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 | Tourendetails Garmil 2003m, Gamidaurspitz 2309m, Rossstall 2456m |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 12.12.2012 |
Region | |
Kartennummer | 237 S Walenstadt, 1155 |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS-
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Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 17.8km
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Höhenmeter | 1800m 1800m |
Lawinenbulletin | erheblich (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NW |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Gamidaurtrilogie (Garmil 2003m, Gamidaurspitz 2309m, Rossstall 2456m), mit Dani
(Links Garmil 2003m, rechts Gamidaurspitz 2309m)
In den letzten Tagen waren schweizweit bis in die Niederungen zwischen 50-100cm Neuschnee gefallen (siehe Karte). Wir liessen uns somit nicht lumpen, und sind an diesem speziellen Tag (12.12.12) mit angeschnallten Latten in die frisch verschneite Winterwelt aufgebrochen. Die Wahl eines geeigneten Tourenziels gestaltete sich aufgrund rauer Mengen Neuschnees und erheblicher Lawinengefahr entsprechend schwierig. Die Seilbahn ins Lidernengebiet war ausser Betrieb; Rossstock und Konsorten, mit der Abfahrt hinunter nach Chäppeliberg, wären eine gute Option gewesen! Was stand sonst noch zur Wahl, ausser den üblichen Verdächtigen, oder derart flachem Gelände, dass man die Stöcke auch noch zum runterkommen brauchen würde? Nach längerer Telefonkonferenz einigten wir uns auf den Garmil, welcher zwar auch als Modetour galt, für uns aber trotzdem Neuland bedeutete. Zudem wollten wir uns die Option Gamidaurspitz offen halten, da man diesen mit einer geschickten Routenwahl auch bei nicht ganz optimalen Verhältnissen besteigen könnte. Aber dies wollten wir dann erst vor Ort entscheiden.
Start früh morgens bei eisigen -10 Grad in Hienzi an der Weisstannenstrasse. Aufstieg durch den tief verschneiten, in der Sonne glitzernden und vollkommen unberührten Winterwald. Die Bäume standen zeitweilig recht dicht, was uns immer mal wieder einen Blick auf die Karte werfen liess, bei dem vielen Schnee war die Wegfindung für Ortsunkundige nicht ganz offensichtlich. Als wir etwas an Höhe gewannen und sich der Wald etwas gelichtet hatte, wurde es bedeutend kälter, das Thermometer zeigte nun frostige -13 Grad. Nachdem wir oberhalb der Alp Ebenwald Pkt. 1411m eine kurze Pause eingelegt und die Taktik besprochen hatten, stiegen wir weiter über offenes, zauberhaft verschneites Gelände bis auf den Rücken von Burst und durch ein Waldstück bis zum Fürggli. Nachdem wir einige Meter in die Einsattelung Pkt. 1745m hinabgeschoben hatten, stiegen wir über den schönen Rücken bis auf die abgeblasene Gipfelabdachung des Garmil 2003m. Von hier genossen wir einen genialen Tiefblick hinunter nach Wangs, eine super Aussicht ins Rheintal und die umliegenden Berge, und wir hatten auch freie Sicht auf den Gamidaurspitz. Was wir sehen konnten stimmte uns durchaus positiv: das coupierte Gelände von Bastanggla würden wir so tief wie möglich queren, die eingeschneite Gipfelflanke resp. den abgeblasenen Vorgipfel auf dem Sommerweg ostseitig umgehen, und den Gipfel hintenrum via Baseggla erreichen können.
Der Plan war somit gemacht, und nachdem wir einige Kohlehydrate nachgeschoben hatten, wollten wir diesen in die Tat umsetzen. Vom Garmil sind wir über den stark verwechteten S-Grat zu Pkt. 1987m abgestiegen, dann wieder hoch bis auf ca. 2040m, bevor wir die coupierte N-Flanke von Bastanggla horizontal von E nach W querten. Einige Stellen waren leicht eingeblasen und weiter oben lauerten kleinere Wechten, doch war die Situation nie wirklich bedrohlich. Trotzdem wollten wir uns nicht zu lange in diesem schattig kalten Hang aufhalten und waren froh, als wir die abgeblasene Gratrippe auf der anderen Seite erreichten, und dem Sommerweg bis auf ca. 2180m folgen konnten. Hier gelangten wir schliesslich auf die sonnige E-Seite, wo sich uns eine völlig neue Welt offenbarte. Wir folgten dem NE-Grat des Gamidaurspitz bis zu seiner tiefsten Stelle, wo wir eine gute Möglichkeit sahen, in einigen Kehren über den 30 Grad steilen SE-Hang wieder auf den Grat hochzusteigen, um die letzten Meter zu Fuss über die steile NE-Flanke auf den Gipfel hochzuklettern. Die Schleife über Baseggla konnten wir uns somit schenken. Es verlief alles nach Plan, und so gelangten wir nach einer kurzen Portage über die Steilstufe auf das flache Gipfelplateau des Gamidaurspitz 2309m. Da wir gerade so im Schuss waren, liessen wir die Beine noch nicht baumeln, sondern legten einen Schlussspurt zum Rossstall 2456m an den Tag. Die vielen Steinmänner zeugen vom Rummel im Sommer (der Rossstall ist eine Station der Pizoler 5-Seen-Wanderung), im Winter dagegen ist dieser Ort total verlassen und einsam.
Nachdem wir hier eine ausgiebige Pause genossen hatten, sind wir in lockerem Pulver über den breiten Rücken von Baseggla abgefahren, bevor wir nach kurzem Gegenanstieg ein zweites Mal den Gamidaurspitz erreichten, und uns für die Abfahrt über die N-Flanke bereit machten. Wir sind direkt vom Gipfel abgefahren resp. entlang der Aufstiegsspur abgerutscht, was bei Gegenverkehr eher nicht zu verantworten wäre :-) Anschliessend hatten wir in die Gipfelfalllinie gequert, und sind nach kurzem Zögern die bis zu 35 Grad steile Flanke in den Kessel von Rossplangg abgefahren. Der Schnee war hier etwas vom Wind bearbeitet, aber trotz leichtem Deckel immer noch super zu fahren. Nachdem die Beine zu brennen aufgehört hatten, sind wir über offene Hänge, nun in feinstem Lockerschnee, über Ober Vermii 1878m nach Unter Vermii 1551m hinuntergerauscht.
Der Spass fand hier ein jähes Ende, denn jetzt hiess es ca. einen Kilometer lang stöckeln bis nach Hinterwald Pkt. 1460m, wo wir schliesslich wieder auf unsere Aufstiegsspuren trafen. Ab hier dann eher weniger spannend, der Spur durch den dichten Wald folgend, hinunter nach Hienzi. Für mich hiess es nun nach Hause fahren und Sachen trocken für eine weitere Unternehmung am folgenden Tag. Und Dani, ganz nach dem Motto 'nach der Tour ist vor der Tour', machte sich unmittelbar zu einer Nachtskitour Richtung Wildspitz auf - ganz schön verrückt ;-)
//Fazit:
Eine geniale und abwechslungsreiche Tour an einem fantastischen Wintertag! Es war ein grosses Privileg, an einem Wochentag die ersten Auf- und Abfahrtsspuren in den tiefen Schnee zu zeichnen! Einziger Wehrmutstropfen war die zuletzt wenig spannende Abfahrt von Unter Vermii bis ins Tal; hier wären wir wohl besser erneut ins Fürggli Pkt. 1745m aufgestiegen, um dann über's Geissloch nach Hienzi oder Wangs abzufahren, hätten wir es bloss gewusst!
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Die Zeiten:
Start in Hienzi Pkt. 838m um 08.10 Uhr.
Ankunft Garmil 2003m um 11.18 Uhr.
>> Die Wegfindung war im unteren Abschnitt für uns nicht ganz einfach.
Start Garmil 2003m um 11.36 Uhr.
Ankunft Gamidaurspitz 2309m um 12.35 Uhr.
>> Ging erstaunlich leicht von der Hand.
Start Gamidaurspitz 2309m um 12.36 Uhr.
Ankunft Rossstall 2456m um 12.58 Uhr
>> Über 1km Horizontaldistanz.
Start Rossstall 2456m um 13.28 Uhr.
Start Gamidaurspitz 2309m um 13.48 Uhr.
Ankunft Unter Vermii Pkt. 1551m um 14.05 Uhr.
Ankunft Hinterwald 1450m um 14.30 Uhr.
Ankunft in Hienzi Pkt. 838m um 14.55 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks (Rundtour)
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Das Lawinenbulletin lag heute immer noch auf erheblich für Neu- und Triebschnee ab 1600m. Das Gebiet um den Gamidaur wurde in höheren Lagen tatsächlich stark vom Wind bearbeitet, je nach Exposition etwas mehr oder weniger. Die Kammlagen waren oft abgeblasen. Wir konnten den ganzen Tag keine Wummgeräusche oder spontane Lawinenaktivität ausmachen.
Mit der nötigen Erfahrung und einer geschickten Routenwahl ist der Gamidaurspitz auch bei erheblicher Lawinengefahr zu verantworten. Allerdings müssen die Verhältnisse vor Ort geprüft werden (rollende Planung), allenfalls muss man auf den relativ steilen, nordseitigen Gipfelhang verzichten.
Steile Abfahrtsvariante vom Garmil (nur bei sicheren Verhältnissen und Pulverschnee bis ins Tal zu empfehlen): Vom Fürggli Pkt. 1745m über die schönen N/NE-Hänge von Geissloch, Alp Wald, Weidbünten, Hintere Maienberge und Rueboden nach Wangs Pkt. 531m. Von Alp Wald, genannt auch Alp Gampidels, könnte man auf der Waldstrasse Richtung NW zurück nach Hienzi gelangen.
Noch steilere Abfahrtsvariante vom Rossstall 2456m gesichtet: Via Chuetschingel und Chrutplang kann nach Furt 1505m abgefahren werden. In der Engstelle oben ist das Gelände gegen 45 Grad steil. Es handelt sich um felsdurchsetzte NE-Hänge, somit sind Schneeverhältnisse wahrscheinlich selten gut, allenfalls etwas für den Hochwinter.
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