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 | Tourendetails Alpbigligenstöckli 1958m, Firzstock 1923m |
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Tourenart | Skitour |
Datum | 13.12.2012 |
Region | |
Kartennummer | 237 S, SAC Skitouren Glarus-St. Gallen-Appenzell |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | ZS- 3.1/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 14.1km
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Höhenmeter | 2050m 2050m |
Lawinenbulletin | erheblich (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | N-NW |
Ideale Zeit | Hochwinter |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | Deluxe! |
Beschreibung | Alpbigligenstöckli 1958m & Firzstock 1923m, mit Patrick
(Alpbigligenstöckli 1956m N-Flanke)
Wir wollten die Gunst der Stunde nutzen, um einen weiteren Voralpenknaller an den Tag zu zaubern. Heute sollten es zwei unscheinbare und wenig prominente Gipfel südlich des Walensees sein, deren Befahrung ebenfalls gute Schneeverhältnisse bis in tiefe Lagen voraussetzen; man startet immerhin auf einer Höhe von weniger als 700m.ü.M! Diese Kombi-Tour stand schon seit einiger Zeit auf der Liste (besten Dank für den Input); so galt es nur noch, diese bei entsprechenden Verhälntnissen in die Tat umzusetzen.
Start bei frostigen -7 Grad in Haselboden 675m. Wie zu erwarten fanden wir ausser Wild- noch keine anderen Spuren vor, und so erhielten wir erneut das Privileg, eine eigene Spur Richtung Berg zu legen. Mit Patrick läuft das wie am Schnürchen (as usual), und so gewannen wir schnell an Höhe. Es war aber schon ein komisches Gefühl, durch tief verschneite Landschaften zu wandeln, um nach einiger Zeit erst einmal die Höhenmarke von 1000m.ü.M. zu knacken. Über Ober Gäsi Pkt. 1196m und Steinboden gelangten wir unter die Ostflanke des Firzstock, und konnten erstmals auf die vermeindlich steile N-Flanke des Alpbigligenstöcklis blicken. Rasch querten wir die bereits mehrheitlich entleerten Hänge unter der Firzstock Ostflanke, bis wir in den Kessel von Geeren ca. 1700m gelangten. Hier fassten wir den Entschluss, direkt über die N-Flanke auf den Gipfel zu steigen, und nicht den Umweg über Pkt. 1893m zu machen. Denn von nahem sah der Hang nun nicht mehr wirklich steil oder uneinnehmbar aus, bei geschickter Wahl würde man mit Stellen von vielleicht 30 Grad oder leicht drüber durchkommen. Zudem konnten wir in der ganzen Flanke keinen Windeinfluss ausfindig machen, der Schnee lag noch immer ungebunden da, und am Gipfelgrat waren kaum Wechten vorhanden, die abzubrechen drohten und einen Spontanrutsch auslösen konnten. So gelangten wir schliesslich in wenigen Kehren auf den Gipfel, das ging viel leichter von den Füssen als erwartet. Wir machten bis hierhin keine Pause im eigentlichen Sinne, denn während der eine vorne am arbeiten und schwitzen war, konnte sich der andere hinten reinhängen, etwas trinken, essen und erholen.
Nachdem wir im Schatten des Mürtschenstocks eine sonnige Pause eingelegt hatten, machten wir bereit für die Abfahrt über die steile Alpbigligenstöckli N-Flanke. Der Schnee in der Flanke war noch ungebunden und von Windeinfluss verschont geblieben, dies hatte uns dazu bewogen, praktisch in Gipfelfalllinie die Flanke hinunterzurauschen, und dies in allerfeinstem, samtweichem und knietiefen Pulverschnee! Im oberen Abschnitt war das Gelände zwischen 35-40 Grad steil, im Couloir dann bis zu 45 Grad, zuletzt flach auslaufend nach Geren. Nachdem wir die langweilige Querung unter der Ostflanke des Firzstocks hinter uns gelassen hatten, ging es furios weiter bis Ober Gäsi Pkt. 1196m - was für eine grandiose Abfahrt, perfekter Powder ohne Ende!
Bei Ober Gäsi Pkt. 1196m hatten wir schliesslich wieder angefellt, und sind nach einer kleinen Stärkung Richtung Firzstock gestartet. Wir hatten grosses Glück, denn inzwischen hatten sich zwei weitere Tourengänger ins Gebiet verirrt, und eine schöne, offensichtlich ortskundige Spur Richtung Firzstock angelegt. Dies kam uns gerade recht, so konnten wir auf Tempo machen, und die verbleibende Kraft für die Abfahrt sparen. Die Spur folgt mehr oder weniger dem Ostabbruch, zwischen Bäumen und Strächern hindurch, und ist so relativ lawinensicher, bei erheblicher Lawinengefahr durchaus zu verantworten. Die steile Gipfelflanke ist am N-Grat sowieso meist abgeblasen, auch hier kann man meist problemlos aufsteigen. So kam es, dass wir nach etwas mehr als einer Stunde bereits auf dem einsamen Gipfel des Firzstock 1923m standen (die Vorgänger hatten bereits das weite gesucht und im Abschnitt Ober/Unter Gäsi eine super Abfahrtsvariante vorgespurt), und eine lange und erholsame Pause einschalten konnten.
Dann endlich ging es wieder talwärts. Die Gipfelflanke war nur auf den ersten Metern verblasen, schon bald fuhren wir mittig den gegen 30 Grad steilen Hang in bestem Pulver zur die Alp Firz hinunter, wow war das ein Auftakt! Weiter ging's dann in traumhaftem Pulver entlang der Aufstiegsspur, über den Rücken von Schutz, bis nach Guldiboden 1200m. Nun folgten wir nicht der Alpstrasse zurück nach Ober Gäsi, sondern den Spuren, welche nordwärts den Guldiboden hinab führten Richtung Stöckwald. So eine gewagte Spur könnte nur von Locals stammen, dachten wir uns, und wir sollten Recht behalten. Der Guldiboden bot noch einmal fantastisches Skigelände, bevor die Spur am Ende der Lichtung nach rechts (Ost) in den Wald hinein, und schliesslich wieder nordwärts, in einer Rinne durch den Jungwald, talwärts führte. Die Bäume standen nicht sehr dicht, so konnten wir es richtig krachen lassen. Und plötzlich standen wir auf ca. 980m wieder vor der Aufstiegsspur, einfach der Oberhammer! Nun folgten noch 300hm in offenem Gelände, aber auch die restliche Abfahrt bis zum Auto war noch vom Allerfeinsten, der Schnee verdiente immer noch die Höchstnote! Auch als wir uns bereits auf dem Heimweg befanden, konnten wir es noch immer nicht fassen, welch perfekten Tag wir heute eingezogen hatten, wir waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort...
//Fazit:
Was für ein verrückter Tag, wieder hatten wir mit der Wahl des Gebiets ein goldenes Händchen bewiesen, wie bereits gestern auf der Gamidaurtrilogie! Heute waren die Abfahrten allerdings um ein x-faches besser, da das Gelände durchwegs steiler war, aber trotzdem hatten wir uns nach persönlicher Einschätzung nie im kritischen Bereich bewegt.
Bei guten Schneeverhältnissen gewiss eine Skitour mit grossem Wiederholungspotential, welcher der Mutteri-/Redertenkombi in nichts nachsteht! Im Gegenteil, die Gegend ist weit einsamer als im hinteren Wägital, das Gelände ist perfekt zum skifahren, und je nach Verhältnissen sind steilere oder weniger steile Abfahrtsvarianten möglich. Und dann bleibt natürlich noch der wunderbare, kontrastreiche Blick auf den tiefblauen Walensee zu erwähnen. Die optimale Zeitspanne dürfte sich im Gegensatz zum Wägital hier allerdings von Dez-Feb beschränken, anschliessend wird man hier kaum mehr ausreichend Schnee zum skifahren finden.
(Firzstock 1923m NW-Flanke)
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Facts Alpbigligenstöckli N-Flanke:
Höhe 200m, 3.1. Im oberen Abschnitt 35-40 Grad steil, im Couloir gegen 45 Grad, flach auslaufend. Vorsicht vor Gipfelwechten.
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Die Zeiten:
Start in Haselboden 675m um 08.25 Uhr.
Ankunft Alpbigligenstöckli 1958m um 11.13 Uhr.
>> Alles gespurt.
Abfahrt Alpbigligenstöckli 1958m um 11.30 Uhr.
Ankunft Ober Gäsi Pkt. 1185m um 11.45 Uhr.
>> First Lines, furios & grandios!
Start Ober Gäsi Pkt. 1185m um 11.55 Uhr.
Ankunft Firzstock 1923m um 12.58 Uhr.
>> 1h3min für 738hm.
Abfahrt Firzstock 1923m um 13.30 Uhr.
Ankunft Haselboden 675m um 13.55 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks (1. Abschnitt)
GPS-Tracks (2. Abschnitt)
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Das Lawinenbulletin lag heute immer noch auf erheblich für Neu- und Triebschnee ab 1800m. Da der Schnee in der Alpbigligenstöckli N-Flanke noch ungebunden war, entschieden wir uns spontan, direkt über die Flanke aufzusteigen und abzufahren.
Im steilen Gipfelhang des Alpbigligenstöcklis geht immer mal wieder eine Lawine ab, auch schon mit tragischen Folgen... Hier ein Foto vom 26.02.2011 einer fernausgelösten Lawine: klick!
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