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 | Tourendetails Piz Darlux 2642m, Tschimas da Tisch 2872m, Piz Blaisun 3200m |
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Tourenart | Alpine Skitour |
Datum | 31.12.2012 |
Region | |
Kartennummer | SAC Skitouren Graubünden Süd, 1237 Albulapass, 258 S Bergün |
Link zum Kartendienst |  |
Anforderung | S- 4.1/E1 |
Besucherandrang | Schwach frequentiert |
Kondition | A |
Distanz | 23.3km
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Höhenmeter | 1500m 2700m |
Lawinenbulletin | erheblich (siehe Slf-Archiv) |
Exposition | Alle Exp. |
Gipfel erreicht? | Ja |
Bewertung (Erlebniswert) | schön |
Beschreibung | Piz Darlux 2642m, Tschimas da Tisch 2872m, Piz Blaisun 3200m, mit Marcel
(Tschimas da Tisch 2872m E-Flanke)
Spontan ergab sich die Möglichkeit, mit Marcel auf eine spannende Silvestertour zu gehen. Nach kurzer und knapper Analyse der Situation entschieden wir uns für den Piz Blaisun, die Abfahrt über die steile SW-Flanke sollte ohne grösseres Risiko drinliegen, und der Föhn sollte auch erst gegen Nachmittag an Stärke zulegen. Vor beinahe zehn Jahren war ich mit dem SAC an diesem formschönen Berg unterwegs, im Aufstieg über den Nordgrat mussten wir dann allerdings die Segel streichen. Somit gab es für mich hier noch eine Rechnung zu begleichen.
Ab Bergün 1400m ging es zuerst einmal mit den Skiliften hinauf zur Bergstation Piz Darlux 2561m (2x mit Sessellift=warm einpacken, 1x mit Schlepplift=Felle im Sack behalten). Nachdem wir völlig durchgekühlt die Felle montiert hatten, konnte es wenig später endlich losgehen. In wenigen Minuten erreichten wir den Gipfel des Piz Darlux 2642m, und stiegen sogleich weiter, alles über den abgeblasenen Grat, bis auf den Tschimas da Tisch 2872m. Der Aufstieg zog sich etwas in die länge und der Schnee war durchgehend hart, so mussten wir im Schlussanstieg statt auf den Fellen vorwiegend auf den Kanten hochsteigen.
Auf dem Gipfel empfingen uns schon einmal die böigen Vorboten des angekündigten Föhnsturms, die Temperaturen waren allerdings verhältnismässig mild und so war es noch gut erträglich. Nachdem wir sehen konnten, dass die Piz Blaisun SW-Flanke bereits von der Sonne beschienen wurde, und noch keine Aufstiegsspur Richtung Fuorcla Pischa vorhanden war, freuten wir uns erst einmal auf eine sonnige Pulverabfahrt tief hinunter ins schattige Val Plazbi 2165m. Über die bereits vorhandenen Abfahrtsspuren waren wir nicht unglücklich, denn der Gipfelhang ist recht steil und durchaus lawinengefährlich! Vom Gipfel bis ins Tal fanden wir perfekten Pulver oder Presspulver und beinahe unverspurtes Gelände, das war bereits ein super Auftakt, noch vor dem eigentlichen Tagesziel!
Nachdem wir uns kurz gestärkt hatten, machten wir uns auf Richtung Fuorcla Pischa 2871m respektive Piz Blaisun 3200m. Angesichts der physischen Vorbelastung von vorgestern und gestern ging das Spuren noch relativ locker von den Füssen, trotzdem war ich froh, als Marcel ab 2630m das Zepter übernommen hatte. Kaum hatten wir die Lücke erreicht sahen wir auch bereits, dass es wie erwartet nicht klappen würde mit einem Skiaufstieg über den breiten, zunehmend steiler werdenden Nordgrat (zumindest ein Stück weit). Der Grat war komplett abgeblasen und der Schutt lag frei in der Gegend herum. Somit hatten wir die Skis aufgebunden, und uns an den vermeindlich kurzen Fussaufstieg zum Gipfel gemacht. Schnell gewannen wir an Höhe, doch nach ungefähr einem Drittel der Wegstrecke fingen die Probleme an. Die rutschige Griessschneeauflage auf dem schuttigen Untergrund machte das gehen zunehmend anstrengend und beschwerlich, bei zwei Schritten hoch ging's wieder einen Schritt zurück. Der breite Gratrücken war grundsätzlich unspektakulär und kaum absturzgefährlich, durch die 350hm ohne Abflachung stellte sich zuletzt aber trotzdem eine Art Exponiertheit ein. Schliesslich erreichten wir doch noch den Ausstieg am stark verwechteten, auf der anderen Seite steil abfallenden Ostgrat, und folgten diesem in wenigen Schritten zum spitzen Gipfel. Der Föhn hatte unterdessen an Intensität zugenommen und bliess uns nun richtig um die Ohren, das war Ambiance pur! Die Sonne strahlte aber noch immer um die Wette und die Weitsicht war fantastisch, u.a. konnten wir in der Ferne sogar diesen prominenten Glarner ausmachen.
Lange wollten wir trotzdem nicht hier verweilen. Nachdem wir ein paarmal leer geschluckt hatten (immerhin ging es in der SW-Flanke 500hm in die Tiefe), machten wir uns schon bald bereit für die Abfahrt. Würde man vom Gipfel eine direkte Linie wählen, dann wäre die Einfahrt 45 Grad steil, oder noch mehr. Da wir der Unterlage nicht zu 100% vertrauten, und auch viele versteckte Steine unter der dünnen Schneeschicht lauerten, zogen wir es vor, die ersten 120hm am Westgrat abzufahren, bevor wir dann mittig in die Flanke stachen. Ab hier dann super Presspulver und immer noch beachtlich steil, wow! Nach unzähligen, kurzen Schwüngen und höllisch brennenden Oberschenkeln brachten wir die Skis auf 2700m schliesslich zum stehen. Das war nun wirklich vom Allerfeinsten, besser geht's nicht mehr! Weiter sind wir dann, immer noch in bestem, gut gesetztem Pulverschnee, bis ca. 2500m abgefahren, bevor wir begonnen hatten, unter den Südhängen des Piz Üertsch 3267m zu queren und die Höhe zu halten, um letztendlich zu den Terrassas zu gelangen, und von dort auf die Albulapassstrasse resp. zum Ospitz 2312m abzufahren. Dieser Abschnitt war eher mühsam, da wir kurzzeitig noch einmal etwas ansteigen mussten; wären wir aber vorher direkt zum Albulasee abgefahren, hätten wir ebenso mühsam bis zum Ospitz stöckeln müssen. Nun ja, schliesslich erreichten wir das Ospitz, und gelangten anschliessend auf der Albulapassstrasse, einer schmalen Spur folgend, erneut mit viel Stockeinsatz, hinunter nach Preda 1789m. Da wir gerade so im Schuss waren, und schon immer mal die berühmte Schlittelbahn ausprobieren wollten, nahmen wir nicht den Zug, sondern kurvten die eisige Schlittelpiste hinab, um mit viel Schuss unmittelbar neben dem Auto zu landen, prima gelaufen!
(Piz Blaisun 3200m, die SW-Flanke bereits an der Sonne)
//Fazit:
Wir wollten zuerst bei frühem Start den langen Marsch via Chants ins Val Plazbi unter die Füsse nehmen, hatten uns schliesslich aber für die kräftesparende Variante über Tschimas da Tisch, mit Abfahrt über die E-Flanke ins Val Plazbi entschieden. Dies war heute sicher die bessere Wahl, konnten wir hier bereits besten Pulverschnee geniessen! Wir waren nicht unglücklich, dass hier bereits einige Abfahrtsspuren vorhanden waren, denn dieser Hang ist nicht ganz ohne. Die Abfahrt über die SW-Flanke des Piz Blaisun war schlussendlich steiler und eindrücklicher als wir angenommen hatten! Leider war die Schneeauflage im Gipfelbereich eher dünn, was uns die ersten Meter zuerst vorsichtig entlang dem W-Grat abfahren liess, bevor wir direkt in die Flanke hineingestochen sind. Die beinahe 15km zurück nach Bergün waren dann leider weniger spannend, aber für den Gegenanstieg zum Igl Compass 3016m fehlte für einmal die Motivation, und zeitlich waren wir sowieso bereits spät dran, da wir beide noch Silvestervorbereitungen zu treffen hatten.
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Facts Tschimas da Tisch E-Flanke:
200hm, durchgehend 35 Grad steil. Früh an der Sonne. Die unteren Hänge ins Val Plazbi sind bis 40 Grad steil.
Facts Piz Blaisun N-Grat:
350m, 35 Grad steil, Steigeisen und Pickel sind nicht zwingend.
Facts Piz Blaisun SW-Flanke:
500m, direkt vom Gipfel hinunter >45 Grad steil, falls man zuerst einige Meter dem W-Grat hinab folgt nur noch 40-45 Grad steil. Sonne bereits ab 10.30 Uhr (Ende Dez).
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//Die Zeiten:
Start Bergstation Piz Darlux 2561m um 09.40 Uhr.
Ankunft Piz Darlux 2642m um 09.49 Uhr.
Ankunft Tschimas da Tisch um 10.21 Uhr.
Abfahrt Tschimas da Tisch um 10.34 Uhr.
Ankunft Val Plazbi 2165m um 10.48 Uhr.
Start Val Plazbi 2165m um 10.55 Uhr.
Ankunft Fuorcla Pischa 2871m um 12.23 Uhr.
Start Fuorcla Pischa 2871m um 12.34 Uhr.
Ankunft Piz Blaisun 3200m um 13.30 Uhr.
Abfahrt Piz Blaisun 3200m um 13.43 Uhr.
Ankunft Albulapass 2300m um 14.32 Uhr.
Ankunft Preda 1789m um 15.00 Uhr.
Ankunft Bergün Skiliftanlagen um 15.15 Uhr.
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GPS-Profil
GPS-Tracks
Wegpunkte
Die Wegpunkte der gesamten Tour können hier heruntergeladen werden (gpx file).
Bemerkungen:
Das Lawinenbulletin lag heute auf Erheblich für älteren Triebschnee ab 2200m der Expositionen SW-N-SE, von SW-S-SE galt mässige Lawinengefahr. Somit waren wir mit der Wahl der SW-Flanke am Piz Blaisun auf der sicheren Seite. Die E-Flanke der Tschimas da Tisch dagegen lag immer noch im Erheblich Bereich - wir waren nicht unglücklich, dass bereits einige Abfahrtsspuren vorhanden waren.
Die SE-Flanke des Piz Blaisun kann auch abgefahren werden, im Gipfelbereich sehr steil, Vorsicht vor Wechten und Triebschnee!
Der Piz Blaisun 3200 kann gut mit dem Piz Pischa 3171m kombiniert werden, d.h. von Fuorcla Pischa 2871m steigt man zuerst über die SE-Flanke auf den Piz Pischa (ev. ohne Gepäck), fährt zurück zur Lücke und steigt anschliessend über den N-Grat auf den Piz Blaisun. Allerdings muss man sich ranhalten und die Temperaturen sollten konstant kühl sein, um in der SW oder SE-Flanke noch gute (sichere) Verhältnisse zu haben, und nicht zu spät dran zu sein.
Oder dann kombiniert man den Piz Blaisun 3200 mit dem Igl Compass 3016m, ab Terrassas ca. 2480m via Fuorcla Zavretta 2901m, dies erspart den langweiligen und flachen Rückweg entlang der Albula-Passstrasse, und macht kaum mehr als eine Stunde extra.
Um mit den Liftanlagen von Bergün auf den Piz Darlux zu gelangen, muss eine Tourenkarte für Chf 25.-- gelöst werden (Halbtax nicht gültig).
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