tiptopen Grip gesorgt! Nachdem wir uns einen Überblick verschafft hatten, sind wir in folgende Routen eingestiegen:
Silent Sleep 6a+ (***): Schöne, meist griffige aber recht anhaltende Tufa-Kletterei, für den Schwierigkeitsgrad wird einem hier nichts geschenkt!
>> Zünftige Hakenabstände und einige zwingende Passagen sprechen eher für 6b.
>> Endlich wieder einmal Tufa's klettern, welcome to Sicily!
Long Sleep 6b+ (***): Sehr schöne Tufa-Kletterei für den Schwierigkeitsgrad, mit drei schwierigeren Stellen: Am Einstieg, nach gut einem Drittel, unter dem Stand dann entweder ein Blockierer an eine Leiste, oder am Sinter rechts rum.
>> Nicht viel schwieriger als Silent Sleep.
Harissa 5b (*): Griffige Kletterei an scharfem Fels. Etwas unschöne Einzelstelle.
>> Immerhin hat es so auch eine Route für weniger starke Kletterer oder Kids (im Nachstieg).
Tears of Freedom 7a+ (****): Perfekte Sinterkletterei, mit einer fiesen Längencrux im unteren Drittel: Mit links an Leistenzange, hochstehen auf kleine Tritte und mit rechts hoch an den Sinter-Untergriff. Nachdem man in der Folge diesen Sinter geritten hat, folgt mehr oder weniger griffige Sinterkletterei, die bis zum Umlenker nach 37m doch noch etwas Ausdauer erfordert.
>> Eigentlich schon eher Soft for the grade, wäre da nicht diese morpho Einzelstelle...
>> Mir hat die Tour super gefallen, vielleicht ist sie nicht gerade die Beste der Welt, aber trotzdem nicht zu verpassen!
>> Jawohl, ein Auftakt nach Mass, und dies bei 35 Grad ;-)
Peperoncini 6a (**): Wandkletterei an Tropflöchern, Löchern und Leisten. Eine Einzelstelle wartet kurz vor dem Stand.
>> Scharfer Fels!
Als die Sonne um 13.30 Uhr den Wandfuss erreichte, wurde es sofort unmenschlich heiss, wir waren aber bereits in den Startlöchern und hatten sogleich das Weite resp. das erfrischende Nass gesucht. Die Taktik war somit perfekt aufgegangen - Morgens klettern, und Nachmittags ans Meer :-)
Projekte an der Never Sleeping Wall:
- Pioneer 6c+
- Superman 8a
- Evil lurks... 8a
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30.09.2012 - Salinella - Grotta Pineta (***)
(Salinella - Sektor Grotta - Pineta)
Die Grotta Pineta ist ein nach Westen ausgerichteter, tiefer Einschnitt im südlichen Teil des langen Felsbandes Salinella. Sie befindet sich unmittelbar vor dem Camping El Bahira, Zustieg zur Grotte in wenigen Minuten. Ende September erreicht die Sonne hier frühstens um 14.00 den Wandfuss, in der Grotte selber kann man den ganzen Tag im Schatten klettern. Das Routenspektrum reicht von 3b bis 8b, hier kommt somit jeder auf seine Kosten. Dementsprechend kann es hier auch ziemlich voll werden.
Weitere Facts zur Grotta Pineta:
- Kurzer, kaum exponierter Zustieg.
- Im linken Wandbereich ebener Einstiegsbereich und geeignet für Kinder. Sonne dort ab ca. 14.00 Uhr (Ende September).
- In der Grotte oben ist der Boden flach und perfekt kindertauglich, wäre da nicht der verblockte Zustieg. Mit etwas Vorsicht ist dieser aber gut zu bewältigen.
- Die Grotte sowie der rechte Wandteil bleibt den ganzen Tag im Schatten.
- Einige Hornissen kamen zum Wasser tanken.
- Wohlriechender Vogeldreck, wie es sich gehört ;-)
- Fels- und Routencharakter: Im linken Wandbereich findet man einige schöne Wandklettereien an stumpfen Löchern und Leisten, weiter hinten in der Grotte dann stark überhängende und athletische Sintertouren. Im rechten Wandteil klettert man an scharfem, wasserzerfressenem Fels, hier findet man auch einige leichtere Routen. Ein 60m Seil ist ausreichend.
Heute stieg das Thermometer zwar nur noch auf 30 Grad, dafür war es deutlich feuchter wie gestern, somit auch wieder suboptimale Verhältnisse für harte Moves. Wir liessen uns aber nicht unterkriegen, und hatten einen Sektor ausgesucht, wo es sich auch bis in den Nachmittag im Schatten klettern lässt. Mit dem Sektor Grotta Pineta wurden wir fündig. Nachdem wir uns einen Überblick verschaffen konnten, hatten wir im linken Wandteil folgendes geklettert:
Per i nostri amici 6b (****): Sehr schöne und abwechslungsreiche Wandkletterei an Löchern und Leisten. Cooler, athletischer Einstieg, technische Crux in der Mitte, griffiges Finish.
>> War früher mit 6a+ bewertet! 6b fanden wir aber durchaus passend.
Schattenlinie 8a (***): Sehr steile und athletische Sinter- und Leistenkletterei. Auf den ersten 2/3 griffig und max. 7b/7c, die zupfige Powercrux folgt beim 8. Bh: Mit rechts an den markanten Daumenklemmer auf Schulter, rechts hochstehen, mit links in schlechten Untergriff, links hochstehen, mit rechts die Sinterzange zwischengreifen und weiter hoch an Sinter-Untergriff, mit links in weiteren kleinen Untergriff, Füsse besser platzieren, dann mit rechts an den guten Griff/Patscher rechts aussen schnappen. Füsse kommen lassen und rechten Fuss nach rechts auf Sinterleiste stellen. Handwechsel an guten Untergriffen und wenn möglich kurz schütteln, dann rechts hochstehen und mit rechts weit hoch zuerst an Sinterzapfen, und weiter in den messerscharfen Schlitz schnappen (Vorsicht!). Klippen und weiter an guten Sinter, nun ist's praktisch geschafft, nach wenigen Zügen kann der Umlenker geklippt werden.
>> Cruxvariante für Zwerge, für grössere Kletterer gibt's eine einfachere Lösung...
>> Die Tour ist ca. 10m überhängend und komplett mit Fixexpressen ausgestattet!
>> Den 8. Fixexpress zusätzlich mit einem langen Express verlängern.
>> 2x im Vorstieg, 1x im Nachstieg.
Nun gut, der Tag war zwar nicht von Erfolg gekrönt, trotzdem hatten wir bei diesen schwül-heissen Bedingungen das Beste rausgeholt. Bald ging es zurück zum Camping und anschliessend wieder an den gepflegten Strand von San Vito. Das Wasser war noch unglaublich warm, und lud auch die sonst eher wasserscheuen Individuen zum baden ein.
Projekte im Sektor Grotta Pineta:
- Schattenlinie 8a
- Soundgarden 8a (es fehlt momentan leider ein Bolt, Stand Okt. 2012 // Bolt wurde ersetzt, Stand April 2013)
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01.10.2012 - Salinella - Anfiteatro - Pietraia (***)
(Salinella - Sektor Anfiteatro - Pietraia)
Das Anfiteatro ist ein eingekesselter, nach S/SW ausgerichteter Felsabschnitt im südlichen Teil des langen Felsbandes Salinella. Es befindet sich unmittelbar neben dem Camping El Bahira, Zustieg in wenigen Minuten. Die Sonne erreicht hier bereits früh den Wandfuss, tiefere Temperaturen oder Bewölkung zum klettern sind hier von Vorteil. Die Mehrheit der Routen befindet sich in den Graden 6a bis 7a, hier kommen somit eher die Soft- oder angehenden Hardmover auf ihre Kosten. Dementsprechend voll geht es hier zu und her.
Weitere Facts zum Anfiteatro - Pietraia:
- Sonne bereits früh an der Wand, ideales Wintergebiet.
- Kurzer, aber verblockter Zustieg.
- Verblockter, teils abschüssiger und kleinräumiger Einstiegsbereich, somit nur bedingt kindertauglich.
- Fels- und Routencharakter: Steile, athletische und spektakuläre Routen in unteren bis mittleren Schwierigkeitsgraden an rötlichem, versintertem Fels. Ein 60m Seil ist für alle Touren ausreichend.
Heute zeigte das Thermometer früh morgens nur noch 25 Grad an, dafür war es nach den gestrigen Gewittergüssen unglaublich feucht und drückend. Trotzdem standen wir bereits früh am Fels, doch bevor wir wieder in die Grotta Pineta gehen würden, wollte ich mich im Anfiteatro etwas aufwärmen.
Seltsam anmutende Vollspacken 7b (***): Steile und athletische Kletterei an Löchern und Sinter, die Crux folgt bereits im unteren Teil über den steilen Bauch. Gute Ruhepositionen erleichtern den erfolgreichen Durchstieg.
>> Zum Zmorge ;-)
>> Selbst die grössten Henkel boten kaum Halt bei diesem Tropenklima - trotzdem schaffte ich es mit Hilfe einer Unmenge Magnesia den Umlenker sturzfrei zu klippen.
>> In Finale wäre das eine 7a, obwohl die Einzelstelle natürlich schon nicht ganz ohne ist.
Nachdem ich etwas ausgeschwitzt und den Karsumpel wieder verstaut hatte, zogen wir mit den Kindern weiter zur angenehm kühlen Grotte.
01.10.2012 - Salinella - Grotta - Pineta (***)
(Salinella - Sektor Grotta - Pineta)
Als das Lager aufgebaut war, die Frauen geklettert und Kinder geschaukelt hatten, hatte ich mich im linken Wandteil erneut an der Schattenlinie versucht:
Schattenlinie 8a (***): Sehr steile und athletische Sinter- und Leistenkletterei. Auf den ersten 2/3 griffig und max. 7b/7c, die zupfige Powercrux folgt beim 8. Bh: Mit rechts an den markanten Daumenklemmer auf Schulter, rechts hochstehen, mit links in schlechten Untergriff, links hochstehen, mit rechts die Sinterzange zwischengreifen und weiter hoch an Sinter-Untergriff, mit links in weiteren kleinen Untergriff, Füsse besser platzieren, dann mit rechts an den guten Griff/Patscher rechts aussen schnappen. Füsse kommen lassen und rechten Fuss nach rechts auf Sinterleiste stellen. Handwechsel an guten Untergriffen und wenn möglich kurz schütteln, dann rechts hochstehen und mit rechts weit hoch zuerst an Sinterzapfen, und weiter in den messerscharfen Schlitz schnappen (Vorsicht!). Klippen und weiter an guten Sinter, nun ist's praktisch geschafft, nach wenigen Zügen kann der Umlenker geklippt werden.
>> Cruxvariante für Zwerge, für grössere Kletterer gibt's eine einfachere Lösung...
>> Die Tour ist ca. 10m überhängend und komplett mit Fixexpressen ausgestattet!
>> Den 8. Fixexpress zusätzlich mit einer langen Express verlängern.
>> Heute bis und mit 8. Bh durchgeklettert. Die Crux perfekt ausgebouldert, trotzdem fühlte ich mich meilenweit entfernt von einem Durchstieg.
>> 2 Versuche heute, total 5.
Im rechten Wandteil hatten wir dann noch folgendes geklettert:
Straight edge 6a (**): Hübsche Wandkletterei an scharfem Fels.
>> Runout nach dem 3. Bh!
Dog bites man 6a (**): Aussichtsreiche Kletterei an messerscharfem Fels! Einstiegsboulder, dann einfacher.
>> Stiff grading!
Leider hatte es wieder nicht geklappt mit der Schattenlinie, doch wollte ich es für einmal gut sein lassen, es gab ja noch viele andere Routen und Sektoren zu entdecken...
Projekte im Sektor Grotta Pineta:
- Schattenlinie 8a
- Soundgarden 8a (es fehlt momentan leider ein Bolt, Stand Okt. 2012 // Bolt wurde ersetzt, Stand April 2013)
01.10.2012 - Salinella - Pipeline - Pietraia (****)
(Salinella - Sektor Pipeline - Pietraia)
Der Sektor Pipeline ist ein farbenschöner und prächtiger, nach SW ausgerichteter Felsabschnitt im südlichen Teil des langen Felsbandes Salinella. Er befindet sich unweit vom Camping El Bahira, das dicke, schwarze Wasserrohr des Campingplatzes sieht man schon von Weitem. Zustieg zur Wand in wenigen Minuten. Die Sonne erreicht am frühen Nachmittag den Wandfuss, tiefere Temperaturen oder Bewölkung zum klettern sind auch hier von Vorteil. Das Routenspektrum reicht von 6a bis 8a+, hier kommen weniger starke bis starke Kletterer auf ihre Kosten. Einige der besten Wandklettereien der Insel stünden hier zu Auswahl, so wird es zumindest im Kletterführer proklamiert.
Weitere Facts zum Sektor Pipeline - Pietraia:
- Kurzer, verblockter und leicht abschüssiger Zustieg.
- Abschüssiger Einstiegsbereich, nichts für Kinder!
- S-Expo, somit früh an der Sonne.
- Fels- und Routencharakter: Kompakte Mauer mit vielen tollen und langen Wandklettereien, an einem rötlich-grauem, marmoriertem und versintertem Kalkfels. Ein 60m Seil ist für alle Touren ausreichend.
Zum ausklettern wollten wir eigentlich noch einmal ins Anfiteatro gehen um eine gemütliche 7a zu klettern, da sich dort allerdings viele Kletterer tummelten, gab ich im Sektor Pipeline, in der Route Walk the Line, noch einen Onsight-Go. Die Verhältnisse waren allerdings schlecht, die Wand lag voll an der Sonne und die Feuchtigkeit war beinahe greifbar.
Walk the Line 7b (***): Schöne, recht homogene Wandkletterei an Leisten und Löchern. Leider mit einem üblen Längenzug nach links an einen versteckten Henkel, ausgehend von schlechten Tritten und Griffen kurz vor dem Top (morpho).
>> Bei feuchten Verhältnissen der Haftreibung zu wenig Vertrauen geschenkt und das Onsight verschenkt, schade!
Tja, nix gewesen ausser Spesen, hart gekämpft und alles verloren :-) Natürlich war alles halb so schlimm, denn beim Auto warteten bereits die Kids, welche wie immer die volle Aufmerksamkeit verlangten. Leider war es unterdessen ziemlich spät, für's Meer sollte es heute nicht mehr reichen. Aber für was hat man schliesslich einen Pool vor der Haustür?! Nachdem wir die obligatorischen Badekappen für 3 Euro erstanden und montiert hatten, konnten wir uns im runtergekühlten Chlorwasser austoben, bis zur Sperrstunde um 19.00 Uhr. Nun knurrten die Mägen, welche wir nach einem 10-minütigen Marsch ins Zentrum von San Vito, mit einem guten Essen, in einem der vielen, heiss umworbenen Restaurants, stillen konnten.
Projekte im Sektor Pipeline - Pietraia:
- Red Alert 7c+
- Black Snake 7b+
- Pipeline 7c
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02.10.2012 - Custonaci - Never Sleeping Wall (****)
(Custonaci - Sektor Never Sleeping Wall)
Voll motiviert (ich zumindest :) waren wir bereits alle wieder früh am Fels, sind dann allerdings noch einige Male leicht geduscht worden, glücklicherweise nur am Wandfuss, die Wand blieb tiptop trocken. Anschliessend herrschten perfekte Bedingungen bei rund 20 Grad mit Bewölkung, leider waren die Batterien bereits auf Reserve... Nachmittags riss es dann plötzlich auf und die Sonne brannte an den Fels - trotzdem sind wir optimistisch nochmals in eine Route eingestiegen, und mussten einen heissen Preis dafür zahlen. Wenigstens hatten wir nun einen perfekt sizilianischen Teint ;-)
Fun und Seitenstrang 6b (**): Zuerst einfache Sinterkletterei bis ins grosse, mit Taubendreck gefüllte Loch, dann bitterer Längenzug an einen Sinterstrang links, anschliessend wieder schöne Sinterkletterei.
>> Für Zwerge mit bitterem Längenzug (oder Boulder an schlechten Leisten) und somit eher 6c!
>> Die Route könne auch heissen: Ab durch die Vogelscheisse!
Bella Susanna 7a (****): Tolle Route! Auf 25m eher eine 6a, mit einer Einzelstelle à la Tears of Freedom (ausgehend von schlechten Leisten rechts hochstehen und mit rechts hoch an Untergriff/Sinter), zuletzt anhaltende Sinterkletterei mit begrenzten Ruhepositionen.
>> Der Stand muss noch vom Sinter (Untergriff) geklippt werden!
>> 5m-Runout zwischen dem 4. und 5. Bh.
Conscious Change 6b+ (***): Technische Wand- und Sinterkletterei, griffiges Finish an genialen Sintersäulen und Zapfen.
>> Wirkte irgendwie anspruchsvoller als Bella Susanna, halt einfach nicht so anhaltend.
Sweet dreams are made of this 6c (***): Pumpige, aber durchwegs griffige Sinterkletterei.
>> Sind alles direkt geklettert, fanden aber 6a+ eher passend als 6c.
Nachdem die Route ausgeräumt war verliessen wir fluchtartig den Wandfuss, glücklicherweise hatten wir für die Kinder zuvor ein halbwegs schattiges Plätzchen gefunden. Gemäss eines Arbeitskollegen sollte es bei Custonaci einen schönen Sandstrand geben, welcher von den Touristenmassen weitestgehend verschont bleiben würde. Diesen wollten wir nun suchen gehen, was für einmal auf Anhieb gelang. Der Strand liegt etwas versteckt hinter Marmorfabriken, und bietet einen schönen Blick auf den Monte Cofano und die Never Sleeping Wall daneben. Erst jetzt sieht man eigentlich, was sich über dieser an und für sich mächtigen Wand befindet, ein riesiges Marmor Abbaugebiet!
(Die Never Sleeping Wall, unterhalb riesiger Marmor Abbaugebiete)
Die See war dann leider sehr rau und der Strand steil abfallend, so hatten wir uns heute nicht ins Wasser getraut, sondern es beim Füsse nass machen belassen. Dafür waren wir später zur Poolparty und extrem leckeren Gelati im Ristobar Gelateria Il Gabbiano an der Strandpromenade geladen, jammi!
Nachtrag 04/2013: Im linken Wandteil der Never Sleeping Wall existieren bereits seit längerem einige Neutouren. Von links nach rechts: La Rossatua 6c+, Fran Zeta 6c, Ede 7a+ und Enoteca Randazzo 7b.
Projekte an der Never Sleeping Wall:
- Pioneer 6c+
- Superman 8a
- Evil lurks... 8a
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03.10.2012 - Ruhetag - Exkursion zur Tempelanlage Segesta
(Das wunderschön gelegene Theater von Segesta)
Irgendwann sind die Batterien leer, und man muss gezwungenermassen einen Pausentag einlegen, um Haut und Muskeln zu regenerieren. Die Gegend rund um San Vito wartet mit einigen lohnenden Zielen und Sehenswürdigenkeiten auf, welche man sich nicht entgehen lassen sollte. So zum Beispiel die Tempelanlage Segesta, welche ab San Vito mit dem Auto in gut 45 Minuten erreicht werden kann (falls man keine Umwege durch's Hochland über Schotterstrassen machen möchte).
Nachdem man als Schweizer 6 Euro Eintritt bezahlt hat (als Europäer zahlt man lediglich 3 Euro), kann man in 5 Minuten zu Fuss zur Tempelanlage, oder dann in 20 Minuten, auf der asphaltierten Strasse, steil den Berg hochsteigen bis zum antiken Theater (für Gehfaule fahren auch Busse). Der Platz für das Theater war damals perfekt gewählt worden, von hier oben hat man einen wunderbaren Blick ins Tal (heute leider auf die Autobahn) und bis ans Meer, dies muss bei Sonnenuntergang sicher eine sehr spezielle Stimmung geschaffen haben.
Obwohl das Ganze schon sehr touristisch dahergekommen ist, hatte sich unseres Erachtens der Ausflug gelohnt. Gut informiert von meinem Arbeitskollegen fuhren wir nun zurück nach Castellamare und weiter bis zum Südende des Parco dello Zingaro, hier sollte es, eingebettet in einer idyllischen Bucht, einen weiteren schönen, nur von Einheimischen und Insidern genutzen Kiesstrand zum baden geben. Auf Grund einer Verwechslung fanden wir den Weg leider nicht ganz bis nach Tonnara di Scopello, der Strand an der Baia di Guidaloca war allerdings auch sehr schön und sauber, was uns für einige Stunden zum verweilen bewegte.
(Strand beim Parco dello Zingaro)
Zurück in San Vito ging's erstmal wieder in die Gelateria, einmal davon geleckt kann man einfach nicht mehr davon loskommen! Die Gelati wären sicher mit ein Grund, wieso wir wieder nach Sizilen reisen würden ;-)
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04.10.2012 - Salinella - Torre Isulidda (***)
(Salinella - Sektor Torre Isulidda)
Der Sektor Torre Isulidda ist ein nach Süden ausgerichteter Felsabschnitt am Anfang des langen Felsbandes Salinella, unmittelbar neben den Villen und direkt unter einem markanten, von weitem sichtbaren Turm. Zustieg zur Wand und zur Grotte in wenigen Minuten. Die Sonne erreicht bereits um die Mittagszeit den Wandfuss, in der Grotte bleibt es noch etwas länger schattig, trotzdem sollte man früh aufstehen, oder dann tiefere Temperaturen oder Bewölkung zum klettern favorisieren. Das Routenspektrum reicht von 4c bis 7c, bis auf die wahren Helden kommt hier jeder auf seine Kosten. Ein 60m Seil ist für die meisten Touren ausreichend, will man die 2-Seillängen-Routen rechts aussen an einem Stück klettern, muss man am Zwischenstand umfädeln.
Weitere Facts zum Sektor Torre Isulidda:
- Kurzer, verblockter Zustieg.
- Verblockter und abschüssiger Einstiegsbereich, nicht kindertauglich! Dafür hat es unterhalb der Felsen viel Platz für die Kleinen, der Zustieg zur Wand und zur Grotte dauert lediglich 2 Minuten, somit ist auch dieser Crag eigentlich ideal mit Kids.
- Die Sonne scheint bereits um 12.00 Uhr voll an die Wand, somit ein ideales Wintergebiet!
- Fels- und Routencharakter: Links- und rechts der Grotte Wandklettereien an kleinen Leisten und wasserzerfressenem Fels, in der Grotte findet an einige originelle, leichtere Sinterklettereien sowie die fotogene Sinterroute Star Gate.
Morgens um 08.30 Uhr zeigte das Thermometer bloss noch 19 Grad an, dazu ein wolkenloser Himmel und trockene Luft, perfekte Voraussetzungen für einen erfolgreichen Klettertag! Bereits am Vortag hatten wir den Plan gefasst, früh morgens den Sektor Torre Isulidda aufzusuchen, um hier einige Touren anzugehen. Nachdem wir das Basecamp aufgestellt hatten, stiegen wir abwechslungsweise hoch zu den Felsen, um folgende Routen zu klettern:
Sole Mio 6a (***): Sehr schöne Wandkletterei an Leisten und Löchern in allen Grössen.
>> Wäre die Route etwas länger, dann könnte man sogar über den 4. Stern diskutieren.
>> Dient auch als Zustieg zu Stargate.
Stargate 7c (***): Steile und athletische Kletterei an einem überhängenden Sinter, Ausstieg an wasserzerfressenem Fels. Fotogene Linie!
>> Der Fotoapparat war zwar gezückt, leider hatte Yanik gerade sein erste, freie Notdurft verrichtet, und brauchte dazu noch etwas Unterstützung ;-)
>> Habe einen 3. Versuch benötigt, da beim ersten Mal schlecht ausgebouldert und den 2. Versuch verschissen.
Noch vor dem Mittag und der gnadenlosen Sonne konnte ich die Stargate knipsen, und anschliessend nochmals schnell die Sole mio klettern, bevor die Sonne gnadenlos an die Wand brannte, und wir uns in schattigere Gefilde aufmachten...
04.10.2012 - Monte Monaco - Cattedrale nel Deserto (****)
(Monte Monaco - Sektor Cattedrale nel Deserto)
Am linken Rand der Nordwand des Monte Monaco befindet sich der Sektor Cattedrale nel Deserto, es ist eines der ältesten Sportklettergebiete der Gegend. Im Gegensatz zu den meisten, nach Süden ausgerichteten Sektoren klettert man hier den ganzen Tag im Schatten und idealerweise von Frühling bis Herbst, im Hochwinter ist es hier wohl zu kalt. Es stehen ungefähr 40 Routen zwischen 5c bis 7c zur Auswahl.
Weitere Facts zum Sektor Cattedrale nel Deserto:
- Gemütlicher, kindergängiger Zustieg in weniger als 10 Minuten.
- Flacher und sehr geräumiger Einstiegsbereich, ideal mit Kids!
- N-Expo, ganzer Tag im Schatten, zudem weht ständig ein kühler Wind, warme Kleider dabeizuhaben ist auch bei 30 Grad nicht verkehrt.
- Bei kaltem Nordwind (Mistral) wird der Fels mit einer salzhaltigen Schicht überzogen, und die steilen Sinter- und Löchertouren im zentralen Wandteil werden sehr schmierig, dann hat man hier wenig Freude und sollte ein anderes Ziel wählen.
- Ziegengelände.
- Wunderbare Sicht auf die Bucht von San Vito.
- Fels- und Routencharakter: Im zentralen Wandteil befinden sich einige lange und spe(c)ktakuläre Sinterrouten, im linken und rechten Wandteil einige vermeindlich leichtere Touren an grauen Platten oder zerfetzig scharfem, wasserzerfressenem Fels. Um alle Routen klettern zu können, sollte man ein 70m Seil, oder noch besser ein 80m Seil dabeihaben.
Da der Camping La Pineta mit unserem Apartment praktisch auf dem Weg zum Monte Monaco lag, machten wir dort zuerst noch einen kurzen Zwischenstopp um den Kühlschrank zu plündern, bevor wir uns gestärkt auf den Weg zum Sektor Cattedrale nel Deserto machten. Nachdem wir in wenigen Minuten zum Wandfuss hochgestiegen waren, machten wir uns umgehend ans klettern, da es nun bereits etwas später war, und wir die verbleibende Zeit optimal nutzen wollten. Bei perfektem Grip sind wir in folgende Routen eingestiegen:
Niente ci fece 6c (***): Sehr schöne und technisch eher anspruchsvolle Wandkletterei an Löchern, Leisten und Sinter.
>> Nicht gerade zum hochspazieren...
>> Dient auch als Zustieg zu E'Un Mondo Difficile.
E'Un Mondo Difficile 7a+ (****): Geniale Sinterkletterei, mit einer kratzigen Wandstelle im unteren Abschnitt, dann bloss noch Ausdauer.
>> Weltklasse, noch besser als Tears of Freedom!
>> Bei gutem Grip eine Traumtour, bei schlechtem Grip wohl eher eine Albtraumtour.
Sgrillescion 6c+ (***): Schöne Kletterei, welche einem diagonalen Finger-/Handriss folgt. Anfangs noch einfach, wird die Route nach oben hin immer schwieriger, bis kurz vor dem Top noch ein tricky Balance-Problem wartet.
>> War leider stellenweise schon etwas abgegriffen.
>> Huu, knapp aber doch :)
Nun waren wir bedient, das war ein schöner, abwechslungsreicher, ausgiebiger und auch erfolgreicher Klettertag! Jegliches Zeitgefühl verloren marschierten wir hinunter zur Strasse und zum Auto, und waren erstaunt, dass die Uhr erst etwas nach 17.00 Uhr anzeigte. Da blieb noch genügend Zeit um im Pool zu plantschen, bevor es, wie üblich, entlang der Strandpromenade ins Zentrum von San Vito ging, wo wir von den Türstehern wie immer heiss umworben wurden.
Projekte im Sektor Cattedrale nel Deserto:
- La Corte dei Miracoli 7b
- Assassinio nella Cattedrale 7a+
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05.10.2012 - Salinella - Bunker - Grotta della Palma (**)
(Salinella - Sektor Bunker - Grotta della Palma)
Die Grotta della Palma ist ein nach Süden ausgerichteter, kleiner Sektor, welcher sich im zentralen Teil der Salinella befindet (die Sektoren beim Camping befinden sich im südlichen Teil). Zustieg zur Grotte in 10-15 Minuten. Anfangs Oktober erreicht die Sonne bereits um 12.00 den Wandfuss, tiefere Temperaturen oder Bewölkung zum klettern sind hier Voraussetzung. Die Routenauswahl ist leider beschränkt, lediglich 5 Routen in unteren und mittleren Schwierigkeitsgraden (6a-7b/7c) stehen zur Auswahl.
Weitere Facts zum Sektor Grotta della Palma:
- Etwas längerer Zustieg durch die Wüste.
- Ebener Einstiegsbereich und gut mit Kids.
- Leider sehr viele Fliegen und noch mehr kleine Mücken :-(
- Sonne bereits ab 12.00 Uhr (SW-Expo gemäss Führer stimmt nicht)! Und da die Felsen zudem vom Meer etwas zurückversetzt sind, kann es an der Wand sehr heiss und unerträglich zum klettern werden. Somit eher ein Wintergebiet.
- Fels- und Routencharakter: Wandklettereien an stellenweise rattenscharfem, aber leider auch brüchigem Fels, der leider nicht zum Besten gehört, was San Vito zu bieten hat. Im zentralen Teil der Grotte findet man auch einige Sinterstrukturen. Für die Routen ist ein 60m Seil ausreichend.
Heute war es wieder etwas wärmer, um 08.30 Uhr zeigte das Thermometer bereits 21 Grad! Der Himmel war wolkenlos, es würde einmal mehr ein heisser Tag werden. Nachdem wir der Schotterstrasse hinunter zum Meer gefolgt waren, und die wüstenartige Einöde durchschritten hatten, erreichten wir schweissgebadet die von weitem sichtbare Palmengrotte. Die Wand sei nach SW exponiert; das dies nicht ganz stimmen konnte war uns bereits jetzt schon klar, in 1-2 Stunden würde die Sonne hier bereits an die Wand brennen. Somit machten wir nicht lange Faxen, warfen uns stattdessen ins Klettergewand, und stiegen in folgende Routen ein:
Ricotta Salata 6a+ (**): Griffige Wandkletterei an Henkeln und scharfen Tropflöchern.
>> Einige brüchige Zonen, vor- und umsichtiges Klettern ist angesagt.
Profondo Rosso 6c+, oder 7b/7c (**): Abwechslungsreiche, leider etwas inhomogene Wandkletterei. Im unteren Abschnitt ein knallharter, athletischer Boulder über den Bauch, oben feingriffige Wandkletterei und deutlich leicher.
>> Harte Boulderstelle im unteren Abschnitt, wenn man sie direkt klettert und nicht links umgeht. Verglichen mit den Routen beim El-Bahira ist diese Tour sehr hart bewertet, dort würde sie eher einer 7b/7c entsprechen. Vielleicht ist aber auch etwas ausgebrochen?!
>> Nachdem ich den Boulder ausgecheckt hatte, konnte ich die Route im 2. Versuch durchsteigen, bereits an der Sonne, wow ;-)
Nun war aber Schluss, bei diesen Verhältnissen war nicht ans klettern zu denken, so machten wir uns auf den Rückweg durch die Wüste zurück zum Auto. Rückblickend ist die Wahl dieses Sektors gewiss ein Fehler gewesen, aber im Nachhinein ist man immer schlauer.
Nachdem wir uns auf der schattigen und kühlen Terrasse unseres Bungalows erfrischt hatten, zogen Martine und ich, für einmal ohne Kinder und Dani, noch einmal Richtung Monte Monaco, in 2-3 Stunden würden wir hier noch ein paar Routen klettern können.
05.10.2012 - Monte Monaco - Cattedrale nel Deserto (****)
(Monte Monaco - Sektor Cattedrale nel Deserto)
Im Sektor Cattedrale nel Deserto angekommen, hielten wir uns nicht lange auf, sondern machten uns sogleich ans Werk:
Calcarea 6b (**): Abwechslungsreiche Kletterei an Leisten, Löchern, Auflegern und Sinter.
>> Die Tour wäre eigentlich schön, leider ist sie bereits in die Jahre gekommen, war heute zudem sehr seifig und somit eher anspruchsvoll zum klettern!
Comment te dire adieu 6c (****): Geniale, anhaltend technische Wandkletterei an Leisten und Löchern in allen Grössen, mit zünftigen Hakenabständen.
>> Top Route, der Fels lässt hier keine Wünsche offen!
>> Könnte gut 6c+ sein.
Il Puparo 6c (***): Abwechslungsreiche und technisch anspruchsvolle Wandkletterei an Tropflöchern und Sinter. Zünftige Hakenabstände verlangen auch hier vollste Konzentration.
>> Meine Hassliebe mit 6c Routen: Sau anspruchsvoll, aber trotzdem nur 6c...
>> Könnte gut 6c+ sein ;-)
Die Verhältnisse waren heute leider bei weitem nicht mehr so gut wie gestern. Irgendwie fühlte sich alles rutschig an, wie wenn jemand den Fels zuvor mit Sonnencrème oder Seife behandelt hat. Die beiden 6c-Touren liessen sich aber trotzdem noch gut zu klettern. Ich bekam diese von einem Mitfünfziger empfohlen, der diese Routen ungefähr in der halben Zeit von mir hochspazierte. Obwohl ich wusste, dass man Kletterer in diesem Alter keinesfalls unterschätzen sollte (..), war er trotzdem eine Ausnahmeerscheinung, der Routen bis 7b/7b+ normalerweise Onsight klettert. Heute wäre bloss sein Pausentag, sagte er noch...
Von Schuldgefühlen geplagt, Dani mit den Kleinen schon zulange alleine gelassen zu haben, machten wir rasch von dannen, und standen nur wenige Minuten später auf der Veranda, wo wir von der Meute freudig empfangen wurden. Schnell war das Badezeugs gepackt, um die letzten Stunden bei Tageslicht noch am Meer zu verbringen.
Projekte im Sektor Cattedrale nel Deserto:
- La Corte dei Miracoli 7b
- Assassinio nella Cattedrale 7a+
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06.10.2012 - Monte Monaco - Cattedrale nel Deserto (****)
(Monte Monaco - Sektor Cattedrale nel Deserto)
Heute war unser letzter Klettertag, diesen wollten wir für einmal stressfrei angehen, d.h. möglichst lange ausschlafen (was nicht möglich war), gemütlich frühstücken und Kaffee trinken, und schliesslich gemächlich zum Monte Monaco hochschlurfen. Leider liessen die Stimmen der Kletterer nichts Gutes erahnen, es würde heute noch rutschiger werden als gestern. Somit war die Motivation schon zu Beginn verflogen, und wir beliessen es mehr oder weniger beim ausklettern. Viel mehr wäre allerdings sowieso nicht mehr drin gelegen. Eine hektische Diskussion mit zwei Schweizern betr. Route bsetzä und Seil abziä brachte eine willkommene Abwechslung...
Donna Frugata 6c (**): Recht schöne, aber leider etwas inhomogene Wandkletterei an vorwiegend messerscharfen Tropflöchern, die kurze Crux an schlechten Leisten und Tritten folgt nach ca. 2/3 an der glatten Wandstelle.
>> Leider waren die Cruxleisten und Tritte extrem rutschig und für mich nicht kletterbar im Onsight.
Piedi Piedi 6b (**): Ziemlich abgekletterte, aber durchwegs griffige Aufwärmtour an Leisten und Sinter. Die Crux folgt kurz vor dem Stand.
>> Wahnsinn, die Griffe boten heute keinen Halt - es fühlte sich an, wie wenn man die Hände zuvor mit Seife eingerieben hätte.
>> Auch wenn ich wusste, dass wir zur falschen Zeit am falschen Ort waren, hatte ich schon etwas den Hänger - da kam ich doch nicht mal mehr eine 6b hoch! Die Ambitionen waren begraben...
Fuga di Cervelli 6b+ (**): Abwechslungsreiche und sehr technische Wandkletterei an zerfetzig scharfen Topflöchern.
>> Zuletzt wurde es ziemlich unübersichtlich, es waren keine Kletterspuren vorhanden. Da ich keinen Abflug riskieren wollte, setze ich mich ins Seil und checkte die Lage.
>> Absolutes Stürzen verboten Gelände!
Gambero Rosso 6b+ (**): Wand- und Kantenkletterei an zerfetzig scharfen Tropflöchern.
>> Absolutes Stürzen verboten Gelände, einmal mehr!
>> Tour am besten im Nachstieg abbauen, falls man von oben abbaut reibt das Seil beim Pendeln ständig über den sauscharfen Fels - dies ist einerseits beängstigend, so oder so aber sicher nicht gut für's Seil!
>> Normalerweise sind Routen von Maurizio Oviglia ein Garant für gute Touren - diese Resterschliessung hätte er sich allerdings schenken können.
Der heutige Klettertag war leider zu vergessen, im zentralen Wandteil war der Fels mit einer rutschigen Salzschicht überzogen, so dass der Kletterspass komplett auf der Strecke blieb! Kaum zu glauben wenn man bedenkt, dass es vor zwei Tagen hier wirklich super zum klettern war. So machten wir uns bald auf die Socken, und konnten dadurch noch einmal in aller Ruhe das warme und saubere Meer geniessen, und dazu die obligaten Gelati naschen. Später am Abend liessen wir es uns im Sapori di Sicilia noch einmal richtig gut gehen.
Projekte im Sektor Cattedrale nel Deserto:
- La Corte dei Miracoli 7b
- Assassinio nella Cattedrale 7a+
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07.10.2012 - Heimreise
Alles hat einmal ein Ende, so blieb auch uns nichts anderes übrig, als viel zu früh wieder arrivederci zu sagen und alla prossima! Die Heimreise, obwohl ein wenig Freude bereitender Moment, verlief ohne Pannen und Stress. Das Mietauto ohne Kratzer abgegeben, und auch genügend früh eingecheckt mit all dem Baby-Gepäck, konnten wir schon bald den Flieger besteigen, und erreichten zwei Stunden später die kalte und nasse Schweiz. Auch hier Stand bereits das Familientaxi bereit, was uns eine umständliche Schlepperei ersparte.
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Fazit:
Obwohl es schlussendlich noch viel wärmer war als wir erwartet hatten, konnten wir mehr oder weniger prima klettern, es verlangte einfach etwas zusätzliche Flexibilität und Disziplin, den Wecker zu stellen um relativ früh am Fels zu sein. Dagegen konnten wir noch jeden Tag im warmen Meer baden, was natürlich vor allem für die Kleinen ein grosser Spass war! So können wir nun wirklich sagen, dass in diesen Ferien ALLE auf ihre Kosten kamen.
Klettern mit Kindern in San Vito Lo Capo können wir absolut empfehlen! Es gibt viele Gebiete, wo man die Kleinen sorgenfrei und im Schatten platzieren kann, oft sind die Einstiegsbereiche eben und nicht absturzgefährlich (Cattedrale nel Deserto, Never Sleeping Wall, Grotta - Pineta). Dass die Kids einen Helm tragen, und nie direkt unter den Kletternden platziert werden sollten ist selbstverständlich. Es gibt auch diverse Sektoren mit leichten Routen im 4. und 5. Schwierigkeitsgrad, wo die Kids ihre ersten Vorstiege probieren können. Bei Downdays sorgt das Meer für die nötige Abwechslung.
Natürlich haben wir noch lange nicht alle Gebiete gesehen in San Vito, bei einem allfälligen Besuch in den Wintermonaten stünden sicher die Sektoren Crown of Aragon, Campo Base - Fakirella Beach und Cala Mancina - Grotta auf dem Plan. Auch die südlichen Salinella Sektoren würden weitere Besuche erfahren.
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Bemerkungen & weitere Infos:
// Beste Zeit zum klettern
Von Oktober bis Mai kann bei angenehmen Temperaturen geklettert werden, wobei es in den Randmonaten immer noch oder bereits sehr warm sein kann. In den Wintermonaten findet man sicher den besten Grip zum klettern, dafür kann es abseits der südseitig ausgerichteten Felsen sehr frisch sein, eine Dauenjacke dabeizuhaben ist dann sicher Pflicht. Auch ist das Wetter während der Wintermonate nicht immer stabil, Sonne und Regen sind ständig im Wechsel, Sintertouren bleiben dann länger nass. Wie auf Inseln üblich weht meist eine wohltuende bis frische Brise - auf Sizilien sind dies entweder der trockene Südwind (Scirocco) oder dann der kühle Nordwind (Mistral), welcher die nordexponierten Felsen (Cattedrale nel Deserto) mit einer salzhaltigen Schmierschicht zu überziehen vermag, und der Klettergenuss dann stark getrübt wird.
//Anreise
Bei einem Kurzaufenthalt am besten mit dem Billigflieger (Ryanair, Airberlin) von irgendeiner europäischen Destination nach Palermo oder Trapani. Dann mit dem Mietauto in einer Stunde nach San Vito Lo Capo.
Falls man zwei oder mehr Wochen in Sizilien verbringen, und allenfalls auch noch den Süden besuchen möchte, ist die Anreise mit dem Auto oder Camper sicher eine gute Option. Es fallen allerdings vier volle Tage der Reise zum Opfer (hin und zurück), man verbringt gegen 20 Stunden auf der Fähre von Genua nach Palermo. Für die Kids ist sicher auch dies ein tolles Erlebnis.
//Übernachten:
- In oder rund um San Vito Lo Capo findet man diverse, preisgünstige Hotels oder B&B's, wer sucht der findet.
- Camping La Pineta: Sehr gepflegter 4-Sterne Camping, mit eigener Pizzeria, Shop und Pool, nur wenige hundert Meter vom schönen Sandstrand und dem Zentrum von San Vito entfernt. Ideal wenn man mit Kids und Babywagen unterwegs ist, und das Wasser noch genügend warm zum baden ist. Der Camping liegt zudem nahe beim Monte Monaco, für alle anderen Klettergebiete ist eine mehr oder weniger kurze Autofahrt nötig.
- Camping El Bahira: Ein weiterer 4-Sterne Camping, direkt am riesigen Felsriegel Salinella gelegen, hier kann praktisch rund um die Uhr geklettert werden, in einigen Sektoren (u.a. Pipeline) sind sogar Scheinwerfer installiert)! Für alle anderen Klettergebiete ist eine mehr oder weniger kurze Autofahrt nötig. Um nach San Vito zu gelangen, muss man entweder einige Kilometer zu Fuss gehen, oder sich ebenfalls rasch ins Auto setzen.
//Einkaufen:
In San Vito gibt es diverse kleine Supermärkte, wo man sich mit allerlei Esswaren, Früchten und Hygieneartikeln eindecken kann. Im Zentrum von Custonaci befindet sich ein grösserer Supermarkt, bei der Kirche kann man sich dann gleich noch ein Gelati schnappen ;-) Ausser Souvenirshops und einigen teuren Geschäften an der Fussgängerzone gibt es sonst nicht viel zu holen in San Vito, einen Klettershop findet man noch immer nicht.
//Essen & Trinken:
Von Pizza, Pasta, Cous Cous, Fleisch, Fisch bis hin zu den feinen Dolci kann man seinen Magen in San Vito richtiggehend verwöhnen:
- Ein gutes, gepflegtes und sehr familienfreundliches Ristorante an der Hauptfussgängerzone in San Vito Lo Capo ist zum Beispiel das Sapori di Sicilia.
- Unsere bevorzugte Gelateria war die Ristobar Gelateria Il Gabbiano
- In Tonnara di Bonagia soll das Ristorante Cortile di Venere sehr empfehlenswert sein. Zum Beispiel nach einem Klettertag an der Never Sleeping Wall...
//Ruhetage:
- Besuch des Theaters und der Tempelanlage Segesta.
- Baden oder Wandern im Naturschutzgebiet Parco dello Zingaro. Am südlichen Ende befindet sich die grosse Baia di Guidaloca, etwas weiter nördlich erreicht man über die SP63 die schönen Buchten bei Tonnara di Scopello.
- Besuch des Naturschutzgebietes Riserva Naturale di Monte Cofano.
- Ausflug zur mittelalterlichen Stadt Erice, mit schöner Aussicht nach Trapani und zu den Egadi Islands. Das Cassata siciliana von Sig.ra Grammatico sollte man sich nicht entgehen lassen!
- Bootsausflug nach Favignana (Egadi Islands).
- In San Vito gibt es etliche Tauchbasen, natürlich auch die vom El Bahira.
//Links:
- Topos und Fotos aus erster Hand von Jim Titt.
- Ergänzungen und Topo Updates zum Kletterführer Sicily-Rock 2. Auflage (05/2012) findet man hier: klick!
- Eine aktuelle Routenliste von Klettereien auf Sizilien findet man hier: klick!
- Auf topoguide.de findet man viele detaillierte Infos, zB. hier und da.
- Sehr gute Infos und Fotos findet man auch auf palatinum.info.
- Und noch mehr Infos auf myclimb.de.
- Camping La Pineta und El Bahira.
Weitere Berichte zu Klettertouren in Sizilien auf chmoser.ch.
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Begehung | = Onsight = Rotpunkt = Flash = Durchstieg = Toprope = Projekt |
Bewertung (Klettertour) | * = Wenn man nichts Besseres zu tun hat! ** = Nicht sehr interessante Route *** = Schöne Route, empfehlenswert! **** = Sehr schöne Route, nicht zu versäumen! |
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